Pablo Nerudas „Residencia en la Tierra“ ist zweifelsohne einer der wichtigsten Meilensteine seines Schaffens. Die drei Gedichte „Alianza(Sonata)“, „Tiranía“ und „Serenata“ von dem ersten Teil dieser Gedichtsammlung, die hier behandelt werden, eröffnen uns, wenn man sie zu einer gemeinsamen Analyse bezieht, eine zusätzliche Perspektive zum Einblick in der momentanen Welt der Gefühle des Dichters. Einzeln betrachtet liefern sie natürlich auch Informationen über den Zustand des Poeten, doch wenn man sie in Verbindung miteinander bringt, wird eine Gefühlskette sichtbar, die ihren Anfang in „Alianza“ und ihr Ende in „Serenata“ findet. Das „Ich“ erleidet eine innerliche Metamorphose der Gefühle, die von einer bis zur anderen Extreme schwankt: von der totalen Verwirrung und Ausweglosigkeit, über den tiefen Schmerz, bis hin zur Selbstfindung, ja man könnte fast sagen „Erlösung“. Diese zwei Extreme der Gefühle könnte man mit den Begriffen „Macht“ und „Ohnmacht“ bezeichnen. Das Ziel dieser Arbeit ist diese Momente in allen drei Gedichten zu bestimmen und, anhand von Beispielen im Text, auszulegen. Da man diese Gedichte wie gesagt als eine Art Kette von Gefühlen betrachten kann, wird hier jedes von ihnen als einzelnes Glied analysiert und einem der oben genannten Begriffen zugeordnet.
Der biografische Hintergrund zu diesen und zu allen anderen Gedichten von „Residencia en la tierra“ (Ersterscheinung 1933) liefert der längere Aufenthalt von Neruda in vielen Ländern Südostasiens, wo er ab 1927 die Tätigkeit eines Konsuls ausübte. Zuerst in Rangoon (Birma), dann in Colombo (Ceylon), danach in Batavia auf Java und zuletzt in
Singapur1hatte er eine schwierige Zeit erlebt, dessen Widerspiegelung in dieser Sammlung Ausdruck findet.
In allen drei Gedichten hat man als Leitpfad die Interaktion zwischen dem lyrischen Ich und der Figur, die angesprochen wird. Die Frage nach dessen Bestimmtheit liefert reichlich Stoff für Diskussionen. Vor allem in „Alianza (Sonata)“ ist sehr umstritten, wer die angesprochene Person ist, ob es sich überhaupt um eine Person handelt oder es ist die Nacht, an die sich das Ich wendet. Dieses Objekt, dieses „Du“ in allen drei Gedichten, ist auch das Hauptmotiv, das sie miteinander in Verbindung bringt und ein Verhältnis zwischen ihnen herausfiltert.
In dieser Arbeit wird die Version von der Nacht als lyrisches Objekt in den drei Gedichten vertreten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Themen der Gedichte
- Ist es die Nacht, die angesprochen wird? Theorien
- Alianza (Sonata)
- Die Nacht und der Vertrag
- Der Zustand des Ichs
- Tiranía
- Der Hilferuf
- Das Leiden
- Serenata
- Die Wiedervereinigung
- Die Wende und das Verlangen
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Gedichte "Alianza (Sonata)", "Tiranía" und "Serenata" aus Pablo Nerudas "Residencia en la Tierra", um die Momente von Macht und Ohnmacht des Dichters zu bestimmen. Die Analyse soll zeigen, wie das lyrische Ich eine innere Metamorphose der Gefühle durchläuft, die von Verwirrung und Ausweglosigkeit über Schmerz bis hin zur Selbstfindung reicht.
- Die Interaktion zwischen dem lyrischen Ich und der angesprochenen Figur (die Nacht)
- Der Vertrag zwischen dem Ich und der Nacht in "Alianza"
- Die Ohnmacht des Ichs in "Tiranía" und der Bruch des Vertrages
- Die Wiederherstellung der Macht des Ichs in "Serenata" und die positive Wende
- Die Rolle der Erinnerung im Gefühlswandel des Dichters
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit stellt die drei Gedichte als Teil von Nerudas "Residencia en la Tierra" vor und beschreibt den Gefühlszustand des lyrischen Ichs, der von Macht und Ohnmacht geprägt ist.
Themen der Gedichte
Die Analyse beleuchtet die beiden Parteien in den Gedichten: das Ich und die angesprochene Figur. Der Fokus liegt auf der Interpretation der Figur als die Nacht, ein Motiv, das alle drei Gedichte verbindet.
Alianza (Sonata)
Dieses Kapitel untersucht den Vertrag zwischen dem Ich und der Nacht, der als Schutz vor der Realität dient.
Tiranía
Hier wird der Bruch des Vertrages und die Ohnmacht des Ichs inmitten von Depression und Einsamkeit dargestellt.
Serenata
Die Wiedervereinigung mit der Nacht und die erlebte Wende des seelischen Zustands des Ichs werden in diesem Kapitel beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Themen wie Macht und Ohnmacht des Dichters, Gefühlsmetamorphose, Interaktion zwischen Ich und Nacht, Vertrag, Bruch des Vertrages, Erinnerung, Selbstfindung, "Residencia en la Tierra", Pablo Neruda.
- Quote paper
- Vasil Nikolov (Author), 2005, Macht und Ohnmacht des Dichters in P. Nerudas 'Alianza', 'Tiranía' und 'Serenata', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46228