Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historie
3. Epidemiologie
4. Autismus
4.1 Frühkindlicher Autismus
4.2 Asperger Autismus
4.3 Atypischer Autismus
5. Ätiologie
6. Intervention nach dem TEACCH-Ansatz
7. Fazit
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im medizinischen Kontext ist Autismus schon lange ein Phänomen, das trotz modernster Forschung auch heute noch nicht vollständig verstanden wird. Verschiedenste Disziplinen beschäftigen sich mit Autist*innen. So sind zum einen Psycholog*innen und Psychiater*innen im Sinne der Diagnose und Medikation an diesem Phänomen beteiligt, wie auch Sozialarbeiter*innen und Erzieher*innen im Kontext der Lebensbegleitung und Therapie.
Nach neuesten Erkenntnissen ist die Autismus-Spektrum-Störung wesentlich häufiger vertreten als bisher angenommen. So finden sich bei ca. 1% aller Menschen mindestens autistische Züge. Diese können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und von einer leichten Desorientiertung bei zu vielen Reizen bis hin zu einer ausbleibenden Sprachentwicklung und Entwicklungsrückschritten reichen (vgl. Girsberger 2016: 46).
Der Psychoseforscher Eugen Bleuler nutzte den Begriff Autismus erstmals 1911, um eine starke Zurückgezogenheit von Menschen während einer Schizophrenie zu beschreiben (vgl. Clausen/Riedel 2016:11; Bölte 2009b: 21f.). Fast zur gleichen Zeit beschrieben eine viertel Dekade später zwei Psychiater Autismus bei den von ihnen beobachteten Kindern und Jugendlichen. Die Arbeiten stammten von Leo Kanner, der 1943 in „The nervous Child“ veröffentlichte und Hans Asperger der 1944 veröffentlichte. Beide beschrieben, dass die Kinder grundlegende Bedürfnisse nach der sozialen Interaktion, die sonst bei Kleinkindern essentiell sind, nicht zu haben schienen.
Mit dem Wandel vom Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders IV (DSM) zum DSM-V wurde das Kapitel des Autismus komplett neu überarbeitet. Dabei wurde festgestellt, dass die unterschiedlichen Arten des Autismus mehr Gemeinsamkeiten zu haben scheinen als Unterschiede (vgl. Theunissen 2016:7). Im neuen DSM-V findet sich nun unter den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen die Autismus-Spektrum-Störung. In ihr wird jedoch immer noch zwischen den gängigen Formen (dem Kanner-Syndrom/Frühkindlichem Autismus, dem Asperger-Syndrom/Asperger-Autismus und dem Atypischen Autismus) unterschieden.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich bei Autist*innen Beeinträchtigungen in den folgenden drei Bereichen als charakteristisch herausgestellt haben. Dazu zählen Beeinträchtigungen in der sozialen Interaktion, qualitative Auffälligkeiten in der Kommunikation sowie ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitäten (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:12; Jorgensen 2014:82).
In dieser Hausarbeit soll die Frage geklärt werden, welche Erscheinungsformen im Bereich der Autismus-Spektrum-Störung bekannt sind, welche Ursachen dieser zugrunde liegen und welche Möglichkeiten die Soziale Arbeit bietet, um die Betroffenen zu unterstützen.
Dafür wird zuerst ein kurzer Überblick über die Historie gegeben, bevor auf die Epidemiologie eingegangen wird. Anschließend soll beschrieben werden, wie Autismus in den beiden gängigen Klassifikationssystemen (dem DSM-V und dem ‚International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems‘ kurz ICD-10) klassifiziert wird. Dabei wird auf den neuesten Forschungsstand im Sinne der Autismus-Spektrum-Störung eingegangen. Zur Verdeutlichung werden dort ebenfalls die einzelnen Erscheinungsbilder des Autismus ausführlich beschrieben. Im darauffolgenden Kapitel wird sich mit der Ätiopathogenese beschäftigt und diskutiert, welcher Einflussfaktor der bedeutendste in Bezug auf die Autismus-Spektrum-Störung ist. Des Weiteren wird sich mit den Inklusionsmöglichkeiten für Menschen mit Autismus beschäftigt. Hier wird insbesondere auf den TEACCH-Ansatz eingegangen. In dem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengetragen, die Fragestellung beantwortet und ein weiterer Forschungsausblick gegeben.
Mit der Frage, wie eine Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wird, wird in dieser Hausarbeit nicht eingegangen. Die Diagnose psychischer Krankheiten obliegt den medizinisch/psychiatrischen Disziplinen.
2. Historie
Ursprünglich stammt der Begriff Autismus aus der Psychoseforschung des Schweizer Psychiaters Eugen Bleuler (1857-1939) (vgl. Clausen/Riedel 2016:11; Bölte 2009b: 21f.). Autismus setzte sich dabei aus einer Kombination zweier griechischer Wörter zusammen. Zum einem „autos“, was so viel heißt wie „selbst“ und „ismos“, welches sich mit „Zustand und Orientierung“ übersetzen lässt (vgl. Bölte 2009b: 21f.). Eugen Bleuler verwendete 1911 als Erster den Terminus Autismus, um damit ein Symptom der Schizophrenie zu beschreiben. Er bezeichnete damit die starke Zurückgezogenheit der Menschen (vgl. Girsberger 2016:160). Dieser Rückzug aus der realen Welt in eine, wie er es benannte, Binnenwelt, konnte im Rahmen einer schizophrenen Episode auftreten (vgl. Clausen/Riedel 2016:11). „Diese Begriffsherkunft – und auch eine gewisse Ähnlichkeit der Symptomatik – führte bis in die 1970er-Jahre dazu, dass die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) den Schizophrenien zugeordnet oder als ihnen verwandt angesehen wurde.“ (Clausen/Riedel 2016:11)
Unabhängig voneinander nahmen Leo Kanner und Hans Asperger diesen Begriff in den 1940er Jahren wieder auf und brachten ihn in Bezug zu Kindern mit starken Beeinträchtigungen und Störungen im Sozial- und Kommunikationsverhalten (vgl. Grisberger 2016:160; Jorgenson 2014:8). Hans Asperger und Leo Kanner waren somit die ersten Ärzte, die die Bezeichnung Autismus mit dem Krankheitsbild in Verbindung brachten, dass wir heute als Autismus-Spektrum-Störung beschreiben würden (vgl. Clausen/Riedel 2016:12). Der zentrale Unterschied zwischen den Arbeiten Kanners und Aspergers zu der Arbeit von Bleuler war, dass sich die beobachteten Kinder von Asperger und Kanner nicht aufgrund einer schizophrenen Störung in sich selbst zurückziehen, sondern dies taten, weil sie eine Störung im Bereich des Sozialverhaltens haben (vgl. Leuchte 2015: 36).
Leo Kanner (1891-1981), ursprünglicher Österreicher, schloss 1919 sein Medizinstudium in Berlin ab und wanderte 1924 in die USA aus. Dort baute er ab 1930 am Johns Hopkins Hospital in Baltimore die Abteilung der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf. Er gilt deshalb als Begründer der Kinder- und Jugendpsychiatrie in den USA (vgl. Girsberger 2016:175). 1943 veröffentlichte er seine Arbeit in der Fachzeitschrift „The nervous child“. (vgl. Jorgonson 2014:8). Kanner beschrieb darin elf Kinder, darunter acht Jungen und drei Mädchen, bei denen er grundlegende Bedürfnisse vermisste, die Säuglinge und Kleinkinder ansonsten zeigten. Zu diesen Bedürfnissen zählt das natürliche Bedürfnis nach sozialer Interkation, vor allem im Sinne eines emotionalen Kontakts (vgl. Bölte 2009b:22). Die von Kanner beschriebenen Patient*innen hatten nebst der Störung im sozialen Kontakt, meist auch nur eine sehr geringe oder fehlende Sprachentwicklung (vgl. Jorgonson 2014:8). Kanner ging damals „von einem spezifischen angeborenen Syndrom aus, das durch eine Stoffwechselstörung bedingt sei, relativ selten vorkäme und in der Vergangenheit wahrscheinlich mit Schizophrenie verwechselt worden sei.“ (Bölte 2009b:22). Die Symptome, die Kanner damals als erster beschrieb, finden sich heute unter dem Störungsbild des Frühkindlichen Autismus (vgl. Girsberger 2016:175).
Hans Asperger (1906-1980) war Kinderarzt in Österreich. Er lebte und arbeitete hauptsächlich in Wien. Dort hatte er eine Professur und war Leiter einer heilpädagogischen Abteilung in einer Kinderklinik. Sein Lebenswerk widmete er einer Gruppe von Kindern, die er in seiner 1944 veröffentlichten Arbeit als „autistische Psychopathen im Kindesalter“ bezeichnete (vgl. Girsberger 2016: 158). Er wollte damit verdeutlichen, dass die Kinder und Jugendlichen neben einer Struktur abnormen Verhaltens auch eine Abnormität der Persönlichkeit hervorbrachten (vgl. Aarons/Gittens 2007:26). In seiner Arbeit brachte er zum Ausdruck, dass es sich „bei den Besonderheiten dieser Kinder um angeborene, vererbte und stabile Persönlichkeitsmerkmale handelt, die zwar durch Erziehung und Therapie abgeschwächt, aber nicht grundsätzlich verändert werden können.“ (Girsberger 2016:158). Die „autistischen Psychopathen“ hatten nach Aspergers Beschreibung eine gute Sprachfähigkeit und konnten bei normaler Intelligenz sehr ausgefallene Spezialinteressen entwickeln. Die von Hans Asperger im Archiv für Psychiatrie und Nervenheilkunde publizierte Arbeit blieb jedoch erst ohne Beachtung (vgl. Jorgonson 2014:8). Grund dafür war, dass er diese während der Kriegsjahre und in deutscher Sprache verfasste (vgl. Aarons/Gittens 2007:26). Erst durch die Übersetzung ins Englische von Uta Frith und einer Arbeit von Lorna Wing zu dem von Asperger beschriebenen Autismus wurde das Syndrom international bekannt (vgl. Bölte 2009b:25).
Im Internationalen Klassifikationssystem psychischer Störungen (ICD-10) wurden die beiden Hauptkategorien des Autismus nach ihren Autoren benannt. Es finden sich unter dem Oberbegriff der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (F84.) der Frühkindliche Autismus (F84.0), der atypische Autismus (F84.1), das Rett-Synrom (F84.2), andere desintegrative Störungen des Kindesalters (F84.3), überaktive Störungen mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien (F84.4), das Asperger Syndrom (F84.5) sowie nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörungen/Sonstige tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (F84.8/9) (vgl. Sinzig 2011:IX).
3. Epidemiologie
Ging man früher davon aus, Autismus sei eine seltene Störung und komme in der Gesellschaft nicht häufig vor, so weisen neuere Studien darauf hin, dass die Häufigkeit deutlich höher ist, als bisher von den Wissenschaftler*innen und Psycholog*innen angenommen (vgl. Beyer 2015a:123). Über viele Jahre ging die Wissenschaft davon aus, dass vier bis fünf von 10.000 Personen eine autistische Störung aufweisen. Inzwischen konnte herausgefunden werden, dass eine Häufigkeit von 60 bis 100 Personen auf 10.000 vorliegt (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:25). Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass mildere Formen von autistischen Störungen früher vermutlich nicht als eine solche diagnostiziert wurden (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:26).
Beschäftigt man sich mit dem Störungsbild des Autismus, ist besonders auffällig, wie häufig hier von Jungen und Männern geschrieben wird. „Viele statistische Untersuchungen kommen immer wieder zu dem Resultat, dass bei den von Autismus Betroffenen das männliche Geschlecht bei weitem überwiegt.“ (Girsberger 2016:98). In allen epidemiologischen Studien gibt es demnach ein Missverhältnis zwischen betroffenen Männern und Frauen (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:27). Girsberger (2016:98) spricht davon, dass man davon ausgehen könne, die Häufigkeit von 1:10, wie sie früher angenommen wurde, sei zu extrem. Er geht davon aus, die Geschlechterverteilung würde einem Verhältnis von 1:4 entsprechen. Als Grund für die Diskrepanz zwischen den Zahlen führt er an, dass die Diagnose-Kriterien zum Feststellen, ob eine autistische Störung vorliegt, überwiegend an Jungen entwickelt wurden. Andere Autoren kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Bölte und Kamp-Becker (2014:27) wiesen darauf hin, in neueren Metaanalysen würde sich ein gemitteltes Verhältnis von fünf bis sechs Jungen/Männer auf ein/e Mädchen/Frau finden.
4. Autismus
In diesem Abschnitt soll ein Überblick davon gegeben werden, wie Autismus in den gängigen Klassifikationssystem für Krankheiten und psychische Störungen (dem ICD-10 und dem DSM-5) kategorisiert wird. Dazu wird ein kurzer Einblick gegeben, in welche Oberkategorie der psychischen Störungen Autismus medizinisch eingeordnet wird, bevor auf die drei häufigsten Formen (den frühkindlichen Autismus, das Asperger-Syndrom und den Atypischen Autismus) eingegangen wird.
Im ICD-10 und dem DSM-5 wird Autismus als tiefgreifende Entwicklungsstörung klassifiziert (vgl. Bölte 2009a:75). „Unter Entwicklungsstörungen werden allgemeine Beeinträchtigungen der Entfaltung von essenziellen kognitiven, motorischen, sprachlichen anderen kommunikativen oder sozialen Funktionen verstanden, die mit der Reifung von Strukturen und Prozessen des zentralen Nervensystem assoziiert sind.“ (Bölte 2009a: 75). Ein weiteres Merkmal der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen liegt darin, dass sie persistieren. Das heißt, durch therapeutische Intervention können diese zwar deutlich verbessert werden, jedoch können diese nicht geheilt werden (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:12).
Die beiden Hauptkategorien des Autismus wurden nach ihren Erstbeschreibern benannt. So finden sich unter dem Oberbegriff der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen: der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom), das Asperger-Syndrom, der Atypische Autismus, dem Rett-Syndrom, überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien, andere desintegrative Störungen des Kindesalters sowie nicht näher bezeichnete tiefgreifende Entwicklungsstörungen und sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen (vgl. Clausen/Riedel 2016:12). Für alle Störungen, die sich in der Gruppe der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen finden, sind folgende drei Merkmale charakteristisch:
- Qualitative Beeinträchtigungen in der zwischenmenschlichen Interaktion,
- Qualitative Auffälligkeiten in der Kommunikation und
- Ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendendes Repertoire von Interessen und Aktivitäten.
(vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:12; Jorgensen 2014:82)
Seit dem Wechsel vom DSM-IV zum DSM-V hat sich der Begriff des Autismus-Spektrum durchgesetzt. Das Kapitel des Autismus wurde grundlegend neu überarbeitet und der Begriff der Autismus-Spektrum-Störung hat sich im medizinischen Kontext verankert (vgl. Girsberger 2016:50). „Im DSM-5 (American Psychiatric Association 2013) wird nicht mehr zwischen dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom, der „tiefgreifenden Entwicklungsstörung nicht weiter spezifiziert“ […], sowie der desintegrativen Störung unterschieden. Diese Störungen werden stattdessen zusammengefasst unter dem Begriff der „Autismus-Spektrum-Störung““ (Bölte/Kamp-Becker 2014:13). 1981 wurde der Begriff des Autismus-Spektrum erstmals von der englischen Psychiaterin Lorna Wing benutzt. Sie wollte verdeutlichen, dass es nicht drei verschiedene, deutlich voneinander trennbare Formen des Autismus gibt, sondern fließende Übergänge zwischen diesen bestehen. Diese Übergange würden ihrer Meinung nach auch zwischen neurotypischen und Menschen mit Autismus bestehen (vgl. Girsberger 2016:161). Außerdem werden „unter dem Begriff >>Autismus-Spektrum-Störung<< […] unterschiedliche Formen und Schweregrade von Autismus verstanden; davon abzugrenzen sind Personen mit lediglich >>autistischen Zügen<< sowie jene ohne autistische Merkmale (>>neurotypische Menschen<<)“ (Riedel/Clausen 2016:17). Dieser Begriff verdeutlicht darüber hinaus, dass bestimmte Merkmale nicht als Abgrenzungskriterium zu den anderen Formen des Autismus verstanden werden sollen, sondern dass Autismus sich auf einem Spektrum ansiedelt und somit der Grad der Ausprägung der Merkmale im Mittelpunkt steht (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:28).
4.1 Frühkindlicher Autismus
Der frühkindliche Autismus oder auch das Kanner-Syndrom wurde 1943 von dem österreichischen Psychiater Leo Kanner erstmals beschrieben. Damals führte er in seiner Arbeit eine Anzahl von Merkmalen auf, die sich dafür eigneten, Kinder mit dieser Störung zu erkennen (vgl. Aarons/Gittens 2007:24). Die Störung gehört zu den angeborenen Behinderungen, das heißt, die Merkmale zeigen sich schon vor dem Alter von zweieinhalb bis drei Jahren (vgl. Jorgensen 2014:84).
Grundlegende Merkmale sind abweichendes und abnormales Verhalten in den verschiedenen Gebieten, wie der sozialen Interaktion, Kommunikation und stereotypen Verhaltensweisen. Darüber hinaus sind auch Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche sowie (Auto-) Aggression charakteristisch für den frühkindlichen Autismus. Wichtig für die Diagnose ist außerdem, dass sich die Beeinträchtigung der Entwicklung schon vor dem dritten Lebensjahr äußert (vgl. Beyer 2015b:151f.)
Zu den Merkmalen gehört außerdem ein deutlich reduzierter und inkonsistenter Blickkontakt, der oftmals als ein ‚Hindruchsehen‘ beschrieben wird. Auffällig ist außerdem, dass ein soziales Lächeln als Reaktion auf die Bezugsperson deutlich reduziert ist und Mimik und Gestik des Kindes kaum zum Einsatz kommen (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:13f.). Sie zeigen keine Reaktion auf die Stimmen ihrer Eltern und strecken ihnen auch nicht die Arme entgegen, wie es bei Kindern mit einer altersentsprechenden Entwicklung zu beobachten ist (vgl. Jorgensen 2014:84). Erstaunlich ist, dass trotzdem eine selektive oder totale Geräuschüberempfindlichkeit bestehen kann (vgl. Bölte/Kamp-Becker 2014:15).
Beim frühkindlichen Autismus sind Bewegungsstereotypien zu beobachten. Zu diesen gehört das Auf-Zehenspitzen-Gehen, plötzliches und unmotiviertes Klatschen, flatternde Handbewegungen, fächernde Bewegungen der Hände vor den Augen, Hin und Her pendeln des Kopfes aber auch Augenbohren und Schläge mit den Händen auf die Ohren (vgl. Jorgensen 2014:85; Bölte/Kamp-Becker 2014:15).
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