In meinem Arbeitsalltag stelle ich immer wieder fest, dass für Menschen mit Assistenzbedarf Entscheidungen getroffen werden, ohne diese mit einzubeziehen. So kommt es vor, dass ein Beschäftigter mit zur Getränkelieferung fährt, obwohl dieser nicht möchte. Denn anhand von Sanktionen wird ihm dieses vorgeführt, sodass ihm keine andere Alternative mehr bleibt als mitzufahren. Mit dieser Vorgehensweise wird nicht nur sein Grundrecht, dass alle Menschen gleich sind (vgl. BMJV , 2016:Grundgesetz Art. 3) zunichte gemacht, sondern auch die Gleichberechtigung wird damit infrage gestellt. Wenn im Vergleich ein anderer Beschäftigter sich den Freiraum nehmen kann, sich alle ihm übertragenden Aufgaben zu entziehen, ohne das ihm Konsequenzen erwarten, dann ist meine Beobachtung berechtigt.
In diesem Zusammenhang frage ich mich, kann sich ein Mensch mit Assistenzbedarf in der Tagesförderstätte selbstverwirklichen, wenn aufgrund von fremden Entscheidungen er nur wenig bis keinen Einfluss hat. Oder anders ausgedrückt, was muss passieren, dass dieser Personenkreis anerkannt wird, damit er keine Bevormundung mehr erfährt? Unter diesem Hauptaspekt stellt sich mir die Forschungsfrage: "Inwieweit hilft Empowerment in der Tagesförderstätte einem Klienten mehr Autonomie zu erlangen?".
Weg vom Defizitblickwinkel, hin zur Ressourcenorientierung, um letztendlich ein autonomes Leben führen zu können, ist ein Ziel, der mit dem Empowerment-Konzept einhergeht. Anhand dieses Konzeptes möchte ich meine gestellte Forschungsfrage beantworten, um herauszufinden, warum gerade Menschen mit Assistenzbedarf eine große Bevormundung erfahren, sodass sie in ihrem autonomen Leben eingeschränkt sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Begründung der Themenwahl und Fragestellung
- 1.2 Vorstellung der Einrichtung
- 2. Theorieteil
- 2.1 Entstehung des Empowerment-Konzepts
- 2.2 Vier Zugänge von Empowerment
- 2.2.1 Empowerment im politischen Sinne
- 2.2.2 Empowerment im reflexiven Sinne
- 2.2.3 Empowerment im lebensweltlichen Sinne
- 2.2.4 Empowerment im transitiven Sinne
- 2.3 Empowerment in der Behindertenhilfe
- 2.3.1 Begriffserklärung Behinderung
- 2.3.2 Begriffserklärung Behindertenhilfe
- 2.4 Kritik des Empowerments
- 3. Praxisteil
- 3.1 Beschreibung des Empowerment-Prozesses - Fallbeispiel 1
- 3.1.1 Beschreibung des Klienten
- 3.1.2 Ausgangslage
- 3.1.3 Zielsetzung
- 3.1.4 Umsetzung
- 3.1.5 Entwicklung
- 3.1.6 Auswertung
- 3.2 Beschreibung des Empowerment-Prozesses - Fallbeispiel 2
- 3.2.1 Beschreibung der Personengruppe
- 3.2.2 Ausgangslage
- 3.2.3 Zielsetzung
- 3.2.4 Umsetzung
- 3.2.5 Entwicklung
- 3.2.6 Auswertung
- 3.3 Praxis-Theorie-Abgleich
- 4. Schlussteil
- 4.1 Inhaltliches Fazit
- 4.2 Kritische Auseinandersetzung
- 4.3 Ausblick und offene Fragen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendung des Empowerment-Konzepts in einer Tagesförderstätte für Menschen mit Assistenzbedarf. Das Ziel ist es, zu erforschen, inwieweit Empowerment Menschen mit Assistenzbedarf dabei unterstützen kann, mehr Autonomie zu erlangen und Bevormundung zu überwinden. Dabei wird der Fokus auf die Herausforderungen und Möglichkeiten des Empowerments in der Behindertenhilfe gelegt.
- Entstehung und Entwicklung des Empowerment-Konzepts
- Verschiedene Zugänge und Interpretationen von Empowerment
- Die Bedeutung von Empowerment in der Behindertenhilfe
- Praktische Anwendung des Empowerment-Konzepts in der Tagesförderstätte
- Kritik und Herausforderungen des Empowerments in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Empowerment und stellt die Forschungsfrage, inwieweit Empowerment Menschen mit Assistenzbedarf in einer Tagesförderstätte zu mehr Autonomie verhelfen kann. Anschließend werden verschiedene Ansätze und Interpretationen des Empowerment-Konzepts vorgestellt. Im Praxisteil werden zwei Fallbeispiele analysiert, die die Anwendung von Empowerment in der Tagesförderstätte verdeutlichen. Abschließend werden die Erkenntnisse aus den Fallbeispielen in Bezug zur theoretischen Grundlage gesetzt.
Schlüsselwörter
Empowerment, Autonomie, Behindertenhilfe, Tagesförderstätte, Assistenzbedarf, Bevormundung, Ressourcenorientierung, Selbstbestimmung, Teilhabe, Inklusion, Praxisbeispiel, Fallanalyse.
- Arbeit zitieren
- S. H. (Autor:in), 2016, Förderung von Autonomie durch Empowerment bei Menschen mit Assistenzbedarf in einer Tagesförderstätte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462404