Im Rahmen dieser Arbeit wird ein verhaltensorientiertes Stressbewältigungsprogramm vorgestellt. Als Basis für dieses Programm gilt das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum. Ziel des Programms ist es, auf individueller Ebene der Erwerbstätigen eine Veränderung zu erzielen, das bedeutet dysfunktionale Gedanken, die zu Stress führen, erkennen zu lernen und solche Kognitionen durch stressinkompatible Gedanken zu ersetzen. Ein Teil dieses Stressbewältigungsprogramms ist das Stresserkennungsprogramm auf Basis von Maus- und Tastaturnutzungsverhalten.
Im Rahmen der kognitiven Rekonstruktion in Bezug auf Stress wird angenommen, dass nicht alleine bestimmte Ereignisse in unserem Leben Stress verursachen, sondern die Art und Weise, wie wir über diese Ereignisse denken. Im Rahmen seiner kognitiven Therapie postuliert Meichenbaum, dass die Fähigkeit, die Stresssituationen zu bewältigen, von der Art der inneren Selbstgespräche in diesen Situationen abhängt. Durch das Notieren eigener Gedanken und Emotionen in Stresssituationen (im digitalen Stresstagebuch) soll das Erkennen von dysfunktionalen Gedanken stattfinden, was als Voraussetzung für ihre Umstrukturierung gilt.
Das Leben ohne Stress ist heutzutage kaum vorstellbar. Er ist ein großer Teil von unserem Alltag und vor allem von dem beruflichen Leben geworden. Laut der TK-Studie vom Jahr 2016 fühlen sich 6 von 10 Deutschen gestresst. Dabei werden Leistungs- bzw. Termindruck und Unterbrechungen bzw. Störungen als häufigste Stressoren am Arbeitsplatz genannt (Wohlers, Hombrecher, 2016).
Nach den Forschungsergebnissen von DAK im Jahr 2017 gehören Stressbelastungen zu den wichtigsten betrieblichen Einflussfaktoren auf den Krankenstand (DAK- Gesundheitsreport, 2018). Stress wird ebenso mit vielen Erkrankungen in Zusammenhang gebracht, z. B. gehört Stress zu den modifizierbaren Risikofaktoren von koronaren Herzkrankheiten (Vögele, 2016). Darüber hinaus ist Stress an der Entstehung und/oder Weiterentwicklung bzw. Aufrechterhaltung von anderen Krankheiten beteiligt, z. B. Depressionen, Rückenschmerzen, Sucht usw. (Flor, 2016; Schüle, 2012). Diese gesundheitlichen Probleme führen dementsprechend zu Fehltagen am Arbeitsplatz, was selbstverständlich mit hohen Kosten zusammenhängt und enorm das Gesundheitssystem belastet.
Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin musste deutsches Gesundheitssystem im Jahr 2016 mit den 674,5 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen rechnen, was dem Verlust von etwa 75 Milliarden Euro entspricht (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2016). Die Gesundheitsausgaben in dem gleichen Jahr betragen ca. 350 Millionen Euro, davon 95430 Millionen Euro für ärztliche Leistungen und nur 11671 Millionen Euro für Prävention bzw. Gesundheitsschutz (Statistisches Bundesamt, 2018). Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr sich das deutsche Gesundheitssystem an die Behebung schon bestehender gesundheitlicher Probleme orientiert und viel weniger an ihre Prävention. Laut WHO ist es jedoch sinnvoller und ökonomisch besser den Schwerpunkt der Gesundheitssysteme auf die Prävention und Gesundheitsförderung zu legen, was langfristig zu Kostensparen führen sollte (Der Europäische Gesundheitsbericht, 2009).
Anhand von oben genannten statistischen Daten scheint es notwendig und ökonomisch nutzbringend zu sein, Stressbewältigungsprogramme unter Erwerbstätigen einzuführen, um nicht nur stressbedingte Risiken für körperliche und psychische Gesundheit zu reduzieren, sondern um Produktivität, Arbeitsklima und Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu erhöhen bzw. zu verbessern.
Im Rahmen dieser Arbeit wird ein verhaltensorientiertes Stressbewältigungsprogramm vorgestellt. Als Basis für dieses Programm gilt das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum. Ziel des Programms ist die Veränderungen auf individueller Ebene der Erwerbstätigen zu erzielen und zwar dysfunktionale Gedanken, die zu Stress führen, erkennen zu lernen und solche Kognitionen durch stressinkompatible Gedanken zu ersetzen.
Ein Teil dieses Stressbewältigungsprogramms ist das Stresserkennungsprogramm auf Basis von Maus- und Tastaturnutzungsverhalten. Die Relevanz und Effekte des neuen Stresserkennungsprogramms sollte den Kursteilnehmenden vor der Implementierung dieses Programms erläutert werden bzw. ihr Einverständnis für die Teilnahme an dieser Maßnahme eingeholt werden.
Das Stresserkennungsprogramm sollte in den Computer jedes(r) Mitarbeiter/in implementiert werden. Das Programm funktioniert folgendes: Sobald das Stresserkennungsprogramm die Zeichen für Stress anhand von Tastatur- und Mausverhalten registriert, wird auf dem Computermonitor das Fenster angezeigt: „Sie sind etwa angespannt. Bitte notieren Sie Ihre momentanen Gedanken und Gefühle in Ihrem Stresstagebuch möglichst detailliert“. Dabei sollten die Schrift der Meldung weiß und der Hintergrund dieses „Warnungsfensters“ gelb oder blau sein, beruhend auf dem Aufmunterungs bzw. Beruhigungseffekt dieser Farben („Farben und ihre Wirkung“). Bei der Erscheinung der Meldung sollte zusätzlich eine leise beruhigende Melodie automatisch angeschaltet werden.
Als nächstes wird ein digitales „Stresstagebuch“ dargeboten, das nach dem „Warnungsfenster“ auf dem Computermonitor automatisch erscheinen wird. So werden die Teilnehmenden aufgefordert aufzuschreiben, was genau sie momentan als Stressor(en) empfinden, welche Bedeutung sie diesen Stressoren zuschreiben, wie gestresst sie sind, welche Emotionen bzw. Gedanken sie in diesem Moment erleben und wie stark sie diese Emotionen einschätzen. Diese Informationen werden als Basis für kognitive Rekonstruktion verwendet, was der Hauptteil dieses Stressbewältigungsprogramms darstellt. Als theoretische Grundlage der kognitiven Umstrukturierung dient hier das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum.
Im Rahmen der kognitiven Rekonstruktion in Bezug auf Stress wird angenommen, dass nicht alleine Ereignisse in unserem Leben den Stress verursachen, sondern die Art und Weise, wie wir über diese Ereignisse denken. Im Rahmen seiner kognitiven Therapie postuliert Meichenbaum, dass die Fähigkeit, die Stresssituationen zu bewältigen, von der Art der inneren Selbstgespräche in diesen Situationen abhängt (Wilken, 2015). Durch das Notieren eigener Gedanken und Emotionen in Stresssituationen (im digitalen Stresstagebuch) soll das Erkennen von dysfunktionalen Gedanken stattfinden, was als Voraussetzung für ihre Umstrukturierung gilt.
An der Stelle soll es betont werden, dass kognitive Umstrukturierung den Teilnehmenden im Rahmen eines gemeinsamen Kurses beigebracht werden soll (geleitet von PsychologInnen). Dieser Kurs sollte am besten nach ca. 1,5 Wochen nach der Implementierung des Stresserkennungsprogramms (in der Zeit sollte es genug Basisinformationen in Stresstagebüchern gesammelt werden) und als Blockkurs (1,5 bis 2 Tage lang) durchgeführt werden.
Als Einstieg wird es kurz und auf einem für jede(n) zugängigen Niveau erläutert, was Stress ist, welche Wirkungen und mögliche Folgen für physische und psychische Gesundheit Stress haben kann. Als nächstes wird es auf das Stressimpfungstraining nach Meichenbaum eingegangen und seine zentralen Annahmen und Begriffe dargestellt. Hier ist es relevant, eine möglichst einfache Sprache zu verwenden und komplizierte wissenschaftliche Begriffe zu vermeiden.
Danach erfolgt die Phase des Erkennens von dysfunktionalen Kognitionen. Hier wird es unmittelbar mit den stressbezogenen Gedanken der Teilnehmenden gearbeitet, die sie in ihren Stresstagebüchern notiert haben. Auf dieser Etappe des Trainings besteht die Gefahr, dass MitarbeiterInnen aus Angst oder Scham ihre Gedanken im Kurs nicht teilen wollen (können). Deshalb ist es von großer Bedeutung, eine vertrauensvolle Atmosphäre im Kurs zu erschaffen und die Teilnehmenden über die Schweigepflicht im Rahmen des Kurses zu informieren.
Nach dem Darstellen und Besprechen von dysfunktionalen Gedanken der Teilnehmenden werden zusammen angemessene kognitive Bewältigungssätze ausgearbeitet und eingeübt: z.B. den Gedanken „Es liegt sicherlich an meine Inkompetenz, dass ich diese Aufgabe nicht erledigen kann“ durch die Bewältigungsstrategie „Niemand kann alles. Was ich jetzt nicht kann, kann ich immer erlernen“ ersetzen. Ein paar von solchen „Ersatzgedanken“ sollen zuerst gemeinsam mit der Hilfe von Kursleitenden ausgearbeitet werden. Das Generieren von den restlichen stressinkompatiblen „Ersatzsichtweisen“ findet in kleinen Gruppen (2 bis 4 Personen) statt. Der/die Kursleitende soll dabei ständig diesen Prozess überwachen und den Teilnehmenden bei Bedarf helfen. Darüberhinaus soll der/die Kursleitende erklären, dass die angemessenen Bewältigungssätze zu einer effektiven Stressbewältigungsstrategie führen sollen und dementsprechend zu angemessenen Emotionen (Wilken, 2015).
Danach erfolgt der Transfer der im Kurs eingeübten angemessenen kognitiven Bewältigungsstrategien in den Alltag. Die Teilnehmenden sollten zusätzlich motiviert werden, diese Bewältigungsstrategien nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Privatleben anzuwenden. Dies sollte den positiven Effekt des Programms stärken. Um die MitarbeiterInnen in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen, die gelernten Strategien zu nutzen, können in dem „Stresswarnungsfenster“ zusätzlich verschiedene stressinkompatible Sichtweisen angezeigt werden, z.B.:
„Ich kann die Aufgabe bewältigen! Ich werde mich jetzt auf den nächsten Schritt konzentrieren“;
„Ich bin nur ein Mensch, ich darf auch Fehler machen“, „Auch wenn ich Fehler mache, wird es mich nicht umbringen“;
„Wenn mir etwas unklar ist, kann ich immer meine KollegInnen/Vorgesetzte um Hilfe bitten“ usw.
Sie können entweder als schon fertige stressinkompatible Kognitionen dienen oder als Muster für die Generierung neuer „Ersatzgedanken“ verwendet werden.
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- Julia Konchakivska (Author), 2018, Nutzen eines verhaltensorientierten Stressbewältigungsprogramms für Erwerbstätige, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459506
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