In dieser Facharbeit wird näher auf die epischen Dramen ,,Der gute Mensch von Sezuan“ und ,,Leben des Galilei“ eingegangen. Mit dem Schwerpunkt auf die Verzweiflung und wozu sie führt. Der gesellschaftliche Kontext spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn dadurch lässt sich das Handeln aus Not erklären. Im folgenden werden auch auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingegangen. Da beide Stücke zu gleichen Zeit geschrieben wurden, stellt sich die Frage, ob es Parallelen gibt und ob es einen Zusammenhang mit Brechts Lebenserfahrungen und seinen Dramen gibt? In der Analyse wird herausgestellt inwiefern sich der historische Kontext in den Dramen verewigt und wie es zur Verzweiflung der Protagonisten beiträgt.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Kurze Inhaltsangaben
2.1 Leben des Galilei
2.2 Der gute Mensch von Sezuan
3. Vergleich der Verzweiflung
3.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Handlungsweise
3.2 Gründe der Verzweiflung im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichem Hintergrund mit Erklärung durch den historischen Kontext
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In dieser Facharbeit wird näher auf die epischen Dramen ,,Der gute Mensch von Sezuan“ und ,,Leben des Galilei“ eingegangen. Mit dem Schwerpunkt auf die Verzweiflung und wozu sie führt. Der gesellschaftliche Kontext spielt dabei eine wesentliche Rolle, denn dadurch lässt sich das Handeln aus Not erklären. Im folgenden werden auch auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingegangen. Da beide Stücke zu gleichen Zeit geschrieben wurden, stellt sich die Frage, ob es Parallelen gibt und ob es einen Zusammenhang mit Brechts Lebenserfahrungen und seinen Dramen gibt? In der Analyse wird herausgestellt inwiefern sich der historische Kontext in den Dramen verewigt und wie es zur Verzweiflung der Protagonisten beiträgt.
2. Kurze Inhaltsangaben
2.1 Das Leben des Galileis
Das epischen Drama ,,Das Leben des Galilei“, geschrieben von Bertolt Brecht 1938/39 und veröffentlicht 1963 im Suhrkamp Verlag, handelt von dem Astronom, Mathematiker und Physiker Galileo Galilei, welcher die kopernikanische Lehre beweisen will.
Zu Beginn lehrt Galileo Galilei Mathematik an der Universität Padua, wo er aber so wenig verdient, dass Galilei Privatschüler unterrichtet. Dem Schüler Andrea, welcher nicht bezahlen muss, da er der Sohn der Haushälterin ist, wird gerade das Ptolemäische System erklärt. Ludovico tritt ein und berichtet, als neuer Schüler Galileis, von einer neuen Erfindung, dem Fernrohr. Sofort wird Andrea los geschickt Linsen zu kaufen. Galilei möchte das Fernrohr verbessern und damit das Universum erforschen.
Kurz darauf stellt Galilei das Fernrohr dem Rat von Venedig vor, worauf alle sehr begeistert sind. Allerdings wird der Betrug aufgedeckt, denn sie stammen aus Holland. Doch Galilei macht mit seinem Fernrohr große Entdeckungen, denn er hat Beweise für die kopernikanische Lehre. Doch Galilei wird von Sagredo davor gewarnt, seine Entdeckungen zu veröffentlichen, denn es widerspricht der Bibel. Er hört auf niemanden und reist nach Florenz. Dort stellt er seine Entdeckung den Gelehrten vor, doch sie nehmen Galilei nicht ernst. Zurück in Florenz, ist die Pest ausgebrochen und alle fliehen, nur Galilei bleibt während dessen zurück. Er möchte weitere Forschungen anstellen und deshalb nicht weg. Das Collegium Romanum lässt die Entdeckungen untersuchen von dem großen Clavius, welcher sie bestätigt. Doch die Inquisition verbietet die Lehre, da die Kirche am alten Weltbild festhält, wo die Erde der Mittelpunkt ist.
Galilei jedoch möchte die Wahrheit anerkennen, aber er wird versucht der Wissenschaft zu entsagen von dem kleinen Mönch. Kurz darauf verstirbt der alte Papst und ein neuer Papst, welcher selbst Wissenschaftler ist, kommt an die Macht.
Darauf hin glaubt Galilei, auf Offenheit bei dem Papst zu stoßen und die Lehre wieder erlauben zu lassen. Seine Verzweiflung, hofft er, wird sich auflösen durch die neue Thronbesetzung.
Mehrere Jahre später wird Galileo nach Florenz geladen, was ihm nicht bewusst ist, dass er wegen des Widerrufens seiner Entdeckungen dort anreist. Die Kirche droht im Folter an, wenn er seine Ergebnisse nicht widerruft. Das Volk nährt sich seinen Entdeckungen immer mehr an, doch dadurch wird Galileo wegen Hetzerei gegen die Bibel angeklagt. 1633 widerruft Galilei seine Lehre durch Angst und Verzweiflung vor der Inquisition und seine ehemaligen Schüler und Befürworter wenden sich ab, da er als Verräter der Wissenschaft gilt.
Bis 1642 ist er zu Hausarrest verurteilt in seinem Landhaus in der Nähe Florenz. Dort darf er durch Kontrolle der Kirche sein Lebenswerk die ,,Discorsi“ weiterschreiben, dennoch wird das Buch unter Verschluss gehalten. Andrea besucht Galilei einmal in der Zeit und erkundigt sich nach seiner Gesundheit. Während der Unterhaltung macht Galileo Andrea klar, dass er eine Abschrift des Buches besitzt und bittet Andrea es außer Landes zu schaffen und zu veröffentlichen. Die ganze Zeit glaubte Andrea, dass das Galileis Plan war, um das Buch fertig zu stellen, doch er gibt zu, Angst vor den körperlichen Schmerz gehabt zu haben. Kurz darauf bringt Andrea die ,,Discorsi“ über die Grenze.
2.2 Der gute Mensch von Sezuan
In dem epischen Drama ,,Der gute Mensch von Sezuan“, geschrieben von Bertolt Brecht in den Jahren 1938 bis 1940 und im Suhrkamp Verlag veröffentlicht 1964, geht es um Shen Te, welche begreift, dass man nicht gut sein kann und gleichzeitig noch gut finanziell leben kann.
Die Parabel beginnt mit dem armen Wasserverkäufer Wang, welcher sehnsüchtig auf die angekündigten Götter in Sezuan wartet, um die Armut zu lindern. Kurz darauf treffen die drei Götter ein, aber ohne Unterkunft zum schlafen, woraufhin sich Wang bereit erklärt für sie eine zu suchen. Niemand möchte sie aufnehmen, bis Wang die Prostituierte Shen Te fragt, welche ihnen Obdach gewehrt. Am nächsten Tag bedanken sich die Götter und geben Shen Te Geld. Mit dem Geld kauft sich Shen Te einen Tabakladen, da der Ort von der Armut geplagt ist, betteln viele, um Reis oder etwas Geld. So gut, wie Shen Te ist, gibt sie allen Reis und gewährt einer achtköpfigen Familie Obdach in ihrem kleinen Laden. Doch dann kommt der Schreiner in den Laden und verlangt Geld für die noch unbezahlten Stelllagen und auch die Vermieterin Frau Mi Tzü verlangt einen Vorschuss. Shen Te hat jedoch nicht genug Geld und so schlägt die achtköpfige Familie den Vetter vor, welcher morgen vorbei kommt und die Rechnungen begleichen möchte.
Im Traum erscheinen Wang die drei Götter, die ihn bitten auf Shen Te ein wenig aufzupassen.
Der Vetter erscheint und verhandelt mit dem Schreiner, welcher 100 Silberdollar verlangt, jedoch bekommt er nur 20 Silberdollar. Als das geklärt ist, wirft er die Familie aus dem Laden raus. Kaum zurück trifft Shen Te im Stadtpark den Flieger Sun Yang, welcher sich gerade an einem Baum erhängen will. Daraufhin hält Shen Te ihn davon ab und kauft für ihn einen Becher Wasser.
In einem weiteren Traum von Wang kommen die Götter wieder vor und erkundigen sich nach Shen Te. Wang erzählt davon, wie Shen Te nach dem guten strebt, allerdings erzählt Wang weniger begeistert von dem durchgreifenden Vetter. Nach kurzer Zeit ist Shen Te wieder da und erfährt von der Mutter ihres Geliebten, dass er eine Job als Flieger in Peking annehmen könnte, doch es fehlen ihm 500 Silberdollar. Shen Te hat 200 Silberdollar von dem Teppichverkäufern erhalten und gibt es Sun. Doch er verlangt von Shen Te, verkleidet als der Vetter, den Laden zu verkaufen und somit die fehlenden 300 Silberdollar aufzutreiben.
Zur Hochzeit befinden sich Shen Te und Sun mit der Hochzeitsgemeinde in einem Nebenzimmer eines billigen Restaurants und Sun wartet auf einen bestimmten Gast. Er erwartet den Vetter, der ihm 300 Silberdollar zur Hochzeit versprochen hatte, doch er kreuzt nicht auf. Nach langem Warten gehen die ersten Gäste und Sun versteht, dass der Vetter nicht kommen wird.
Die Hochzeit ist abgesagt aber Shen Te erkennt, dass sie schwanger ist. Aus Verzweiflung und Angst vor einer ungewissen Zukunft eröffnet der Vetter eine Tabakfabrik, wo unter anderem Sun auch arbeitet. Durch Zufall erfährt er, dass Shen Te schwanger ist, als sie gegangen ist und möchte so schnell wie möglich zu ihr. Er ist der festen Überzeugung, dass der Vetter Shui Ta Shen Te gefangen hält, da er ihr Schluchzen aus dem Gelaß gehört hat. Tatsächlich wird einiges ihrer Kleidung gefunden und der Vetter wird verhaftet.
In Wangs Traum tauchen die Götter erneut auf, doch als Wang von dem verschwinden Shen Tes erzählt, kommen die Götter nach Sezuan,um ihr zu helfen.
Als es zur Gerichtsverhandlung kommt, entpuppt sich der Vetter als Shen Te. Sie versucht den Göttern, welche dort Richter sind, verzweifelt zu erklären, dass sie kein guter Mensch ist. Allerdings verzeihen die Götter Shen Te und glauben an das gut in ihr.
Der Epilog hat kein Ende, sodass den Leser die Frage offen bleibt und er sich selbst ein Ende erschließen muss.
3. Vergleich der Verzweiflung
3.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede
In diesem Vergleich werden die beiden Werke, von Bertolt Brecht geschrieben, miteinander verglichen, einmal ,,Der gute Mensch von Sezuan“ und das ,,Leben des Galilei“. Das erste genannte Werk wurde 1964 im Suhrkamp Verlag veröffentlicht und handelt von der Suche nach einem guten Menschen, das zweite epische Drama wurde 1963 ebenfalls im Suhrkamp Verlag veröffentlicht und behandelt das Thema der neuen Weltansicht durch den Wissenschaftler Galileo Galilei.
Im folgenden Abschnitt wird auf die Struktur der jeweiligen Dramen eingegangen. Das Drama ,,Der gute Mensch von Sezuan“ leitet den Leser mit einem Vorspiel in die Geschichte ein, währen dessen das ,,Leben des Galilei“ den Leser direkt in die Handlung einbindet. Das erste Drama hat eine Gliederung, indem sie den Leser näher mit der Nebenhandlung der Götter und Wang vertraut macht und somit hinter fast jedem Kapitel ein weiteres Zwischenspiel kommt. Am Ende nach dem zehnten Kapitel kommt der Epilog, welcher den Leser im ungewissen lässt und Shen Te mit ihrem weiteren Handeln, in der Verzweiflung ihren Mitbürgern gegenüber, alleine lässt:,, Während Shen Te verzweifelt die Arme nach ihnen ausbreitet, verschwinden sie oben, lächelnd und winkend “(Brecht 1964, S.143). Im Gegensatz zu dem zweiten Drama, welches 15 Kapitel hat und zum Ende hin über immer kürzer werdende Kapitel verfügt. Auch in diesem Drama hat das letzte Kapitel ein offenes Ende, als sich Galileis Verzweiflung langsam auflöst und Andrea die ,,Discorsi“ über die italienische Grenze schmuggelt:,, [...]Ab! Andrea geht mit dem Kutscher, der die Kiste trägt, über die Grenze. Drüben steckt er das Manuskript Galileis in die Reisetasche “(Der Grenzwächter zu Andrea, Brecht 1963,S.131). Allerdings ist auch hier nicht klar, ob die ,,Discorsi“ veröffentlicht werden und Galileis Verzweiflung und sein Streben nach der Wahrheit endlich ein Ende haben. Der Leser wird genauso, wie im ersten Drama im Ungewissen gelassen, um seine Fantasie anzuregen.
Die Dramen haben einen sehr ahnlichen Spannungsbogen, in Hinsicht auf die Verzweiflung. Im ,,Leben des Galilei“ gibt es zwei Arten der Verzweiflung, einmal die Existenzangst, durch zu wenig Gehalt und noch die innere Verzweiflung, hinsichtlich der Beweise der koperikanischen Lehre, die Galileo verboten werden zu veröffentlichen. Zunächst steigt die Spannung, denn Galilei bittet um mehr Gehalt:,,Der Schutz vor der Inquisition laßt ihr euch damit vergüten, daß ihr die schlechtesten Gehälter zahlt“(Galileo zum Kurator, Brecht 1963, S.18). Doch durch eine geklaute Erfindung, dem Fernrohr, glaubt Galilei mehr Lohn zu erhalten:,,Das bringt uns 500 Skudi“(Brecht 1963, S.22). Kurz darauf stellt er seine ,,neue“ Erfindung dem Rat von Venedig vor, aber der Betrug wird aufgedeckt und somit steigt die Spannungskurve an. Durch das verbesserte Fernrohr entdeckt Galilei Beweise für die kopernikanische Lehre :,,Da hast du ein Gestirn, um das ein anderes sich dreht.“(Brecht 1963, S.32). Dort lösen sich die Geld Probleme auf, denn durch das verbesserte Fernrohr und die neuen Entdeckungen, hofft Galileo mehr Geld zu erhalten. Doch als Galileo die Lehre beweisen möchte, verbietet die Inquisition seine Beweise zu veröffentlichen, denn es spricht gegen die Bibel. Die Kirche droht ihm unterschwellig Folter an und versucht ihn von der Astronomie abzubringen:,,Ich verstehe ihre Bitterkeit. Sie denken an die gewissen außerordentlichen Machtmittel der Kirche.“(Der kleine Mönch zu Galilei, Brecht 1963, S.75). Galileis Verzweiflung steigt wieder, wegen der Unveröffentlichung der Wahrheit. Durch ein gewisses Interesse des Volkes an seinen Entdeckungen wird er wegen Hetzerei fest genommen und soll widerrufen. Keiner seiner Freunde oder Schüler traut Galileo dies zu, doch er widerruft und gilt dadurch als Verräter der Wissenschaft. Das ist der Wendepunkt des Dramas, denn niemand hätte gedacht, dass Galileo die Wissenschaft verrät. Er wird zu Hausarrest verurteilt, wodurch er seine ,,Discorsi“ fertig stellt und er sie Andrea mit gibt. Das ist der Höhepunkt, denn hier verliert Galileo jegliche Verzweiflung und Anspannung, wegen der Veröffentlichung seines Buches.
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- Quote paper
- Lara Brunsiek (Author), 2017, Die innere Verzweiflung der Protagonisten in den epischen Dramen "Der gute Mensch von Sezuan" und "Das Leben des Galileis" im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Leben, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/464840
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