Mit dem Beginn der 1980er Jahre entflammte eine neue Diskussion über die mangelnde Flexibilität des Arbeitsmarktes, welche für Deregulierungsbefürworter insbesondere auf die hohe Regulierungsdichte zurückzuführen war. Durch diese schien der Arbeitsmarkt nicht in der Lage zu sein, sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen, wie zum Beispiel die Globalisierung, den sektoralen Strukturwandel oder das Eintreten der Massenarbeitslosigkeit. Die Maßnahmen, die daraufhin ergriffen wurden, führten zu strukturellen Änderungen des Arbeitsmarktes. Diese Arbeit zeigt auf, inwiefern sich die Gründe für prekäre Arbeitsverhältnisse in Deutschland in diesen Veränderungen erkennen lassen.
Deregulierungen sind in dieser Arbeit die Eingriffe und Maßnahmen des Staates zur Lockerung oder Aufhebung bestimmter arbeitsmarktspezifischen Regularien, welche die unternehmerischen Flexibilisierungsbemühen flankieren, begrenzen und erweitern. Weiterhin werden auch die verschärften Gesetze in Form von Reregulierungen miteinbezogen, welche eine Flexibilisierung des Arbeitnehmers zur Folge haben.
Es wird argumentiert, dass die erwähnten Maßnahmen zu einer Verbreitung von Beschäftigungen geführt haben, deren Prekaritätsrisiko im Vergleich als hoch einzuschätzen ist. Eine methodische Schwierigkeit besteht bei der Herstellung kausaler Erklärungsmuster. Die Arbeitsmarktinstitutionen geben keine klare Handlungsdirektive vor, sondern setzen in der Regel den Handlungsspielraum für das Verhalten der Wirtschaftssubjekte, deren heterogene Präferenzen beeinflussen, ob eingeschränkte und gelockerte Handlungsspielräume Relevanz erhalten. Eine monokausale Erklärung scheitert bereits an dem Fakt, dass sich gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen, wie die Arbeitsmarktemanzipation der Frauen und die Arbeitsmarktstruktur, reflexiv beeinflussen. Deshalb werden im Verlauf der Arbeit alternative Erklärungsmodelle für den Beschäftigungsstrukturwandel herausgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Begriffserklärung
- 2.1. Prekarität und prekäre Beschäftigungsverhältnisse
- 2.2. Das Normalarbeitsverhältnis und atypische Beschäftigungen
- 2.2.1. Bestandsaufnahme der Ausbreitung atypischer Beschäftigungen
- 3. Entwicklung der Erwerbsarbeit in Deutschland
- 3.2. Die Entwicklung des Normalarbeitsverhältnisses
- 3.2. Die Errosion des Normalarbeitsverhältnisses
- 3.2. Flankierende Erklärungsansätze
- 4. Die rechtlichen Deregulierungen und Flexbiliserungen ab 1980
- 4.1. Auswirkung der Deregulierung am Beispiel des Kündigungsschutzes
- 5. Die Flexibiliserung des Tarifvertrages
- 5.1. Der Wandel von der wettbewerbsbegrenzenden zur wettbewerbsorientierten Tarifpolitik
- 5.2. Die Verbreitung und Anwendung der Öffnungsklauseln
- 6. Agenda 2010
- 6.1. Die arbeitsmarktspezifischen Kernelemente der Agenda
- 6.2. Die Effekte der Agenda
- 7. Die erhöhten Prekaritätsrisiken atypisch Beschäftigter
- 7.1. Prekaritätsrisiken nach Beschäftigungsform am Ende der 00er Jahre
- 7.2. Themenspezifische Studien
- 7.3 Die subjektiven Arbeitserfahrungen einer flexibilisierten Arbeitszeitpolitik
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen der Deregulierung und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen und der Verbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland. Sie analysiert die Entwicklung der Erwerbsarbeit in Deutschland und die Auswirkungen von Deregulierungsmaßnahmen ab 1980 auf die Struktur des Arbeitsmarktes. Im Fokus stehen dabei die Flexibiliserung des Tarifvertrages und die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010. Die Arbeit zeigt auf, wie diese Maßnahmen zu einer Verbreitung von Beschäftigungsformen mit erhöhtem Prekaritätsrisiko beigetragen haben.
- Die Entwicklung der Erwerbsarbeit in Deutschland
- Die Auswirkungen von Deregulierungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt
- Die Flexibiliserung des Tarifvertrages
- Die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010
- Die Verbreitung prekärer Beschäftigungsverhältnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Begriff der Prekarität im Kontext der Veränderung der Arbeitswelt und stellt die Fragestellung der Arbeit dar. Kapitel 2 erklärt die Begriffe Prekarität und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sowie das Normalarbeitsverhältnis und atypische Beschäftigungen. Kapitel 3 untersucht die Entwicklung der Erwerbsarbeit in Deutschland und analysiert die Errosion des Normalarbeitsverhältnisses. Kapitel 4 betrachtet die rechtlichen Deregulierungen und Flexibilisierungen ab 1980 und die Auswirkung der Deregulierung am Beispiel des Kündigungsschutzes. Kapitel 5 analysiert die Flexibiliserung des Tarifvertrages und die Verbreitung der Öffnungsklauseln. Kapitel 6 untersucht die Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 und ihre Effekte. Schließlich werden in Kapitel 7 die erhöhten Prekaritätsrisiken atypisch Beschäftigter, die subjektiven Arbeitserfahrungen einer flexibilisierten Arbeitszeitpolitik und themenspezifische Studien betrachtet.
Schlüsselwörter
Prekarität, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Normalarbeitsverhältnis, atypische Beschäftigungen, Deregulierung, Flexibilisierung, Tarifvertrag, Öffnungsklauseln, Agenda 2010, Prekaritätsrisiken, Arbeitszeitpolitik, Arbeitsmarktstruktur, Deutschland.
- Quote paper
- Philip Hamdorf (Author), 2019, Prekäre Beschäftigungen als Folge der Deregulierung und Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463646