Stress bei Kindern und Jugendlichen. Ursachen, Symptome und Coping-Strategien


Thèse Scolaire, 2016

45 Pages, Note: 1


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stress
2.1. Entstehung und Ursachen von Stress
2.2. Körperliche Symptome von Stress
2.3. Stressbewertung und Stressreaktionen
2.4. Stressmodelle
2.4.1. Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus
2.4.2. Das reizzentrierte Stressmodell nach Dohrenwend
2.4.3. Das reaktionszentrierte Stressmodell nach Selye

3. Stress bei Kindern und Jugendlichen
3.1. Stressoren im Kindes- und Jugendalter
3.1.1. Physische Stressfaktoren
3.1.2. Psychische Stressfaktoren
3.1.3. Soziale Stressfaktoren
3.1.4. Chemische Stressfaktoren
3.2. Stresssymptomatik bei Kindern und Jugendlichen
3.2.1. Die physiologische-vegetative Ebene
3.2.2. Die kognitiv-emotionale Ebene
3.2.3. Die verhaltensbezogene Ebene
3.3. Folgen von Stress bei Kindern und Jugendlichen

4. Coping
4.1. Bewältigungsformen
4.1.1. Reaktives Coping
4.1.2. Proaktives Coping
4.1.3. Antizipatorisches Coping
4.1.4. Präventives Coping
4.2. Stressbewältigungsstrategien
4.2.1. Problemzentriertes Coping
4.2.2. Emotionszentriertes Coping
4.3. Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen
4.3.1. Veränderung der Stresssituation
4.3.2. Stressbewältigung durch das Kind/den Jugendlichen selbst 31
4.3.3. Soziale Unterstützung

5. Stressprävention
5.1. Ernährung
5.2. Schlaf
5.3. Hobbys

6. Praktischer Teil: Fragebogenauswertung zum Thema „Stress- und Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen“ am MPG St. Rupert

7. Zusammenfassung und Ergebnis

8. Quellenverzeichnis
8.1. Printmedien
8.2 Elektronische Medien
8.3. Abbildungen

Anhang: Fragebogen„Stress und Coping-Strategien bei Kindern und Jugendlichen

Abstract

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Stress und Stressbewältigung bei Kindern und Jugendlichen“. Es werden verschiedene Möglichkeiten, Stress zu definieren, vorgestellt und kommentiert. Des Weiteren werden Möglichkeiten, wie Stress entsteht und welche Ursachen Stress auslösen können, erklärt. Darüber hinaus wird beschrieben, wie man Stress bewerten und wie man auf ihn reagieren kann. Die drei bekanntesten Stressmodelle von Lazarus, Dohrenwend und Selye werden vorgestellt. Stress bei Kindern und Jugendlichen wird beschrieben und mögliche Stressoren, wie zum Beispiel Probleme in der Schule, werden erläutert. Außerdem werden die Folgen, welche Stress bei Kindern und Jugendlichen haben kann, näher beschrieben. Die möglichen Bewältigungsformen und Bewältigungsstrategien bei Kindern und Jugendlichen werden verdeutlicht. Abschließend wird erklärt, wie Kinder und Jugendliche Stress vorbeugen und vermeiden können. Mithilfe einer Befragung an einem Gymnasium werden Unterschiede und Zusammenhänge von Symptomen und Bewältigungsmethoden bei Kindern und Jugendlichen ausgearbeitet und im letzten Kapitel analysiert und kommentiert.

Vorwort

Da in meiner Familie in den letzten Jahren vermehrt körperliche Krankheiten aufgetreten sind, welche aufgrund von seelischen Problemen entstanden sind, habe ich begonnen, mich für psychosomatische Erkrankungen zu interessieren. Da es jedoch unzählige psychosomatische Krankheiten gibt, habe ich mich für Stress entschieden, weil es eine sehr häufige Erscheinung im Alltag ist. Für mich war von Anfang an klar, dass ich mich nur auf Kinder und Jugendliche beschränke, da es über Stress bei Erwachsenen und Stress in der Arbeitswelt schon zahlreiche Untersuchungen und Bücher gibt. Stress bei Erwachsenen wird sehr ernst genommen, hingegen wird Stress bei Kindern und Jugendlichen selten als gefährlich bezeichnet. Dass Stress bei Kindern und Jugendlichen genau so ernst genommen werden muss wie bei Erwachsenen, war ein Ansporn für mich, diese Arbeit zu verfassen. Eine allgemeine Definition für Stress zu finden, war die erste Hürde für mich, da es für den Begriff Stress keine festgelegte Definition gibt, sondern nur viele verschiedene Definitionsmöglichkeiten. Die Recherche von Stressoren bei Kindern und Jugendlichen war der spannendste Teil für mich, da ich immer wieder auf Stresserreger gestoßen bin, auf welche ich niemals mit Stress reagieren würde.

Besonders danke ich meiner Betreuungslehrerin Mag. Sabine Kahlfuss, da sie mir jederzeit weitergeholfen hat, mir alle Fragen bezüglich des Inhaltes, des Aufbaues und meines Fragebogens beantwortet hat und mir immer sehr hilfreiche Tipps gegeben hat.

1. Einleitung

„Stress lass nach!” Jeder kennt ihn und jeder scheint ihn zu haben - Stress.

Mit meiner Fragestellung

Wie entsteht Stress? Welche Coping-Strategien gibt es für Kinder und Jugendliche in Stresssituationen?

möchte ich darlegen, was Stress ist, wie er entsteht und wie man ihn bewältigen kann. Mein Schwerpunkt liegt dabei darauf, herauszufinden, wie Kinder und Jugendliche Stress empfinden, bemerken und bewältigen können.

Die vorliegende Arbeit gliedert sich in vier große Teile: Zu Beginn wird alles rund um den Begriff Stress geklärt, wie er entsteht, welche Symptome er mit sich bringen kann, wie man auf diese Symptome reagiert, und verschiedene Stressmodelle werden vorgestellt. Weiters geht es um Stress bei Kindern und Jugendlichen, in diesem Kapitel sollen stressauslösende Faktoren, sogenannte Stressoren im Kindes- und Jugendalter erklärt werden. Darüber hinaus werden in diesem Teil die Stresssymptomatik bei Kindern und Jugendlichen und die Folgen von Stress bei Kindern und Jugendlichen näher beschrieben. Der dritte Teil beschäftigt sich mit Bewältigungsformen und Strategien, welche sich ebenfalls auf Kinder und Jugendliche beziehen. Im vierten Kapitel wird der Begriff Stressprävention kurz erklärt, und mögliche Präventionsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche werden vorgestellt. Im letzten Teil meiner Arbeit findet sich die Auswertung eines Fragebogens zum Thema „Stress und Coping-Strategien bei Kindern und Jugendlichen“. Dabei galt es herauszufinden, ob es betreffend der Symptome und der Bewältigungsmethoden im Kindes- und Jugendalter Unterschiede beziehungsweise Zusammenhänge gibt. Das Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist, über Stress zu informieren und darauf aufmerksam zu machen, dass Kinder und Jugendliche unter enormer Stressbelastung stehen. Außerdem soll dargelegt werden, wie sich Stress auf Kinder und Jugendliche auswirken kann.

Um die Lesbarkeit der vorwissenschaftlichen Arbeit zu vereinfachen, wird auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet.

2. Stress

“It’s not stress that kills us, it is our reaction to it!”1

Dieses Zitat stammt vom österreichisch-kanadischen Mediziner Hans Selye (1907-1982), der den Begriff Stress aus der Physik in die Medizin und die Psychologie eingeführt hat. In der Physik bezeichnet Stress die mechanische Spannung, die auf einem Material lastet. Das Wort Stress wird heute aus dem Englischen mit Druck, Anspannung oder Beanspruchung übersetzt. Ursprünglich leitet sich der Begriff Stress vom lateinischen Wort „stringere“ ab. Es sind einige Übersetzungen möglich, zum Beispiel anspannen, in Spannung versetzen, drücken, zusammenpressen oder anziehen. Mittlerweile gibt es eine Reihe von verschiedenen Definitionen von Stress, doch keine allgemeingültige.

„Stress entsteht durch die Art und Weise, wie ein Mensch mit Belastungen umgeht und sie bewältigt. Stress wird als Ungleichgewicht der Individuum-Umwelt-Reaktion angesehen (entspricht dem transaktionalen Stressmodell).“2

Diese Definition beschränkt sich auf den Umgang mit Stress und der Art der Bewältigung. Als Stress wird eine Disparität in der Reaktion zwischen Umwelt und Mensch bezeichnet.

„Stress kann definiert werden als die physische, psychische und biochemische Reaktion des Körpers auf Anforderungen, welche mit den verfügbaren Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten nicht bewältigt werden können. Stress impliziert demgemäß physische, biochemische und psychische Facetten.“3

Diese Definition beschreibt Stress als eine somatische, emotionale und physiologische Reaktion eines Organismus auf Situationen, welche mit den vorhandenen Mitteln und Bewältigungsmechanismen nicht verarbeitet werden können.

„Stress ist definiert als ein Spannungszustand, der durch die Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich nahe oder bereits eingetretene subjektiv lang andauernde Situation als nicht vollständig kontrollierbar erlebt wird, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.“4

Die dritte Definition erläutert Stress als einen Spannungszustand, der aufgrund einer Mutmaßung auf eine Situation, die bedrohlich erscheint, entsteht. Diese Situation zu vermeiden ist von großer Bedeutung. Bei dieser Definition wird nur der negative Stress, welcher als eine Bedrohung bewertet wird, erläutert.

„Stress ist ein Muster spezifischer und unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf Reizereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeiten zur Bewältigung strapazieren oder überschreiten. Diese Reizereignisse umfassen eine ganze Bandbreite externer und interner Bedingungen, die allesamt als Stressoren bezeichnet werden. Ein Stressor ist ein Reizereignis, das vom Organismus adaptive Reaktionen verlangt.“5

Diese Definition bezieht sich auf die verschiedenen Stressoren, die für das Stresserleben verantwortlich sind. Stressoren verlangen vom Organismus eine passende Reaktion zu finden, um den Stress zu bewältigen. Stress stört den Organismus aufgrund von Reizereignissen und spezifischen/unspezifischen Reaktionen des Körpers. Bei dieser Definition wird der grundlegende Ablauf von Stress erklärt.

„Stress resultiert aus einer Bedrohung der physiologischen und/oder psychologischen Unversehrtheit einer Person, welche adaptive physiologische, behaviorale, emotionale und kognitive Reaktion bewirkt. Entscheidend ist die Einschätzung des Bedrohungscharakters eines Stressors unabhängig davon, ob eine Bedrohung objektiv gegeben ist oder subjektiv so interpretiert wird. In beiden Fällen wird das individuelle Ausmaß der Stressreaktion durch eine Integration der individuellen psychobiologischen Stressreagibilität, der subjektiven Bedrohungs-Einschätzung und der Einschätzung der verfügbaren Bewältigungsressourcen dar.“6

Die letzte Definition beschreibt Stress als ein Resultat einer Gefährdung der biologischen und/oder der psychischen Gesundheit einer Person. Diese Bedrohung kann eine physiologische, eine verhaltensbezogene, eine emotionale oder eine kognitive Reaktion hervorrufen. Die Bewertung des Stressors, die Einschätzung der vorhandenen Bewältigungsressourcen und die psychobiologische Belastbarkeit spielen eine bedeutende Ro­lle­ bei einer Stressreaktion.

2.1. Entstehung und Ursachen von Stress

Stress entsteht dann, wenn das physische oder psychische Wohlbefinden einer Person bedroht wird. Bedeutende Lebensereignisse können Stress erzeugen, den Organismus durcheinander bringen und zu gesundheitlichen Schäden führen. Veränderungen der gewohnten Lebenssituation machen es mühsamer, effektiv zu arbeiten. Aber sie können auch den Körper angreifen und ihn gesundheitlich schwächen. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen vermehrt sich die Menge an Lebensveränderungen vor dem Beginn einer Krankheit oft beträchtlich. Stresserzeugende Lebensereignisse können sogar einen Tod durch Herzinfarkt, Tuberkulose, multipler Sklerose, Diabetes und viele weitere gefährliche Krankheiten auslösen.7

Aber nicht nur besondere Lebensereignisse erzeugen Stress, sondern auch alltägliche Anforderungen und Probleme können zu Stress führen. Diese werden als „daily hassles“ bezeichnet, darunter versteht man kleine Irritationen und Frustrationen, welche immer wieder auftreten können. Dieses Gefühl der Dauerhaftigkeit kann zu einer Belastung werden und viele Menschen sind von „daily hassles“ oft viel mehr erschüttert als von einem punktuellen Lebensereignis. Zu alltäglichen Anforderungen und Problemen zählen die meisten Menschen zukunftsbezogene Sorgen, Probleme mit Freunden oder Familienmitgliedern, Zeitmangel und Schwierigkeiten mit dem anderen Geschlecht. Jeder Mensch bewertet Situationen anders, einer bewertet eine bestimmte Situation bereits als Problem, andere denken noch gar nicht daran, diese Situation als Problem einzustufen.8

„Eine pragmatische Klassifikation von Stressoren unterscheidet objektive und subjektive Stressoren:

Objektive Stressoren sind: Schlafentzug, Verletzungen, Krankheiten, schwere Operationen, Verbrennungen, Unterkühlung, Hitze, Kälte, Luftdruckveränderungen, Hunger, Durst, Lärm, intensives Licht, Isolation, Dichte (wie Bevölkerungsdichte), monotone Arbeit, Unterforderung und Überforderung, schlechte Lebens- und Arbeitsbedingungen, Nichterfüllung wesentlicher Bedürfnisse.

Subjektive Stressoren sind: negative Denkmuster, die Neigung zu Ungeduld, Ärger, Wut, Angst, Feindseligkeit, Dominanzstreben oder Konkurrenzdenken, falsche Situationsbewertungen, Schwarzsehen, Hineinsteigern, selbst gemachter Zeit- und Leistungsdruck, zu hohe Erwartungen, Enttäuschungen, eingebildete Bedrohung oder Hilflosigkeit.“9

2.2. Körperliche Symptome von Stress

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: Symptome von Stress

Wenn eine Stressreaktion eintritt, spielt der Hypothalamus die Hauptrolle, er steuert das autonome Nervensystem, das die Aktivitäten der Organe regelt, und er aktiviert die Hypophyse. Der Körper kann auf Stress mit vielen verschiedenen körperlichen Reaktionen antworten. Erkennt der Organismus Stress, so werden die Atmung und der Herzschlag beschleunigt und verstärkt. Die Blutgefäße werden enger und der Blutdruck wird höher. Muskeln öffnen die Wege durch Nase und Hals, um somit mehr Luft in die Lunge zu leiten. Automatisch ändert sich der Gesichtsausdruck, der verstärkte Emotionen sichtbar macht. Der Körper stellt außerdem die Verdauung unter Stress ein. Eine weitere Funktion des Körpers ist, das Adrenalin in die Höhe zu treiben. Adrenalin spielt bei Angstreaktionen und Flucht eine bedeutende Rolle. Hingegen hat Noradrenalin bei Wut und Renitenz eine wichtige Bedeutung. Zusätzlich werden von der Milz mehr rote Blutkörperchen ausgeschüttet, um bei einer Verletzung die Blutgerinnung zu verstärken. Hingegen wird das Knochenmark aktiviert, mehr weiße Blutkörperchen zu produzieren, um eine Infektion zu vermeiden und im Notfall zu bekämpfen. Die Leber beginnt mehr Zucker zu produzieren, um dem Körper mehr Energie zu liefern. Das Hormon TTH (thyrotrophes Hormon) veranlasst die Schilddrüse, mehr Energie freizusetzen. Die nachfolgende Darstellung fasst die körperlichen Symptome von Stress zusammen. 10

2.3. Stressbewertung und Stressreaktionen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Stressreaktionen

Stressreaktionen sind erforderlich, wenn der Organismus eine Situation so bewertet, dass er bedroht wird oder die Ressourcen für eine Bewältigung nicht vorhanden sind. Eine derartige Bewertung löst bei der Person eine physiologische, eine behaviorale, eine emotionale oder eine kognitive Reaktion aus. Wie die Person reagiert hängt davon ab, wie sie den Stress bzw. den Stressor einschätzt. Außerdem wird die Stressreaktion von der Einschätzung der Bewältigungsressourcen bestimmt. Diese Reizereignisse können den Organismus aus dem Gleichgewicht bringen und die Fähigkeit zur Bewältigung überlasten.11

Welche Reaktion für den Organismus die richtige ist, hängt von der Bewertung ab. Wie sich ein Stressor auf einen Organismus auswirkt, wird von sogenannten Moderatorvariablen bestimmt. Man kann einen Stressor als Bedrohung oder aber auch als Herausforderung sehen. Die kognitive Bewertung spielt eine große Rolle, denn wird ein Stressor als Bedrohung bewertet, wirkt sich dies als Distress, negativer Stress aus. Wird der Stressor jedoch als Herausforderung angesehen, kann dies den Organismus „aufputschen“ und wirkt sich positiv als Eustress aus. Eine weitere Moderatorvariable sind die Ressourcen, die ein Organismus benötigt, um den Stress zu bewältigen. Bestimmte Situationen werden von fast allen Menschen identisch bewertet, zum Beispiel wird der Brand des eigenen Hauses als Bedrohung gesehen. Körperliche Verletzungen oder der Verlust eines nahestehenden Menschen werden von den meisten Menschen als Bedrohung bewertet werden. Ein Organismus, der von außen eine Bedrohung wahrnimmt, reagiert mit einer physiologischen Stressreaktion. Aber auch wenn ein Organismus von Bakterien oder Krankheitserregern befallen ist, reagiert er mit einer physiologischen Stressreaktion. Eine physiologische Stressreaktion bedeutet mit Körperkraft, sofortigem Handeln und automatisierten Mechanismen gegen den Stressor zu kämpfen. Wie sich ein Organismus verhält, wenn er unter Stress steht, hängt meist davon ab, wie stark der Stress empfunden wird. Eine psychische Stressreaktion kann bei leichtem Stress das Verlangen nach Sexualität oder das Verlangen nach Essen verstärken. Starker Stress hingegen kann zur Unterdrückung von Verhalten führen zum Beispiel zur Unbeweglichkeit, die Hilflosigkeit ausdrückt.12

Die folgende Abbildung zeigt auf, zu welchen verschiedenen Stressreaktionen es im physiologischen, behavioralen, kognitiven und emotionalen Bereich kommen kann. Die kognitive Bewertung der Situation wird von der Bewertung des Stressors und den persönlichen Ressourcen stark beeinflusst. Wie die Person letztendlich reagiert, hängt oft von den eigenen Merkmalen ab.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Stressmodelle

2.4. Stressmodelle

In diesem Kapitel soll ein Überblick über die drei bekanntesten und gängigsten Erklärungsmodelle für Stress gegeben werden. Das reizzentrierte Stressmodell nach Dohrenwend gehört zu den biologischen Stressmodellen, das reaktionszentrierte Stressmodell nach Selye, welches ebenfalls zu den biologische Stressmodellen gehört, und das transaktionale Stressmodell nach Lazarus, welches ein psychologischen Erklärungsmodell ist. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von weiteren Stressmodellen, von denen an dieser Stelle einige angeführt werden.

Die biologischen Stressmodelle von Walter Cannon und Hans Selye sind reaktionszentrierte Modelle, welche sich nur mit unspezifischen Stressreaktionen beschäftigen. Unter unspezifischen Stressreaktionen versteht man motorische, physiologische, emotionale und kognitive Stressreaktionen. Thomas Holme, Richard Rahe und Paul Anderson sind Vertreter von soziologischen Stressmodellen. Sie unterteilen Stressoren in drei Rubriken: chronische Stressoren, Lebensereignisse und tägliche Ärgernisse. Somit beschäftigen sie sich nur mit spezifischen Stressreaktionen. Das psychologische Stressmodell von Richard Lazarus und Susan Folkman behandelt nur den subjektiven Stress. Bei dieser Theorie sind die Wahrnehmung, die Interpretation und die Bewältigungsversuche von großer Bedeutung. Laut dem psychologischen Stressmodell entsteht Stress nur dann, wenn jemand seine Bewältigungsmöglichkeiten als zu wenig bewertet. Bei den ressourcenfokussierten Stressmodellen gibt es zwei unterschiedliche Schwerpunkte. Peter Becker, Wolf Polenz und Stevan Hobfoll stellen den Ressourcenverlust in den Vordergrund ihres Modells. Somit lösen eine Bedrohung oder ein Verlust von Ressourcen Stress aus. Aaron Antonovsky stellt die Erhaltung der Gesundheit, mithilfe von Ressourcen und Schutzmaßnahmen in den Mittelpunkt seines Modells. Das biopsychosoziale Stressmodell von George L. Engel und Rolf Adler besagt, dass Stress durch die Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren entsteht.13

2.4.1. Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Das transaktionale Stressmodell von Lazarus

[...]


1 Tetter, David: Stress kills. URL: http://www.frogrecruitment.co.nz/Inspiration/BreathingTechniques/StressKills.html [Stand: 02.09.2015]

2 Hornung, Rainer; Lächler, Judith: Psychologisches und soziologisches Grundwissen für Gesundheit-und Krankenpflegeberufe. Weinheim: Beltz Verlag 2006, S. 273f

3 Hey, Stefan: Was ist Stress?. URL: http://www.stress-ratgeber.de/definition [Stand: 05.12.2015]

4 Stangl, Werner: Stress. URL: http://psychologie.stangl.eu/definition/Stress.shtml [Stand: 02.09.2015]

5 Zimbardo, Philip; Hoppe-Graf, Siegfried; Keller, Barbara (Hgg.): Psychologie. Berlin Heidelberg: Springer Verlag 1995, S. 575

6 Heinrichs, Markus; Stächele, Tobias; Domes, Gregor: Stress und Stressbewältigung. Fortschritte der Psychotherapie. Göttingen: Hogrefe 2015 (= Fortschritte der Psychotherapie 58), S. 5

7 Vgl. Zimbardo,1995, S. 575f

8 Vgl. Seiffge-Krenke, Inge; Lohaus, Arnold (Hgg.): Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter. Göttingen. Hogrefe 2007, S. 12f

9 Pleininger, Annemarie: Stress erkennen. Stress bewältigen. URL: http://www.oebbg.at/newsletter/stress-erkennen-stress-bewaeltigen/ [Stand: 16.09.2015]

10 Vgl. Zimbardo,1995, S. 578

11 Vgl. Heinrichs/Stächele/Domes, 2015, S. 5

12 Vgl. Zimbardo, 1995, S. 577

13 Vgl. Hey, Stefan: Stresstheorien. URL: http://www.stress-ratgeber.de/definition/stresstheorien [Stand: 12.10.2015]

Fin de l'extrait de 45 pages

Résumé des informations

Titre
Stress bei Kindern und Jugendlichen. Ursachen, Symptome und Coping-Strategien
Note
1
Auteur
Année
2016
Pages
45
N° de catalogue
V460932
ISBN (ebook)
9783668908642
ISBN (Livre)
9783668908659
Langue
allemand
Mots clés
Stress, Coping Strategien Stressbewältigung
Citation du texte
Anna-Maria Salchegger (Auteur), 2016, Stress bei Kindern und Jugendlichen. Ursachen, Symptome und Coping-Strategien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/460932

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