Ausgangspunkt der vorliegenden Ausarbeitung soll die von SIGHARD NECKEL und GRETA WAGNER als „soziales Leid“ bezeichnete Erschöpfung bilden, die im Rahmen des Themas psychische Erkrankungen im Zusammenhang mit der Arbeitswelt – zumeist unter der Bezeichnung „Burnout“ – seit etwa 2004 zunehmend in der Fachöffentlichkeit dokumentiert und diskutiert wird.
Laut einer auf Grundlage der Befragung von 9,7 Millionen Versicherten erarbeiteten Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) aus dem Jahr 2011 ist die Zahl der Burnout-Fehltage zwischen 2004 und 2010 auf nahezu das Neunfache angestiegen. Burnout kann von den Ärzt_innen zwar nicht als eigenständige psychische Erkrankung codiert werden, wird jedoch zunehmend als Zusatzinformation angegeben und von den Krankenkassen als Zustand physischer und psychischer Erschöpfung unter der Diagnosegruppe „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“ erfasst, wobei die Diagnose zu der Gruppe jener Faktoren zählt, „die den Gesundheitszustand beeinflussen“. Im Jahr 2010 wurden einer Pressemitteilung des wissenschaftlichen Instituts der AOK zufolge etwa 100.000 Menschen mit insgesamt mehr als 1,8 Millionen Fehltagen wegen eines Burnouts krankgeschrieben.
Nicht zuletzt dieses rasche Anwachsen der Fallzahlen zeichnet verantwortlich für die Interpretation von Burnout als „Volkskrankheit“ oder „Epidemie“, aber auch für die etwas abschätzige Bezeichnung als „Modeerscheinung“ oder gar „Fehldiagnose“. Eben diesem Spannungsfeld soll sich in den folgenden Kapiteln gewidmet und die Frage behandelt werden, inwieweit es sich beim Burnout um ein Phänomen unserer Zeit handelt und welche Ursachen sich in diesem Fall hierfür ausmachen ließen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1 Fragestellung
- 2. Strukturwandel der Arbeit - Entgrenzung und Subjektivierung
- 2.1 Entgrenzung und Subjektivierung als Stressfaktoren
- 2.2 Selbstbestimmung und Selbstüberlastung
- 3. Burnout als Ausweg aus der Belastungssituation
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich mit dem Phänomen der Erschöpfung, die im Kontext der Arbeitswelt zunehmend als „Burnout“ bezeichnet wird. Der Fokus liegt auf der Analyse des Strukturwandels in der Arbeitswelt und den daraus resultierenden Belastungen für die Beschäftigten. Ziel ist es, die Rolle der Entgrenzung und Subjektivierung von Arbeit bei der Entstehung von Burnout zu beleuchten.
- Strukturwandel der Arbeit und seine Auswirkungen
- Entgrenzung und Subjektivierung von Arbeit als Stressfaktoren
- Selbstbestimmung und Selbstüberlastung im Kontext der Arbeitswelt
- Burnout als Reaktion auf Belastungen
- Zusammenhang von Burnout mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung
Die Ausarbeitung beginnt mit einer Einführung zum Thema Erschöpfung als „sozialem Leid“ und stellt das Burnout-Syndrom als zunehmende Herausforderung in der Arbeitswelt vor. Die steigende Zahl der Burnout-Fälle wird anhand statistischer Daten veranschaulicht, und es werden verschiedene Perspektiven auf das Phänomen beleuchtet.
1.1 Fragestellung
Die Fragestellung der Ausarbeitung liegt in der Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Burnout und den „neuartigen Anforderungen der Arbeitswelt". Dabei wird der Fokus auf den Strukturwandel der Arbeit und die damit verbundene Entgrenzung und Subjektivierung gelegt.
2. Strukturwandel der Arbeit - Entgrenzung und Subjektivierung
Dieses Kapitel zeichnet einen historischen Überblick des Strukturwandels der Arbeit nach, beginnend mit der Frühindustrialisierung bis hin zur heutigen postfordistischen Periode. Dabei wird die Bedeutung von Technologieentwicklung und der Einführung von Mikrochips für die Veränderung der Arbeitsstrukturen und -anforderungen hervorgehoben.
2.1 Entgrenzung und Subjektivierung als Stressfaktoren
Der Abschnitt beleuchtet die Entgrenzung von Arbeit als zentrales Merkmal des Strukturwandels. Die zunehmende Flexibilisierung von Arbeitszeiten und -strukturen, die Deregulierung von Beschäftigungsformen sowie die Zunahme an Mobilitätsanforderungen werden als Stressfaktoren für die Beschäftigten betrachtet.
2.2 Selbstbestimmung und Selbstüberlastung
Der Abschnitt setzt sich mit dem Konzept der „Subjektivierung von Arbeit“ auseinander. Die zunehmende Selbstzuständigkeit und die Eigenverantwortung der Beschäftigten werden als beidseitig wirkende Kräfte beschrieben, die sowohl Chancen für Selbstbestimmung als auch Risiken für Selbstüberlastung bergen.
Schlüsselwörter
Die vorliegenden Schlüsselwörter reflektieren die zentralen Themen und Konzepte der Ausarbeitung: Strukturwandel der Arbeit, Entgrenzung, Subjektivierung, Selbstbestimmung, Selbstüberlastung, Burnout, Stressfaktoren, moderne Arbeitswelt, postfordistischer Kapitalismus.
- Quote paper
- Frauke Oberländer (Author), 2019, Gegenwartsdiagnosen auf dem Prüfstand. Leistung und Erschöpfung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463720