Punk. Betrachtung einer Jugendsubkultur


Dossier / Travail, 2018

12 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhalt

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmung

3 Punk
3.1 Die Entwicklung des Punk: Eine historische Skizze
3.2 Der Lebensstil Punk
3.3 Punkmusik
3.4 Punk und Politik

4 Punk als Jugendkultur

5 Resümee und Ausblick

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Jugendsubkulturen spielen, seit dem Auftreten der Swing-Jugend in den 30er Jahren als Erste ihrer Art, eine nicht von der Hand zu weisende Rolle in der Gesellschaft. Sie hinterfragen konventionelle Wertvorstellungen, schaffen neue Ideen und Ansätze und bieten Jugendlichen einen Raum zur freien Entfaltung und Entwicklung einer eigenen Identität.

Gerade in der Sozialen Arbeit und in diesem Zusammenhang in der Betrachtung des Lebens- laufes von Kindern und Jugendlichen sollte die Auseinandersetzung mit Jugendsubkulturen eine besondere Rolle spielen.

Die in den 70er Jahren entstandene Punkbewegung, als eine der prägenden Jugendbewegun- gen der letzten Jahrzehnte, die auch heute noch präsent ist, ist meiner Meinung nach einem sehr passenden Beispiel für eine Jugendsubkultur.

Die folgende Arbeit setzt sich mit den Merkmalen von Jugendsubkulturen auseinander und prüft diese anhand der Punk-Bewegung.

Demnach werde ich mich im Folgenden zunächst mit einer Begriffsbestimmung von Ju- gendsubkulturen befassen. Weiterhin werde ich einen Überblick über die Punkbewegung, mit- hin auf deren historische Entwicklung, Lebensstil, Musik und politische Orientierung, ver- schaffen. Schließlich überprüfe ich die Merkmale der Punk-Bewegung im Hinblick auf die Definition von Jugendsubkultur und werde die Punk-Bewegung in die Jugendsubkultur ein- ordnen.

2 Begriffsbestimmung

Der Begriff Jugendsubkultur findet in der Wissenschaft keine breite Verwendung. Oft wird entweder von Subkulturen oder von Jugendkulturen gesprochen. Gleichzeitig ist auffällig, dass bei der Definition von Subkulturen oftmals automatisch von jugendlichen Subkulturen, bei der Definition von Jugendkulturen wiederum von diesen als Subkulturen ausgegangen wird. Meiner Meinung nach sind diese Begriffe nur schwer trennbar. Im Folgen werde ich also die Definitionen und Theorien zu beiden Begriffen betrachten und den Versuch einer ei- genen Definition von Jugendsubkultur unternehmen.

Der Jugendforscher Rolf Schwendter definiert Subkultur als einen Begriff, der eine bestimmte Untergruppe der sozialen Akteure einer Kultur beschreibt, „[…] die sich im Hinblick auf zentrale Normen deutlich von der „herrschenden“ Kultur abgrenzen.“ Die Unterschiede dieser Teilkultur bestünden vor allem in deren Institutionen, Bräuchen, Werkzeugen, Normen, Wer- teordnungssystemen, Präferenzen, Bedürfnissen usw. (vgl. Schwendter 1993, S. 11).

Weiterhin konkretisiert der Pädagoge und Soziologe Johann Behr Subkulturen als Systeme, in denen Werte und Normen, Symbole und Verhalten von der Gesamtgruppe allgemein aner- kannt und geteilt würden. Diese „Untersysteme“ böten dem Einzelnen durch die Abgrenzung vom Gesamtsystem ein hohes Maß an Identifikationsmöglichkeiten. Spezielle Lebensprob- leme und Daseinsbedingungen könnten innerhalb der Subkulturen besser berücksichtigt und durch die verstärkte Solidarität der Eigengruppe aufgefangen werden. Diese Solidarität ver- stärke allerdings auch die Gefahr von Konflikten zu anderen Gruppen bzw. Subkulturen (vgl. Behr 2007, S. 10).

Behr verwendet in seiner Theorie der Subkultur eine Unterscheidung zwischen zwei Typen. Der erste sei die Teilkultur, welche innerhalb des herrschenden Systems bestehe und somit keine eigenständige Kultur von oder aus der Jugend darstelle, sondern lediglich eine Kultur für Jugendliche sei. Dies können zum Beispiel Sportvereine sein.

Als zweiten Typ der Subkultur benennt Behr die Gegenkulturen. Diese seien zumeist politisch orientiert und wirkten aktiv gegen das herrschende System.

Die Gegenkulturen wiederum seien weiterhin in zwei Arten unterteilt, die progressiven und die Regressiven Subkulturen. So sei es das Ziel der progressiven Subkulturen, das gegenwär- tig herrschende System und vorherrschende Wertvorstellungen mit Hilfe ihrer Normen, Insti- tutionen usw. umzugestalten. Diese Kulturen entstammten laut Behr meist dem Arbeitermi- lieu. Als Beispiel nennt er hier die Protestbewegungen der Hippies in den USA Ende der 60er Jahre sowie moderne Studentenbewegungen.

Im Gegenteil dazu versuchten Regressive Subkulturen, vergangene Normen der Gesellschaft wiederherzustellen. Dazu streben sie z.B. den Austausch der derzeitigen Amtsinhaber an. Die Ursprünge dieser Kulturen seien meist im Kleinbürgertum zu finden. Als ein Beispiel für die regressive Form der Subkultur führt Behr die Neonazi-Szene an, welche eine zu den Werten und Normen des 3. Reiches anstrebe (vgl. Behr 2007, S. 24 f.).

Behr zufolge grenze sich jede Subkultur mit ihren eigenen Interessen bzw. Normen von der Gesamtkultur oder anderen Subkulturen ab. Als Mittel und Methoden der Abgrenzung nennt er Elemente wie Verhaltensunterschiede, Musik, Solidarität, Antikonventionalismus, Abwei- chenden Stil, Kleidung, Haare, Sprache, Sexuelle Freiheit, Kreativität, Aktion, Drogenkon- sum, usw. Behr zufolge vertrete jede Subkultur unbewusst die Normen, die zu ihrem Lebens- stil passe (vgl. Behr 2007, S. 27 f.).

Der Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke definiert Jugendkulturen als Teile einer jugend- lichen Population, die Leidbilder sowohl für das Jugend-Selbstverständnis, als auch für die Fremdwahrnehmung einer jugendlichen Generation durch Erwachsene setzten. Oft würden sie als diejenigen wahrgenommen werden, „[…] die aufgrund ihrer scharf konturierten Eigenar- ten mit oft herausforderndem Charakter für die ältere Generation in besonderer Weise Irritati- onen darstellen“ (Baacke 1993, S. 210).

Hierzu möchte ich anmerken, dass es Baackes Definition keineswegs widerspricht, dass es in einer Generation mehrere prägende Leitbilder geben kann. So können sich in der Abgrenzung zur „älteren Generation“ viele verschiedene Arten von Jugendkulturen bilden, wie dies ja auch in der Realität der Fall ist.

Als Definition für den Begriff Jugendsubkultur möchte ich eine Kombination aus Behrs und Baackes Begriffsbestimmungen anführen.

So stellen Jugendsubkulturen (mit Augenmerk auf die nach Behr definierten Gegenkulturen) für mich jugendliche Untergruppen einer Gesamtgesellschaft dar, die sich in ihren Normen von etablierten Wertvorstellungen und Konventionen (vor allem der „erwachsenen Genera- tion“ gegenüber) abgrenzen. Sie bieten Jugendlichen besondere Identifikationsmöglichkeiten anhand ihrer individuellen Problemlagen und verleihen ihren Unterschieden zum „herrschen- den“ System, aber auch zu anderen (Jugend-)Subkulturen, mit alternativen Lebensstilen und Protest Ausdruck. Ausgehend von Behr gehe ich ebenfalls von einer Unterteilbarkeit in pro- gressive und regressive Gegenkulturen, sowie weiteren Merkmalen der in den obenstehenden Definitionen von Sub- und Jugendkulturen als gemeinsame Merkmale von Jugendsubkulturen aus.

3 Punk

3.1 Die Entwicklung des Punk: Eine historische Skizze

Der Punk hat seine Ursprünge im Großbritannien der 1970er Jahre. Zu dieser Zeit herrschten unter den Jugendlichen der Arbeiterklasse britischer Städte Frustrations- und Ohnmachtsge- fühle, hervorgebracht durch eine steigende Jugendarbeitslosigkeit, Isolation, Langeweile und Perspektivlosigkeit.

Die Entwicklung der Punk-Kultur bot diesen sich abgehängt fühlenden Jugendlichen eine Mög- lichkeit, ihre Wut darüber zum Ausdruck zu bringen und zu schockieren, sowie konventionelle Wertvorstellungen wie zum Beispiel Leistungserwartungen der britischen Gesellschaft zu hin- terfragen und zu kritisieren, von welcher die Punks wiederum oft als Versager dargestellt wur- den.

1967 erregte die Band „Sex Pistols“ mit provozierenden Texten Aufmerksamkeit, sie verwen- dete im Fernsehen das Wort „Fuck“ und präsentierte sich öffentlich mit Hakenkreuzen als pro- vokantes Stilmittel auf ihrer Kleidung. Auch wurde die Textzeile „No Future“ aus dem Lied „God save the Queen - the fascist regime“ von den „Sex Pilstols“ zum Motto der Punk-Bewe- gung.

Aus dieser „No Future“- Stimmung heraus entwickelte sich der Punk als Protest gegen Miss- stände in der Gesellschaft wie Leistungsdruck, staatliche Repressionen, Snobismus etc. Mit ihrer provozierenden Musik, Mode und Lebensstil sollten den bürgerlichen Werten ein Spiegel vorgehalten werden (vgl. Müller-Wiegand 1998, S. 45).

Das Auftreten der Punk-Musik war unter anderem auch eine Reaktion auf die Kommerzialisie- rung der Musikbranche. Auf unerschwingliche Konzertpreise und alltagsferne Texte der damals angesagten Bands wie die „Rolling Stones“ oder „Led Zeppelin“ reagierte der Punk mit der Veranstaltung eigener Konzerte zu niedrigen Preisen, an denen jeder teilnehmen und auf der Bühne spielen konnte.

Nach Deutschland sprang die Punk-Bewegung Ende der 70er Jahre über, zunächst in Großstäd- ten wie Hamburg und West-Berlin, später auch in kleineren Städten und auf dem Land. Hier sahen sich die Jugendlichen mit oft ähnlichen Problemen konfrontiert und konnten sich mit der „No Future“ - Haltung der englischen Punks identifizieren. Laut Baacke herrschten in Deutschland insofern vergleichbare gesellschaftliche Bedingungen, als dass die Jugendlichen aus ebenfalls sozialschwachen Milieus stammten, Heimkinder waren oder aus „kaputten Fami- lien“ kamen (vgl. Baacke 1993, S. 78).

Auch in der BRD gründeten sich schnell eigene Punk-Bands, welche entweder Texte britischer Bands übersetzte, oder eigene deutschsprachige Texte schrieben. Als prägend für die deutsche Punkmusik sind hier Bands wie „Slime“, „Hass“, oder „Toxoplasma“ zu nennen (vgl. Müller- Wiegand 1998, S. 47).

In der DDR hatte es die Punk-Bewegung schwerer, Bands und deren Anhänger wurden von der Staatssicherheit verfolgt und verhaftet. Mit dem Mauerfall jedoch stieg auch in der DDR die Nachfrage nach neuen Punk-Bands.

Ganz nach britischem Vorbild war auch das Ziel deutscher Punks die Provokation mit Musik, Mode und Lebensstiel. Auch entwickelte sich eine große Hausbesetzer-Szene, vor allem in Hamburg und Berlin, wo die Punks mit dem Besetzen leerstehender oder vom Abriss bedrohter Häuser gegen Wohnungsnot und zu hohe Mieten protestierten (vgl. Müller-Wiegand 1998, S. 47).

Seit Beginn der 80er Jahre erfuhr auch die Punk-Bewegung allmählich eine gewisse Kommer- zialisierung. Durch den Verkauf von „Punkmode“ und das großflächige Bekanntwerden von Bands wie „Die Ärzte“ und „Die Toten Hosen“ wurden Merkmale des Punk akzeptierter in der breiten Gesellschaft und verloren so zumindest zum Teil ihre Macht zu provozieren und aufzustacheln (vgl. Müller-Wiegand 1998, S. 48).

3.2 Der Lebensstil Punk

Die Lebensphilosophie des Punk ist geprägt von der Rebellion gegen gesellschaftliche Kon- ventionen.

Demnach ist der Erscheinungsstil von Punks häufig beeinflusst von auffälliger, in der Gesell- schaft zum Teil als abstoßend oder zumindest aufsehenerregend geltender Mode, welche das herkömmliche Schönheitsbild in Frage stellen sollte. Galten in den 70er Jahren schon kurze, selbstgeschnittene Haare und aufgerissene Hosen als unkonventionell, sind heutzutage zur Pro- vokation „härtere“ Stilmittel von Nöten.

[...]

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Punk. Betrachtung einer Jugendsubkultur
Université
Hamburg University of Applied Sciences
Note
1,0
Auteur
Année
2018
Pages
12
N° de catalogue
V461643
ISBN (ebook)
9783668915077
ISBN (Livre)
9783668915084
Langue
allemand
Mots clés
Punk, Jugendsubkultur, Subkultur, Jugendkultur, Punkmusik
Citation du texte
Lea Visse (Auteur), 2018, Punk. Betrachtung einer Jugendsubkultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461643

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