Frank Lehmanns Identitätskonstruktion. Die Entwicklung der Haupfigur in Sven Regeners Roman "Herr Lehmann"


Trabajo Escrito, 2018

13 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Identität Begriff nach Straub
Differenzierung, Kontinuität und Kohärenz
Identitätskonstruktion der Hauptfigur Herr Lehmann

Die Stadt Berlin in der Literatur
Das Berlin von Herr Lehmann
Historische Ereignisse

Entwicklung von Herr Lehmann
Das Ende
Buch
Film

Schlussteil

Literaturverzeichnis
Film

Einleitung

Indem der Protagonist Frank Lehmann im vierten Kapitel des Romans Herr Lehmann von Sven Regener sich gegenüber die Köchin Katrin über seinen Lebensinhalt äußert, grenzt er sich von den anderen Figuren ab. Er regt sich auf über die Frage nach seinem Beruf und die Aktivitäten, die er neben seiner Arbeit praktiziert. Er definiert sich als

Barkeeper, der in einer Stadt lebt in der „[…] mehr Kneipen als Kirchen oder Galerien oder Konzerthäuser oder Clubs oder Discos […]“1 gibt. Frank Lehmann konstruiert seine eigene Identität in Verbindung mit der Kneipenwelt in der er lebt, und als Abgrenzung von den Leuten in seiner Umgebung. Er versteht nicht „warum wollen dann immer alle Künstler sein oder sonstwas, aber keiner will jemand sein, der nur in einer Kneipe arbeitet“. 2 Der Begriff Identität kann je nach Disziplin unterschiedlich verstanden werden. Identität beruht auf einem Prozess der Konstruktion, dar als Folge von Differenzierung zu verstehen ist. Das Hauptmerkmal der Identitätskonstruktion, sowohl in einem Subjekt als auch in einer Gruppe, ist die Abgrenzung von anderen.3 In der Literatur werden fiktionale Figuren gestalten, deren Identität eng mit gesellschaftlichen und historischen Verankerungen verbunden sind.4

Daher setzt diese Seminararbeit bei der Frage an, inwiefern sich die Hauptfigur Herr Lehmann in der Suche nach seiner Identität entwickelt. Aus diesem Grund wird im Folgenden zunächst einmal der Begriff Identität nach Jürgen Straub definiert. In einem weiteren Schritt richtet sich das Augenmerk auf die Betrachtung der Stadt Berlin. Die Bedeutung der Stadt Berlin in der Literatur und im Roman Herr Lehmann wird untersucht, und wie Berlin aus der Sicht der Hauptfigur betrachtet wird. Hierbei werden wichtige Lebensstadien Frank Lehmanns aufgezeigt, um zu verstehen wie der Prozess der Konstruktion seiner Identität verläuft. Darüber hinaus werden andere Figuren betrachtet und mit Herr Lehmann kontrastiv untersucht. Abschließend wird das Ende des Buches mit dem Ende des Films verglichen. Diese Analyse wird zeigen, dass die Identität Frank Lehmanns von seiner Umgebung in der Stadt Berlin geformt wird und das am Ende des Romans eine positive Entwicklung vorliegt. Darüber hinaus gerät seine Identität, und die von anderen Figuren, in Zwiespalt, was eine Widerspiegelung der Stadt in dieser Zeit ist, nämlich die Trennung in West und Ost.

Identität Begriff nach Straub

Der Begriff Identität, die im Folgenden untersucht wird und für diese Analyse gewählt wurde, thematisiert die personale Identität und definiert diese als eine Aspiration. 4 Personale Identität meint die Selbstthematisierung einer Person, die für sich selbst und andere eine Identität aspiriert. Dies bedeutet, dass alle Subjekte einen Anspruch auf Identität haben, auch wenn dieser Anspruch nicht wirklich erfüllt werden kann. 5 Der Anspruch nach personaler Identität entsteht, wenn eine Person mit Orientierungslosigkeit, Dissonanzen oder Handlungsprobleme konfrontiert wird. Diese problematischen Erlebnisse führen dazu, dass das Subjekt sich Verunsichert fühlt und hat als Folge der Fortsetzung des Prozesses die Konstruktion der eigenen Identität.6 Das Subjekt strebt auf dieser Weise sich von anderen abzugrenzen.7 Die Wichtigkeit der personalen Identität liegt daran, dass diese bei der Konstitution des Handlungspotential beiträgt. Eine Person wird je nach Identität zu bestimmten Verhaltensweisen motiviert. 8

Differenzierung, Kontinuität und Kohärenz

Den Begriff der Differenzierung ist ein zentraler Begriff der personalen Identität. Differenzierung meint sich im Prozess der Konstruktion der personalen Identität von anderen Subjekten zu unterscheiden oder differenzieren.9 Alle Personen grenzen sich in einer Weise von anderen ab, indem eigenes vom Fremden scharf getrennt wird10:

„Identität impliziert die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung, der Selbstreflexion und

Selbstkritik. Identität als Modus praktischer

Selbstverwirklichung, die just diesen „anderen Anderen“ und den Fremden als eine

Herausforderung des Eigenen anerkennt.“11

Sich von anderen Abzugrenzen resultiert in ständig personalen Veränderungen und Entwicklungen, dennoch ist es wichtig für den Prozess der Konstruktion der Identität, dass das Subjekt eine gewisse Kontinuität aufweist. Kontinuität meint nicht, dass die Person durch die Zeit und den Prozess derselbe bleibt, sondern, dass trotz aller Veränderungen, die durch Erfahrungen erfolgen, die Person seine Entwicklungen mit einer Kontinuierungsleistung versteht und präsentiert. 12 Veränderungen resultieren in diese Weise aus dem Prozess der Abgrenzung, um Unsicherheiten zu lindern. Diese Veränderungen werden kontinuierlich als Teil von sich selbst verstanden.

Nicht nur Kontinuität, sondern auch Kohärenz sind in die Erlebnisse des eigenen Selbst verwurzelt. Kohärenz bezieht sich auf den Verlauf von Handlungen, die in sich logisch und zusammenhängend sein sollten. Diese Handlungen sind Folge von Verhaltensmustern, die an bestimmten Regeln gekoppelt sind, die die moralische Vorstellung des Subjektes unterstützt. Aus diesem Grund fühlt sich die Person dazu verpflichtet diesen Normen, dessen Verhalten formen, zu folgen.14

Identitätskonstruktion der Hauptfigur Herr Lehmann

Frank Lehmann versucht im Laufe des Romans seine Identität zu behalten. Er strebt nach Sicherheit und verweigert den Eingang alles Fremden, was die Stabilität seiner konstruierten Identität beinträchtigen könnte. Er schlüpft in die Rolle des zufriedenen Barkeepers und erzeugt sein Umfeld aus den Kneipenviertel heraus. 13 Seine Freizeit verbringt er in den Kneipen mit seinen Kollegen und Freunden, die auch in Kneipen arbeiten. Im dritten Kapitel des Romans macht die Szene mit den „Frühstückern“ deutlich wo Frank Lehmann seine Freizeit verbringt, mit wem und wie die Konstruktion seine Identität gestaltet ist:

„Es ist unmöglich, dachte Herr Lehmann, während er völlig sinnlos in der Nähe der Tür stand und Raum links von ihm und die darin befindlichen Menschen beobachtete, sich hier auch nur zehn Sekunden lang aufzuhalten, dieser Frühstückskram macht alles kaputt […] Der Frühstücker ist ja der Feind an sich“16

Er bleibt kohärent in seine Handlungen wie im dritten und achten Kapitel des Romans gezeigt wird. Nach Herr Lehmanns Meinung gehören Frühstücker nicht in die Markthallenkneipe und Heterosexuelle sollten sich auf keinen Fall in eine Schwulenkneipe aufhalten:

„Warum sollen wir in Herrgottsnamen in eine Schwulenkneipe gehen, wenn wir nicht schwul sind? Warum läßt man den Schwulen nicht ihre Kneipe und geht schön in eine Heterokneipe, ich meine, warum soll man mit einer Frau in eine Schwulenkneipe gehen?“14

Damit wird die Hauptfigur wieder von einer bestimmten Gruppe abgegrenzt. Frank Lehmann zeigt, dass seine Identität von außen konstruiert ist. Die erzählte Zeit findet Wochen vor dem Mauerfall in Berlin im Jahr 1989 statt. Herr Lehmann verbringt seine Zeit in Berlin Kreuzberg, wo er lebt und arbeitet. Da die Handlung in einem relevanten Zeitpunkt der Geschichte und in die Kneipenviertel von Berlin Kreuzberg angesiedelt ist, basiert in diesem Zusammenhang die Identität der Hauptfigur Frank Lehmann auf den Prozess der Konstruktion unter Bezug auf räumliche und historische Verortungen. In den folgenden Ausführungen wird die Identitätskonstruktion der Hauptfigur Frank Lehmann im engen Zusammenhang mit der Stadt Berlin und die historischen Ereignisse der Zeit betrachtet.

Die Stadt Berlin in der Literatur

Seit Mitte des 18. Jahrhundert wächst die Wichtigkeit manche Städte, die sich als Zentrum der Politik, Kultur, Wirtschaft und als Lebensraum einer Großzahl von Menschen entwickelt haben. Berlin ist eine dieser Städte. Seit dem 19. Jahrhundert erhält Berlin ebenso einen Platz in der Literatur. Die Großstadt wird als Dschungel dargestellt, in dem der Einzelne verloren geht.15 Nach dem 2. Weltkrieg gelten als zentrale Themen die Spaltung der Stadt, die Zerstörung durch den Krieg und die Erfahrungen der Menschen, die eine gespaltete Politik und Kultur erlebt haben. Bis zum Mauerfall existiert eine Literatur, die die jeweiligen Ansichten von West und Ost thematisierten.19 Nach dem Mauerfall wird auch die Thematik der Teilung der Stadt in West- und Ost-Berlin aufgenommen.

[...]


1 Grundlage der folgenden Arbeit ist Regener, Sven: Herr Lehmann. Ein Roman. 7. Auflage. Frankfurt am Main: Random House GmbH 2001. S. 57.

2 Ebd. S. 57.

3 Vgl. Wolting, Monika. «Identität kann nur als ein Problem existieren». Zu Identitätskonstruktionen in der Gegenwartsliteratur. In: Wolting, Monika (Hg.): Identitätskonstruktionen in der deutschen Gegenwartsliteratur. Göttingen 2017, S. 10–11. 4 Ebd. S. 10–11.

4 Straub, Jürgen: Identität. In: Friedrich Jaeger/ Liebsch Burkhard (Hg.): Handbuch der Kulturwissenschaften. Grundlage und Schlüsselbegriffe. Stuttgart 2004. S. 279.

5 Regener 2001: S.281.

6 Straub 2004: S. 284.

7 Vgl. Straub 2004: S.283.

8 Ebd. S. 283.

9 Vgl. Wolting, Monika. S. 11.

10 Ebd. S. 11.

11 Straub 2004: S. 282.

12 Vgl. Straub 2004: S. 283.

14 Vgl. Straub 2004: S. 287.

13 Vgl. Geuen, Vanessa: Auf dem Kiez – hinter der Theke. Identität zwischen «Lensinhalt» und «Erneuerung» in Sven Regeners „Herr Lehmann. In: Monika Wolting (Hg.): Identitätskonstruktionen in der deutschen Gegenwartsliteratur. Göttingen 2017. S. 298. 16 Regener 2001: S. 33.

14 Regener 2001: S. 126.

15 Vgl. Reinhold, Ursula: Die Stadt Berlin in Romanen der 90er Jahre. In: Volker von Wehdeking (Hg.): Mentalitätswandel in der deutschen Literatur zur Einheit (1990- 2000) Berlin 2000. S.57. 19 Ebd. S. 57.

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Frank Lehmanns Identitätskonstruktion. Die Entwicklung der Haupfigur in Sven Regeners Roman "Herr Lehmann"
Universidad
University of Mannheim
Calificación
2,3
Autor
Año
2018
Páginas
13
No. de catálogo
V461895
ISBN (Ebook)
9783668905757
ISBN (Libro)
9783668905764
Idioma
Alemán
Palabras clave
Straub Identität Herr Lehmann
Citar trabajo
Andrea Ojeda (Autor), 2018, Frank Lehmanns Identitätskonstruktion. Die Entwicklung der Haupfigur in Sven Regeners Roman "Herr Lehmann", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/461895

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