Sex and the City oder Desperate Housewives sind wahnsinnig erfolgreiche Fernsehserien. Feminismus ist out, Postfeminismus ist angesagt. Die heutige Frau ist modebewusst, unabhängig, emanzipiert, steht mit beiden Beinen im Leben, macht und nimmt sich, was sie will. Das bezieht sich auch auf Männer. Fernsehen im 21. Jahrhundert wird kritisch betrachtet. Das Publikum nimmt daran aktiv teil...
Inhaltsverzeichnis
1. Postfeministisches Fernsehen
1.1. Postöffentlich
2. Fernsehen, Geschlecht und feministische Publikumsforschung
3. Jump the shark-Reaktionen auf Ally Mc Beal und Sex and the city
3.1. Tabelle der Jump the shark-Quote der verzeichneten Stimmen
3.2. Realismus
3.3. Geschlecht/Feminismus
3.4. Fernsehen/Konventionen
4. Fazit
5. Welche Formate gibt es zum postfeministischen Fernsehen?
6. (Post)Feminismus im Netz
6.1. Internetportale für postfeministische Fernsehserien
Literatur und Internetquellen
1. Postfeministisches Fernsehen
Im postfeministischem Fernsehen gibt es im Gegensatz zur klassischen Seifenoper nur eine Hauptfigur. Weitere typische Merkmale sind, dass alle Charaktere der Mittel- bzw. Oberschicht angehören und alle wichtigen weiblichen wie auch männlichen Charaktere sorgen selbst für ihren Unterhalt. Die Probleme und Themen, die in den Serien behandelt werden, entsprechen dem Trend.
Feministische Anliegen wie das Recht auf Arbeit, nicht diskriminiert zu werden, die Integrität des weiblichen Körpers und das Recht auf freie Sexualität mischen sich mit traditionelleren Anliegen von Frauen wie etwa der Frage der Steigerung der eigenen Attraktivität oder der Möglichkeiten, sich einen Mann zu angeln.
Der Begriff Postfeminismus suggeriert, dass Frauen heutzutage alles haben. Elspeth Probyn vertritt jedoch die Ansicht, dass die aktuelle Choicoissie/Wahlfreiheitchen (Feminismus als Recht zu wählen, nämlich die Mutterschaft) bloß die Rekodierung traditioneller geschlechtsspezifischer Werte verschleiert. Es gibt einen unverkennbaren Mangel an Kindern. Doch trotz ausgeprägtem Sexualleben und aufreizendem Aussehen werden die femininen Eigenheiten der Frauen vor einem Hintergrund gezeichnet, der auf Frauenemanzipation und gleiche Rechte hindeutet. Im Gegenteil, das beanspruchte Recht wäre ein Recht auf Differenz und Weiblichkeit, das von ihrer beruflichen Professionalität unabhängig ist und diese nicht beeinträchtigt. Viele Frauen im realen Leben leiden am sogenannten Cinderella-Komplex, sie glauben trotz guten beruflichen Positionen und Karrieren nicht an ihr eigenes Können, und meinen sie seien nur durch Glück soweit gekommen und würden eines Tages als Betrügerinnen entlarvt werden. Im postfeministischen Fernsehformat sprechen alle Frauen über Dinge, die sie richtig aber auch falsch gemacht haben, ohne sich zu scheuen, Entscheidungen in Bezug auf ihr Privatleben und auf ihr Berufsleben in aller Öffentlichkeit in Zweifel zu ziehen.
Die Autorin gibt vier formale Gründe an, warum postfeministische Fernsehdramen, insbesondere Ally McBeal und Sex and the city, es wert sind, angesehen und diskutiert zu werden:
1. Obwohl Fernsehen ein Frauenmedium ist, sind männliche Charaktere gegenüber weiblichen immer noch an der Überzahl.
2. Frauen im postfeministischen Fernsehen kann man nicht als Durchschnittsfrauen bezeichnen. Sie sind in finanzieller, sexueller und emotionaler Hinsicht unabhängiger als bisherige Fernsehcharaktere. Die Erzählung dreht sich um sie.
3. Postfeministische Formate sprechen im Gegensatz zu älteren Frauengenres wie der Seifenoper ein gemischteres Publikum an. Mehr Männer sehen diese Serien und sprechen auch über sie.
4. Die Serien Ally McBeal und Sex and the city setzen beide innovative Techniken ein. Ally McBeal verwendete Animationssequenzen. Für dieses neue Format aus einer Kombination von Drama und Comedy wurde der Begriff „Dramedy“ gefunden. Sex and the city experimentierte mit Sequenzen à la Reality-TV, in denen durchschnittliche New YorkerInnen interviewt wurden.
1.1. Postöffentlich
Serien wie Sex and the City und Ally McBeal sind beide eher an öffentlichen oder halb-öffentlichen und nicht an privaten Schauplätzen angesiedelt. Der Feminismus ließ also nicht nur das Private zum Politikum werden, sondern stellte auch die Unterscheidung zwischen Öffentlichem und Privatem zur Diskussion.
2. Fernsehen, Geschlecht und feministische Publikumsforschung
In den letzten Jahren wurde eine Vielzahl an Fan-Websites für Fernsehserien im Internet eingerichtet. Ein Beispiel dafür ist das Portal www.jumptheshark.com, in dem man Kommentare zu vielen verschiedenen Fernsehserien finden kann. Diese Kommentare haben den Zweck, zu entscheiden, ob eine Sendung verspielt hat oder nicht. Die Beiträge sind meistens kurz und anonym. Über den Titel einer bestimmten Serie kann auf eine Liste von Momenten zurückgegriffen werden, in deren Folge eine Serie „vorzeitig absoff“ („jumped the shark“). Eine Serie ist dann abgesoffen, wenn die ZuseherInnen das Interesse verlieren. Die Einträge auf der Internetseite vermitteln den Eindruck, dass ZuseherInnen Fernsehserien und deren zentrale Charaktere als ihr Eigentum betrachten. AutorInnen und ProduzentInnen sollten sich daher als Dienstleister sehen.
Geschlechterrollen im postfeministischen Fernsehen rufen zahlreiche positive und negative Publikumsreaktionen hervor. Die Kategorie Geschlecht mag im Netz wesentlich offener und flexibler sein als im wirklichen Leben. Die Betätigung des Fernsehens wurde weiblich kodiert. Besonders Unterhaltungsprogramme, die als „leichtes“ Fernsehen bezeichnet werden, werden den Frauen zugeschrieben, während das „ernsthafte“ Fernsehen, also Journalismus und Nachrichten tendenziell als männliches Fernsehen betrachtet wird.
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- Bakk. Andrea Ludwig (Author), 2004, Postfeministisch - Postöffentlich - Postnational: Fernsehen im 21. Jahrhundert - Virtual Feminist Audiences, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46504
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