Eines der häufigsten Vorurteile, das sich gegen computervermittelte Kommunikation(cvK) wendet, ist das der vorgetäuschten Identitäten. Unter anderem Döring zeigt in ihren Arbeiten, dass dieses Vorurteil nicht pauschal angewendet werden kann. Es gibt jedoch einen Internetdienst, in dem das Spielen einer Rolle, die sich vom realen Selbst unterscheidet, ausdrücklich erwünscht ist. Er stellt eine virtuelle, rein textbasierte Umgebung zur Verfügung, in die man sich als Spieler begeben und dort mit anderen Personenund der Umgebung interagieren kann.
Der beschriebene Dienst heißt MUD, was in dieser Arbeit mit Multi User Dungeon (wörtlich zu übersetzen mit Mehrnutzer-Verlies), an anderen Stellen mit Multi User Domain oder Multi User Dimension übersetzt wird. Andere Synonyme sind z.B. MOO(MUD Object Oriented) oder MUSE (Multi User Shared Environment). Diese Bezeichnungen reflektieren die technischen und inhaltlichen Besonderheiten bestimmter MUDs.
So gibt es die Unterteilung in Abenteuer-MUDs und in soziale MUDs. Gerade die letztgenannten werden oft als MOO oder MUSE bezeichnet. In ihnen steht die soziale Komponente des Kommunizierens im Vordergrund; die bei Abenteuer-MUDs wichtige Spiel-Komponente, die sich an Fantasy- oder Science Fiction-Literatur einerseits und an klassischen Rollenspielen andererseits orientiert, wird zurückgedrängt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Was sind MUDs?
- 1.2 Ziel und Methodik dieser Arbeit
- 1.3 Motivation und Forschungsstand
- 1.4 Markierungen in Protokollen (Tags)
- 1.4.1 Allgemeine Tags
- 1.4.2 Spezielle Tags in MUDS
- 2. Virtuelle Welten
- 2.1 Weltverständnis dieser Arbeit
- 2.2 Immateriale Welten
- 2.3 Materiale Welten
- 2.3.1 Texte im MUD „Silberland“
- 2.3.1.1 Weltbeschreibungen
- 2.3.1.2 Messageboards
- 2.3.1.3 Andere Texte
- 2.3.2 Autor und Leser, Text und Metatext
- 2.3.3 Überlegungen zur Kohärenz der Welt
- 2.4 Simulierte Intelligenzen
- 2.4.1 Agenten und Robots
- 2.4.2 Non Player Characters
- 3. Virtuelle Handlungen
- 3.1 Verbale Handlungen
- 3.1.1 Sprechakte
- 3.1.2 Themenverlauf und Sprecherwechsel
- 3.1.3 Anzahl der Gesprächspartner
- 3.1.4 Kommunikationsstörungen
- 3.2 Nonverbale Handlungen
- 3.2.1 Intensional kommunikative nonverbale Handlungen
- 3.2.1.1 Emotings
- 3.2.1.2 Feelings
- 3.2.2 Handlungen im weiteren Sinne
- 3.2.2.1 Transitorische Handlungen
- 3.2.2.2 Persistente Handlungen
- 4. Versuch eines Funktions- und Beziehungsmodells
- 4.1 Theoretische Überlegungen
- 4.2 Beispielhafte Demonstration des Modells
- 4.2.1 Das Protokoll
- 4.2.2 Auswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der kommunikativen und textlichen Merkmale von Multi User Dungeons (MUDs) im Vergleich zum IRC/ICQ-Chat. Ziel ist es, eine strukturierte Beschreibung der relevanten Merkmale zu erstellen und diese Erkenntnisse in ein Modell zu integrieren, welches das Zusammenspiel der in MUDs gegebenen Welten mit den darin agierenden Personen beschreibt.
- Textuelle und kommunikative Merkmale von MUDs
- Vergleich mit anderen Formen computervermittelter Kommunikation (IRC/ICQ-Chat)
- Gestalt von MUD-Welten
- Handlungen der Personen in virtuellen Umgebungen
- Modell des Zusammenspiels von Welten und Personen in MUDs
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt den Gegenstand der Arbeit vor, definiert MUDs und erläutert die Forschungsmethodik. Es wird auf die Motivation und den Forschungsstand der Arbeit eingegangen sowie die Verwendung von Markierungen in Protokollen (Tags) erklärt.
- Kapitel 2: Hier werden virtuelle Welten in MUDs betrachtet, wobei zwischen immaterialen und materialen Welten unterschieden wird. Es werden die Texte im MUD „Silberland“ analysiert, die Rolle von Autor und Leser sowie die Kohärenz der Welt diskutiert. Zudem werden simulierte Intelligenzen wie Agenten und Non Player Characters beleuchtet.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit virtuellen Handlungen in MUDs. Zunächst werden verbale Handlungen wie Sprechakte, Themenverlauf und Sprecherwechsel sowie die Anzahl der Gesprächspartner und Kommunikationsstörungen untersucht. Anschließend werden nonverbale Handlungen, wie Emotings und Feelings, sowie Handlungen im weiteren Sinne wie transitorische und persistente Handlungen analysiert.
Schlüsselwörter
Multi User Dungeons (MUDs), computervermittelte Kommunikation (cvK), virtuelle Welten, textuelle Merkmale, kommunikative Merkmale, Sprechakte, nonverbale Handlungen, Emotings, Feelings, Rollenspiele (RPG), IRC, ICQ, Modell, Weltverständnis, Kohärenz, simulierte Intelligenzen, Agenten, Non Player Characters (NPCs), Themenverlauf, Sprecherwechsel.
- Citation du texte
- Mario Donick (Auteur), 2004, Analyse kommunikativer und textlicher Merkmale in Multi User Dungeons (MUDs) im Vergleich zum IRC/ICQ-Chat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46049