Ziel dieser Arbeit ist es, den Lesern einen Überblick der steuerlichen Auswirkungen des Brexit auf Unternehmen zu verschaffen. Im Zentrum stehen dabei insbesondere die Ertragssteuern, also die Einkommensteuer, Körperschaftsteuer und Gewerbesteuer. Da eine Freihandelsvereinbarung keine ertragssteuerlichen Auswirkungen hat und die UK selbst dann als Drittstaat anzusehen wäre, wird im Folgenden vom worst case, also einem Austritt ohne Abkommen, ausgegangen.
Am 23. Juni 2016 stimmten 51,89% der britischen Bevölkerung für den Austritt des Vereinigten Königreichs (UK) aus der Europäischen Union: die Geburtsstunde des Brexit. Gestützt auf Art. 50 II EUV hat die UK am 29. März 2017, als erstes EU-Land überhaupt, seine Austrittserklärung abgegeben und damit einen Präzedenzfall geschaffen. Der Austritt erfolgt entweder mit Inkrafttreten des Austrittsabkommens oder, wenn es kein Abkommen gibt, zwei Jahre nach der Unterrichtung, hier also am 30. März 2019. Bislang liegt eine Einigung zwischen Großbritannien und den verbleibenden 27 EU-Staaten (EU-27) in Form eines Austrittsabkommens noch nicht vor. Allerdings legte die EU-Kommission der EU-27 am 19. März 2018 den Entwurf für einen möglichen Austrittsvertrag vor. Sollte eine Einigung auch bis zum 29. März 2019 nicht erfolgen, so müssen EU-27 und Großbritannien mit erheblichen Auswirkungen rechnen, deren Reichweite bis dato noch ungewiss ist.
Auch im Bereich der Besteuerung werden sich die Unternehmen einer Reihe zahlreicher Änderungen ausgesetzt sehen. Aktuell hat der deutsche Gesetzgeber mit zwei neuen Gesetzesentwürfen versucht, die bedeutendsten Steuerrechtsfolgen unilateral abzumildern. Namentlich handelt es sich dabei um den Referentenentwurf (RefE) eines Steuerbegleitgesetz (Brexit-StBG) sowie um den Regierungsentwurf (RegE) eines Vierten Gesetzes zur Änderung des UmwG.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Ausgewählte steuerrechtliche Auswirkungen
- 1. Keine weitere Geltung des Unionsrechts
- a) Mutter-Tochter-Richtlinie
- aa) Beispiel
- bb) Mögliche Probleme bei zukünftigen Umstrukturierungen
- b) Zins- und Lizenzgebührenrichtlinie
- c) Fusionsrichtlinie
- a) Mutter-Tochter-Richtlinie
- 2. Änderungen nach dem Einkommensteuergesetz
- a) Verlustausgleichsbeschränkung für Einkünfte mit Bezug zu Drittstaaten gem. § 2a EStG
- b) Bildung eines Ausgleichspostens, § 4g EStG (Entstrickung)
- aa) Grundkonflikt in der aktuellen Gesetzeslage
- bb) Regelung des neuen § 4g VI EStG
- c) Änderungen der Hinzurechnungsbesteuerung
- 3. Auswirkungen auf die Anwendung des UmwStG
- a) Erfüllung eines Ersatzrealisationstatbestandes
- b) Regelung des neuen § 22 VIII UmwStG
- 4. Änderungen nach dem Körperschaftsteuergesetz
- a) Auslösen einer Wegzugsbesteuerung nach § 12 III KStG
- b) Rückgewähr von Einlagen durch UK-Gesellschaften an deutsche Anteilseigner
- c) Änderungen für Organgesellschaften, § 14 I KStG
- d) Steuerbefreiung für Beteiligungserträge und Veräußerungsgewinne aus Anteilen an Kapitalgesellschaften
- e) Berücksichtigung von Währungsverlusten
- 5. Änderungen nach dem GewStG: Strikteres Schachtelprivileg gem. § 9 Nr. 7 S. 1 Hs. 1 GewStG
- 1. Keine weitere Geltung des Unionsrechts
- III. Steuerliche Aspekte des grenzüberschreitenden Formwechsels
- 1. Problemaufriss
- 2. Handlungsoptionen
- 3. Steuerliche Auswirkungen
- IV. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Brexit auf die Besteuerung von Unternehmen national und international. Dabei werden ausgewählte Beispiele aus dem Ertragssteuerrecht beleuchtet.
- Die steuerlichen Folgen des Wegfalls des Unionsrechts für Unternehmen
- Die Auswirkungen auf die Anwendung von Richtlinien wie der Mutter-Tochter-Richtlinie und der Zins- und Lizenzgebührenrichtlinie
- Änderungen im Einkommensteuergesetz, insbesondere hinsichtlich der Verlustausgleichsbeschränkung und der Hinzurechnungsbesteuerung
- Die Relevanz des Umwandlungssteuergesetzes im Kontext des Brexit
- Steuerliche Aspekte des grenzüberschreitenden Formwechsels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den Brexit und seine Bedeutung für das Steuerrecht. Kapitel II analysiert die wichtigsten steuerrechtlichen Auswirkungen des Brexit, insbesondere im Bereich des Ertragssteuerrechts. Es werden dabei die Auswirkungen auf verschiedene Richtlinien, das Einkommensteuergesetz, das Körperschaftsteuergesetz und das Umwandlungssteuergesetz beleuchtet. Kapitel III widmet sich den steuerlichen Aspekten des grenzüberschreitenden Formwechsels im Kontext des Brexit. Der Ausblick fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen und gibt einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Brexit, Steuerrecht, Ertragssteuerrecht, Mutter-Tochter-Richtlinie, Zins- und Lizenzgebührenrichtlinie, Fusionsrichtlinie, Einkommensteuergesetz, Körperschaftsteuergesetz, Umwandlungssteuergesetz, grenzüberschreitender Formwechsel, Wegzugsbesteuerung, Hinzurechnungsbesteuerung, Schachtelprivileg.
- Quote paper
- Nicole Franke (Author), 2019, Wie sich der Brexit auf die Besteuerung von Unternehmen auswirkt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462308