In fast allen Klassenzimmern und Schulstufen der Bundesrepublik sind Kinder mit Einwanderungshintergrund. Mein persönlicher Bezug als zukünftige Lehrerin ist zugleich ein Leitgedanke dieser Arbeit: Der Diskurs über Migration, Ethnizität und Rassismus ist nicht vollständig, solange wir nicht hinterfragen, in welcher Weise wir selbst eingebunden sind in das System rassistischer und ausschließender Denkstrukturen und Handlungsmuster. Lehrerinnen und Lehrer haben die Aufgabe, Kinder mit Einwanderungshintergrund mit ihren Kompetenzen differenziert wahrzunehmen, sie zu unterstützen und sie mit ihren Problemen zu verstehen, ohne die gängige ethnisierende Konstruktion des „ausländischen Kindes“ zu nutzen. Der Alltag und die Selektion in der Grundschule bedeuten für viele Migrantenkinder jedoch Diskriminierung und Ausschluss für den weiteren Bildungsweg.
Fragestellung: Entwickeln Kinder mit Migrationshintergrund, die die Defizitzuschreibung der „kulturellen Differenz“ erfahren spezifische soziale und kulturelle Kompetenzen?
1. Kapitel: Einwanderung in Deutschland. Bis heute gibt es eine gesellschaftliche Präsenz von Rassismus in diesem Land. Sie hat Einfluss auf vorherrschende Diskurse über Einwanderung (Rassismus-Definition nach Robert Miles).
2. Kapitel: Postkoloniale Kritik und die These vom „Kulturkonflikt.“ Untersucht werden Argumentations- und Deutungsmuster der Kulturkonflikt-Defizit-These innerhalb der Migrationsforschung sowie Wissensproduktionen, in denen ethnisierende und rassistische Bilder von eingewanderten Menschen konstruiert werden und die „kulturelle Differenz“ als soziale Konstruktion.
3. Kapitel: Herstellung ethnischer Differenz in der Grundschule. Dabei werden insbesondere Mechanismen institutioneller Diskriminierung und Selektionsmechanismen untersucht.
4. Kapitel: Soziale und kulturelle Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund. Die subjektorientierte Perspektive aus der soziologischen Kindheitsforschung und eine empirische Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) aus dem Jahr 2000 werden herangezogen. Nicht nur spezifische Kompetenzen von Migrantenkindern treten zu Tage. Offensichtlich ist auch: Ihre erfahrene Defizitzuschreibung ist kein „Ausländerproblem“. Wenn sie diskriminiert und ausgeschlossen werden, ist es das Problem der Einwanderungsgesellschaft.
Zum Schluss werden einige Interventionschancen auf der Handlungsebene formuliert, wie schulische Gerechtigkeit für alle Bevölkerungsgruppen erreicht werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Fragestellung
- Aufbau der Arbeit
- 1. EINWANDERUNG IN DEUTSCHLAND
- 1.1 Deutschland, ein Einwanderungsland
- 1.2 Rassismusdefinition nach Robert Miles
- 1.3 Gesellschaftliche Präsenz von Rassismus in Deutschland
- 1.4 Statistische Information: Allgemein bildende Schulen
- 2. POSTKOLONIALE KRITIK UND DIE THESE VOM ,,KULTURKONFLIKT“
- 2.1 Postkoloniale Theoriebildung auf Deutschland angewendet
- 2.2 Die „Kulturkonflikt-Defizit-These“ in der Migrationsforschung über Kinder und Jugendliche
- 2.2.1 Einflussfaktoren
- 2.2.2 Mögliche Ursachen der „Kulturkonflikt-Defizit-These“
- 2.3 ,,Kulturelle Differenz“
- 2.4 Die sogenannte Integration
- 3. HERSTELLUNG ETHNISCHER DIFFERENZ IN DER GRUNDSCHULE
- 3.1 Herstellung ethnischer Differenz an Konflikten um das Kopftuch
- 3.2 Institutionelle Diskriminierung in der Grundschule
- 3.2.1 Statistische Auffälligkeiten
- 3.2.2 Einschulung
- 3.2.3 Überweisung auf die Sonderschule für Lernbehinderte
- 3.2.4 Übergang in die Sekundarstufe
- 3.3 Zusammenfassung
- 4. SOZIALE UND KULTURELLE KOMPETENZEN VON KINDERN MIT MIGRATIONSHINTERGRUND
- 4.1 ,,Subjektorientierte Sozialisationsforschung“
- 4.2 DJI-Projekt,, Wie Kinder multikulturellen Alltag erleben“
- 4.2.1 Sozialer und kultureller Bereich
- 4.2.2 Die Kinder und ihre Sprachen
- 4.2.3 Bedeutung von Schule
- 4.3 Auswertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Situation von Kindern mit Migrationshintergrund in der deutschen Grundschule. Sie analysiert die Herausforderungen, denen diese Kinder im Bildungssystem begegnen, und untersucht, wie ethnisierungs- und rassistische Ausschlussmechanismen ihren Alltag prägen. Die Autorin möchte dazu beitragen, dass Kinder mit Migrationshintergrund differenziert wahrgenommen und unterstützt werden.
- Ethnisierungsprozesse und Rassismus in der Grundschule
- Die „Kulturkonflikt-Defizit-These“ in der Migrationsforschung
- Institutionelle Diskriminierung von Kindern mit Migrationshintergrund
- Soziale und kulturelle Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund
- Die Bedeutung von Schule für die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und verdeutlicht die Relevanz der Auseinandersetzung mit Rassismus und Ethnisierungsprozessen in der deutschen Grundschule. Kapitel 1 beleuchtet den Kontext von Einwanderung in Deutschland und diskutiert die Präsenz von Rassismus in der Gesellschaft. Kapitel 2 analysiert die „Kulturkonflikt-Defizit-These“ in der Migrationsforschung und ihre Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Kapitel 3 untersucht die Herstellung ethnischer Differenz in der Grundschule anhand von Beispielen wie dem Kopftuch-Konflikt und der institutionellen Diskriminierung. Kapitel 4 befasst sich mit den sozialen und kulturellen Kompetenzen von Kindern mit Migrationshintergrund, beleuchtet das DJI-Projekt „Wie Kinder multikulturellen Alltag erleben“ und analysiert die Rolle der Schule.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Einwanderung, Rassismus, Ethnisierung, Diskriminierung, Bildung, Grundschule, Kinder mit Migrationshintergrund, Integration, Kulturkonflikt, soziale und kulturelle Kompetenzen und multikultureller Alltag.
- Arbeit zitieren
- Regina Caspari (Autor:in), 2004, "Sie sind voll integriert. Die machen keine Probleme." Alltag der Grundschule in Deutschland: Erfahrungen und Bewältigungspotentiale von Kindern mit Migrationshintergrund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46106