Anhand zweier originalsprachlicher Texte aus verschiedenen Jahrzehnten der Sowjetunion wird untersucht, inwiefern in beiden Werken ein persönlicher Freiraum des Individuums vorhanden ist und auf welche Art und Weise die Kontrollmechanismen der Staatsmacht in das Alltagsleben eingreifen. Die Gegenüberstellung von einem literarischen Werk mit einem musikalischen Schauspiel soll zeigen, dass sich Veränderungen in der Wohnkultur unmittelbar auf die Darstellung des Alltagslebens in den verschiedenen Künsten auswirken.
Während in Šostakovičs Operette "Moskva, Čeremuški" die Wohnpolitik der Chruščev-Ära das zentrale Thema ist, steht in Michail Bulgakovs "Sobač’e Serdce" ein kritischer Blick auf die Errichtung des kommunistischen Regimes und das Experiment mit dem Modell des neuen Sowjetmenschen im Vordergrund.
Besonders im 20.Jahrhundert war die russische Wohnkultur vielen unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, welche das kollektive Gedächtnis und die Textkultur geprägt haben. Als politisches und kulturelles Zentrum mit einer steigenden Einwohnerzahl diente Moskau zu jedem Zeitpunkt der Sowjetperiode als Abbild und Schauplatz unzähliger Werke der Kunst, Musik und Literatur. Veränderungen in der Lebenswelt der Menschen, welche in der Wohnkultur zwischen individueller Unabhängigkeit und einer kompletten Überwachung liegen, spiegeln sich im Text als Artefakt der materialen Kultur unmittelbar wieder.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Freiraum des Individuums
- Sobač'e Serdce als Spiegel der sowjetischen Wohnpolitik der 1920er Jahre
- Wohnraumverdichtung durch Umquartierung
- Einschränkungen der persönlichen Freiheit
- Der sowjetische Wohnungsbau der 1950er Jahre als zentrales Thema der Operette Moskva, Čeremuški.
- Die Rolle des Moskauer Stadtteils Novye Čeremuški als Mustersiedlung
- Der Wunsch nach persönlichem Freiraum
- Einflüsse der staatlichen Kontrolle....
- Vergleichende Darstellung der Wohnkultur in Sobač'e Serdce und Moskva, Čeremuški..
- Möglichkeiten eines literarisch-musikalischen Vergleichs.
- Freiheit und Kontrolle der Wohnung in Sobač'e Serdce und Moskva, Čeremuški.
- Fazit..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwiefern in zwei originalsprachlichen Texten aus verschiedenen Jahrzehnten ein persönlicher Freiraum des Individuums vorhanden ist und wie die Kontrollmechanismen der Staatsmacht in das Alltagsleben eingreifen. Die Gegenüberstellung eines literarischen Werks mit einem musikalischen Schauspiel zeigt, wie sich Veränderungen in der Wohnkultur unmittelbar auf die Darstellung des Alltagslebens in den verschiedenen Künsten auswirken.
- Analyse des persönlichen Freiraums in der sowjetischen Wohnkultur
- Bedeutung der Wohnpolitik für die Lebensbedingungen der Bevölkerung
- Kontrollmechanismen der Staatsmacht im Kontext der Wohnkultur
- Vergleich von literarischen und musikalischen Darstellungen der Wohnkultur
- Einfluss von staatlicher Kontrolle auf die individuelle Freiheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Sie beschreibt, wie die Wohnpolitik der Sowjetunion die Lebenswelt der Bevölkerung prägte und welche Rolle sie in der Kunst und Literatur spielte. Die Analyse der beiden Werke "Sobač'e Serdce" und "Moskva, Čeremuški" soll aufzeigen, wie die Wohnkultur die Lebensbedingungen der Menschen beeinflusste und wie sie in der Kunst dargestellt wurde.
Kapitel 1 beleuchtet den Begriff der Freiheit im Zusammenhang mit der Wohnkultur und definiert die drei Dimensionen der Privatheit: lokale Privatheit, informationelle Privatheit und dezisionale Privatheit. Die Bedeutung von Freiräumen für ein autonomes Leben wird betont und die Rolle der Staatsmacht bei der Beeinflussung der individuellen Freiheit durch Wohnpolitik wird diskutiert.
Kapitel 2 analysiert "Sobač'e Serdce" als Spiegelbild der sowjetischen Wohnpolitik der 1920er Jahre. Es untersucht die Auswirkungen der Wohnraumverdichtung durch Umquartierung und die Einschränkungen der persönlichen Freiheit, die sich aus der staatlichen Kontrolle über den Wohnraum ergaben.
Kapitel 3 widmet sich der Operette "Moskva, Čeremuški" und beleuchtet den sowjetischen Wohnungsbau der 1950er Jahre. Die Rolle des Moskauer Stadtteils Novye Čeremuški als Mustersiedlung, der Wunsch nach persönlichem Freiraum und der Einfluss der staatlichen Kontrolle auf die Wohnkultur werden untersucht.
Kapitel 4 bietet einen Vergleich der Wohnkultur in "Sobač'e Serdce" und "Moskva, Čeremuški". Es analysiert die Möglichkeiten eines literarisch-musikalischen Vergleichs und untersucht, wie Freiheit und Kontrolle der Wohnung in beiden Werken dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Sowjetische Wohnpolitik, Wohnkultur, persönlicher Freiraum, Kontrolle, Privatheit, Öffentlichkeit, Sobač'e Serdce, Moskva, Čeremuški, Literatur, Operette, Musik, Materiale Kultur, Textkultur, Staatliche Kontrolle, Individuelle Freiheit, Wohnraumverdichtung, Umquartierung, Mustersiedlung, Kommunalka, Halböffentlichkeit, Kultursoziologie, Semiotik.
- Quote paper
- Luisa Gester (Author), 2016, Der sowjetische Wohnraum als Objekt zwischen persönlichem Freiraum und staatlicher Kontrolle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461752