Ist die Entscheidungsfreiheit des Menschen ein reales Konstrukt oder nur eine Illusion? Laut Bourdieu ist das Handeln der Akteure in unserer Gesellschaft vorbestimmt und geleitet. Es ist der Habitus, der das Handeln der Individuen unbewusst prägt. Der amerikanische Soziologe Parsons beschäftigte sich bereits vor Bourdieu mit der Gesellschaft als System und versuchte eine Struktur zu finden mit der das Gesellschaftssystem, ihre Subsysteme und das Handeln von Individuen begründet und auf ein Raster übertragen werden können.
Die leitenden Strukturen der Individuen in einer Gesellschaft, die in den beiden Theorien erläutert werden, können als positive Orientierungshilfen oder aber auch als negative, gezwungenermaßen vorbestimmte Strukturen interpretiert werden. Dieser leitende vorgeprägte Lebensweg hat starke Auswirkungen auf die Heranwachsenden und deren Bildungszugang. Parsons geht von einer Chancengleichheit durch individuell erbrachte Leistungen im Schulsystem aus, während in Bourdieus Studie von einer Ungleichheit gesprochen wird, mit der Schülerinnen und Schüler schon in das Bildungssystem starten.
Diese zwei unterschiedlichen Ansätze sollen in dieser Arbeit betrachtet werden. Zunächst wird der Strukturfunktionalismus nach Parsons aus dem Jahr 1951 betrachtet und die Studie von Bourdieu zu "Die feinen Unterschiede" der Gesellschaft genauer erläutert. Anschließend sollen die Auswirkungen auf den Bildungszugang für junge Menschen betrachtet werden. Hierbei stellt sich die Frage, ob von einer Chancengleichheit wie bei Parsons gesprochen werden kann oder ob es sich doch eher um sozial geprägte Unterschiede handelt, die eine Chancengleichheit im Schulsystem verhindern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Strukturfunktionalismus nach Parsons
- AGIL-Schema
- Die Interpretationsbeziehung zwischen dem Kultur-, Sozial-, und Persönlichkeitssystem
- Die pattern variables als Orientierungsalternativen
- Schule als Subsystem der Sozialisation aus strukturfunktionaleller Sicht
- Sozialisation als Habitualisierung – „Die feinen Unterschiede“ nach Bourdieu
- Kapitalformen und Positionierung im virtuellen Raum nach Bourdieu
- Habitus als Einteilungskomponente
- Auswirkungen auf den Bildungszugang
- Bildungszugang unter Betrachtung des strukturfunktionalistischen Ansatzes nach Parsons
- Bildungszugang unter Betrachtung der Studie „Die feinen Unterschiede“ nach Bourdieu
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Thematik der Chancengleichheit im schulischen Kontext und untersucht, ob es sich bei dieser in der Gesellschaft oft beschworenen Gleichheit um eine Illusion oder um eine Realität handelt. Im Zentrum der Betrachtung stehen die Theorien von Talcott Parsons und Pierre Bourdieu, die zwei gegensätzliche Perspektiven auf die soziale Struktur und die Auswirkungen auf die Bildungsgänge von Individuen aufzeigen.
- Strukturfunktionalismus nach Parsons: Analyse der Gesellschaft als System mit stabilen Strukturen und Funktionen, die das Handeln von Individuen prägen.
- Bourdieus Konzept des Habitus: Die Prägung des Handelns durch die soziale Herkunft und den Einfluss von Kapitalformen auf die Bildungsmöglichkeiten.
- Auswirkungen auf den Bildungszugang: Untersuchung der Chancen und Hindernisse im Bildungssystem im Lichte der beiden Theorien.
- Chancengleichheit als Illusion oder Realität: Beantwortung der Fragestellung, ob die gesellschaftlichen Strukturen Chancengleichheit im Bildungsbereich gewährleisten oder ob soziale Ungleichheit die Bildungswege prägt.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Chancengleichheit im schulischen Kontext vor und führt die zentralen Theorien von Parsons und Bourdieu ein. Sie erläutert die unterschiedlichen Perspektiven der beiden Soziologen auf die soziale Struktur und ihre Auswirkungen auf den Bildungszugang.
- Strukturfunktionalismus nach Parsons: Dieses Kapitel analysiert die Theorie des Strukturfunktionalismus nach Parsons. Es werden die Grundprinzipien, das AGIL-Schema und die Bedeutung von Rollenerwartungen und Rollenverhalten in der Gesellschaft erläutert.
- Sozialisation als Habitualisierung – „Die feinen Unterschiede“ nach Bourdieu: Dieses Kapitel befasst sich mit Bourdieus Theorie des Habitus und seiner Studie „Die feinen Unterschiede“. Es werden die Kapitalformen, die Positionierung im sozialen Raum und die Rolle des Habitus bei der Prägung des Handelns von Individuen beschrieben.
- Auswirkungen auf den Bildungszugang: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Theorien von Parsons und Bourdieu auf den Bildungszugang von Schülerinnen und Schülern. Es werden die Chancen und Hindernisse im Bildungssystem im Kontext der beiden Perspektiven analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Chancengleichheit im schulischen Kontext, wobei die Theorien des Strukturfunktionalismus nach Parsons und die Studie „Die feinen Unterschiede“ nach Bourdieu im Vordergrund stehen. Zentrale Themen sind die gesellschaftliche Struktur, die Rolle des Habitus, Kapitalformen, Rollenerwartungen, Sozialisation, Bildungszugang und die Frage der Chancengleichheit als Illusion oder Realität. Die Arbeit zielt darauf ab, die Auswirkungen von sozialer Ungleichheit auf den Bildungsprozess zu beleuchten und das Verhältnis von individueller Leistung und strukturellen Bedingungen im Bildungssystem zu untersuchen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2018, Ist Chancengleichheit in der Schule möglich? Auseinandersetzung mit Theorien zu leitenden Strukturen in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/459736