Mit dem sich verschärfenden Wettbewerb auf den internationalen Kapitalmärkten, der zunehmenden Bedeutung der Informationsvermittlung für die internationalen Kapitalmarktteilnehmer und der immer stärkeren Vernetzung multinationaler Unternehmen, erlangt eine an internationalen Standards orientierte Rechnungslegung Weltweit immer mehr an Bedeutung. Der damit einhergehende Paradigmenwechsel in der Rechungslegung beschleunigt sich dabei mit der Ausbreitung der globalisierten
Kapitalmärkte.
War die Internationalisierung der Rechnungslegung in Deutschland bisher nur auf die
Möglichkeit einen befreienden Konzernabschluss nach § 292a aufzustellen beschränkt, so sind ab dem 01.01.2005 alle börsennotierten europäischen Mutterunternehmen verpflichtet einen Konzernabschluss nach International Financial Reporting Standards
(IFRS) - ehemals International Accounting Standards (IAS)3- aufzustellen. Ziel dieser EU-Verordnung ist es, eine transparente und vergleichbare Rechnungslegung innerhalb der europäischen Grenzen zu schaffen und mit ihr den Schutz der Kapitalanleger effektiver zu gewährleisten sowie die Wirtschaftlichkeit und Effizienz
des Kapitalmarktes zu verbessern.5Gleichzeitig soll es den Unternehmen auf diese Weise ermöglicht werden, „auf den Weltkapitalmärkten wie auf den gemeinschaftlichen Kapitalmärkten unter gleichen Wettbewerbsbedingungen um Finanzmittel zu konkurrieren.“ Der zentrale Zweck der Rechungslegung soll künftig einzig in der Informationsversorgung des Kapitalmarktes liegen. Die beschriebene Entwicklung ist damit vorerst an ihrem Höhepunkt angelangt.
Da die Aufstellung nach internationalen Standards für börsennotierte Mutterunternehmen somit bindend ist, gibt die aktuelle Situation Anlass, die deutschen Bilanzierungsnormen in Form der handelsrechtlichen Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung mit denen der Rahmengrundsätze der International Financial Reporting Standards zu vergleichen. Da die EU-Kommission den Mitgliedstaaten weiterhin empfiehlt, „die Anwendung der IAS auch bei nicht börsennotierten Unternehmen und bei der Aufstellung von Einzelabschlüssen“ zu fördern bzw. vorzuschreiben, sind die Ergebnisse dieser Gegenüberstellung von entscheidendem Interesse.
Die angesprochene Aktualität rechtfertigt das Ziel dieser Arbeit, die grundlegenden Zielsetzungen der deutschen und die der internationalen Rechnungslegung anhand der GoB bzw. des Framework zu untersuchen, gegenüberzustellen und anschließend kritisch zu würdigen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1. Die Rechnungslegungskonzeptionen im Überblick
- 1.1 Grundzüge der handelsrechtlichen Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
- 1.1.1 Allgemeines zu den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung
- 1.1.2 Die Systematik der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
- 1.2 Grundzüge des IAS/IFRS-Framework
- 1.2.1 Allgemeines zum Framework
- 1.2.2 Die Systematik des Framework
- 2. Gegenüberstellung der beiden Rechnungslegungskonzeptionen
- 2.1 Weitgehend übereinstimmende Rechnungslegungsgrundsätze
- 2.1.1 Das Prinzip der Unternehmensfortführung
- 2.1.2 Das Prinzip der periodengerechten Erfolgsermittlung
- 2.1.3 Die qualitativen Merkmale
- 2.2 Problemrelevanten Unterschiede der beiden Rechnungslegungskonzeptionen
- 2.2.1 Der unterschiedliche Stellenwert des Vorsichtsprinzips
- 2.2.2 Immaterielle Vermögensgegenstände
- 2.2.3 Das Realisationsprinzip am Beispiel langfristiger Auftragsfertigung
- 2.2.4 Fair Value vs. Historical Cost
- 2.2.5 Unterschiedliche Gewinnausweisung bzw. Gewinnrealisierung im Kontext steuerlicher Aspekte
- 2.3 Resümee und Würdigung
- SCHLUSSBETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die beiden Rechnungslegungskonzeptionen des Handelsgesetzbuches (HGB) und des International Accounting Standards Board (IASB) im Hinblick auf ihre grundlegenden Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu analysieren. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, inwiefern die beiden Konzeptionen hinsichtlich der zentralen Grundsätze und Prinzipien der Rechnungslegung übereinstimmen oder voneinander abweichen.
- Gegenüberstellung der Rechnungslegungsgrundsätze des HGB und des IASB-Framework
- Analyse der Unterschiede in der Anwendung des Vorsichtsprinzips
- Bewertung von immateriellen Vermögensgegenständen nach HGB und IAS/IFRS
- Untersuchung des Realisationsprinzips im Kontext langfristiger Auftragsfertigung
- Vergleich der Bewertungsmethoden Fair Value und Historical Cost
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel werden die beiden Rechnungslegungskonzeptionen des HGB und des IAS/IFRS-Framework vorgestellt und ihre grundlegenden Prinzipien und Systematiken erläutert. Das zweite Kapitel widmet sich der Gegenüberstellung der beiden Konzeptionen. Dabei werden sowohl die weitgehend übereinstimmenden Rechnungslegungsgrundsätze wie das Prinzip der Unternehmensfortführung und die qualitativen Merkmale als auch die problemrelevanten Unterschiede, wie z. B. der Stellenwert des Vorsichtsprinzips, die Behandlung von immateriellen Vermögensgegenständen und die Anwendung des Realisationsprinzips, analysiert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Rechnungslegung und ihrer Anwendung in der Praxis. Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Rechnungslegungskonzeptionen, HGB, IAS/IFRS, Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung, Framework, Vorsichtsprinzip, immaterielle Vermögensgegenstände, Realisationsprinzip, Fair Value, Historical Cost, Gewinnrealisierung.
- Citation du texte
- Hermann Büttner (Auteur), 2005, Zum Verhältnis der GoB (HGB) und dem IAS-Framework, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46124