Ein Platz an der Sonne: Deutsche in Katalonien


Essai Scientifique, 2007

23 Pages, Note: 0,0


Extrait


Torsten Eßer

Ein Platz an der Sonne: Deutsche in Katalonien1

Klischees und Wahrheiten über Gäste und Gastgeber

Wenn Deutschen etwas nicht geheuer ist, kommt es ihnen „spanisch“ vor. In Katalonien würden sie mit dieser Redensart auf sehr viel Sympathie stossen, wäre sie den Katalanen bekannt. Denn deren Verhältnis zur Zentralregierung in Madrid ist oft sehr gespannt und von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Dafür allerdings haben die meisten Deutschen wenig Verständnis: sie leben in Spanien und der Streit um „Nation“ oder „Nationalität“, Finanzausgleich und Hoheitsgewalt über Häfen und Flughäfen etc., interessiert die Mehrheit wenig oder gar nicht. Für Viele stellen der kulturelle und vor allem der sprachliche Unterschied zwischen Katalonien (und anderen Regionen) und Spanien auch heute noch eher ein Ärgernis bzw. eine Belastung dar (s.u.).

Trotzdem kommen Deutsche und Katalanen in der Regel gut miteinander aus und respektieren sich gegenseitig. Die Deutschen schätzen einerseits die eher „nordeuropäischen“ Eigenschaften der Katalanen, denn in ihrer Mentalität unterscheiden sie sich von den anderen Bevölkerungsgruppen Spaniens. Ob nun mehr der Eigen- oder Fremdwahrnehmung geschuldet, ob Zuschreibung oder Tatsache: Sie gelten als fleißig und geschäftstüchtig, aber auch als ernst und geizig. In Katalonien gibt man häufig dem negoci (Handel) den Vorzug vor dem oci (Spaß), im Gegensatz zu vielen anderen Gegenden Spaniens, was nicht heißt, das Katalanen nicht kräftig feiern können. Die Spanier halten Katalanen für pünktlich und berechnend und ihre Region für ein Anhängsel Nordeuropas, eine Einschätzung, die sicherlich einige Berechtigung hat, war doch der Einfluss der Franken in diesem Landesteil eine Zeit lang sehr groß. Nicht umsonst betont der Ex-Präsident der Generalitat Jordi Pujol, der übrigens Schüler der Deutschen Schule in Barcelona war und fließend Deutsch spricht, bei vielen Gelegenheiten, dass zu jener Zeit auch Aachen für die Katalanen Hauptstadt war: „Aachen bedeutet für uns nicht Ausland, Aachen bedeutet uns Ursprung“.2 Seine Definition, dass jeder, der in Katalonien lebt und arbeitet ein Katalane sei, lehnen die meisten Deutschen eher ab.

Andererseits wirken die Katalanen - wie alle Südländer - auf Deutsche manchmal laut, verantwortungslos und vergnügungssüchtig. In Wirklichkeit versuchen die Katalanen ihr Gleichgewicht zu wahren. Ihren Charakter beschreibt man auch gerne mit dem Begriffspaar seny i rauxa, übersetzbar als „Pragmatismus und Überschwang“, wobei Letzterer ähnlich selten wie bei den Deutschen zum Ausbruch kommt. Für die Deutschen bietet Katalonien auf jeden Fall noch genug vom klischeehaften, typisch „spanischen“ Lebensgefühl, als Land der Lebensfreude und der fiestas, in dem deutsche Perfektion weniger Platz hat, um sich hier wohler zu fühlen als in der Heimat.

Die Katalanen wiederum schätzen an den Deutschen ihre Leistungs- und Organisationsfähigkeit, ihre Ausdauer, Ordnung und Zuverlässigkeit3, halten sie aber auch für trocken, phantasielos und stur: „Vor dem Kamin die graue Eintönigkeit leben, arbeiten. [...] Vielleicht werden wir, Südländer vom äußeren Leben, geschwätzig und theatralisch, stürmisch und gierig, leuchtenden Auges unnütz, nie verstehen, wie viel Langeweile (das heißt Zeit) nötig ist, um irgendein Resultat, in irgendeiner Hinsicht, zu erreichen“ schrieb Josep Pla 1924 über die Deutschen und ihren Lebensstil. Und schon 1884 urteilte Jacint Verdaguer während seiner Deutschlandreise: „Zum anderen verlieren sie [die Deutschen] sich nicht in endlosen Debatten, wie es bei manchen Stämmen des Südens der Fall ist, die, wie es scheint, nicht lernen und studieren, um zu handeln, sondern um sich im Geplauder zu ergehen, ohne Ende, ohne Ziel, ohne Gewinn: heiße Luft, die allein der individuellen Eitelkeit dient“.4

In Katalonien führt die gegenseitige Bewunderung für die jeweilige Lebensart des Anderen, bei gleichzeitiger Fremdheit, schon einmal eher zu einer tatsächlichen Annäherung als in anderen Regionen Spaniens, wo es trotz aller Anerkennung bei einer innerlichen Distanz bleibt.5

Im folgenden Beitrag geht es weniger um die offiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und Katalonien, wie sie zum Beispiel auf europäischer Ebene in der Partnerschaft Katalonien-Baden-Württemberg in der Initiative der „Vier Motoren“ bestehen, sondern um die dauerhaft (Residenten) oder zeitweise (Touristen) sich in Katalonien aufhaltenden Deutschen und ihr Verhältnis zu dieser Region. In diesen Beitrag, der auch eine Anregung zu weiterer Forschung sein soll, sind auch Aussagen aus vielen Gesprächen mit Deutschen vor Ort eingeflossen sowie aus verschiedenen narrativen Interviews, die jedoch von der Quantität und von ihrer Systematik her (kaum standardisierte Fragen) nicht den Ansprüchen sozialwissenschaftlich-statistischer Erhebungen genügen, um repräsentativ zu sein.6

Von Buchdruckern und Nazis – Ein kurzer historischer Abriss

Erste Berichte aus dem Gebiet des heutigen Katalonien vermitteln Adelige, die in einer Mission unterwegs waren, Santiago-Pilger, die einen Umweg über das Kloster Montserrat machten, oder Ritter auf dem Weg zur ehrenvollen Bewährung im Kampf gegen die Mauren.7 Die ersten bezeugten Deutschen bzw. Deutschsprachigen, die sich um 1370 für längere Zeit in Barcelona niederließen, waren Kölner Handwerker und Kaufleute. Für 1383 sind dann ein Nürnberger Kaufmann und ein Schwabe verbürgt, um die Jahrhundertwende formierte sich schließlich eine Gruppe deutscher Kaufleute in der katalanischen Hauptstadt, darunter Angehörige der bekannten Ravensburger Handelsgesellschaft. Wichtigster Exportartikel waren Leinwand und Metallwaren, die gegen Korallen, Baumwolle, Südfrüchte und vor allem Safran gehandelt wurden. Hieronymus Münzer, ein aus Nürnberg stammender Arzt, beschrieb bei seiner Spanienrundreise 1494 begeistert das Rechtswesen in Barcelona, und traf in der Stadt auf eine Gruppe dort tätiger Kaufleute aus Augsburg, Mergentheim und Ulm.8 Das 15. Jahrhundert bildet den Höhepunkt der „deutsch“-katalanischen Wirtschaftsbeziehungen, mit Beginn des Amerikahandels verloren die katalanischen Handelszentren jedoch ihre herausragende Bedeutung.

Neben den Kaufleuten waren deutsche Buchdrucker und Kunsthandwerker sehr gefragt: Der Bildhauer Michael Lochner (Miquel Lluch) fertigte ab 1483 das hölzerne Flachrelief über dem Eingang zum Kreuzgang an der Kathedrale von Barcelona sowie Chor- und Kanzelschnitzereien und schnitzte zwischen 1487-1489 in der Kirche Sant Pere de Premià sowie im Konvent Sant Augustí de Dalt die Retabeln. Sein Kollege Hans Friedrich (Joan Frederic) war ebenfalls ein Meister der Schnitzkunst.9 Wilhelm (Guillem) Latumgart schuf in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Fenster des Chorumgangs der Kathedrale von Girona und war auch in Barcelona und Tarragona tätig.10

Die Deutschen brachten den Buchdruck in die Katalanischen Länder. Barcelona entwickelte sich zu einem der „wichtigsten Einfallstore“11 für die neue Buchdruckkunst mit beweglichen Lettern auf der iberischen Halbinsel. Jakob Vitzlant in València sowie Johann von Salzburg und Paul Hurus in Barcelona hatten 1475 die ersten katalanischen Bücher mit dem neuen Verfahren gedruckt. 1490 erschien in València der Ritterroman „Tirant lo Blanc“, gedruckt von Nikolaus Spindeler, einem aus Zwickau stammenden Deutschen, der schon 1482 die Stundenbücher für den Bischof von Vic gedruckt hatte, und später in Barcelona arbeitete. Seit 1495 in Barcelona tätig war auch Johann (Joan) Luschner aus Lichtenberg, der von 1499 bis 1500 im Kloster Montserrat arbeitete. Auf historischen Schriftstücken ist verbürgt, dass er häufig mit seinen Kollegen Gerhard (Gerard) Preuss, Johann (Joan) Gherlinch und Johann (Joan) Rosenbach aus Heidelberg, zusammen arbeitete. Letzterer druckte 1502 das erste deutsch-katalanische Wörterverzeichnis.12 Handel und Gewerbe boten wohl den stärksten Anreiz, Katalanisch zu lernen. So druckte Rosenbach 1510 auch noch ein katalanisches Briefmusterbuch für die Handelskorrespondenz.13

In den folgenden Jahrhunderten sind es vor allem deutsche Bildungsreisende, die als Vorläufer der heutigen Studiosus-Reisenden während ihrer Spanientouren auch Katalonien besuchten und darüber schrieben:14 Der Schriftsteller und Übersetzer Johann Jakob Volkmann reist in den 1780er Jahren durch Katalonien und schreibt über den dortigen "Dialekt"15 ; Alexander v. Humboldt, der 1799 Girona, Barcelona, Montserrat und Tarragona besuchte und in einem seiner Briefe über Katalonien schrieb: „In den Thälern der Pyrenäen blühen die Schoten, während dass der Canigou sein schneebedecktes Haupt daneben erhob, in Katalonien und Valencia ist das Land ein ewiger Garten [...]“; sein Bruder Wilhelm v. Humboldt, der im Jahre 1800 u. a. Barcelona und das Kloster Montserrat besuchte16 ; die Historiker Alexander Schmidt, Georg Gottfried Gervinus und Gotthold Heine, die Anfang des 19. Jahrhunderts Katalonien bereisten und dort die Geschichte des Mittelalters erforschten, gefolgt zum Ende des Jahrhunderts von ihrem Kollegen Heinrich Finke17 ; der Politiker und Publizist August Ludwig von Rochau aus Wolfenbüttel, der bei Badalona das Essen der katalanischen Gasthäuser schätzen lernte (~1840er Jahre); Friedrich Wilhelm Hackländer, bei Aachen geborener Schriftsteller, der den Montserrat bestieg (~1850er Jahre); der österreichische Pater und Botaniker Gabriel Strobl, der bei seinem Spaziergang durch Barcelona allerlei Sehenswertes, aber auch miserables Bier fand (~1870er Jahre); Julius Meier-Graefe, Kunsthistoriker, der Barcelona für ein „Gemisch von sublimen und grotesk häßlichen Dingen“ hielt (1909)18 ; zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Philologe Bernhard Schädel, späterer Gründer des Hamburger Iberoamerikanischen Instituts, der maßgeblich zur Normierung der Katalanischen Sprache beitrug, da sich die Romanistik, jene deutsche Erfindung des 19. Jahrhunderts, von Anfang an auch mit der katalanischen Sprache beschäftigte. In den Ländern der kleineren Sprachen stieß das deutsche Romanistikkonzept, das sämtliche romanische Sprachen als gleichwertige Nachfolger des Latein ansah und ihnen daher ernsthafte Aufmerksamkeit schenkte, auf große Sympathie. Schließlich der Botaniker Karl Faust, der 1928 bei Blanes einen noch heute existierenden, bekannten botanischen Garten (Mar i Murtra) gründete, und der Kölner Kaufmann Johann Fastenrath, der einige Werke zur katalanischen Literatur veröffentlichte und ab 1898 einen Dichterwettstreit nach Vorbild der katalanischen Blumenspiele (jocs florals) in seiner Heimatstadt ausrichtete.19

Der Modernisme, 1896 inspiriert durch die deutschen Zeitschriften „Die Jugend“ und „Simplicissimus“, lockte ebenfalls deutsche Besucher an: Im November 1920 besuchten drei Bauhausschüler, die angehenden Architekten Paul Linder und Ernst Neufert sowie der Maler Kurt Löwengard, Antoni Gaudí in Barcelona, den 1907 schon ihr Lehrer, Walter Gropius, besucht hatte.20 Gaudí sagte zu Linder bei der Begrüßung: "Die meisten Deutschen sind anständige Menschen. [...]. Sie verstehen viel von Technik und Mathematik, aber Kunst ist nicht ihre Stärke. Und Architektur schon gar nicht“.21 Kurze Zeit später kamen auch der Grafiker Willi Faber und der Photograph Wolfgang Weber (1928) für längere Zeit nach Barcelona. Letzterer veröffentlichte einen beeindruckenden Photoband über die Stadt. Auch deutsche Unternehmer siedelten sich in Katalonien an, so zum Beispiel 1932 der Nähseidenhersteller Gütermann in Barcelona.

Mit dem Ausbruch des spanischen Bürgerkrieges 1936 endeten die meisten Aktivitäten von Deutschen in Spanien, über 10.000 von ihnen, die dort lebten und arbeiteten (sog. Spanien-Deutsche), evakuierte man ins Deutsche Reich. Ein wichtiges Motiv dieser Maßnahme war die deutsche Militärintervention zugunsten Francos. Andere Deutsche kamen ins Land, um mit Franco (rund 5.000 Soldaten) oder in den Internationalen Brigaden (ca. 3.000) gegen ihn zu kämpfen, unter letzteren auch Willy Brandt, der sich zeitweilig als Vertreter der linkssozialistischen SAP in Barcelona aufhielt, und Ernst Busch, der mit seinen Liedern die republikanischen Truppen moralisch unterstützte. Die Soldaten Hitlers und fast alle überlebenden Kämpfer der Internationalen Brigaden verließen nach der Niederlage der Republik Spanien, nachdem letztere im Dezember 1938 noch einmal in verlustreichen Kämpfen an der Costa Brava eingesetzt worden waren. Die meisten wurden danach von Frankreich festgesetzt und später an Hitler-Deutschland ausgeliefert, wo sie in KZs starben. Sie teilten das Schicksal mit vielen deutschen Flüchtlingen, die versuchten, über Spanien den Nazis zu entkommen, aber an der Grenze zurückgewiesen wurden. Berühmtestes Opfer dieser spanischen Kollaboration mit Hitler war der Philosoph Walter Benjamin, der seinem Leben im katalanischen Grenzort Portbou am 26. September 1940 ein Ende setzte.

Viele „Spanien-Deutsche“ waren wohl inzwischen zurückgekehrt, denn als Heinrich Himmler im Oktober 1940 Barcelona besuchte, sollen nach Angaben des Journalisten Jordi Finestres dort und in der Umgebung 10.-20.000 Deutsche gelebt haben, unter ihnen hunderte Nazi-Spione. Eine Liste mit Namen und Wohnorten findet sich im Artikel von Finestres und Solé.22

Nach dem Krieg blieben viele von ihnen in Spanien. Hunderte von Nazis aus Deutschland nutzten diese Kontakte und tauchten nach Kriegsende in Spanien unter, viele reisten weiter nach Lateinamerika, andere blieben. Franco lieferte sie – obwohl die Alliierten ihm mehrmals eine Liste mit Namen und Adressen übermittelten – als ehemalige „Kampfgefährten“ nicht aus. Ihre Aktivitäten setzten sie noch lange fort: So beriet der ehemalige SS-Offizier Otto Skorzeny den 1965 von spanischen Faschisten gegründeten „Spanischen Zirkel der Freunde Europas" (CEDADE) in Barcelona. Einer der meistgesuchten Nazi-Mörder, der SS-Arzt Aribert Heim (Spitzname „Doktor Tod“), lebte bis zum Jahr 2005 unbehelligt an der Costa Brava oder der Costa Blanca. Nach seiner Entdeckung konnte er wahrscheinlich über Madrid nach Chile flüchten.23 Die Nazis „entdeckten“ die spanischen Küsten somit schon vor den deutschen Touristen. Aber nicht jeder Nazi, der nach dem Krieg in Spanien lebte, war geflüchtet. Manche wurden auch ganz offiziell geschickt, weil sie es verstanden hatten ihre Rolle in der NS-Zeit zu verschleiern, so wie der ehemalige Generalkonsul in Barcelona, Franz Nüßlein.

"Pack die Badehose ein" - Deutsche Touristen in Katalonien

"Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich anständig benehmen muss oder ob schon deutsche Touristen da gewesen sind". Diese Feststellung von Kurt Tucholsky, die für Spanien, besser gesagt für einige Küstenorte und Inseln, spätestens ab den 1980er Jahren ihre Berechtigung hat, ließ sich auf die ersten deutschen Spanientouristen in den 50er Jahren nicht anwenden.

Der wirtschaftliche Aufschwung ab den 50er Jahren führte in Deutschland zu steigendem Wohlstand und zu einer verstärkten Reisetätigkeit. Hinzu kamen die Verkürzung der Arbeitszeit und die Ausdehnung des tariflichen Urlaubsanspruchs sowie das Urlaubsgeld für alle Arbeitnehmer ab 1965 sowie die 1951 zurückgewonnene Passhoheit für Deutschland. Doch musste man noch bis 1954 viele Fragebogen, Stempel und Gebühren wegen des Visums in Kauf nehmen. Danach verzichteten viele europäische Staaten auf die Visumpflicht für deutsche Touristen. Während 1954 nur 24% der Bevölkerung über 14 Jahre verreisten, waren es 1976 schon 55% und nach 1990 immer zwischen 70-78%. Das Phänomen des Pauschal- bzw. Massentourismus erfasste nach Italien auch Spanien.

Der Schlager "Pack die Badehose ein" von Connie Froboess aus dem Jahr 1950 charakterisiert das Urlaubsverhalten der meisten Deutschen sehr zutreffend. Unternehmen wie Neckermann erkannten ihre Chance und brachten sehr günstige Reiseangebote auf den Markt. Das war auch möglich, weil sie ihre Kosten durch billige Hotelbauten im Ausland gering hielten. Somit trugen auch sie zur Verschandelung der Mittelmeerküsten bei (Benidorm, Lloret de Mar etc.). Angeheizt wurde die Reiselust von den Massenmedien, die Reisebeilagen, Reisehefte und große farbige Werbeplakate erstellten, welche die andersartige Urlaubswelt als Kontrast zur grauen deutschen Arbeitswelt präsentierten. So zog es die Reisenden seit der Mitte der 1950er-Jahre auch in steigendem Maß ins Ausland: „Verbrachten 1954 noch 7,9 Mill. (84 v.H.) ihre Ferien in der Bundesrepublik und nur 1,4 Mill. (14 v.H.) jenseits der Grenzen, so hatte sich 1970 die Relation völlig umgekehrt: 10, 5 Mill. (54 v.H.) fuhren ins Ausland, während 8,5 Mill. (46 v.H.) deutsche Erholungsorte bevorzugten“.24 Ab 1996 betrug der Anteil der Auslandsreisen konstant um die 70%. Vor allem ging es um Sonne, Strand und Meer, denn knackige Urlaubsbräune gehörte zum Schönheitsideal der Zeit, und zeigte zu Hause, dass man sich eine Auslandsreise leisten konnte. Hinzu kam, dass immer mehr Menschen sich ein Auto kaufen konnten. Wie der ADAC damals feststellte, sind Motorisierungsgrad und Zunahme der Urlaubsreisen tatsächlich lange parallel gelaufen.

[...]


1 Dieser Artikel behandelt nur das Gebiet der Autonomen Gemeinschaft Katalonien, nicht die bei deutschen Residenten und Touristen wesentlich beliebtere Inselgruppe der Balearen.

2 Vgl. Jordi Pujol. Afirmació catalana d’europeisme, Barcelona 1985.

3 Dass diese Klischees in der Realität so nicht (mehr) auf alle Deutschen anwendbar sind, versteht sich von selbst.

4 Beide zitiert in Sevilla et al., S. 301ff.

5 Vgl. Collado Seidel 2002, S. 102. Zur Eigen- und Fremdwahrnehmung siehe auch den interessanten Artikel von König 2002 sowie verschiedene Beiträge im Band von Bader/ Olmos 2004.

6 Bei direkten Zitaten ist der Gesprächspartner jeweils angegeben, sonst fließen die Aussagen indirekt in den Text mit ein.

7 Vgl. Jaspert 2004, S. 158-159.

8 Vgl. Rothmann, S. 617-618; Herbers, S. 6

9 Vgl. Jardí Anguera. Siehe auch Jaspert 2002 und 2004, S. 48, und zur Person von Lochner: Madurell, S. 49ff.

10 Vgl. Triadó, S. 162.

11 Rothmann, S. 619.

12 Für eine detaillierte Auflistung der deutschen Drucker in Barcelona/ Katalonien und ihrer Werke siehe Hernando i Delgado, S. 280ff. Das Vocabulari Català-Alemany de l'any 1502 (Katalanisch-Deutsches Vokabular aus dem Jahre 1502) wurde von Tilbert Dídac Stegmann im Facsimile neu herausgegeben (Frankfurt a.M. 1991).

13 Vgl. Briesemeister, S. 13.

14 Die folgende Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

15 Vgl. Briesemeister, S. 15.

16 Vgl. Rebok, S. 3-4 u. 38-39.

17 Vgl. Jaspert 2004, S. 161-162.

18 Vgl. die Auzüge aus ihren Reiseberichten in Pöhlmann, S.69ff, 115ff, 119ff, 188ff.

19 Siehe dazu Hösle 1991.

20 Vgl. Medina Warmburg, S 20.

21 Vgl. Lindner, S. 158.

22 Vgl. Finestres 2007; Finestres/ Solé 2007. Zum Artikel in der Zeitschrift Sàpiens gehört eine Beilage, die Dokumente der US-Geheimdienste über Naziaktivitäten und –spione in Katalonien präsentiert.

23 Zu diesem Thema siehe Collado Seidel 2005.

24 Teuteberg, S. 131.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Ein Platz an der Sonne: Deutsche in Katalonien
Note
0,0
Auteur
Année
2007
Pages
23
N° de catalogue
V460642
ISBN (ebook)
9783668914995
ISBN (Livre)
9783668915008
Langue
allemand
Mots clés
Katalonien, Spanien, Deutsche im Ausland, Auswanderer, Touristen, Residenten, Deutsche Medien, Deutsche Unternehmen
Citation du texte
Torsten Eßer (Auteur), 2007, Ein Platz an der Sonne: Deutsche in Katalonien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/460642

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