Leseprobe
Snoezelen für Menschen im Wachkoma
Durch die niederländische Methode „Snoezelen“ lassen sich Zeichen des Wohlfühlens und Sich-Öffnen für die Mitwelt von Menschen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen hervorrufen, deren Wirkung neuerdings auch bei Menschen im Wachkoma erforscht wird.
„Snoezelen“(sprich: snuuselen) eine Wortschöpfung von dem Musiktherapeuten Jan HULSEGGE und dem ehemaligen Waldarbeiter Ad VERHEUL, die in einer großen Einrichtung für Menschen mit schweren und mehrfachen Behinderungen in den Niederlanden arbeiteten, steht für eine synergetische Verbindung von „snuffelen“ (ndl. schnüffeln, riechen) und „doeselen“ (ndl. dösen, schlummern). Diese beiden Wortbedeutungen bekamen durch die „Erfindung“ von HULSEGGE/VERHEUL die Ausweitung: Wahrnehmung und Entspannung.
Die „Erfindung“ war für die Zeit zwischen 1970 und 1980 auch in den Niederlanden noch ein einmaliges Freizeitangebot für Menschen mit schwersten mehrfachen Behinderungen. Damals gab es in den Niederlanden (wie auch in Deutschland) noch keine Schulen für geistig schwer behinderte Menschen und auch noch keine Tagesförderstätten mit heilpädagogischer Förderung. Das heißt, es gab noch keinerlei staatlich geförderte Struktur für ein Förderangebot außerhalb der Wohnumgebung für diesen Personenkreis. Aus dieser Not heraus, entwickelten HULSEGGE/VERHEUL ein ganz spezifisches Freizeitangebot für Menschen mit schwersten Behinderungen das die Wahrnehmung mit allen Sinnen und die Entspannung für diesen Personenkreis ermöglichen und fördern sollte.
Ausgehend von der These, dass Menschen mit schwersten Behinderungen die Vielzahl von Sinnesreizen, die im Alltag über sämtliche Sinneskanäle auf sie einströmen, wegen cerebraler Dysfunktionen nicht adäquat verarbeiten können, schufen HULSEGGE/VERHEUL Pavillons, in denen für jedes Sinnesorgan spezifische Reize vermittelt wurden. D.h.konkret: es gab zunächst je ein Pavillon für den Bereich Sehen (bewegte Schwarz-Weiß-Muster), Hören (Naturgeräusche und –Klänge), Riechen (Duft aus einem Riechschlauch) und Schmecken in denen möglichst nur ein Reiz nach dem Anderen angeboten wurde und dabei konnte man beobachten, was als angenehm und welcher Reiz als unangenehm empfunden wurden, ja vielmehr noch, bei welchen Reizen Neugier vorhanden oder was zur Entspannung verhalf (vgl. HULSEGGE/VERHEUL 1999? ).
[...]