Der Golfkrieg in der Sicherheitspolitik der USA


Term Paper (Advanced seminar), 2002

17 Pages, Grade: 1,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Die US-amerikanische Politik im Golfkrieg 1990/1991

2. Außen- und sicherheitspolitische Determinanten der USA im Nahen Osten
2.1 Amerikanische Interessen im Nahen Osten
2.2 Das Verhältnis der USA zum Irak

3. Die US-amerikanische Irakpolitik zu Anfang der Neunziger Jahre
3.1 Die Reaktion der USA auf die irakische Invasion in Kuwait
3.2 Diplomatische Vermittlungen: Die USA, die Sowjetunion und die UNO
3.3 Das Schmieden einer Koalition gegen den Irak
3.4 Desert Shield – Der Aufmarsch

4. Die militärische Lösung
4.1 Der Luftkrieg
4.2 Der Bodenkrieg – die Operation „Desert Storm“

5. Die USA nach dem Golfkrieg

6. Literaturverzeichnis

1. Die US-amerikanische Politik im Golfkrieg 1990/1991

Als der Irak am 2. August des Jahres 1990 seinen Nachbarn Kuwait im Handstreich eroberte, begann für die USA ein neues Kapitel der Sicherheitspolitik, dass jahrzehntelang geprägt war durch den Kalten Krieg und das Trauma von Vietnam.

Der Bruch des Völkerrechts von irakischer Seite war so eindeutig, dass die USA mit Unterstützung der Sowjetunion im UN-Sicherheitsrat diplomatische, wirtschaftliche und schließlich militärische Sanktionen gegen den Aggressor unternehmen konnten. Innerhalb von sechs Monaten verlegten die USA fast die Hälfte ihres konventionellen Streitkräftepotentials an den Golf. Unterstützt von einer Koalition aus 28 Nationen, fand ein Truppenaufmarsch statt, wie er in den letzten 40 Jahren nicht möglich gewesen wäre.

So schnell die militärische Intervention der Koalition im Irak von statten ging, der Irak sich aus Kuwait wieder zurückzog, so schnell verließen auch die USA die Golfregion und hinterließen einen „Scherbenhaufen“. Einen geschwächten Saddam Hussein vor Augen, versuchten die schiitischen und kurdischen Minderheiten einen Umsturz in Bagdad herbeizuführen. Das brutales Vorgehen des Irak während dieses Bürgerkrieges sowie das Stillhalten der USA forderten viele Opfer bei den Minderheiten.

Durch den Golfkrieg überwanden die USA das „Vietnamsyndrom“. Ihr Vorgehen war behutsam. Man zeigte, dass man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hatte; wollte die Position als einzig verbleibende Weltmacht und die Rolle des Weltpolizisten festigen.

Doch so sauber, so erfolgreich der Krieg für viele über den Bildschirm kam und proklamiert wurde, so sollte er nicht sein: 100 000 Tote auf irakischer Seite, ein nachhaltig zerstörtes Dritte Welt Land, eine ökologische Katastrophe, eine Diktatur, die nach wie vor besteht und ein Militär, das keinesfalls kampfuntüchtig ist, sprechen wenig für einen Erfolg der USA am Golf.

War es wirklich nur das Ziel der USA, Kuwait von den irakischen Truppen zu befreien?

Oder spielen Egoismen auf amerikanischer Seite eine größere Rolle, als die Wahrung des Völkerrechts? Die amerikanische Einstellung gegenüber dem Irak ist geprägt von „Realpolitik“, den regionalen Interessen der USA im Hinblick auf den Nahost-Konflikt, den Iran und nicht zuletzt der Ressource Öl. Die Irakpolitik der USA scheint in auffälligem Maße interessengeleitet, wechselhaft und oftmals wenig durchsichtig.

Genau hier soll diese Hausarbeit ansetzen. Sie soll erklären, welche Faktoren ausschlaggebend waren für das amerikanische Engagement am Golf. Wie konnten es die USA schaffen, eine Koalition aus westlichen und arabischen Staaten zu Stande zu bringen, um Kuwait zu befreien? Welche Strategie verfolgte Washington und welche Fehler wurden gemacht?

2. Außen- und sicherheitspolitische Determinanten der USA im Nahen Osten

Dieses Kapitel soll einleitend die Entwicklung des außenpolitischen Engagements der USA im Nahen Osten erläutern. Jenes Gebiet, das schon Präsident Eisenhower als die strategisch wichtigste Region der Welt bezeichnete.[1] Dabei wird zum einen die allgemeine Interessenlage geschildert, daneben zum besseren Verständnis der nachfolgenden Kapitel, das Verhältnis der USA zum Irak. Abschließend soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, wie sich das einst für die irakische, als auch für die amerikanische Seite fruchtbare Verhältnis so drastisch ändern konnte.

2.1 Amerikanische Interessen im Nahen Osten

Der Beginn des amerikanischen Engagements im Nahen Osten lässt sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges datieren. Er geht einher mit dem jüdischen Unabhängigkeitskampf und der Staatsgründung Israels.

Ein erstes substantielles Anliegen der USA galt dabei dem Erhalt und der Förderung des jungen israelischen Staates, war Israel doch das erste demokratische Pilotprojekt in der Region des Nahen Ostens. Im Laufe der Zeit gewann der Ost-West-Gegensatz in diesem Teil der Erde zunehmend an Bedeutung.

Das Verhältnis zu Israel entwickelte sich zu einem Zweckverband: Israels Überleben wurde durch die USA gesichert. Den Amerikanern galt Israel als Bollwerk gegen den Kommunismus und zugleich als vorgeschobener Posten der Demokratie. Als Garantiemacht Israels gerieten die Vereinigten Staaten jedoch schnell in die Bedrängnis, als Nachfolger der Kolonialmächte aufzutreten, was sich in einer anti-amerikanischen Einstellung der arabischen Staaten äußern sollte. Die sich im Laufe der Jahre radikalisierende Haltung der arabischen Welt gegenüber dem Staate Israel, musste letztlich zu einer stärkeren Aversion gegenüber den USA führen. Diese Ressentiments gegenüber dem Westen im allgemeinen und den USA als dessen Vertreter im besonderen, bilden heute die begrenzenden Faktoren amerikanischer Außenpolitik im Nahen Osten.

Dies schlägt sich noch nach dem Ende des Kalten Krieges nieder: „In der Golfkrise war der kulturell, politisch, geschichtliche und religiös bestimmte Antagonismus zwischen Orient und Okzident eine zentrale Größe im Kalkül der Konfliktparteien.“[2]

Neben der Existenzsicherung Israels bestand bis in die jüngste Vergangenheit ein weiterer wichtiger Interessenpunkt in der Sicherung der Ölvorkommen des vorderen Orients. Besonders im Kalten Krieg war dies eine Frage von großer strategischer Bedeutung.

Da sowohl die sowjetische, als auch die US-amerikanische Industrie von den Erdölressourcen des Nahen Ostens abhängig war, benutzten beide Seiten diesen Raum zu Machtprojektionen. Doch die Kontrolle über das Öl bedeutete für die USA und die Sowjetunion nicht nur, den eigenen Bedarfes zu stillen, sondern auch, die Kontrolle über die Rüstungs- und Industriepolitik anderer Staaten zu besitzen. Schließlich waren es bis 1968 vorwiegend US-Ölfirmen, die die führende Rolle in der Erdölförderung am Golf innehatten.[3] In der Risikoanalyse der USA nahm die Region einen besonders hohen Stellenwert ein. Der Nahe Osten war prädestiniert für eine mögliche Auseinandersetzung der Supermächte. Erschwert durch sich ständig verändernde Machtbalancen innerhalb der arabischen Staaten waren in den 70‘er Jahren lediglich Israel und der Iran verläßliche Aktivposten in der Nahost-Politik Washingtons.

Ziel der USA wurde es mehr und mehr, die Machtbalance im Nahen Osten zu erhalten. Durch die Niederlage Ägyptens im Jom-Kippur-Krieg von 1973 und der Annäherung des Landes an den Westen, verlor die Sowjetunion zunehmend an Einfluss. Mit der wirtschaftlichen Attraktivität der USA vermochte die Sowjetunion nicht mitzuhalten. Die USA zielten sodann verstärkt darauf ab, arabische Länder wirtschaftlich an sich zu binden und innenpolitisch zu stabilisieren.

Ende der 70‘er Jahre, mit dem Debakel der USA im Iran und dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan, bildete sich eine Zäsur in der Nahostpolitik der Vereinigten Staaten.

Durch die russische Invasion in Afghanistan lag die Golfregion erstmals im Aktionsradius der sowjetischen Luftwaffe.

Die Carter-Doktrin vom Januar 1980 wertete den Nahen Osten in seiner Bedeutung auf und betonte erneut die Warnung Präsident Fords von 1975: Jeder Versuch einer fremden Macht, den Nahen Osten unter seine Kontrolle zu bringen, sollte notfalls militärisch zurückgewiesen werden.

Das außenpolitische Problem für die USA bestand folglich darin, für einen solchen Fall des militärischen Eingreifens, Truppen in der Region stationiert zu haben. Da kein arabischer Staat die Präsenz amerikanischen Militärs auf seinem Boden geduldet hätte, war die programmatische Umsetzung dieser politischen Willensbekundung die Einsetzung der so genannten „Rapid Deployment Forces“. Diese flexibel einsetzbaren Einheiten sollten im Falle eines militärischen Eingreifens schnell vor Ort sein können.

Präsident Carter initiierte einen globalstrategischen Umdenkungsprozess, der von seinem Amtsnachfolger Ronald Reagan weitergetragen wurde. Die wenig erfolgreiche Entspannungspolitik Carters gab Reagan zu Gunsten einer offensiven Politik der Stärke auf.

[...]


[1] Siehe Bennis/ Moushabeck (Hrsg.); Beyond the Storm. A Gulf Crisis Reader. New York 1991, S. 77.

[2] Zehrer, H. (Hrsg.); Der Golfkrieg. Dokumentation, Analyse und Bewertung aus militärischer Sicht, Herford und Bonn 1992, S. 36.

[3] Siehe Bennis/ Moushabeck, a.a.O., S. 77.

Excerpt out of 17 pages

Details

Title
Der Golfkrieg in der Sicherheitspolitik der USA
College
Free University of Berlin  (Otto-Suhr-Institut)
Course
Rahmenbedingungen deutscher Außen- und Sicherheitspolitik
Grade
1,7
Author
Year
2002
Pages
17
Catalog Number
V46726
ISBN (eBook)
9783638438612
ISBN (Book)
9783640862504
File size
500 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit gibt einen Einstieg in die politische Vorgeschichte des zweiten Golfkrieges sowie in die eigentlichen militärischen Handlungen während der Operation Desert Storm. Sie bietet zudem einen guten Überblick über vorhandene Literatur zum Thema.
Keywords
Golfkrieg, Sicherheitspolitik, Rahmenbedingungen, Außen-, Sicherheitspolitik
Quote paper
Andreas von Münchow (Author), 2002, Der Golfkrieg in der Sicherheitspolitik der USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46726

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