Diese Arbeit untersucht den flämisch-wallonischen Konflikt in Belgien. Dabei geht es vor allem um die zentrifugalen Kräfte in diesem Konflikt.
Stellt man die Frage, welche Staaten gefährdet seien, in Zukunft zu zerfallen, so erhält man als Antwort wohl die verschiedensten Länder Afrikas, Asiens oder auch Südamerikas. Belgien, ein Land in Europa, noch dazu Gründungsmitglied der Europäischen Union, wäre mit Sicherheit eines der letzten Länder, die hier genannt werden würden. Eher abseits der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland wird jedoch schon seit Jahrzehnten über eine mögliche Teilung Belgiens spekuliert. Grund dafür ist der als "Sprachenstreit" bezeichnete, seit Jahren schwelende Konflikt zwischen den niederländisch sprechenden Flamen im Norden und den französischsprachigen Wallonen im Süden des Landes. Einen vorläufigen Höhepunkt fand die Auseinandersetzung der zwei Volksgruppen, als nach den Wahlen 2010 über eineinhalb Jahre lang keine erfolgreichen Koalitionsgespräche geführt wurden, und das Land somit ohne Regierung dastand.
Es gibt verschiedene Szenarien, die für eine Teilung Belgiens diskutiert werden: zwei unabhängige Staaten Wallonien und Flandern, der Beitritt Walloniens zu Frankreich beziehungsweise Flanderns zu den Niederlanden oder eine Mischform der beiden, bei dem nur ein Teil Belgiens dem größeren Nachbarn beitritt und der andere einen eigenen Staat bildet. Natürlich ist eine solche Teilung nicht immer mit dem gleichzusetzen, was man gemeinhin unter Staatszerfall versteht: Bürgerkrieg, Versagen der Regierung und wirtschaftlicher Zusammenbruch. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass gerade ethnonationale Konflikte nur selten friedlich ablaufen (man bedenke nur den Fall Jugoslawien). Aus diesem Grund soll in diese Arbeit die Frage "Ist Belgien von Staatszerfall bedroht?" zum Thema haben. Hierzu wird zunächst geklärt, was Staatszerfall ist, und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ein Staat als davon bedroht angesehen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Belgien - ein stabiler Staat im Herzen Europas?
- Theoretische Grundlagen
- Das Staatsverständnis
- Georg Jellineks Drei-Elemente-Lehre
- Max Webers Staatsbegriff
- Staatszerfallstheorie nach Daniel Lambach
- Ein dreidimensionales Konzept von Staatszerfall
- Der Verlauf von Staatszerfall
- Reflexion der Verwendung des theoretischen Ansatzes und Darlegung seines Mehrwertes
- Ableitung der Hypothese als vorläufige Beantwortung der Fragestellung
- Der flämisch-wallonische Konflikt in Belgien
- Geschichtliche Entwicklung des Konfliktes
- Föderalisierung - eine Vorstufe zur Teilung Belgiens oder gelungene Reaktion auf zentrifugale Kräfte?
- Belgien vor dem Staatszerfall?
- Politisierung von Identitäten
- Polarisierung der politisch aktiven Gruppen
- Machtverteilung zwischen den Lagern
- Militarisierung der Gruppen
- Überprüfung der Hypothese und abschließendes Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Belgien von Staatszerfall bedroht ist. Sie analysiert den flämisch-wallonischen Konflikt und untersucht, ob die zentrifugalen Kräfte diesen Konflikt zu einer potenziellen Staatszerfallsgefahr entwickeln können. Die Arbeit nutzt dabei die Staatszerfallstheorie von Daniel Lambach und betrachtet die spezifischen Bedingungen in Belgien, um die Hypothese zu überprüfen.
- Der flämisch-wallonische Konflikt als Ausdruck zentrifugaler Kräfte
- Die Anwendung der Staatszerfallstheorie auf den belgischen Fall
- Die Analyse der Bedingungen für Staatszerfall in Belgien
- Die Frage, ob Belgien tatsächlich vom Staatszerfall bedroht ist
- Die Bewertung des Konflikts im Hinblick auf potenzielle Folgen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 stellt die Frage nach der Stabilität Belgiens in Frage und beleuchtet die historische Entwicklung des Konflikts zwischen Flamen und Wallonen.
- Kapitel 2 erläutert die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Es werden verschiedene Staatsverständnisse und Staatszerfallstheorien vorgestellt, mit besonderem Fokus auf die Theorie von Daniel Lambach.
- Kapitel 3 analysiert den flämisch-wallonischen Konflikt in Belgien. Es werden die geschichtliche Entwicklung, die Föderalisierung und die politischen, identitären und gesellschaftlichen Aspekte des Konflikts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Themen Staatszerfall, zentrifugale Kräfte, der flämisch-wallonische Konflikt, Föderalisierung und die politische Entwicklung Belgiens. Sie befasst sich mit den Auswirkungen von Identitätspolitik und Machtkonflikten auf die Stabilität eines Staates. Darüber hinaus werden die Theorien von Daniel Lambach und Georg Jellinek analysiert und auf die spezifischen Bedingungen in Belgien angewendet.
- Citation du texte
- Lukas Mehlfeldt (Auteur), 2018, Ist Belgien auf dem Weg in den Staatszerfall?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/465718