‘A former French diplomat and a Chinese opera singer have been
sentenced to six years in jail for spying for China after a two-day
trial that traced a story of clandestine love and mistaken sexual
identity. … Mr. Bouriscot was accussed of passing information
to China after he fell in love with Mr. Shi, whom he believed for
twenty years to be a woman.’
NY Times, May 11, 1986.
David Cronenbergs Film "M.Butterfly" konfrontiert den Zuschauer mit einem Bild der Täuschung vom westlichen, weißen Mann und der devoten, asiatischen Frau, um deutlich zu machen, inwiefern die Darstellung dieser beiden Kulturen mit Vorurteilen behaftet ist. Durch den Aufbau einer Illusion versucht Cronenberg nicht nur darzustellen, auf welche Weise die Hauptfigur Rene Gallimard von Vorurteilen und Klischees über die asiatische Welt geleitet wird, sondern auch inwiefern der Zuschauer dazu neigt, diesem Klischee unkritisch zu folgen. David Cronenberg nutzt somit die Figur Gallimard, um dem Zuschauer zu zeigen, durch welche stereotypischen Mittel die asiatische Welt, und somit M.Butterfly, wahrgenommen wird.
Rene Gallimard baut sich durch seine Unwissenheit und sein Desinteresse über die asiatische Kultur ein eigenes Phantasiebild auf. Dieses Phantasiebild repäsentriert für Gallimard die Erfüllung seiner Träume, indem er die perfekte, asiatische Frau, seine M.Butterfly, für sich konstruiert. Die Frage ist nun, ob er die Täuschung, die hinter seinem Konstrukt liegt, bewusst erkennt. Denn über die Entstehung bis hin zur Erfüllung und Enttäuschung seiner Phantasie wird nicht deutlich, ob Gallimard sich über seine eigene Täuschung und die Täuschung Song Lilings an ihm bewusst ist.
Ziel dieser Arbeit ist es, darzustellen, wie David Cronenberg den Prozess darstellt, indem Rene Gallimard sich sein Phantasiebild der M.Butterfly aufbaut und warum nach Aufdeckung der Wahrheit, dass Song Liling in Wirklichkeit ein Mann ist, der einzige Weg für ihn ist, Selbstmord zu begehen. Desweiteren wird am Ende der Analyse die Darstellung von Gender und die Transformation der Geschlechter mehr Aufmerksamkeit erhalten, um eine Erklärung für Gallimards Verhalten finden zu können. Die zentrale Frage ist hier, inwiefern Cronenberg die Sichtweise Gallimards auf Song Liling als seine M.Butterfly präsentiert. Zusätzlich wird hinterfragt, ob Cronenberg dem Zuschauer inhaltlich oder filmisch Hinweise gibt, dass es sich bei Song Liling um einen Mann handelt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehung der Phantasie M.Butterfly
- Analyse Szene 1: Opern-Aufführung der Madame Butterfly in der Botschaft
- Analyse Szene 2: Gallimards und Songs erstes Gespräch nach der Aufführung
- Erfüllung der Phantasie M.Butterfly
- Analyse Szene 3: Gallimards erster Besuch bei Song
- Analyse Szene 4: Gallimards Rückkehr zu Song
- Analyse Szene 6: Gallimards Zweifel an Song
- Enttäuschung der Phantasie M.Butterfly
- Analyse Szene 6: Gallimards Konfrontation mit der wahren Identität Songs
- Analyse Szene 7: Gallimards & Songs Gespräch im Auto
- Analyse Szene 8: Gallimards Selbstmord
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung der Entstehung, Erfüllung und Enttäuschung einer Phantasie in David Cronenbergs Film "M. Butterfly". Im Fokus steht die Analyse von René Gallimards Konstruktion eines idealisierten Bildes der asiatischen Frau und die Rolle von Vorurteilen und Klischees in diesem Prozess. Es wird untersucht, wie Cronenberg die Wahrnehmung des Zuschauers beeinflusst und ob der Film Hinweise auf Songs wahre Identität gibt.
- Die Konstruktion von Gallimards Phantasiebild und dessen Einfluss auf sein Handeln.
- Die Rolle von Vorurteilen und Klischees über die asiatische Kultur.
- Die Darstellung von Gender und die Transformation der Geschlechterrollen.
- Die Frage der bewussten Täuschung und Selbsttäuschung.
- Die Analyse von Gallimards Selbstmord als Konsequenz seiner Illusion.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Film "M. Butterfly" als Auseinandersetzung mit dem Bild der Täuschung, westlichen Vorurteilen gegenüber der asiatischen Kultur und der Frage, inwieweit der Zuschauer diesen Klischees unkritisch folgt. Sie benennt die zentrale Forschungsfrage nach der Darstellung des Prozesses, wie Gallimard sein Phantasiebild aufbaut und warum der Selbstmord die einzige Konsequenz nach der Aufdeckung der Wahrheit darstellt. Die Arbeit kündigt die Verwendung von Engs Theorie des "reverse fetish" an, um Gallimards Verhalten zu erklären.
Entstehung der Phantasie M.Butterfly: Dieses Kapitel analysiert die Entstehung von Gallimards Phantasiebild. Es untersucht, wie Gallimards Vorurteile und Unwissenheit über die asiatische Kultur zur Konstruktion seiner idealisierten Vorstellung von Song als "M. Butterfly" beitragen. Die Analyse der ersten beiden Szenen zeigt die initialen Begegnungen und die schrittweise Entwicklung der Illusion, die auf Klischees und Fehlinterpretationen basiert. Die Kapitel legen den Grundstein für das Verständnis von Gallimards Täuschung.
Erfüllung der Phantasie M.Butterfly: Hier wird die Erfüllung von Gallimards Phantasie beleuchtet. Die Analyse weiterer Szenen zeigt die Vertiefung der Beziehung zwischen Gallimard und Song, die auf Gallimards Illusion basiert. Trotz möglicher Zweifel, die im Verlauf der Beziehung aufkommen, hält Gallimard an seinem idealisierten Bild fest. Der Fokus liegt auf der Darstellung des intensiven, aber auf einer Lüge basierenden emotionalen Zusammenhangs zwischen den beiden Protagonisten und wie dieses Gefüge aufrechterhalten wird.
Enttäuschung der Phantasie M.Butterfly: Dieses Kapitel beschreibt die Konfrontation Gallimards mit der Wahrheit über Songs Identität. Die Analyse der dargestellten Szenen fokussiert sich auf Gallimards Reaktion auf die Enthüllung und die darauffolgenden Ereignisse. Es wird gezeigt, wie der Zusammenbruch von Gallimards Illusion zu seinem Selbstmord führt, interpretiert im Kontext von Engs Theorie des "reverse fetish" und der damit verbundenen psychischen Belastung.
Schlüsselwörter
M. Butterfly, David Cronenberg, Phantasie, Illusion, Vorurteile, Klischees, Asiatische Kultur, Gender, Geschlechterrollen, Selbsttäuschung, Täuschung, Selbstmord, reverse Fetisch, Orientalismus.
Häufig gestellte Fragen zu "M. Butterfly": Eine Analyse der Phantasie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert David Cronenbergs Film "M. Butterfly" unter dem Aspekt der Entstehung, Erfüllung und Enttäuschung einer Phantasie. Im Mittelpunkt steht René Gallimards Konstruktion eines idealisierten Bildes der asiatischen Frau und die Rolle von Vorurteilen und Klischees in diesem Prozess. Die Arbeit untersucht, wie Cronenberg die Wahrnehmung des Zuschauers beeinflusst und ob der Film Hinweise auf Songs wahre Identität gibt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konstruktion von Gallimards Phantasiebild und dessen Einfluss auf sein Handeln, die Rolle von Vorurteilen und Klischees über die asiatische Kultur, die Darstellung von Gender und die Transformation der Geschlechterrollen, die Frage der bewussten und unbewussten Selbsttäuschung sowie die Analyse von Gallimards Selbstmord als Konsequenz seiner Illusion.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Entstehung, Erfüllung und Enttäuschung der Phantasie sowie ein Schlusswort. Jedes Kapitel analysiert spezifische Szenen des Films und beleuchtet die Entwicklung von Gallimards Illusion und deren Folgen. Die Einleitung beschreibt den Film und die zentrale Forschungsfrage, während das Schlusswort die Ergebnisse zusammenfasst.
Welche Szenen des Films werden im Detail analysiert?
Die Analyse umfasst verschiedene Schlüsselszene des Films, darunter die Opern-Aufführung von Madame Butterfly, das erste Gespräch zwischen Gallimard und Song, Gallimards Besuche bei Song, Gallimards Zweifel an Song, die Konfrontation mit Songs wahrer Identität, das Gespräch im Auto und Gallimards Selbstmord. Jede Szene wird im Kontext der Entstehung, Erfüllung und Enttäuschung von Gallimards Phantasie betrachtet.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf Engs Theorie des "reverse fetish", um Gallimards Verhalten zu erklären und den Selbstmord als Konsequenz seiner Illusion zu interpretieren.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: M. Butterfly, David Cronenberg, Phantasie, Illusion, Vorurteile, Klischees, Asiatische Kultur, Gender, Geschlechterrollen, Selbsttäuschung, Täuschung, Selbstmord, reverse Fetisch, Orientalismus.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit analysiert den Prozess, wie Gallimard sein Phantasiebild aufbaut und wie der Zusammenbruch dieser Illusion zu seinem Selbstmord führt. Sie untersucht die Rolle von Vorurteilen und Klischees in diesem Prozess und die Frage, inwieweit der Zuschauer diesen Klischees unkritisch folgt.
- Citation du texte
- Nicole Knuppertz (Auteur), 2005, Entstehung, Erfüllung und Enttäuschung einer Phantasie in David Cronenbergs "M.Butterfly", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46033