Ist emotionale Intelligenz im Beruf hinderlich?


Hausarbeit, 2002

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einführung in das Thema

2. Was ist Emotionale Intelligenz?

3. Goleman und sein EQ

4. Emotionale Intelligenz im Berufsleben?

5. Zusammenfassung, Schlussteil

1. Einführung in das Thema

Seit mehreren Jahren ist die Forschung soweit vorgedrungen, sagen zu können, dass das Gehirn nicht nur dafür da ist, unsere Körperprozesse zu steuern und einen Intelligenzquotienten bereitzustellen, der uns das ganze Leben über erhalten bleibt. Forscher beschäftigen sich mit dem Begriff Intelligenz, der sich unter anderem dadurch definieren lässt, dass Intelligenz das ist, was wir in einem Intelligenztest messen können. Wie schon im Seminar herausgearbeitet wurde, gehört dazu wesentlich mehr.

Ich habe mich mit diesem Thema beschäftigt, weil es erstens im Seminar nicht so ausführlich behandelt werden konnte und weil es mich interessiert. Um eine kleine Einführung in die Thematik zu geben und um Grundlagen für das Verständnis zu schaffen, werde ich im zweiten Teil besonders auf die verschiedenen Definitionen der Emotionalen Intelligenz eingehen und auch die verschiedenen Forschungszweige ein wenig näher beleuchten. Im dritten Teil behandele ich die Bücher: „Emotionale Intelligenz“ und „Der Erfolgsquotient“ von Daniel Goleman etwas genauer, denn beim Studieren seiner Lektüre sind doch einige Aspekte aufgefallen, die man näher betrachten sollte. Auch Kritik zu diesem Buch vor allem aus den Reihen der Psychologen betrachte ich hier etwas näher. Der vierte Teil schließlich bringt die Verbindung der Emotionalen Intelligenz etwas näher an den Leser heran. Hier stelle ich heraus, ob es (nach meinem Wissen) sinnvoll ist, die Emotionen außen vor zu lassen, unbedingt als Muss anzusehen, oder ob es eine Art Mischform gibt, mit der beide Seiten leben können, dies besonders bezogen auf das Berufsleben des Menschen. Im Teil Fünf fasse ich die Kernaussagen zusammen und versuche abschließend eine eigene Theorie aufzustellen.

2. Was ist Emotionale Intelligenz?

Neurobiologen und Psychologen beschäftigen sich mit dem Phänomen der mehrschichtigen Intelligenz, welches verdeutlicht, dass ein Mensch dessen Gehirn besser verknüpft ist und der die jeweiligen Prozesse zu steuern in der Lage ist, besser in der heutigen Welt zurecht kommt. Kognitive Fähigkeiten des Gehirns, die mit einem Intelligenztest im herkömmlichen Sinne gemessen werden können, testen in der Regel Funktionen des Neokortex, einer äußeren Schicht des Gehirns. Emotionale Fähigkeiten sind beim Menschen jedoch schön in prähistorischer Zeit gegeben gewesen. Eine Frau hat schon immer sensibel auf Kinderschreie reagiert, der Mann, der meist mit der Jagd beschäftigt war, hatte hier emotionale Nachteile, weil seine Bindung nicht so stark gewesen ist. Diese Intelligenzform wird in tieferen Gehirnschichten gemessen, nämlich dem Subkortex.[1] Die Emotionale Intelligenz beruht nun darauf, beide Schichten sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Emotionale Intelligenz bedeutet nicht, nur den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Dies hätte ja wenig mit Intelligenz zu tun. Nein, Emotionale Intelligenz bezeichnet jenen Begriff, der versucht, bestimmte Gefühlsregungen mit Intelligenz zu verknüpfen.

„Es ist die Fähigkeit unsere eigenen Gefühle zu erkennen, uns selbst zu motivieren und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen“[2]

Die Emotionale Intelligenz lässt sich (nach Goleman) in verschiedene Kompetenzen aufteilen. Dazu gehören zum einen die Persönlichen Kompetenzen zu denen Dinge zählen wie: Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung und Motivation. Zum anderen existieren Soziale Kompetenzen zu denen die Empathie und soziale Fähigkeiten gehören.

Um sich jedoch mit dem Begriff Emotionaler Intelligenz weiter beschäftigen zu können, muss man sich ein Bild über die eigentliche Definition verschaffen.

Was also ist Intelligenz? Dazu gibt Zimbardo folgende Aussage:

„Intelligenz ist ein psychologischer Begriff zur Beschreibung des Kompetenzaspektes von Verhalten. Nach D. Wechsler ist Intelligenz die allgemeine Fähigkeit des Individuums, die Welt, in der es lebt, zu verstehen und sich in ihr zurecht zu finden.“[3]

Die Intelligenz wurde dafür geschaffen, dass sich der Mensch in seiner Umwelt und mit seiner Umwelt zurecht findet. Was würde geschehen, wenn er über keinerlei Intelligenz verfügte? Wahrscheinlich würde er nicht überleben, weil dadurch ja seine Merkfähigkeit, seine Denkfähigkeit und alle Vorgänge im Gehirn nicht steuerbar wären. Es bedarf also einer Art Grundintelligenz, um überhaupt als Säugling und Kleinkind zu überleben und zu lernen. Denn was der Mensch in den ersten Lebensjahren lernt, prägt ihn für das gesamte weitere Leben.

Was aber sind dann Emotionen?

„Emotionen sind Vorkommnisse von Freude, Traurigkeit, Ärger, Angst, Mitleid, Enttäuschung, Erleichterung, Stolz, Scham, Schuld, Neid, sowie von weiteren Arten von Zuständen, die den genannten genügend ähnlich sind.“[4]

Was haben nun Emotionen mit Intelligenz zu tun? Ist ein Mensch, dessen Intelligenzquotient unter 90 liegt, emotionslos? Kann ein Mensch mit einem hohen IQ besser mit Emotionen umgehen?

Um überhaupt einen IQ bei einem Menschen feststellen zu können, muss ein Intelligenztest durchgeführt werden. Ursprünglich setzte sich der Intelligenzquotient aus dem Intelligenzalter geteilt durch das Lebensalter mal 100 zusammen.[5] Das Intelligenzalter ist eine von Binet konstruierte Größe gewesen, um den Entwicklungsstand von Kindern zu bestimmen. Hierbei wurde das durchschnittliche Alter angegeben, in dem Kinder in der Lage waren bestimmte Aufgaben zu lösen. Heute wird der Intelligenzquotient eher als Abweichungsquotient bestimmt. Ein Mensch, der in seinem Leben mehrere Intelligenztests durchführt, wird je nach Bedingungen immer relativ gleich abschneiden. Der IQ- Test misst jedoch nur kognitive Fähigkeiten. Er erfasst also nur Dinge, wie räumliches Denken, Merkfähigkeit, logisches Denken, Sprachfähigkeit, Erinnerungsvermögen. Dazu zählen die Emotionen also nicht. Kann man sie dann messbar machen? Wenn man die Emotionen mit dem Begriff Intelligenz verknüpft, müsste es ja eigentlich messbar sein. Es entsteht der Begriff Emotionale Intelligenz. Erstmals haben dieses Modell zwei Forscher im Jahre 1990 entwickelt. Es waren P. Salovey und J.D. Mayer in einem von Ihnen verfassten Buch mit dem Titel: „Emotional Intelligence“. Salovey definierte die Emotionale Intelligenz folgendermaßen: „Emotionale Intelligenz beinhaltet die Fähigkeit Emotionen korrekt wahrzunehmen, zu bewerten und auszudrücken; die Fähigkeit Zugang zu seinen Gefühlen zu haben bzw. diese zu entwickeln um gedankliche Prozesse zu erleichtern; die Fähigkeit Emotionen zu verstehen und ein emotionales Wissen zu besitzen; und die Fähigkeit Emotionen zu regulieren um emotionales und intellektuelles Wachstum zu unterstützen.“ Damit müsste derjenige mit einem hohen IQ auch automatisch über hohe Emotionale Intelligenz verfügen. Goleman jedoch, der auf diese Definition aufbaut, sieht das anders. Bei Ihm sind es eher diejenigen mit einem durchschnittliche Intelligenzquotienten (90-110), die über jene emotionale Fähigkeiten verfügen, die den Erfolgsquotienten garantieren. Vorreiter war hier Howard Gardner, der den Begriff der personalen Intelligenz geprägt hat. Er jedoch lässt die Emotionen hier nur als eine Form der Intelligenz einfließen, geht also auf die emotionale Seite der Intelligenz eher weniger ein. Seine Theorie teilt die Intelligenz in sieben verschiedene Unterformen ein, die alle in Beziehung miteinander stehen. Das rührte vor allem vom Bild der Behavioristen wie Skinner, die die Emotionen hinter das Kognitive stellten.[6]

Um nun das Bild der Emotionalen Intelligenz weiter zu beleuchten, beschäftige ich mich im folgenden Teil mit dem Büchern: „Emotionale Intelligenz“ und „Der Erfolgsquotient“ von D. Goleman.

3. Goleman und sein EQ

Daniel Goleman ist Wissenschaftsjournalist der New York Times und veröffentlichte 1995 sein Buch „Emotionale Intelligenz“. Das Buch erreichte weltweit eine Auflage von über 3 Millionen und brachte den Begriff der Emotionalen Intelligenz in alle Munde.[7]

Goleman beschäftigt sich in dem Buch mit dem Umgang der Emotionalen Intelligenz, der Wirkung und der Emotionalen Intelligenz überhaupt. Das darauf folgende Buch: „Der Erfolgsquotient“ erschien 2000 und knüpft an das erste Buch an. Es wird hier eher die Nutzung der Fähigkeiten beschrieben. Das Buch soll als eine Art Trainingsbuch für alle arbeitenden Menschen gelten. Im zweiten Teil des Buches „Der Erfolgsquotient“ werden Richtlinien für die Schulung der emotionalen Kompetenz gegeben, die auch von D. Golemans „Firma“ durchgeführt werden.

Daniel Goleman wurde 1946 in Kalifornien geboren, war später als klinischer Psychologe an der Harvard University tätig und war gleichzeitig Herausgeber der Zeitschrift „Psychology Today“. Seine weltweite Beratungsfirma bietet Trainingsprogramme für Führungskräfte im Rahmen der Emotionalen Intelligenz an.[8]

Vor allem bei Führungspersönlichkeiten wird […] der Faktor der Emotionalen Intelligenz deutlich sichtbar. Deren Erfolg beruht meist auf hervorragende Leistungen um in diese Positionen zu gelangen, jedoch sind diese nur zu einem Drittel von der kognitiven Intelligenz abhängig. In bestimmten Firmen tendiert die Rate der emotionalen Kompetenz inzwischen noch höher; Werte bis 80 Prozent sind hier keine Seltenheit.[9]

Der Erfolgsquotient beschreibt die Verbindung zwischen allen Intelligenzen, in deren Summe ein bestimmter Quotient erreicht werden kann, der maßgeblich den Erfolg bestimmt. Keine der schon genannten Eigenschaften allein vermag einem Menschen dazu zu verhelfen, im Berufsleben Erfolg zu haben. Ein Mensch, dem es zum Beispiel leicht fällt mit anderen zusammen zu arbeiten, hat vielleicht nicht so ein hohes Selbstvertrauen, wie ein anderer. Ohne Selbstvertrauen jedoch würde er Mühe haben, Leute anzusprechen und seine Ansprüche durchzusetzen, weil es ihm an Selbstvertrauen mangelt. Nur in der Ergänzung aller Komponenten, entsteht ein Erfolgsquotient.

Goleman teilt die Emotionale Intelligenz in verschiedene Unterbereiche eine, die im ersten Buch beschrieben werden. Hierzu zählen die Selbstwahrnehmung, das Treffen persönlicher Entscheidungen, der Umgang mit Gefühlen, der Abbau von Stress, die Empathie, die Kommunikation, sich offenbaren, Einsicht, Selbstakzeptanz, Persönliche Verantwortung, Selbstsicherheit, Gruppendynamik und Konfliktlösung.[10]

Doch gehört dies alles zur Emotionalen Intelligenz?

[...]


[1] aus Pease, 2000, S. 93 ff.

[2] Daniel Goleman, „Der Erfolgsquotient“, S. 387

[3] Zimbardo, „Psychologie“, Glossar, S. 752

[4] Zimbardo, „Psychologie“, Glossar, S. 748

[5] nach Zimbardo, „Psychologie“, Glossar, S. 752

[6] Goleman, 1995, S.58- 61

[7] nach Degen, „Kritische Denkanstöße- EQ“, 2001

[8] aus Goleman, „Der Erfolgsquotient“, 2000, Umschlag

[9] aus Goleman, „Der Erfolgsquotient“, Studie von Hay/ McBear

[10] übernommen aus K.F. Stone und H.Q. Dillehunt, „Self Science: The subject is me“, 1978

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Ist emotionale Intelligenz im Beruf hinderlich?
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
17
Katalognummer
V46162
ISBN (eBook)
9783638434133
Dateigröße
665 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit nimmt die beiden Bestseller von Daniel Goleman kritisch unter die Lupe und versucht herauszustellen, ob die Ansätze wissenschaftlich fundiert sind und ob es im heutigen Berufsleben wirklich so angebracht ist, alles auf den EQ zu reduzieren.
Schlagworte
Intelligenz, Beruf
Arbeit zitieren
Karsten Hertel (Autor:in), 2002, Ist emotionale Intelligenz im Beruf hinderlich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46162

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