Zu John S. Mills Utilitarismus. Die Untersuchung eines moralischen Dilemmas


Research Paper (undergraduate), 2018

16 Pages, Grade: 1,6


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Der klassische Utilitarismus
2.1 Grundzüge und Merkmale des klassischen Utilitarismus

3. Der Utilitarismus nach John Stuart Mill
3.1 Mills Abgrenzung zu Bentham
3.2 Die Glücksdefinition nach Mill
3.3 Handlungs- und Regelutilitarismus

4. Der Moralbegriff
4.1 Das Moralische Dilemma
4.2 Moral im Utilitarismus Mills

5. Untersuchung eines moralischen Dilemmas
5.1 Sophies Entscheidung
5.2 Fallbezogene Problematiken des Utilitarismus nach Mill
5.3 Lösungsansatz nach John Rawls „Zwei Regelbegriffe“

6. Abschließende Bemerkung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wertekonflikte und moralische Dilemmata entstehen durch die verschiedensten Situationen und können teilweise nur schwer gelöst werden. Daher beschäftigen sich besonders Vertreter der ethisch-philosophischen Richtung mit dieser Thematik. Beispiele hierfür sind Kants kategorischer Imperativ, Schopenhauers Mitleidsethik und der Utilitarismus nach Jeremy Bentham oder John Stuart Mill. Eines haben all diese Positionen gemeinsam: Sie sollen als eine Art Richtlinie oder Antwort auf moralische Dilemmata fungieren und das Zusammenleben in einer Gemeinschaft erleichtern.

Einen Diskurs darüber, wie ein moralisches Dilemma mithilfe einer ethisch-philosophischen Position zu bewerten wäre und welche Problematiken dabei auftreten könnten, wird der Schwerpunkt dieser Arbeit sein. Besonders wichtig ist hierbei, dass diese Bewertung des Dilemmas auf Grundlage des Utilitarismus nach John Stuart Mill stattfinden wird. Zuerst erfolgt eine kurze Einführung in den Utilitarismus nach John Stuart Mill. Hierzu gehört die Glücksdefinition in Mills Utilitarismus und die Abgrenzung zu Jeremy Bentham, sowie eine Erläuterung zu Handlungs- und Regelutilitarismus. Anschließend erfolgen Definitionen zu Moral, dem moralischen Dilemma und der Moral im Utilitarismus Mills. Nachfolgend wird ein exemplarisches Dilemma untersucht und es werden anhand dessen Problematiken, sowie Kritiken des Utilitarismus aufgezeigt. Es folgt ein Lösungsansatz nach John Rawls. Die Arbeit wird mit einer abschließenden Bemerkung abgeschlossen.

2. Der klassische Utilitarismus

Utilitarismus kann beschrieben werden als: „[…] eine moralphilosophische Analyse erster Ordnung: eine normative Ethik im Sinne einer Theorie der Ziele und Prinzipien moralisch richtigen Handelns“ (Höffe 1992, S. 10).

2.1 Grundzüge und Merkmale des klassischen Utilitarismus

Wie bereits das oben aufgeführte Zitat von Höffe darlegt, beschäftigt sich der Utilitarismus unter anderem mit der Beurteilung und Analyse von moralischen richtig oder falschen Handlungen. Es handelt sich hierbei um eine Form der konsequentialistischen Ethik, welche sich dadurch auszeichnet, dass die Qualität der Handlungsfolgen ausschlaggebend dafür ist, ob eine Handlung moralisch als falsch oder richtig bewertet wird (vgl. Pfeifer 2009, S. 42). Entscheidend sei also nur das Ergebnis der Handlung unabhängig dessen, was der Handelnde oder Unterlassene eigentlich beabsichtigt hat. Zu dieser konsequentialistischen Komponente, durch die der klassische Utilitarismus geprägt wird, kommen zwei weitere Strukturmerkmale. Zum einen eine hedonistische Basis, durch welche die Werte Glück, Interessenbefriedigung und Lust, sowie Unlust, Schmerz- und Leidvermeidung berücksichtigt werden. Zum anderen, dass Zustände die als wertvoll anerkannt werden, gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Dies lässt sich als Gleichheitskomponente bezeichnen (vgl. Pfeifer 2009, S. 44ff.). Vertreter dieses klassischen Utilitarismus waren beispielsweise Jeremy Bantham und John Stuart Mill. Diese Arbeit wird sich im Folgenden mit dem Utilitarismus Mills beschäftigen, welcher als Basis die Positionen von Bantham annimmt, diese jedoch weiterentwickelt hat. Hierzu erfolgt eine Erläuterung zu späterem Zeitpunkt. Zu den Grundzügen des Utilitarismus gehört ebenso die Ausgangssituation die gegeben sein sollte, um diesen überhaupt anwenden zu können. Diese Ausgangssituation sollte durch das hervorbringen verschiedener Handlungsmöglichkeiten charakterisiert sein, es sollte also eine Situation sein, in welcher der oder die Handelnde nicht eindeutig wissen welche Handlungsmöglichkeit angewandt werden kann um die Situation zu lösen. Es wird somit ein Richtungsweiser gesucht, der dabei helfen soll eine Entscheidung zu treffen. An diesem Punkt setzt der Utilitarismus an.

Der Grundgedanke lautet: „(…); der Utilitarismus rekonstruiert die moralisch richtige Handlung als Resultat einer rationalen Wahl zwischen alternativen Möglichkeiten” (Höffe 1992, S. 10). Die Wahl soll somit rational sein. Während Rationalität im Alltag weitestgehend als einfache Vernunft betrachtet wird, erfolgen im Utilitarismus genauere Definitionen, welche auch als wesentliche Merkmale des Utilitarismus angehen werden können. Die Richtigkeit von Handlungen sei nach ihren Folgen zu beurteilen, beispielsweise ob Freude oder Leid daraus entstanden ist. Es entstehe somit ein Konsequenzen-Prinzip. Die Folgen würden an ihrem Nutzen, dem „utilitas“ gemessen, auch Nutzen- oder Utilitäts-Prinzip genannt. Dieser Nutzen werde anhand des Zieles bemessen, die Bedürfnisse und Interessenbefriedigung zu maximieren und die Frustration zu minimieren. Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass es um das Gute in sich geht und nicht um subjektives Nutzen. Das Ausmaß der durch die Handlung entstandenen Lust sei dann mit dem Ausmaß an Unlust welche durch die gleiche Handlung entstanden ist zu verrechnen. Höffe benennt die Differenz dieser beiden als „Gratifikationswert“ (1992, S. 11). Es liegt also ein Hedonistisches Prinzip vor. Ein weiteres Kriterium der Rationalität ist das Universalistische- Prinzip, welches besagt, dass der Gesamtnutzen das Ziel der Handlung sein soll und nicht das individuelle Nutzen. Das Wohlergehen aller steht somit über dem Wohlergehen bestimmter Gruppen oder einzelner.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass Handlende, die sich entschließen ihre Handlung auf klassischer utilitaristischer Basis durchzuführen oder zu bewerten folgendes beachten sollten: Die moralische Richtigkeit oder Falschheit hängt von dem hervorgebrachten Nutzen ab, welcher anhand der Differenz der hervorgebrachten Lust und Unlust bestimmt werden kann, in Bezug auf alle Betroffenen. Hierbei sollte noch beachtet werden, dass durch die Handlung die größtmögliche Maximierung der Lust erzielt wird. Es wird deutlich, während es sich bei den alltäglichen Moralprinzipien unserer Gesellschaft weitestgehend um sekundäre Prinzipien wie beispielsweise das unerwünscht Sein von Lügen handelt (vgl. Mill 2006, S. 73), behandelt der klassische Utilitarismus das Gesamtnutzen und die Maximierung von Lust.

3. Der Utilitarismus nach John Stuart Mill

Wie bereits erwähnt übernahm Mill als Basis die Position Benthams zum Utilitarismus. Allerdings entwickelte er diese weiter und kritisiert sie auch in einigen Punkten, die an dieser Stelle aufgegriffen werden.

3.1 Mills Abgrenzung zu Bentham

Ausgelöst durch eine geistige Krise, begann Mill den Standpunkt des mittlerweile verstorbenen Benthams zu kritisieren. Mill wirft seinem damaligen Vorbild vor, das Nützlichkeitsprinzip nicht bewiesen zu haben und kritisiert seine Auffassung des Glücksbegriffes “happiness“ als zu eingeschränkt. Außerdem würden die Handlungsfolgen zu sehr hervorgehoben werden und die geistige Verfassung des Menschen dafür in den Hintergrund rückt (vgl. Pazos 2001, S. 65). Des Weiteren wären Benthams Ansichten teilweise veraltet und dadurch, dass moralisches Verhalten nur äußern Zielen diene, bliebe auch nur die äußere Sanktion, damit moralisch gehandelt werde (Pazos 2001, S. 68). Es scheint als hätte Mill nach jahrelanger Unterstützung von Banthams Sichtweise erkannt, dass der klassische Utilitarismus einer Weiterentwicklung bedarf.

Bislang war der klassische Utilitarismus quantitativ charakterisiert, das Augenmerk lag dementsprechend darauf das Gesamtnutzen durch eine Handlung zu maximieren. Mill entwickelte dies weiter und berücksichtigte neben der Quantität auch die Qualität der Freuden. Nach Mill könne eine Freude von hoher Qualität die Quantität übertreffen. Ein alltägliches Beispiel hierfür wäre es, sich lieber ein teures, hochwertiges Paar Schuhe zu kaufen, als mehrere günstige aber qualitativ schlechtere Schuhe. Zwar muss für das teure Paar mehr Geld ausgegeben werden für eine niedrigere Anzahl an Schuhen, jedoch halten diese länger und sind bequemer wie die günstigeren Schuhe. Mill veranschaulicht diese Wertigkeit von Freunden durch das Beispiel, dass kein intelligenter Mensch ein Narr sein wollen würde, auch wenn der Narr vermutlich mehr Freuden und weniger Leiden hat, denn der intelligente Mensch sei in der Lage höhere Freuden zu empfangen (vgl. Mill 2006, S. 27-29). Eine andere Weiterentwicklung zu der Mill den Grundstein gelegt hat lässt sich auch als Präferenzutilitarismus bezeichnen. Hierbei geht es bevorzugt um die Erfüllung von Interessen oder Wünschen und deren Maximierung. Ebenso steht die bloße sinnliche Lust hinter den geistigen Freuden. Zusammengefasst ergänzte Mill somit Benthams Utilitarismus durch folgende Punkte: 1. Moralisches Handeln sollte sich am Glück aller orientieren 2. Aufgrund von Punkt eins sollten Handlungsregeln beurteilt werden und 3. In die Kalkulation der Wirkung von Handlungen soll das gesamte fühlende Leben mit einbezogen werden.

3.2 Die Glücksdefinition nach Mill

Nach Mill gilt für Handlungen, dass diese: „(…) insoweit und indem Maße moralisch richtig sind, als sie Tendenz haben, Glück zu befördern, und insoweit moralisch falsch, als sie die Tendenz haben, das Gegenteil von Glück zu bewirken“ (Mill 2006, S.23).

Doch was genau bedeutet Glück im Utilitarismus nach Mill, welches durch das Nützlichkeitsprinzip angestrebt wird? Grundsätzlich ist der Utilitarismus hedonistisch geprägt, allerdings empfand Mill das reine Streben nach Lust als Tierähnlich und vertrat wie bereits erwähnt die Auffassung, dass die geistigen Freuden vor den körperlichen Freuden ersehnt werden. Dennoch beschreibt er das Glück mit dem Vorhandensein von Lust und dem fern Sein von Unlust. Er geht sogar weiter und behauptet, dass das Fernbleiben von Unlust und das Vorhandensein von Lust bei Handlungen im Vordergrund stehen sollen. Zusätzlich geht es um das Glück der größten Zahl, also das Universal-Prinzip (vgl. Mill 2006, S. 25). Im späteren Verlauf seines Essays „Utilitarismus“ räumt Mill dann jedoch ein, dass der Mensch auch ohne Glück auskommen können oder dadurch Glück erfahren könne indem er anderen Glück zuführt (vgl. Mill 2006, S. 49ff.).

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Details

Title
Zu John S. Mills Utilitarismus. Die Untersuchung eines moralischen Dilemmas
College
University of Kassel
Grade
1,6
Author
Year
2018
Pages
16
Catalog Number
V460953
ISBN (eBook)
9783668910300
ISBN (Book)
9783668910317
Language
German
Keywords
Moral, Dilemma, Mill, Utilitarismus, Glück, Moralphilosophie
Quote paper
Jana Held (Author), 2018, Zu John S. Mills Utilitarismus. Die Untersuchung eines moralischen Dilemmas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/460953

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