Friedrich Hölderlins "Hälfte des Lebens"


Term Paper, 2002

25 Pages


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Inhaltsverzeichnis

Das Gedicht

1. Historischer Abriss (Elisabeth Garcia)

2. Biographie Hölderlins (Elisabeth Garcia)
2.1 Namenserläuterungen
2.2 Biographie

3. Geisteswissenschaftliche Hintergründe (Sophie Koch)
3.1 Epoche der Romantik
3.2 Hölderlin und die Romantik
3.3 Hölderlin und seine Weltanschauung
3.4 Zusammenfassung

4. Zum lyrischen Werk (Elisabeth Garcia)
4.1 Tübinger Hymnen (1790-93)
4.2 Antike Formen (ab 1796)
4.3 Pindarische Gesänge ( 1800-06)
4.4 Dichtungen nach 1806
4.5 Merkmale hölderlinscher Dichtkunst (Sophie Koch)

5. Interpretationen zu Hölderlins Gedicht „Hälfte des Lebens“ (Sophie Koch)
5.1 Sobrias Ebrietas (Jochen Schmidt)
5.2 Beweis für menschliches Glück (Ernst Jandl)
5.3 Eigene Meinung über „Hälfte des Lebens“ (Sophie Koch)
5.4 Sprecherische Realisation (Elisabeth Garcia)

6. Literaturverzeichnis

Das Gedicht

Friedrich Hölderlin

„Hälfte des Lebens“

Mit gelben Birnen hänget

Und voll mit wilden Rosen

Das Land in den See,

Ihr holden Schwäne,

Und trunken von Küssen

Tunkt ihr das Haupt,

Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn

Es Winter ist, die Blumen, und wo

Den Sonnenschein

Und Schatten der Erde?

Die Mauern stehn

Sprachlos und kalt, im Winde

Klirren die Fahnen.

1. Historischer Abriss (Elisabeth Garcia)

Die stichpunktartigen Erklärungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund werde ich zum einen auf die europäische Situation zum anderen auf einen Zeitraum von ca. 1789 bis 1820 beschränken, weil dieser Ausschnitt meiner Meinung nach für das Leben Hölderlins am relevantesten ist. Alles weitere würde den Rahmen sprengen.

Bei Ausbruch der Französischen Revolution bestand Deutschland aus etwa 300 Einzelstaaten, darunter viele kleine unbedeutende, nur Preußen und Österreich waren von nennenswertem Rang. Zusammengehalten wurde das Reich durch das seit Generationen in der Hand der Habsburger liegende Kaisertum. Die Fürsten regierten jedoch souverän. Die Staatsmacht stützte sich auf Heer, Beamtentum und Kirche. Aufgrund der Zersplitterung Deutschlands sah man zunächst kaum eine Gefahr des Übergreifens der aufrührerischen Bewegungen.

1789 – Sturm auf die Bastille, Beginn der Französischen Revolution; Erklärung der

Menschen- und Bürgerrechte

1791 – Frankreich wird konstitutionelle Monarchie

1792 – Kriegserklärung Frankreichs an Österreich; nach Eintritt Preußens erster

Koalitionskrieg; auf Anstiftung Jean-Paul Marats Septembermorde an Royalisten in Paris; Beginn der republikanischen Zeitrechnung; Frankreich bietet allen Völkern, die frei sein wollen, Brüderschaft und Hilfe

1793 – Hinrichtung Ludwigs XVI. und der Führer der Gironde; Terror durch die Jako-

biner

1794 – nach Staatsstreich Hinrichtung Robespierres

1796 – Beginn des Italienfeldzuges unter Napoleon Bonaparte, in dessen Folge neue

Republiken gegründet werden

1797 – Friede von Campo Formio; Ende des ersten Koalitionskrieges,

1799 – Beginn des zweiten Koalitionskrieges; Napoleon wird durch Staatsstreich

erster Konsul

1801 – Friede von Luneville beendet die Revolutionskriege

1802 – Napoleon wird lebenslänglicher Konsul

1803 – Reichsdeputationshauptschluss: Säkularisierung vieler Fürstentümer in

Deutschland; Reduzierung auf sechs Reichsstädte und drei Kurfürstentümer;

erneut Feindseligkeiten zu Frankreich

1804 – Kaiserkrönung Napoleons in Frankreich

1806 – nach Ultimatum Napoleons legt Franz der Zweite die Kaiserwürde nieder;

Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen; Gründung des

Rheinbundes; Einführung des französischen Rechts in allen dazu gehören-

den Staaten ( Überwinden des Absolutismus; Verfassung, Gleichheit aller

vor dem Gesetz, Freiheit der Person, etc.)

1807 – Preußen nach Niederlage bei Jena / Auerstedt als Großmacht zerschlagen,

große Gebietsverluste - Abdrängen nach Osten

1809 – auch Österreich entmachtet, beide zu mittleren Mächten herabgestuft Vor-

herrschaft Napoleons in Europa, Kontinentalsperre; Gegenkräfte mobilisieren

sich;

in Deutschland Reformen durch Stein / Hardenberg mit dem Ziel, ein zum

Widerstand bereites Volk zu bilden; auch in anderen unterdrückten Ländern

Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung

1812 – Russlandfeldzug Napoleons

1813 – Befreiungskriege in Deutschland

1814 – Pariser Frieden: Verlust aller Eroberungen Frankreichs seit 1792; Auflösung

des Rheinbundes

1815 – Wiener Kongress, Ergebnisse für deutsche Bevölkerung enttäuschend: loser

deutscher Bund als militärisches Defensivbündnis statt Nationalstaat, innen-

politischer Streit,

zur Rettung des habsburgischen Vielvölkerstaates versucht Staatskanzler

Metternich durch Restauration alle demokratisch-nationalen Bewegungen zu

Unterdrücken;

Schlussakt des Kongresses: Wiederherstellung der europäischen Ordnung

nach Situation vor der Revolution

Heilige Allianz: gegenseitige Verpflichtung Russlands, Österreichs, Preußens

begründet auf Legitimität und Solidarität

Schlacht bei Waterloo, endgültige Niederlage Napoleons und Verbannung

1817 – Wartburgfest, Demonstration für nationale Einheit durch akademische Jugend

1819 – Karlsbader Beschlüsse, monarchisches für alle Staaten des deutschen

Bundes, „Demagogenverfolgung“ ( Zensur, Verbot der Burschenschaften)

(vgl. Mann 1986)

Biographie Hölderlins (Elisabeth Garcia)

2.1 Namenserläuterungen

Vorab möchte ich kurze Erklärungen zu einigen im Folgenden auftretenden Namen geben, um das Verständnis zu erleichtern:

¨ COTTA von Cottendorf, Johann Friedrich (1764-1832)

Verlagsbuchhändler in Tübingen zu dessen Autoren Schiller, Goethe, Jean-Paul, Fichte und Schelling gehörten

¨ EMPEDOKLES (483-423 v. Chr.)

griechischer Dichter, Arzt, Naturphilosoph; populär durch medizinische Fähigkeiten und Tätigkeiten als Staatsmann; nach Mythos Tod durch Sprung in den Ätna

¨ HYPERION

griechisch für „der Oben-Gehende“, einer der Titanen, Vater des Sonnengottes Helios

¨ PINDAR (522-445 v. Chr.)

griechischer Lyriker, Hymnen/ Oden auf Sieger der olympischen, pythischen und nemeischen Festspiele als einzige vollständig erhalten

¨ (VON) SINCLAIR, Isaak (1775-1815)

Diplomat und Schriftsteller, später Regierungsrat am Homburger Hof, von 1798-1806 engster Freund Hölderlins

¨ STÄUDLIN, Gotthold Friedrich (1758-1796)

Kanzleiadvokat in Stuttgart, Lyriker und Herausgeber mehrerer schwäbischer Almanache

2.2 Biographie

- Am 20. 3. 1770 wird Johann Christian Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Ein Jahr später folgt seine Schwester Johanna Christiana Friederike. Die Familie gehört seit Generationen zum evangelischen Pfarrer- und Beamtentum. Der Vater (Klosterhofmeister) stirbt 1772 an den Folgen eines Schlaganfalls, wenige Wochen vor der Geburt der Tochter Maria Eleonora Henrike.
- Zwei Jahre darauf heiratet die Mutter den späteren Bürgermeister Johann Chris-toph Gock, und die Familie zieht nach Nürtingen um. 1775 wird Hölderlins Halbschwester Anastasia Carolina Dorothea geboren, stirbt jedoch im selben Jahr wie auch Johanna Christiana Friederike. In der folgenden Zeit kommen noch drei weitere Kinder zur Welt, von denen aber nur der Sohn Carl Christoph Friedrich am Leben bleibt. Nach nur fünfjähriger Ehe verliert die Mutter auch ihren zweiten Ehemann, der einer Lungenentzündung erliegt. Fortan ist sie alleinerziehend.
- Hölderlin besucht seit dem sechsten Lebensjahr die Lateinschule, erhält zusätzlich Privatunterricht. 1784 tritt er in die niedere Klosterschule Denkendorf ein. Die Mutter sieht eine Laufbahn als Pfarrer für ihn vor. Im Anschluss wechselt er auf die höhere Klosterschule Maulbronn. Im Alter von 16 Jahren verfasst er hier erste kleinere Gedichte, angeregt durch Klopstock, Schiller, Young und Ossian. Außerdem lernt er Louise Nast, die Tochter des Klosterverwalters, kennen, mit der er sich verlobt.
- Nach Beendigung der Schule nimmt er 1788 das Studium der Philosophie und Theologie im Tübinger Stift auf. Dort findet er Freunde, die seine Begeisterung zu Klopstock und Schiller teilen. Von letzterem lässt sich Hölderlin zu den „Tübinger Hymnen“ anregen. Er gründet einen kleinen Dichterbund mit den Kommilitonen Neuffer und Magenau. Immer größer werden seine Zweifel an der für ihn vorgesehenen Berufslaufbahn. Auch die Verbindung mit Louise Nast wird gelöst. In den 90er Jahren beschäftigt sich Hölderlin intensiv mit der Philosophie Kants und Reinholds. Außerdem werden die Ideen der Französischen Revolution von ihm und vielen seiner Mitstudenten (darunter Hegel) enthusiastisch aufgenommen. Der Wunsch Schriftsteller zu werden, verfestigt sich. In Stäudlins „Poetische[r] Blumenlese für das Jahr 1792“ erscheinen erstmals vier Gedichte von Hölderlin. Im selben Jahr beginnt er auch die Arbeit am „ Hyperion“. (Die letzte und siebente Fassung erscheint 1797 in zwei Bänden.)
- 1793 schließt Hölderlin das Studium mit Promotion ab. Auf Empfehlung Schillers, der ihn von Besuchen an der Tübinger Universität kennt, nimmt er eine Hofmeisterstelle bei Charlotte von Kalb in Waltershausen an. Mit dem schwererziehbaren Sohn Fritz unternimmt er Reisen nach Jena, wo er verschiedene Vorlesungen (zum Beispiel von Goethe) besucht. Auch Isaak von Sinclair lernt er in dieser Zeit kennen, des weiteren Fichte, Herder und Novalis. Schließlich siedelt die Familie von Kalb nach Weimar über. Durch Schiller erfährt Hölderlin große Unterstützung. Einige Gedichte werden in seine Publikationen aufgenommen („Musenalmanach“, „Horen“). Außerdem stellt er die Verbindung zu Cotta her, dem er verschiedene Schriften übermittelt.
- 1795 löst Hölderlin dieses Arbeitsverhältnis und bricht in seine Heimat auf. Unterwegs trifft er den Arzt Johann Gottfried Ebel, der ihm eine Hauslehrerstelle bei der Bankierfamilie Gontard in Frankfurt am Main offeriert. Hölderlin tritt den Dienst an und verliebt sich in die Frau des Hauses - Susette Gontard. Diese Beziehung übt tiefen Einfluss auf sein Dichten aus. Sie ist die „Diotima“ in vielen seiner lyrischen Formen. Auch nach der Entlassung 1798 wird das Verhältnis heimlich fortgesetzt. Zu diesem Zweck zieht Hölderlin in das nahegelegene Homburg vor der Höhe um, wo sein mittlerweile enger Freund Sinclair als Regierungsrat des Landgrafen tätig ist.
- Die Homburger Jahre von 1798 bis 1801 sind die der höchsten dichterischen Produktivität. Es entstehen „Der Tod des Empedokles“ als eines der Hauptwerke; kleine Einzelpublikationen erscheinen in Zeitschriften und auch mit theoretischen Fragen über Dichtung beschäftigt sich Hölderlin in dieser Zeit. Sein Interesse an den lyrischen Formen Pindars wächst und bildet letztendlich die Vorarbeit für seine eigenen „Vaterländische[n] Gesänge“. Weiterhin schreibt er seine großen Elegien ( Bsp.: „Der Wanderer“, „Brot und Wein“, „Heimkunft“) und die ‚Pindarischen Gesänge‘ (Bsp.: „Die Wanderung“, „Der Rhein“).
- Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, tritt Hölderlin 1802 erneut eine Stelle als Hauslehrer an. Diesmal jedoch bei dem Hamburger Konsul Daniel Christoph Meyer in Bordeaux. Jedoch schon wenige Monate nach seiner Ankunft kündigt er das Verhältnis aus ungeklärten Gründen. (Es existiert eine Vermutung, die besagt, er habe sich einer von ihm geforderten Tätigkeit als Prediger der deutschen Kolonie in Bordeaux verweigert.) Nach einem gefährlichen Fußmarsch (ca. zwei Monate) kommt Hölderlin in geistig und körperlich zerrüttetem Zustand in Stuttgart an. Vom Tod Diotimas erfährt er erst einige Wochen später, was seinen schlechten seelischen Zustand verschlimmert. Seine schriftstellerische Arbeit setzt er dennoch fort. Aus dieser Zeit stammen die Gesänge „Der Einzige“ und „Patmos“, weiterhin „Andenken“ und „Mnemosyne“. Es folgen Übersetzungen der Trauerspiele Sophokles`.

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Details

Title
Friedrich Hölderlins "Hälfte des Lebens"
College
Martin Luther University  (für Sprechwissenschaft und Phonetik)
Course
Sprechkünstlerisches Gestalten I
Authors
Year
2002
Pages
25
Catalog Number
V46119
ISBN (eBook)
9783638433839
File size
598 KB
Language
German
Notes
In der Sprechwissenschaft erhalten Hausarbeiten keine Benotung, sondern eine mündliche Beurteilung. Diese Hausarbeit wurde gut bewertet.
Keywords
Friedrich, Hölderlins, Hälfte, Lebens, Sprechkünstlerisches, Gestalten
Quote paper
Sophie Koch (Author)Elisabeth Garcia (Author), 2002, Friedrich Hölderlins "Hälfte des Lebens", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46119

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