Zusammenfassung
Es ist schon so: Auch ältere Menschen sehen im Freizeitsport, ob nun Neueinsteiger oder Personen, die mit "ihrem" Sport nie aufgehört haben, einen Teil des eigenen Lebensstilkonzepts. Und dass sportliche Aktivitäten nicht nur aus gesundheitlichen Gründen getan sondern auch als kulturelle Bereicherung gesehen werden können, ist ebenso einleuchtend. Ziel dieser Arbeit war es, inwieweit der Sport als kulturelles Konsumgut auch als Distinktionsmittel eingesetzt wird und ob die Wahl einer Sportart (mit ihrem entsprechenden Prestige) von der sozialen Stellung der Akteure abhängt. Zwar hat sich das Sportangebot in den letzten Jahrzehnten vervielfältigt; werden aber die Sportarten zufällig nach Lust und Laune gewählt oder berechenbar als schichtspezifisches Kulturgut, sofern es noch typische Sportarten für den kleinen oder großen Mann gibt?
Fünf Freizeitsportler, vier davon über, einer unter 60 Jahren, die fünf verschiedene Sportpraxen repräsentieren, wurden für diese Arbeit mündlich interviewt.
Zwar können bestimmte Sportpraxen als Distinktionsmittel verstanden und benutzt werden, sofern die Sportart auch die Möglichkeit dazu lässt. Ebenso konnte gezeigt werden, dass die ob bewusste oder unbewusste Wahl der Sportart mit ihren Regeln und Praktiken dem Köperschema aber auch dem ethischen Moralverständnis der Akteure entsprechen muss, da man sich schließlich in der Sportart wohlfühlen will. Die These, dass der Sportgeschmack der sozialen Stellung entspringt, konnte nicht bestätigt werden.
Dennoch: Distinktionen können durch symbolische Strukturierung der Gesellschaft, in der natürlich auch ältere Menschen dazugehören, in Form von Lebensstilen sichtbar werden. Distinktionsstrategien sollen jedoch nicht als bewusste Strategien (demonstrativer Luxuskonsum) oder gar als Befolgung von Regeln, sondern, wenn überhaupt, als größtenteils unbewusste, vom Habitus generierte Strategien interpretiert werden. Somit ist der Geschmack nicht eine bloße Meinung oder Werthaltung. Eher graben sich die Geschmackspräferenzen und Habitusstrukturen in die einzelnen Körper ein und werden zu Dispositionen der Körper. Trotzdem ist der Geschmack keine Naturgabe.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Sport als Distinktionsmittel
- Bourdieus Kultursoziologie
- Der Habitusbegriff
- Der Habitus als Gedächtnisstütze
- Der Klassenhabitus
- Das Habituskonzept zwischen Determinismus und Freiheit
- Der Kapitalbegriff
- Soziale Klassen und Soziale Stellung
- Der Raum der Lebensstile und der Geschmacksbegriff
- Der Sportgeschmack von sozialen Klassen
- Der Habitusbegriff
- Ältere Menschen und ihre gesellschaftliche Stellung
- Demografische Entwicklung
- Wann ist man alt? Grenzen und Definitionen
- Soziale Ungleichheit im Alter
- Die Lebenssituation der Älteren
- Sport im Alter
- Anlage der Untersuchung
- Gegenstand der Untersuchung
- Methodologische Grundentscheidung
- Forschungsfrage
- Operationalisierung
- Auswahl der Probanden
- Erhebungsinstrumente
- Datenauswertung
- Das Kategoriensystem
- Die Kurzportraits
- Diskussion
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Sportgeschmack und sozialer Struktur im Alter. Ausgehend von Bourdieus Kultursoziologie wird die Hypothese geprüft, ob die Wahl der Sportart im Alter auch als Distinktionsmittel dient, d.h. zur Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Schichten. Die Studie kombiniert dabei kultursoziologische Ansätze mit der Betrachtung der Situation älterer Menschen im Sport.
- Sportgeschmack als Distinktionsmerkmal im Alter
- Anwendung von Bourdieus Habitus- und Kapitalkonzept auf den Alterssport
- Soziale Ungleichheit und Sportengagement im Alter
- Qualitative Untersuchung des Sportgeschmacks bei älteren Menschen
- Analyse der Lebenssituation und des Sportverständnisses verschiedener Probanden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung des lebensalterbezogenen Sportengagements für verschiedene Bereiche der Sportwissenschaft. Sie hebt den demografischen Wandel und das zunehmende Interesse an Alterssport hervor. Die Arbeit hinterfragt dabei den vermeintlich individuellen Sportgeschmack und untersucht, inwiefern dieser auch aus Distinktionsbestrebungen resultiert. Die Forschungsfrage wird formuliert: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sportgeschmack und Sozialstruktur im Alter?
Der Sport als Distinktionsmittel: Dieses Kapitel (vermutlich) vertieft die Forschungsfrage und analysiert, wie der Sport als Mittel der sozialen Abgrenzung und Distinktion verwendet werden kann. Es wird die Brücke zwischen dem Thema Alterssport und dem theoretischen Rahmen der Arbeit schlagen.
Bourdieus Kultursoziologie: Dieses Kapitel stellt das theoretische Fundament der Arbeit dar und erläutert die zentralen Konzepte von Pierre Bourdieus Kultursoziologie, insbesondere den Habitus-, Kapital- und Geschmacksbegriff. Es wird vermutlich detailliert auf die Relevanz dieser Konzepte für die Untersuchung des Sportgeschmacks eingegangen.
Ältere Menschen und ihre gesellschaftliche Stellung: Dieses Kapitel beleuchtet die soziodemografische Situation älterer Menschen, ihre soziale Ungleichheit und die Bedeutung von Sport im Alter. Es bietet den Kontext für die spätere Analyse der Probanden und ihren Sportgeschmack.
Anlage der Untersuchung: Dieses Kapitel beschreibt die Methodik der Untersuchung, die Forschungsfrage, die Operationalisierung, die Auswahl der Probanden und die verwendeten Erhebungsinstrumente. Es erläutert den Forschungsansatz und das Kategoriensystem zur Datenauswertung.
Die Kurzportraits: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Fallstudien anhand von Kurzportraits verschiedener Probanden. Die einzelnen Portraits beleuchten die individuellen Sportgeschmäcker im Kontext der jeweiligen sozialen Situation.
Schlüsselwörter
Sportgeschmack, Alterssport, soziale Distinktion, Pierre Bourdieu, Habitus, Kapital, soziale Ungleichheit, qualitative Forschung, Lebenstil, Demografie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Sportgeschmack und soziale Struktur im Alter
Was ist das Thema der Studie?
Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Sportgeschmack und sozialer Struktur im Alter. Sie prüft die Hypothese, ob die Wahl der Sportart im Alter auch als Distinktionsmittel dient, um sich von anderen sozialen Schichten abzugrenzen.
Welche theoretische Grundlage verwendet die Studie?
Die Arbeit basiert auf Pierre Bourdieus Kultursoziologie und seinen Konzepten von Habitus, Kapital und Geschmack. Diese Konzepte werden verwendet, um den Sportgeschmack älterer Menschen im Kontext ihrer sozialen Lage zu analysieren.
Welche Aspekte der sozialen Situation älterer Menschen werden betrachtet?
Die Studie beleuchtet die soziodemografische Situation älterer Menschen, ihre soziale Ungleichheit und die Bedeutung von Sport im Alter. Es wird untersucht, wie sich die Lebenssituation auf den Sportgeschmack auswirkt.
Welche Forschungsmethode wird angewendet?
Es handelt sich um eine qualitative Studie. Die Methodik umfasst die Formulierung einer Forschungsfrage, die Operationalisierung, die Auswahl von Probanden, die Verwendung von Erhebungsinstrumenten (nicht näher spezifiziert im Preview), die Datenauswertung und die Entwicklung eines Kategoriensystems.
Wie werden die Ergebnisse präsentiert?
Die Ergebnisse werden in Form von Kurzportraits verschiedener Probanden präsentiert, die ihren individuellen Sportgeschmack im Kontext ihrer sozialen Situation beleuchten.
Welche Schlüsselbegriffe sind für die Studie relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Sportgeschmack, Alterssport, soziale Distinktion, Pierre Bourdieu, Habitus, Kapital, soziale Ungleichheit, qualitative Forschung, Lebenstil, Demografie.
Welche Kapitel umfasst die Studie?
Die Studie beinhaltet eine Einleitung, Kapitel zu Sport als Distinktionsmittel, Bourdieus Kultursoziologie, der gesellschaftlichen Stellung älterer Menschen, der Untersuchungsanlage, die Kurzportraits der Probanden, eine Diskussion und eine Zusammenfassung.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sportgeschmack und Sozialstruktur im Alter?
Wie wird der Habitusbegriff in der Studie verwendet?
Der Habitusbegriff Bourdieus dient als zentrales analytisches Werkzeug, um den Einfluss der sozialen Herkunft und des sozialen Umfelds auf den Sportgeschmack älterer Menschen zu verstehen. Es wird untersucht, wie der Habitus die Präferenzen für bestimmte Sportarten prägt.
Welche Rolle spielt der Kapitalbegriff in der Studie?
Der Kapitalbegriff Bourdieus (ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital) hilft zu verstehen, wie unterschiedliche Ressourcen und soziale Positionen den Zugang zu verschiedenen Sportarten und die Ausübung von Sport beeinflussen.
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- Daniel Schönert (Author), 2004, Sportgeschmack als Distinktionsmittel bei älteren Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45928