Jugendsprachliche Merkmale in Poetry Slams


Term Paper, 2014

20 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was sind Poetry Slams?

3. Poetry Slams und Jugendsprache

4. Jugendsprachliche Merkmale
4.1 Grammatik
4.2 Lexik
4.3 Semantik/Pragmatik
4.4 Phraseologie
4.5 Stilistik
4.6 Gesprächsführung

5. Textanalyse
5.1 Bastian Böttcher: Teleliebe
5.2 Katja Huber: Helsinki sehen und sterben
5.3 sushi: dtrdf-Liebesgedicht
5.4 Martin Auer: Deutsch für Außerirdische
5.5 Heike Geißler: so eine

6. Kategorien jugendsprachlicher Gesprächsführung und Poetry Slam-Texte

7. Schluss

Literaturverzeichnis

Anhang A - Bastian Böttcher: Teleliebe

Anhang B - Katja Huber: Helsinki sehen und sterben

Anhang C - sushi: dtrdf-Liebesgedicht

Anhang D - Martin Auer: Deutsch für Außerirdische

Anhang E - Heike Geißler: so eine

1 Einleitung

Poetry Slams sind eine relativ junge Literaturform mündlicher Vorträge von zuvor niedergeschriebenen Texten, die sich in den 80er Jahren in den USA entwickelt hat und in den 90er Jahren nach Europa gekommen ist (vgl. Bylanzky 2002: 159ff.).

Hier erfreut es sich vor allem in Deutschland großer Beliebheit und es gibt eine Vielzahl dieser "Dichterwettstreite" in allen größeren Städten. Dabei messen sich gerade Jugendliche in spielerischem und nicht allzu ernstem Wettstreit und tragen selbstgeschriebene Texte einem Publikum vor, welches anschließend über den Sieger abstimmt. Im Folgenden sollen daher einige Texte dieser "jungen" literarischen Gattung auf typische Mermale der Jugendsprache untersucht werden, wie sie in der neueren linguistischen Forschung dargestellt werden. Dazu werden Texte einer "Slam-Anthologie" (Bylansky 2002: 5), welche von den vortragenden Dichtern eigenhändig verfasst wurden, als Grundlage genommen.

Zunächst soll jedoch der Begriff Poetry Slam erläutert und danach die Möglichkeiten und Probleme eines Vergleichs mit 'Jugendsprache' aufgezeigt werden. Anschließend werden einige spezifische Merkmale der Jugendsprache dargestellt und und anschließend in den untersuchten Texten beispielhaft ausfindig gemacht. Weiterhin werden 'Kategorien der Gesprächsführung bei Jugendlichen' vorgestellt und deren Anwendbarkeit auf Poetry Slam-Texte überprüft. Zum Schluss folgt eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse, sowie ein Ausblick auf weitere mögliche Auseinandersetzungen mit diesem Thema.

2 Was sind Poetry Slams?

Poetry Slams folgen im Prinzip simplen Regelungen (vgl. Bylansky 2002: 7ff.): Mehrere Dichter tragen selbstgeschriebene Texte vor und das Publikum stimmt anschließend mit einer zuvor festgelegten Methode über den Sieger ab. Dabei gibt es ein Zeitlimit, sowie ein Verbot von ablenkenden Elementen, wie etwa Kostümierung, Musik und Gesang. Der Fokus liegt dabei klar auf dem Text, sowie auf der Vortragsweise. Teilnehmen darf im Prinzip jeder, unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft. Für Jugendliche gibt es jedoch auch eigene "U18-Slams", um einen Wettstreit Jugendlicher untereinander zu ermöglichen.

Für die Form des Textes gibt es keine Vorgaben, Gedichte und Erzählungen sind gleichermaßen vertreten und erwünscht. Die Interaktion mit dem Publikum ist erlaubt.

Poetry Slams stellen eine "wilde Form der Literatur" (Bylansky 2002: 152) dar, die dennoch "eine neue Disziplin im Literaturbetrieb eingeführt hat" (Bylansky 2002: 152) und "ihre volle Wirkung im Vortrag erzielt" (Bylansky 2002: 152). Sie werden als "optimale Darstellungsform, um ein junges Publikum wieder für Literatur zu beigestern" (Bylansky 2002: 154) bezeichnet.

3 Poetry Slams und Jugendsprache

Befasst man sich mit Poetry Slams, so entsteht schnell der subjektive Eindruck es handle sich um eine literarische Form, die vor allem bei jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt ist. Eine Untersuchung solcher Slams auf jugendsprachliche Elemente scheint daher lohnenswert, jedoch gibt es einige Aspekte, die dabei beachtet werden müssen und im Folgenden erläutert werden sollen.

Zunächst handelt es sich bei 'Jugendsprache' um ein Konstrukt, das stark von Medien und Politik beeinflusst ist und bei Hörern unterschiedliche Assoziationen hervorruft. Gemeint ist hier jedoch nicht 'die Jugendsprache' als homogener Begriff, der alle Jugendliche gleichermaßen betrifft und klar definiert ist. Vielmehr handelt es sich bei Jugendsprache um ein sehr heterogenes Gegenstandsfeld, welches aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann und die im Rahmen dieser Arbeit nicht alle berücksichtigt werden können.

Eine weitere Einschränkung folgt aus der grundsätzlichen Form des Poetry Slam-Textes. Es handelt sich nicht etwa um ein transkribiertes mündliches Gespräch einer oder mehrerer Personen, sondern um einen zunächst schriftlichen Text, der konzeptionell sowohl mündlich als auch schriftlich sein kann. Allerdings kann es beim Vortrag jederzeit zu improvisierten Momenten kommen, die nicht durch den Text repräsentiert werden können.

Weiterhin ist es nicht möglich alle Elemente eines mündlichen Vortrags schriftlich darzustellen, etwa Stimmlage, Betonung oder Lautstärke. Diese können sich auch von Auftritt zu Auftritt unterscheiden. Auch spontante Interaktionen mit dem Publikum und dessen Reaktionen sind nicht im Text darstellbar.

4 Jugendsprachliche Merkmale

Für diese Arbeit werden einige typische jugendsprachliche Merkmale dargestellt, welche im Rahmen der Untersuchung von Poetry Slams als literarische Gattung und Form "jugendsprachlicher Ausdrucksweise" relevant erscheinen und unabhängig von anderen soziolinguistischen Details, wie etwa Alter, Geschlecht und Herkunft des Dichters, sind (vgl. Neuland 2008: 142). Es handelt sich daher um eine sehr spezifische Untersuchung der Texte, die keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern vielmehr einen ersten Anstoß zu einer Auseinandersetzung mit Jugendsprache in Poetry Slams geben soll.

Bei der Betrachtung konkreter Beispiele spielen oft mehrere der nachfolgenden Merkmale eine Rolle. Es handelt sich also nicht um klar abgegrenzte Gebiete, vielmehr um unterschiedliche mögliche Blickwinkel, die sich auch überschneiden können.

4.1 Grammatik

Bei der Jugendsprache liegt keine mangelnde Beherrschung von Grammatik vor (vgl. Neuland 2008: 142). Dennoch gibt es vielfältige Charakteristiken jugendsprachlicher Grammatik, die sich hier nicht umfassend darstellen lassen und daher gegebenfalls beispielhaft an den Texten aufgezeigt werden.

4.2 Lexik

Ein erstes Augenmerk wird auf die lexikalischen Merkmale von Poetry Slam-Texten gelegt. Dabei werden Wörter unterschiedlicher Herkunftssprachen, sowie Wortneubildungen als Ausdrucksformen der Jugendsprache untersucht. Bei Anglizismen gibt es Indizien für eine quantitativ normale Verwendung bei Jugendlichen (vgl. Neuland 2008: 139), dennoch sollen diese hier aufgezeigt werden, da es sich oft um Wörter mit "spezifischen Verwendungskontexten und Fachwortqualitäten"(Neuland 2008: 140) handelt, sowie Wörter anderer Herkunftssprachen, da Entlehnungen aus Migrantensprachen bei Mehrsprachigkeit durchaus typisch sind (vgl. Neuland 2008: 140).

4.3 Semantik/Pragmatik

Im Kontext jugendsprachlicher Ausdrucksweise erhalten Wörter oft eine abgewandelte Bedeutung. Dies kann beispielsweise durch Wortspiele oder Bricolagen (vgl. Neuland 2008: 149) entstehen. Typisch sind auch bestimmte Begrüßungsformeln und Gesprächspartikel (vgl. Neuland 2008: 22).

4.4 Phraseologie

Ein weiteres Merkmal ist die Verwendung und oftmals humoristische Abwandlung von bekannten Phraseologismen, die beispielsweise aus der Werbung bekannt sind (vgl. Neuland 2008: 78).

4.5 Stilistik

Stilistisch ist die Verwendung und Mischung unterschiedlicher Stilebenen typisch für Jugendliche, etwa die Mischung eines bildungssprachlichen Stils mit anstößigen Ausdrücken (vgl. Neuland 2008: 148). Weiterhin herrscht heute eine "stärkere Tendenz zu informellen Stilen" (Neuland 2008: 149). Unter anderem sind Bricolagen Ausdruck einer typischen Stilbastelei (vgl. Neuland 2008: 149).

4.6 Gesprächsführung

Deppermann und Schmidt haben typische Charakteristiken jugendlicher Gesprächsführung herausgearbeitet und tabellarisch dargestellt (Deppermann/Schmidt 2001, 37. Auch: Neuland 2008: 64). Die dabei verwendeten Kategorien lassen sich größtenteils sehr gut auf Texte anwenden und auch die Einteilung in "unterhaltsame" und "nicht unterhaltsame" Formen entsprechen grundsätzlich dem Anspruch des Dichters das Publikum zu unterhalten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich bei dem Vortrag eines Textes nicht um ein Gespräch zwischen zwei oder mehrerer Personen handelt, mit der Ausnahme von erzählten Gesprächen innerhalb eines Textes, die allerdings wiederum fiktiv sind.

Die Kategorien lauten:

Länge der Redebeiträge: Hier gilt "kurz und knapp" als unterhaltsam und damit jugendsprachlich. Im Text wird dies mit der durchschnittlichen Satzlänge verglichen, bei erzählter Rede wird die Länge der Redebeiträge beachtet.

Syntax: Als Maßstab gilt hier "reduziert, Parataxe".

Lexik: Hier wird vor allem auf Neubildungen und "Tabuwörter" geachtet. Darunter fällt zum

Beispiel die Verwendung vulgärsprachlicher Ausdrücke.

Stilistik: Hier gelten Übertreibungen, d.h. "Hyperbolik", als unterhaltsam.

Inhalte: Die Thematik ist oft "situationsgebunden", außerdem werden "Tabubrüche" begangen. Dem gegenüber stehen "abstrakte, ernste Themen".

Genre: Unbeliebt sind unter anderem "Diskutieren, Bitten" und "Entschuldigen". Als unterhaltsam dagegen werden "knappe Erzählungen" und "groteske Fiktionen", sowie "Beleidigen ('Dissen')" beschrieben.

Beziehung: Diese Kategorie bezieht sich eigentlich auf die Beziehung zwischen mehreren Sprechern innerhalb einer Konversation. Mit Blick auf Poetry Slams soll hier allerdings auch das Verhältnis zwischen Vortragendem und Publikum beachtet werden. 'Nicht unterhaltsam' ist dabei "Distanz, Höflichkeit und Takt", sowie "Indirektheit". Als 'unterhaltsam' gelten u.a. "Informalität" und "Vertrautheit".

Als weitere Kategorien werden Phonologie, Kohärenz, Gesprächsorganisation und Nonverbales genannt. Diese werden im Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht weiter untersucht, so lassen sich Phonologie und Nonverbales etwa nicht auf Texte anwenden.

Die zuvor genannten und beschriebenen Kategorien werden nach Vorstellung und Untersuchung der nachfolgenden fünf Slam-Texte noch einmal mit diesen verglichen.

5 Textanalyse

Im Folgenden werden nun fünf ausgewählte Poetry Slam-Texte auf die beschriebenen jugensprachlichen Mermale untersucht, diese gegebenfalls aufgezeigt und erläutert. Die unter Gesprächsführung dargestellten Kategorien werden anschließend mit den fünf Texten verglichen um so eine mögliche Anwendbarkeit der von Deppermann/Schmidt erarbeiteten Kategorisierung auf jugendsprachliche Texte am Beispiel des Poetry Slams zu überprüfen. Für diese Arbeit wurden nur deutsche Texte als Beispiele verwendet, 'Planet Slam' (Bylanzky/Patzak 2002) enthällt allerdings auch einige englische Texte.

[...]

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Details

Title
Jugendsprachliche Merkmale in Poetry Slams
College
Technical University of Darmstadt  (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft)
Course
Alter, lass mal Kino. Grammatik der Jugendsprache
Grade
1,7
Author
Year
2014
Pages
20
Catalog Number
V462789
ISBN (eBook)
9783668922983
ISBN (Book)
9783668922990
Language
German
Keywords
Jugendsprache, Kurzdeutsch, Kiezdeutsch, Sprachwandel
Quote paper
Jascha Daniló Jung (Author), 2014, Jugendsprachliche Merkmale in Poetry Slams, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462789

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