Als ein herausragendes Merkmal mittelalterlicher Literatur wird der ausgeprägte Schematismus gesehen. Darunter versteht man die Beständigkeit von Motiven, Handlungsmustern und Sprachformeln. So unternehmen beispielsweise Artusritter dieselben Ritte in die Wildnis, das Leben von Heiligen verläuft in denselben Mustern in Legenden, Minnesänger klagen ihren Liebesschmerz in derselben Art und Weise und es wird um Bräute nach einem bestimmten Muster geworben. Diese Beständigkeit in mittelalterlichen Texten erscheint dem heutigen Leser entweder fremd oder trivial, weil er ihr höchstens in der sogenannten Trivialliteratur begegnet. Diese kaum erkennbare Variation von Gleichem empfindet man heute eher als Defekt; Langeweile kann beim Lesen auftreten.
Die Gründe für den Schematismus in mittelalterlichen Texten sollen im ersten Teil dieser Hausarbeit dargelegt werden.
Kapitel Zwei beschäftigt sich in Überblicksform mit den Elementen und Handlungszyklen verschiedener Brautwerbungsschemata. Dabei berufe ich mich weitgehend auf Schmid-Cadalbert und sein Standardwerk zur Brautwerbung „Der Ortnit AW“ . Möchte man sich einen Querschnitt durch die Brautwerbungen der Weltliteratur zu Gemüte führen, so empfiehlt sich Geißlers „Brautwerbung in der Weltliteratur“.
Viermal taucht das Thema Brautwerbung in Hartmanns „Erec“ auf. Enite wird insgesamt dreimal umworben, nämlich von Erec im ersten Teil des Romans und von einem namenlosen Grafen sowie vom Grafen Oringles im zweiten Teil. Außerdem erzählt im Schlußabenteuer „Joie de la Curt“ Mabonagrin von seiner Werbung. Alle diese Brautwerbungen werden in Bezug auf die gängigen Schemata untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Warum ist mittelalterliche Literatur Schemaliteratur?
- Brautwerbungsschemata
- Allgemeines Brautwerbungsschema
- Brautwerbung im Aventureroman
- Die ungefährliche Brautwerbung
- Die gefährliche Brautwerbung
- Funktion der Brautwerbungsschemata
- Brautwerbung in Hartmanns „Erec“
- Die Werbung Erecs um Enite
- Die Grafenepisode
- Die Oringlesepisode
- Mabonagrinepisode
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Schematismus in mittelalterlicher Literatur, insbesondere in Hartmanns „Erec“, und analysiert das wiederkehrende Motiv der Brautwerbung im Kontext des Romans.
- Der Schematismus als Kennzeichen mittelalterlicher Literatur
- Die Funktion und Bedeutung von Brautwerbungsschemata
- Analyse der Brautwerbungen in Hartmanns „Erec“
- Beziehungen zwischen Schemata und Handlungsentwicklung im Roman
- Die Rolle von Tradition und gesellschaftlichen Strukturen im Kontext von Schemaliteratur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Schematismus in mittelalterlicher Literatur ein. Sie stellt die Relevanz des Themas heraus und erklärt die Forschungsfrage der Arbeit. Kapitel Zwei beleuchtet allgemeine Brautwerbungsschemata und deren Funktion in der mittelalterlichen Literatur. Es analysiert verschiedene Typen von Brautwerbungen und deren Bedeutung im Rahmen des Aventureromans. Kapitel Drei fokussiert auf die Brautwerbung in Hartmanns „Erec“. Es untersucht die vier verschiedenen Brautwerbungen im Roman und analysiert sie im Hinblick auf die gängigen Schemata.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Literatur, Schemaliteratur, Brautwerbung, Aventureroman, Hartmann von Aue, Erec, Enite, Tradition, Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Gesellschaftliche Strukturen.
- Quote paper
- Carl Röthig (Author), 2004, Brautwerbung in Hartmanns "Erec", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46272