Bewertung der Globalisierung aus Sicht ausgewählter Entwicklungsländer


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

I. Einführung

II. Das Ausmaß der Globalisierung in Entwicklungsländern
1. Handel mit Gütern und Dienstleistungen
2. Internationale Kapitalflüsse
3. Migration von Arbeitskraft und Humankapital
4. Globale Informationsströme

III. Die Auswirkungen der Globalisierung auf Entwicklungsländer
1. Wirkungen der Globalisierung auf wirtschaftliches Wachstum
2. Effekte auf Armut, Verteilung und Beschäftigung
3. Auswirkungen auf die ökonomische Stabilität
4. Beeinflussung der politische Systemen und der Kultur

IV. Die Rolle transnationaler Konzerne

V. Zusammenfassung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1 Ausgewählte Finanzflüsse an Entwicklungsländer 1980 - 2003

Tabelle 1 Entwicklung des Welthandelsvolumens und der Anteile ausgewählter Regionen und Länder

Tabelle 2 Verbreitung von Informationstechnologien/ Angaben pro 1000 Einwohner

Tabelle 3 Importe und Exporte in Prozent des BIP/ Wachstum des BIP p.a.

I. Einführung

Das Thema Globalisierung wird in der Öffentlichkeit sehr ausführlich und emotional diskutiert, wobei seit den medienwirksamen Aktionen von Globalisierungsgegnern während der WTO-Runden in Doha 2001 und Cancun 2003 eine Zunahme der Intensität der Diskussion zu beobachten ist. Große Uneinigkeit besteht insbesondere in der Frage, wie die Auswirkungen der Globalisierung für die Entwicklungsländer zu bewerten sind.

Unter Globalisierung wird im Folgenden der „Prozess der Integration von Volkswirtschaften durch die zunehmende Verflechtung grenzüberschreitender Ströme von Gütern, Dienstleistungen, Kapital, Wissen, Information und Menschen“[1] verstanden.

Nach dem Theorem der komparativen Kostenvorteile von David Ricardo führt eine Spezialisierung eines Landes auf die Güter, bei denen es einen komparativen Kostenvorteil besitzt, zu einer Steigerung der Gesamtwohlfahrt. Bei Freihandel kann ein Land die Güter produzieren und exportieren, die es am effizientesten herstellen kann und jene importieren, die im Ausland relativ kostengünstig hergestellt werden können. Auf Grundlage dieser Theorie sollte es sowohl für Industrienationen als auch für Entwicklungsländer möglich sein, vom zunehmenden Welthandel zu profitieren.[2]

Im Rahmen dieser Seminararbeit sollen die Auswirkungen der Globalisierung anhand ausgewählter Entwicklungsländer bewertet werden. Exemplarisch für die drei großen regionalen Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit sollen China für Asien, Benin für Afrika und Argentinien für Lateinamerika betrachtet werden.

Im ersten Gliederungspunkt wird das Ausmaß der Integration der Entwicklungsländer in die Weltgemeinschaft dargestellt. Im Anschluss folgt eine Bestimmung und Bewertung der Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum, die Einkommens- und Vermögensverteilung, die ökonomische Stabilität, die Beschäftigungssituation sowie auf Kultur und Politik. Die Beurteilung der Rolle transnationaler Unternehmen bildet den vierten Gliederungspunkt. Die Seminararbeit schließt mit einer Zusammenfassung ab .

II. Das Ausmaß der Globalisierung in Entwicklungsländern

Inwieweit die Länder der Dritten Welt in die Weltgemeinschaft integriert sind, kann anhand der Dimensionen Handel mit Gütern und Dienstleistungen, Kapital, Migration von Arbeitskräften sowie Ausmaß der Informationsströme untersucht werden.

1. Handel mit Gütern und Dienstleistungen

Das weltweite Handelsvolumen ist in den letzten 50 Jahren rasant und mit exponentialen Wachstumsraten angestiegen, wobei in allen Weltregionen die Exporte schneller gestiegen sind als das Bruttosozialprodukt, was zu steigenden Exportquoten und damit zu einer zunehmenden Bedeutung des Außenhandels führt.[3]

Wie Tabelle 1 zeigt, haben sich die Anteile der einzelnen Regionen am Welthandel in den letzten fünf Dekaden aber deutlich verschoben. So konnte Asien seinen Anteil an den weltweiten Exporten und Importen von 13,6 % (1948) auf 26,1% im Jahre 2003 erhöhen. Bemerkenswert ist die Entwicklung Chinas, das 2003 einen Anteil am gesamten Welthandel von 6% erreicht hat und damit zum viertgrößten Exporteur nach Deutschland, den USA und Japan und zum drittgrößten Importeur der Welt aufgestiegen ist.[4]

Tabelle 1

Entwicklung des Welthandelsvolumens und der Anteile ausgewählter Regionen und Länder

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: WTO 2004

Die Exporte und Importe Argentiniens sind zwar absolut kontinuierlich angestiegen, aber die stetig sinkende relative Bedeutung Argentiniens im Welthandel seit den fünfziger Jahren repräsentiert die Entwicklung des gesamten lateinamerikanischen Raums.[5]

Sowohl die Exporte als auch die Importe Benins sind in den letzten 10 Jahren gestiegen – von 384 Mio. USD bzw. 571 Mio. USD im Jahre 1993 auf 541 Mio. USD bzw. 758 Mio. USD (2003).[6] Die Handelsbilanz ist damit negativ, wobei sich das Defizit von 157 Mio. USD 1993 auf 187 Mio. USD 2003 ausgeweitet hat.

Die weltweit steigenden Handelsvolumen führten zu einem Anschwellen der internationalen Kapitalströme, deren Ausmaß im Folgenden dargestellt wird.

2. Internationale Kapitalflüsse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die internationalen Kapitalflüsse können in offizielle Entwicklungshilfe (ODA), private Übertragungen (remittances), ausländische Direktinvestitionen (FDI), Portfolioinvest­itionen und Bankkre­dite unterteilt werden.

Wie Abb.1 zeigt, sind im Zeit­raum von 1980 bis 2003 sowohl die ausländischen Direktin­vestitionen als auch die offizielle Entwickl­ungs­­hilfe und die privaten Übertragungen ange­stiegen.[7] Auffällig ist das enorme Wachstum der FDI und deren Einbruch nach der Asienkrise im Jahr 1997.

In den betrachteten Länderbeispielen stellen sich die Kapitalströme äußerst unterschiedlich dar: So konnte China 2002 ausländische Netto-Direktinvestitionen in Höhe von 3,9% des Bruttoinlandsproduktes (1990: 1%), Argentinien in Höhe von 0,8% des BIP (1990: 1,3%) und Benin in Höhe von 1,5 % des BIP (1990: 3,4%) attrahieren. Demhingegen erhielt Benin 2002 pro Einwohner 33,60 USD Entwicklungshilfe, China dagegen lediglich 1,10 USD. Bei den privaten Geldübertragungen waren 2002 sowohl in Argentinien (0,1% des BIP) als auch in China (0,2% des BIP) leichte Netto-Abflüsse zu beobachten.[8]

Dennoch ist gerade das chinesische Finanzsystem bisher nur in einem sehr geringen Maße international integriert – China nimmt zwar weltweit Kredite auf und platziert Anleihen, aber der Kapitalmarkt wurde bisher nur sehr zögerlich geöffnet.[9]

Neben der Bedeutung des grenzüberschreitenden Warenhandels und der Integration in weltweite Finanzsysteme kann auch die Anzahl der ausländischen Arbeitnehmer und derer, die ihr Heimatland verlassen, zur Bewertung des Ausmaßes der Globalisierung herangezogen werden.

3. Migration von Arbeitskräften und Humankapital

Die Gründe, weshalb Menschen ihre Heimat verlassen sind vielfältig. Ein Großteil der 175 Mio. Menschen, die im Jahr 2000 außerhalb ihres Geburtslandes lebten, wird als Migranten erachtet.[10] Diese Menschen erhoffen sich im Ausland bessere Lebens- und Beschäftigungsbedingungen. Der größte Teil der Migrationen findet dabei jedoch zwischen den Entwicklungsländern statt.[11] Trotz hoher Steigerungsraten der Wanderungen in den letzten Jahrzehnten weisen die Arbeitsmärkte den geringsten Globalisierungsgrad auf.[12]

Laut dem ‘Economic and Social Survey 2004’ der Vereinten Nationen erlebte Argentinien von 1950 bis 2000 eine Netto-Zuwanderung von 1,2 Mio. Menschen, wohingegen aus China im gleichen Zeitraum 5,5 Mio. und aus Benin 600.000 Menschen mehr ab- als zuwanderten.[13] Diese Zahlen berücksichtigen jedoch nicht die Wanderungen innerhalb eines Landes, die v.a. in China beträchtliche Ausmaße annehmen. Millionen von Wanderarbeitern verlassen die wenig entwickelten Provinzen im Westen Chinas und ziehen in die Fabriken im Perlflussdelta und auf die Baustellen in Shanghai und Peking.

4. Globale Informationsströme

Einen häufig übersehenen, aber wesentlichen Aspekt der Globalisierung stellt die Verbreitung von Wissen dar. Dies wird möglich durch die technologische Entwicklung, welche die Grundlage für eine vereinfachte weltweite Kommunikation und Arbeitsteilung gelegt hat. Die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologie für eine Politik der außenwirtschaftlichen Öffnung wurde von der chinesischen Regierung früh erkannt, so dass gezielt in den Aufbau dieses Sektors investiert wurde.[14] Dies führte zu einem enormen Anstieg der Telefonanschlüsse pro 1000 Einwohner zwischen 1990 und 2002 von 6 auf 167, wobei die regionale Verteilung auch hier äußerst ungleich ist, da die westlichen Provinzen deutlich weniger entwickelt sind als die östlichen Industriezentren.

Insgesamt fällt bei Betrachtung der Verbreitung von Telefon und Internet (Tab. 2) die extrem geringe Versorgung Benins auf, die aber exemplarisch für den gesamten afrikanischen Konti­nent ist.[15] So bleibt Afrika der Zugang zu globalem Wissen und den Möglichkeiten der Produktivitätssteigerungen durch das Internet verwehrt. Darüber hinaus führt die geringe Anzahl der Telefonanschlüsse zu hohen Transaktionskosten bei der Abwicklung von Geschäften.

[...]


[1] Nübler, Irmgard, „Die Wirkungen der Globalisierung auf die Entwicklungsländer“, in: Mummert, Uwe und Friedrich L. Sell (Hg.), Schriften zur internationalen Wirtschaftspolitik, Münster: LIT Verlag, 2003, S. 15

[2] Vgl. Lachmann, Werner, Volkswirtschaftslehre, Bd. 1, 4. Auflage, Berlin: Springer Verlag, 2003, S. 282ff

[3] Vgl. Nübler, „Die Wirkungen der Globalisierung auf die Entwicklungsländer“, S.16

[4] WTO, „International Trade Statistics 2004“, S. 19, http://www.wto.org/english/res_e/statis_e/its2004_e/its2004_e.pdf, eingesehen am 08.12.04

[5] WTO 2004, S. 171

[6] WTO 2004, S. 176f

[7] UN 2004, „World Economic and Social Survey 2004: International Migration”, S. XII, http://www.un.org/esa/policy/wess/wess2004files/part2web/part2web.pdf, eingesehen am 0812.04

[8] UNDP, „Human Development Report 2004: Cultural liberty in today’s diverse world”, S.198f, http://hdr.undp.org/reports/global/2004/pdf/hdr04_complete.pdf, eingesehen am 08.12.04

[9] Vgl. Fischer, Doris, „China auf dem Weg in die Globalisierung: Selbstverständlichkeit oder Systemgefährdung?“, in: Betz, Joachim und Stefan Brüne (Hg.), Neues Jahrbuch Dritte Welt, Opladen: Leske+ Budrich, 2003, S. 119

[10] UN 2004, S. VIII

[11] IWF Stab, “Globalisierung: Bedrohung oder Chance?“, http://www.imf.org/external/np/exr/ib/2000/deu/041200g.htm, 12.04.00, eingesehen am 08.12.04

[12] Vgl. Nübler, „Die Wirkungen der Globalisierung auf die Entwicklungsländer“, S.20

[13] UN 2004, S. 34ff

[14] Vgl. Fischer, Doris, „China auf dem Weg in die Globalisierung: Selbstverständlichkeit oder Systemgefährdung?“, Opladen: Leske + Budrich, 2003, S. 119

[15] Vgl. Schmidt, Siegmar, „Afrika – ein marginaler Kontinent? Die Globalisierung aus afrikanischer Perspektive“ , in: Betz, Joachim und Stefan Brüne (Hg.), Neues Jahrbuch Dritte Welt, Opladen: Leske+ Budrich, 2003, S. 90

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Bewertung der Globalisierung aus Sicht ausgewählter Entwicklungsländer
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Volkswirtschaftliches Institut)
Veranstaltung
Proseminar 'Globalisierung, Terrorismus und Entwicklung'
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V46001
ISBN (eBook)
9783638432863
ISBN (Buch)
9783638658393
Dateigröße
642 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Folgen der Globalisierung für Entwicklungsländer. Einleitend wird das Ausmass der internationalen Integration der Länder der Dritten Welt dargestellt. Anschließend erfolgt eine Bewertung des Auswirkungen in verschiedenen Kategorien. Exemplarisch für die Bewertung wurde China, Benin und Argentinien gewählt.
Schlagworte
Bewertung, Globalisierung, Sicht, Entwicklungsländer, Proseminar, Globalisierung, Terrorismus, Entwicklung
Arbeit zitieren
Fabian Barthel (Autor:in), 2004, Bewertung der Globalisierung aus Sicht ausgewählter Entwicklungsländer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46001

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