Gewaltfreie Kommunikation. Ein Training für Volksschullehrer- und lehrerinnen


Akademische Arbeit, 2019

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Gewaltfreie Kommunikation
2.1. Was ist die Gewaltfreie Kommunikation?
2.2 Theoretischer Hintergrund: Der personenzentrierte Ansatz nach Carl Rogers
2.2.1 Positive Wertschätzung
2.2.2 Die Kongruenz in der Haltung
2.2.3 Einfühlsame GrundhaltungEmpathie
2.3 Grundannahmen der Gewaltfreien Kommunikation

3 Das VierSchritteModell der Gewaltfreien Kommunikation
3.1 Die Beobachtung
3.2 Das Gefühl
3.3 Das Bedürfnis
3.4 Die Bitte

4 Die drei Wege der gewaltfreien Kommunikation
4.1 Die Selbsteinfühlung
4.2 Die Einfühlung/ Empathie
4.3 Der Selbstausdruck

5 Umgang mit Ärgeroder wie setze ich nun die Gewaltfreie Kommunikation im Alltag um

6 Schlusswort oder Plädoyer für die Langsamkeit des Seins

7 Trainingskonzept

8 Reflexion des Trainings (21.06.2018)

9 Literaturund Quellenverzeichnis

1 Einleitung

„Der Schrecken der Schule“, „So brutal und unnahbar!“, „Pass auf, er ist unberechenbar!“

Und dann stand er vor mir. Blond, neugierige, große braune Augen, zehnjährig und sofort wusste ich, die Dynamik interessiert mich, da will ich mehr wissen.

Ich schob alle Vorinformationen das Kind betreffend zur Seite und gab ihm ab jetzt die Chance neu anzufangen, was er sofort bemerkte und erleichtert aufnahm; der Teufelskreis war nun durchbrochen.

Zu diesem Zeitpunkt las ich mich in die Idee der Gewaltfreien Kommunikation ein und wollte gleich ausprobieren, was ich in vielen Büchern darüber gelesen hatte. Der erste Schritt „die Wertschätzung“ schenkte mir sein Vertrauen und gleichzeitig seine Aufmerksamkeit.

Sein aggressives Verhalten konnte ein Zeichen dafür sein, dass sein Bedürfnis nach Sicherheit in diesem Moment, wo er schimpft, zuschlägt, kämpft, nicht erfüllt ist. Einen tobenden Zehnjährigen aus dieser Perspektive zu betrachten, versuchen nachzufühlen, wie groß sein Gefühl der Bedrohung ist, ermöglicht eine ganz andere Einschätzung der Situation.

Ich versuchte in Gesprächen, Konflikte mit anderen aufzulösen, seine Bedürfnisse zu verbalisieren, ich beobachtete sein Verhalten in Gruppensituationen, meldete ihm rück und fragte, wie er sich dabei fühlte. Es kam in meiner Anwesenheit nie wieder zu einem gewalttätigen Zwischenfall; es ist uns beiden gelungen im schulischen Umfeld sein Verhalten und seine Kommunikation zu ändern, sogar sie völlig umzukehren. Seine Entspannung und Freude und Dankbarkeit war meine Belohnung.

Ich habe in meiner langjährigen Tätigkeit als Pädagogin selbst Erfahrungen mit solchen Teufelskreisen gemacht.

Jetzt in meiner Rolle als Lehrerin mit geringerer Stundenanzahl und kleinerer Kindergruppe, gleichzeitig meiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf der Hochschule und der Möglichkeit mich mit solchen Inhalten konzentriert auseinanderzusetzen, sehe ich solche Dynamiken distanzierter und meine Ideen in diesen Situationen anders als bisher zu handeln, werden von den zuständigen Klassenlehrerinnen gerne und neugierig angenommen.

Im Schulbetrieb ist es aufgrund der zu hohen Schüleranzahl, der hohen Anfordernisse an den Wissenstand der Schüler/innen und gleichzeitigspeziell an unserem Standortder zu geringen Unterstützung von Elternseite wirklich schwierig geworden, gleichzeitig produktiv zu arbeiten und auf die Bedürfnisse der Kinder Rücksicht zu nehmen.

Umso mehr gewinnen hier Übungen, Trainings zur Entspannung, zur emotionalen Hinwendung auf die Bedürfnisse der Kinder an Bedeutung.

Die Lehrer/innen meines Standortes erkennen das auch und sind für jede Unterstützung dankbar.

Dieses Training ist für Lehrer/innen konzipiert und soll über eigene Erfahrung und Auseinandersetzung natürlich zuallererst zur eigenen Zufriedenheit beitragen, in Folge aber leicht abgewandelt im Unterricht eingesetzt werden können („Train the trainer“)

Idealerweise würde die Idee des friedlichen Miteinanders, die Rosenberg beschrieben hat in unser gesellschaftspolitisches Miteinander eingehen und so multiplikativ wirksam werden. Die Idee sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden, den Versuch sie einzufordern und damit den eigenen inneren Frieden zu erhalten, entschleunigt, gefestigt und sensibilisiert auf Menschen zuzugehen.

2 Gewaltfreie Kommunikation

2.1. Was ist die Gewaltfreie Kommunikation?

Dr. Marshall B. Rosenberg (19342015) ist Begründer des Center for Nonviolent Communication (CNVC), dessen Trainingsbereich er lange Zeit leitete. Rosenberg hat mehr als 15 Bücher geschrieben und wurde für seine GFKArbeit mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Rosenberg setzte die GFK zunächst in den 1960erJahren in Projekten ein, die der Mediation und Vermittlung von Kommunikationsfähigkeiten dienten.1

Rosenberg versuchte seine Beobachtung und Idee der Gewaltfreien Kommunikation bei seinen Auftritten und Vorträgen mit Symbolen zu verdeutlichen.

In einem von Rosenbergs Seminaren bearbeitete eine Frau einen Konflikt, den sie mit ihrem Mann hatte. Rosenberg fragte sie nach dem Bild, das ihr zu ihm einfalle. Sie antwortete spontan:“ He is like a jackal.“ Da es in Deutschland keinen Schakal gibt, wurde dieses Symbol mit „Wolf“ übersetzt. In anderen Ländern wurden andere Tiere gewählt, wie z.B. in Serbien eine Schlange. Die Idee dabei ist, dass es sich um Tiere handelt, die nahe am Boden leben und in unserer Interpretation nur einen kleinen Ausschnitt der Welt wahrnehmen.2

Die Giraffe ist das Symboltier für die Gewaltfreie Kommunikation. Der lange Hals soll die Weitsicht symbolisieren. Dass sie das größte Herz bei Landsäugetieren habe, stehe für Mitgefühl.3

Die Wolfssprache auf der einen Seite, die drohende, missverständliche, konfliktgeladene, die Giraffensprache auf der anderen Seite, die Sprache des Herzens, des Konsens, der Wertschätzung.

Anwendbar ist die Methode der gewaltfreien Kommunikation in sehr vielen unterschiedlichen Lebenssituationen.

Durch Einfühlung mit dem „Aggressor“ Gewalt verhindern (Gewaltprävention), sich selbst klarer werden, innere Konflikte lösen (Selbstklärung), in Beratungsgesprächen/ Konflikte helfen, dass der andere in Kontakt mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen kommt, sich selbst klarer wird ( Klärungshilfe/ Beratung/ Therapie), Konflikte in der Partnerschaft, Nachbarschaft, in der Arbeit lösen (Konfliktmanagement), in sozialen und heilenden Berufen: Empathie erleichtert (Heilung), als Mediator/ Vermittler und für jede Verhandlung im beruflichen und politischen Kontext.4

Beeinflusst wurde die Gewaltfreie Kommunikation auch von Mahatma Gandhi und seinen Gedanken zur Gewaltfreiheit, Ahimsa genannt.

Es handelt sich um eine Verhaltensregel, die das Töten und Verletzen von Lebewesen untersagt bzw. auf ein unumgängliches Minimum beschränkt. Damit ist die Vorstellung verbunden, dass jede Gewaltausübung schlechtes Karma erzeugt und sich dadurch auf die Zukunft des Täters negativ auswirkt. Man soll sich also im eigenen Interesse möglichst gewaltlos verhalten.5

2.2 Theoretischer Hintergrund: Der personenzentrierte Ansatz nach Carl Rogers

Die Klientenzentrierte oder Personenzentrierte Psychotherapie begründet von Carl Rogers ist eine Therapieform der humanistischen Psychologie.

Das Menschenbild der Klientenzentrierten Psychotherapie geht davon aus, dass der Mensch eine angeborene „Selbstverwirklichungs-„ und „-Vervollkommnungstendenz“ (Aktualisierungstendenz) besitze, die unter günstigen Umständen, für eine Weiterentwicklung und Reifung der Persönlichkeit sorge. Der Hilfesuchende trage alles zu seiner Heilung Notwendige in sich und sei selbst am besten in der Lage, seine persönliche Situation zu analysieren und Lösungen für seine Probleme zu erarbeiten.6

Somit erweitert dieser Ansatz das Bild des Menschen auf den von Behavioristen und Psychoanalyse determinierten Handlungsspielraum um eine Freiheit des Individuums aus eigener Kraft zum Mitschöpfer seiner selbst zu werden.

In dieser Grundannahme ist die Vorstellung enthalten, dass das Menschliche nicht schlicht gegeben sondern aufgegeben sei; und ferner, dass es in der Hand des Menschen selbst liege, das aus sich zu machen, was in ihm steckt.7

Als Grundlagen der Kommunikation zeigt Rogers den Einfluss der inneren Welt auf.

In jeder Kommunikation schwingt etwas von unserem inneren Zustand mit. Wir geben etwas von uns preis, ob wir es wollen oder nicht, ob wir uns dessen, was es ist, bewusst sind oder nicht. Dabei verstehen wir unter dem inneren Zustand oder der inneren Weltauch Erleben oder Erfahrung genanntdie Gesamtheit aller Prozesse, die sich zu einem Zeitpunkt in uns abspielen und bewusst sind oder potentiell bewusst werden können.8

Jede Person strahlt Signale aus, die seine/ihre innere Befindlichkeit reflektieren. Diese Wirkung überträgt sich auf die anderen, die diese Signale wahrnehmen und mit ihrem eigenen Filter, ihrem eigenen inneren Zustand aufnehmen. Die Wirkung kann ganz unterschiedlich sein, so können sich Situationen entweder im völligen Einverständnis klären oder unklar zu weiteren Konflikten führen.

Die Personenzentrierte Kommunikation geht von der Tatsache aus, dass in einem Kommunikationsprozess nur ein Bruchteil der Kommunikation sichtbar ist, während der weitaus größere Teil auf der Beziehungsebene verborgen bleibt.

Zur Verdeutlichung des Kommunikationsprozesses dient das Freud´sche Eisbergmodell, das davon ausgeht, dass nur ein kleiner Teil der Botschaft direkt wahrnehmbar ist, wie z.B. Sachinformationen, der Rest versteckt sich auf der Beziehungsebene. Gleichzeitig ergänzen oder beeinflussen diese die Botschaft. Auf der Beziehungsebene geht es meist um Stimmungen, Gefühle, Wertvorstellungen, die durch Mimik, Gestik, Tonlage vermittelt werden.

[...]


1 vgl. Rosenberg( 2017), S. 112

2 vgl. Kauschat/ Schulze ( 2017), S. 38

3 https://de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation [abgerufen am: 06.09.2018]

4 https://www.gfk-training.com/ [abgerufen am 13.09.2018]

5 https://de.wkipedia.org/wiki/Ahimsa [abgerufen am 11.10.2018]

6 https://de.wikipedia.org/wiki/Klientenzentrierte_Psychotherapie [abgerufen am 13.09.2018]

7 vgl. Schulz von Thun ( 2013), S. 121

8 vgl. Motschnig/ Nykl ( 2009), S. 33

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Gewaltfreie Kommunikation. Ein Training für Volksschullehrer- und lehrerinnen
Hochschule
Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien / Krems
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
29
Katalognummer
V462107
ISBN (eBook)
9783668918955
ISBN (Buch)
9783668918962
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gewaltfreie, kommunikation, training, volksschullehrer-
Arbeit zitieren
Ruth Plank (Autor:in), 2019, Gewaltfreie Kommunikation. Ein Training für Volksschullehrer- und lehrerinnen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462107

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