So wie die Philosophie im Allgemeinen nach der Erkenntnis der Essenz der Dinge strebt, so strebt die Staatsphilosophie nach der Erkenntnis dessen, was die politische Welt im Innersten zusammenhält. Rousseau und Hobbes entwarfen beide jeweils ein eigenes Konzept davon, wie sie glaubten, dass eine Gesellschaft sich fügt. Dabei bilden sie zunächst scheinbar Extreme zueinander.
Hobbes Werk, der „Leviathan“, ist noch immer vielen ein Synonym für unverhohlene Tyrannei. In einem Atemzug mit Machiavelli ist ihm häufig der Vorwurf zynischer Machtglorifizierung gemacht worden. Zu Recht?
Rousseaus Contrat Social dagegen taugt zum Ideal, wenn nicht sogar zur Utopie. Eine Gemeinschaft von Menschen, von denen sich jeder einzelne zum Wohle aller selbst zurücknimmt?
Bis heute gelten uns Freiheit und Sicherheit als maßgebliche Kriterien eines wohlgeordneten Staatswesens. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Bedingungen dafür innerhalb Gesellschaftsverträge gelegt. Die scheinbar konträren Entwürfe sind hier analytisch gegenübergestellt worden.
In ungebrochener Aktualität der Herausforderungen, vor die sich schon Hobbes und Rousseau gestellt sahen, wird der Bogen in die Gegenwart geschlagen. Die Debatte um Sicherheit und wie der Staat diese Sicherheit gewährleisten kann, ist aktueller denn je. Im Licht der Entgrenzung der Inneren Sicherheit muss genau hingesehen werden, welche Faktoren diesen Prozess bedingen. Die prominentesten Entwicklungen werden hier in der relativ neuen Herausforderung des Staates zu suchen sein, mit dem modernen Terrorismus umzugehen. Die Debatte um Innere Sicherheit dreht sich dabei zentral um die Frage ob ein Zugewinn an Sicherheit immer auch einen Verlust an Freiheit nach sich ziehen muss. Gibt es einen anderen Weg? Die Begrifflichkeiten dieser Auseinandersetzung sowie überhaupt staatstheoretische und staatsrechtliche Konzepte, beziehen sich auch heute noch auf die hier untersuchten Proto-Staatsentwürfe.
Dass die Aktualität der Frage nach staatlicher Legitimation als Sicherheitsmacht ungebrochen aktuell ist, zeigt sich überdeutlich am Tagesgeschehen: Während in Chemnitz Bürger auf die Straße gehen, um ihrem Unsicherheitsempfinden in einer sich verändernden Gesellschaft Ausdruck zu verleihen, blicken andere Teile eben dieser Gesellschaft besorgt dorthin und hoffen ihrerseits auf den Ruhegaranten Staatsmacht. Ob wir uns danach allerdings Fragen müssen, welche Teile der Freiheit auf dem Altar der Sicherheit geopfert wurden, bleibt zu sehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Leviathan
- Naturzustand und Gesellschaftsvertrag
- Freiheit und Sicherheit im Staat
- Der Mensch
- Du Contrat Social
- Naturzustand und Gesellschaftsvertrag
- Freiheit und Sicherheit im Staat
- Der Mensch
- Der gezähmte Wolf und der Citoyen
- Zur Aktualität des Gesellschaftsvertrages – Die Innere Sicherheit als „Goldstandard“
- Was ist Innere Sicherheit?
- Der erweiterte Sicherheitsbegriff
- Die Aktualität der Gesellschaftsverträge
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Staatsentwürfe von Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rousseau zu analysieren und ihre Konzepte von Freiheit und Sicherheit im Kontext des Gesellschaftsvertrages zu vergleichen. Die Arbeit beleuchtet insbesondere die Bedeutung der inneren Sicherheit im modernen Staat.
- Naturzustand und Gesellschaftsvertrag bei Hobbes und Rousseau
- Freiheit und Sicherheit als Kernprinzipien des Staates
- Die Rolle des Menschen im Gesellschaftsvertrag
- Die Aktualität der Staatsentwürfe in Bezug auf die Herausforderungen der inneren Sicherheit
- Die Frage, ob ein Zugewinn an Sicherheit zwangsläufig einen Verlust an Freiheit mit sich bringen muss
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die zentrale Fragestellung vor: Wie gestalten Hobbes und Rousseau die Beziehung zwischen Freiheit und Sicherheit im Staat? Sie erläutert die Relevanz der Gesellschaftsvertragslehre für das Verständnis des modernen Staatswesens.
- Der Leviathan: Dieses Kapitel analysiert Hobbes’ Konzept des Naturzustands und des Gesellschaftsvertrages. Es beleuchtet die Rolle des „Souveräns“ als Garant für Sicherheit und Ordnung und die Auswirkungen auf die individuelle Freiheit.
- Du Contrat Social: Rousseaus Gesellschaftsvertragslehre wird hier vorgestellt. Der Fokus liegt auf seinem Verständnis von Freiheit und der Bedeutung der allgemeinen Willensbildung für die Sicherung der Sicherheit.
- Der gezähmte Wolf und der Citoyen: Dieses Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Staatsentwürfe von Hobbes und Rousseau konträr oder komplementär zueinander stehen.
- Zur Aktualität des Gesellschaftsvertrages – Die Innere Sicherheit als „Goldstandard“: Dieses Kapitel befasst sich mit den heutigen Herausforderungen der inneren Sicherheit und diskutiert, ob die Staatsentwürfe von Hobbes und Rousseau relevante Antworten bieten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der politischen Philosophie, insbesondere der Staatslehre und der Gesellschaftsvertragslehre. Schlüsselbegriffe sind: Naturzustand, Gesellschaftsvertrag, Freiheit, Sicherheit, Souverän, allgemeiner Wille, innere Sicherheit, Terrorismus, staatliche Gewalt, Recht und Unrecht.
- Quote paper
- Thomas Marx (Author), 2018, Sicherheit und Freiheit im Wechselspiel des Gesellschaftsvertrages. Hobbes, Rousseau und die Innere Sicherheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463884