Veränderungen von Organisationen vor dem Hintergrund von Ressourcenabhängigkeiten


Seminararbeit, 2005

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Non Profit Organisationen im Wandel
2.1 Besonderheiten von Non Profit Organisationen im Deutschland
2.2 Wandlungsdruck auf Non Profit Organisationen

3 Die Resource Dependence Theorie
3.1 Grundmodell der Resource Dependence Theorie
3.1.1 Die Abhängigkeit der Unternehmen von ihrer Umwelt
3.1.2 Die Unsicherheit der Umwelt
3.2 Implikationen für das Verhalten von Organisationen

4 Anwendungen der Resource Dependence Theorie auf das Verhalten von Non Profit Organisationen
4.1 Empirische Untersuchung zur Resource Dependence Theorie
4.2 Erklärungskraft der Resource Dependence Theorie bezüglich des Verhaltens von Non Profit Organisationen

5. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Determinanten der Abhängigkeit

Abbildung 2: Determinanten der Unsicherheit der fokalen Organisation

Abbildung 3: Gesamtmodell der Ressource Dependence Theorie

1 Einleitung

„Pauschalpreise setzen Kliniken unter Druck“[1], „Krankenhäuser sparen durch Einkaufsgemeinschaften“[2] oder „Berlins Universitäten verlieren 10000 Studienplätze“.[3] Immer wieder liest man in den Zeitungen davon, dass verschiedene Non Profit Organisationen Probleme bekommen. Dabei hat die wirtschaftliche und soziale Bedeutung von Non Profit Organisationen in Deutschland in den letzten Jahren erheblich zugenommen.[4] Dies hat zur Folge, dass dem so genannten Drittem Sektor[5] nun eine gesteigerte Aufmerksamkeit aus der Politik und der Wirtschaft zu Teil wird.[6]

In den letzten Jahren unterlagen viele Organisationen dieses Sektors einem enormen Anpassungsdruck.[7] Dies lässt sich mit der in diesem Sektor besonders stark ausgeprägten Ressourcenabhängigkeit der Organisationen erklären. Während die Anforderungen an die Non Profit Organisationen ständig steigen, gehen die Ressourcenzuflüsse im selben Maße zurück. Dazu kommt die verstärkte Deregulierung des Non Profit Sektors, die in Deutschland zurzeit vor allem im Gesundheits- und Sozialbereich zu beobachten ist.[8]

Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Pfeffer und Salancik eine Theorie, die die Gestaltung und das Verhalten von Organisationen vor dem Hintergrund der Ressourcenabhängigkeit erklären sollte. Diese Arbeit beschäftigt sich damit, inwieweit die Veränderung von Non Profit Organisationen mithilfe dieser Theorie erklärt werden kann.

Dazu werden im zweiten Kapitel zunächst kurz die Besonderheiten der Non Profit Organisationen in Deutschland angesprochen und der besondere Anpassungsdruck dargestellt, dem die Organisationen zurzeit unterliegen. Anschließend werden in Kapitel 3 die Grundzüge der Resource Dependence Theorie dargestellt. Dabei wird auch auf mögliche Implikationen für das Handeln der Organisationen eingegangen. Kapitel 4 widmet sich der Darstellung einer empirischer Arbeit zum Thema Non Profit Organisationen und Ressourcenabhängigkeit, bevor im letzten Kapitel eine Schlussbetrachtung mit anschließendem Ausblick erfolgt.

2 Non Profit Organisationen im Wandel

Non Profit Organisationen in Deutschland weisen im internationalen Vergleich einige Besonderheiten auf. Im Rahmen der Übernahme europäischer Richtlinien und von Veränderungen der Umweltbedingungen finden derzeitig vermehrt Anpassungsprozesse in Non Profit Organisationen statt.

2.1 Besonderheiten von Non Profit Organisationen in Deutschland

Dem Non Profit Sektor werden alle Organisationen zugewiesen, „die formal organisiert sind im Sinne einer feststellbaren institutionellen Dauerhaftigkeit, selbstverwaltet sind, nicht-gewinnorientiert arbeiten, nicht formal-rechtlich Teil der Hoheitsverwaltung und staatliche Anstalten bilden und in deren organisatorischen Verhalten und Mitgliedschaft dem Prinzip der Freiwilligkeit eine entscheidende Rolle zugewiesen ist.“[9] Es lassen sich zwei große Gruppen von Non Profit Organisationen unterscheiden. Die erste Gruppe erbringt soziale Dienstleistungen, die zweite Gruppe bilden die Vereine.[10]

Der deutsche Non Profit Sektor hebt sich im internationalen Vergleich vor allem dadurch ab, dass beispielsweise zentrale Bereiche der Beziehungen zwischen dem öffentlichen und einigen Organisationen Non Profit Sektor hoch strukturiert sind. So zeichnet sich die Situation des Sektors durch drei Prinzipien aus: Das Subsidaritätsprinzip, das Selbstverwaltungsprinzip und das Prinzip der Gemeinwirtschaft.[11]

Non Profit Organisationen unterscheiden sich in vielfältiger Weise von For Profit Unternehmen. So finanzieren Non Profit Organisationen ihre Arbeit aus verschiedenen Quellen. Zu nennen sind hier beispielsweise öffentliche Zuwendungen, Spenden, Beiträge, Gebühren und Entgelte für Leistungen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist die Einflussnahme externer Akteure auf die Non Profit Organisation. Die finanzielle Unterstützung der Organisation ist häufig zweckgebunden, so dass die Entscheidungsspielräume eingeschränkt sind und beispielsweise von staatlichen Bestimmungen abhängen.[12]

2.2 Wandlungsdruck auf Non Profit Organisationen

Es lassen sich mehrere verschiedene Richtungen ermitteln, aus denen ein Anpassungsdruck auf Non Profit Organisationen ausgeübt wird. Besonders der immer noch hohe, aber stetig abnehmende Einfluss des Staates auf diesen Sektor und somit die Abhängigkeit des Sektors vom Staat zeichnen sich als die größte Triebkraft bei der Veränderung von Non Profit Organisationen aus. Die abnehmenden finanzielle Leistungsfähigkeit der öffentlichen Kostenträger sowie die strukturelle Krise der öffentlichen Haushalte dürften einer der Hauptgründe sein, warum immer mehr Organisationen unter Druck geraten.[13] Eng hiermit verbunden sind die Notwendigkeit eines sparsamen und effizienten Einsatzes besonders öffentlicher Mittel sowie die angestrebte Ausgliederung aus dem Strukturrahmen des öffentlichen Prozesses.[14] Als weitere wichtige Ursache lassen sich die Liberalisierungstendenzen aufgrund europäischer Richtlinien sowie die Deregulierung des Non Profit Sektors anführen. Die Europäische Union strebt an, Monopole und protektionistische Strukturen aufzuheben.[15] Die Deregulierung des Non Profit Sektors führt dazu, dass verstärkt private Unternehmen Dienstleistungen anbieten, die zuvor von Non Profit Organisationen angeboten worden sind. Dadurch erwächst neben der stetig steigenden Anzahl an Konkurrenten aus dem Non Profit Sektor weitere Konkurrenz.[16] Des Weiteren findet die demographische Entwicklung noch Erwähnung, wenn von den Triebkräften der Veränderungen von Non Profit Organisationen gesprochen wird.[17]

3 Die Resource Dependence Theorie

Die Resource Dependence Theorie ist – im Gegensatz zur angloamerikanischen Diskussion – in der deutschsprachigen Organisationsforschung relativ wenig verbreitet, obwohl ihre Erklärungskraft als relativ hoch angesehen wird.[18] Bekannt geworden ist sie durch die Arbeit von Pfeffer und Salancik „The external control of organizations: a resource dependence perspective“ aus dem Jahre 1978.[19] Diese Werk gilt als eine der am häufigsten zitierten Arbeiten zur Erklärung von interorganisationalen Beziehungen.[20]

In der Literatur lassen sich verschiedene Angaben finden, auf welche theoretische Basis die Resource Dependence Theorie aufbaut.[21] Im Folgenden sollen zunächst die Annahmen der Theorie dargestellt werden, worauf im Anschluss mögliche Verhaltensweisen von Organisationen als Reaktion auf Ressourcenabhängigkeiten präsentiert werden.

3.1 Grundmodell der Resource Dependence Theorie

Durch die Entwicklung der Resource Dependence Theorie wollten Pfeffer und Salancik sich von der ausschließlich nach innen gerichteten Betrachtung von Organisationen abheben, die die von außen kommenden Einflüsse auf Organisationen ausblenden. Ihr Ansatz betrachtet die Verbundenheit eines Unternehmens mit seiner Umwelt[22] aus einer externen Perspektive.[23] Grundsätzlich geht die Resource Dependence Theorie davon aus, dass Ressourcen knapp sind und Organisationen, die nicht als zielgerichtete Sozialsysteme, sondern als Interessenkoalitionen angesehen werden,[24] von ihnen abhängig sind und diese nicht autark beschaffen können.[25] Die Organisation-Umwelt Beziehung wird auf einen Aspekt reduziert: Die Ressourcenabhängigkeit.[26] Pfeffer und Salancik benutzen eine weite Definition von Ressourcen. Eine Ressource kann demnach fast alles sein. So sind unter Ressourcen nicht nur Rohmaterialien und Fremdkapital zu verstehen, sondern beispielsweise auch die Legitimation durch die Stakeholder.[27] Die Abhängigkeit und die Unsicherheit bezüglich kritischer Ressourcen,[28] die von der Umwelt bereitgestellt werden,[29] beeinflussen hiernach das Handeln und die Entscheidungen von Organisationen.[30] Die Wahlmöglichkeiten werden dabei durch externe Akteure beschränkt, wobei deren Anforderungen vielfältig und häufig miteinander unvereinbar sein können.[31]

[...]


[1] Siehe Kotlorz (2004).

[2] Siehe Posny (2002).

[3] Siehe Köhler (2004).

[4] Vgl. Anheier (2000), S. 15.

[5] Unter dem Begriff Dritter Sektor werden Organisationen subsumiert, die weder dem Markt noch dem staatlichen Verwaltungsapparat zuzuordnen sind (vgl. Neumann (2005), S. 1). Diese Zusammenfassung zu einem Sektor ist nicht ganz unproblematisch, weil Non Profit Organisationen recht heterogen sind. Dennoch setzt sich diese Bezeichnung immer mehr durch (vgl. Badelt (2000), S. 32ff.; Nährlich (2005), S. 227f.).

[6] Vgl. Badelt (2000), S. 31.

[7] Vgl. Ridder/Bruns/Neumann (2004), S. 31.

[8] Vgl. Badelt (2000), S. 31; Ridder/Bruns/Neumann (2004), S. 31.

[9] Siehe Anheier/Salomon (1992), S. 45. Hierbei bedeutet Selbstverwaltung, dass es sich um eine eigenständige juristische Person des öffentlichen oder privaten Rechts handeln muss, die Entscheidungen selbständig treffen kann. Nicht-gewinnorientiert bedeutet, dass erzielte Erträge nicht an Eigner, Teilhaber oder Mitglieder ausgeschüttet werden dürfen. Freiwillig sollen die Organisationen in dem Sinne sein, als Zwangsorganisationen ausgeschlossen sind (vgl. Nährlich (2005), S. 226f.).

[10] Vgl. Seibel (1997), S. 23.

[11] Vgl. Anheier (1997), S. 30 ff. Auf den Seiten 31ff. werden die drei Prinzipien genauer dargstellt; aufgrund der gebotenen Kürze wird hier auf eine Darstellung verzichtet.

[12] Vgl. Nährlich (1998), S. 228.

[13] Vgl. Ridder/Bruns/Neumann (2004), S. 33; Eckardstein/Zauner (2002), S. 548; Badelt (2002), S.669f.

[14] Vgl. Eckardstein/Zauner (2002), S. 548f. Staatliche und kommunale Aufgaben werden verstärkt in die Eigenverantwortung der Zivilgesellschaft zurückdelegiert (vgl. Eckardstein/Zauner (2002), S. 549).

[15] Vgl. Ridder/Bruns/Neumann (2004), S. 32.

[16] Vgl. Eckardstein/Zauner (2002), S. 549; Anheier (2000), S. 19f.; Badelt (2002), S. 678f.

[17] Vgl. Anheier (2000), S. 18; Ridder/Bruns/Neumann (2004), S. 33. Die zunehmende Alterung der Gesellschaft erfordert eine Anpassung der Leistungen der Non Profit Organisationen an diese Entwicklung.

[18] Vgl. Nienhüser (2004), S. 88, Knyhausen-Aufseß (1997), S. 453.

[19] Vgl. Nienhüser (2004), S.88; Pfeffer/Salancik (1978).

[20] Vgl. Hermesch (2002), S. 96; Nienhüser (2004), S. 88. Bis 2002 gab es 2321 Zitierungen des Buchs. Die Autoren entschieden sich daher das Buch im Jahr 2003 neu aufzulegen (Vgl. Pfeffer/Salancik (2003), S. xvi).

[21] Während Wolf beispielsweise sagt, dass es sich um eine Spezifikation der Machttheorie handelt (vgl. Wolf (2003), S. 224), ist Alt der Meinung, dass sie sich an die Systemtheorie anlehnt (vgl. Alt (2001), S. 312). Laut Sheppard basiert sie auf der Austauschtheorie von Levine und White (vgl. Sheppard (1995), S. 32). Hermesch und Schreyögg hingegen sehen die Resource Dependence Theorie gleich von mehreren Theorien und Denkansätzen beeinflusst. Sie sehen Einflüsse der Anreiz-Beitragstheorie und in der Umweltanalyse sowie in der Erklärung von interorganisationalen Beziehungen eine Anlehnung an Arbeiten von Thompson. Die Macht- und Abhängigkeitskonzepte ordnen sie Studien von Emerson zu (vgl. Hermesch (2002), S. 96; Schreyögg (1997), S. 481).

[22] Pfeffer und Salancik unterteilen die Umwelt einer Organisation in drei Ebenen. Die erste Ebene ist die Gesamtheit aller Individuen und Systeme, die untereinander und mit der fokalen Organisation verbunden sind. Die zweite Ebene sind die Individuen und Systeme mit der die fokale Organisation direkt interagiert. Die Wahrnehmung und Deutung der Umwelt erfolgt auf der dritten Ebene der Umwelt (vgl. Pfeffer/Salancik (2003), S. 63f.).

[23] Vgl. Pfeffer/Salancik (2003), S. 1; Knyphausen-Aufseß (1997), S. 454.

[24] Vgl. beispielsweise Knyphausen-Aufseß (1997), S. 458.

[25] Vgl. Hermesch (2002), S. 108.

[26] Vgl. Schreyögg (1997), S. 481.

[27] Vgl. Knyphausen-Aufseß (1997), S. 463; Wolf (2003), S. 225; Alt (2001), S.313.

[28] Eine kritischen Ressource ist durch zwei Eigenschaften gekennzeichnet: Zum einen zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie für das Überleben der Organisation unerlässlich ist, zum anderen dadurch, dass die Organisation sie nicht kontrolliert (vgl. Pfeffer/Salancik (2003), S. 47-49).

[29] Vgl. Nienhüser (2004), S.91

[30] Vgl. Nienhüser (2004), S. 89. Um das Handeln von Organisationen verstehen zu können, muss man das Umwelt verstehen, in dem sie agieren (vgl. Pfeffer/Salancik (2003), S. 1; Heimovics/Herman/Jurkiewicz Coughlin (1993), S.425).

[31] Vgl. Oliver (1991), S. 147.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Veränderungen von Organisationen vor dem Hintergrund von Ressourcenabhängigkeiten
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Fachbereich Wirtschaftswissenschafte)
Veranstaltung
Personalwirtschaft VI: Reorganisationen in Non Profit Organisationen
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V46639
ISBN (eBook)
9783638437875
ISBN (Buch)
9783638916950
Dateigröße
567 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Veränderungen, Organisationen, Hintergrund, Ressourcenabhängigkeiten, Personalwirtschaft, Reorganisationen, Profit, Organisationen
Arbeit zitieren
Dipl.-Ök. Alexandre Fuljahn (Autor:in), 2005, Veränderungen von Organisationen vor dem Hintergrund von Ressourcenabhängigkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46639

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