Das Nibelungenlied ist so häufig wie kein anderes Werk in den vergangenen 250 Jahren rezipiert und dabei meist als ideologisches Mittel benutzt worden, um das deutsche Nationalgefühl zu stärken. Das bezieht sich sowohl auf die wissenschaftliche Analyse des Textes als auch auf Übersetzungen, Neubearbeitungen und Nachdichtungen, die auf der Basis des altdeutschen Epos entstanden sind.
Ziel dieser Abhandlung ist es, den Umgang mit dem Nibelungenstoff in Politik und Alltag unter Berücksichtigung der jeweiligen Zeit zu untersuchen. Dabei ist es notwendig, die Entwicklung seit der Wiederentdeckung des Werkes im Jahr 1755 chronologisch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 zu verfolgen, um aufzuzeigen, dass der Missbrauch als Propagandainstrument sich zunehmend verstärkte. Diese Tendenz lässt sich in vier Rezeptionsphasen unterteilen, die einhergehend sind mit der Geschichte Deutschlands. Daher wird eine Einteilung in vier Großkapitel, die die Zeitabschnitte von der Wiederentdeckung des Epos bis zur Gründung des Deutschen Reichs, das Deutsche Kaiserreich einschließlich des Ersten Weltkrieges, die Weimarer Republik und das Dritte Reich beinhalten, erfolgen.
Weiterhin soll nicht nur anhand von Neubearbeitungen in Form von Gedichten oder Romanen und Zitaten historischer Persönlichkeiten aufgezeigt werden, wie das Nibelungenlied aufgrund der selektiven Auswahl bestimmter Handlungen und Momente benutzt wird, um in der jeweiligen Ära als Werk der Tugenden und Helden dargestellt zu werden. Im Vordergrund wird stattdessen die konsequente Überprüfung der in der Rezeption behaupteten Aussagen am mittelhochdeutschen Text stehen, deren Ergebnis sein wird, dass die Umdeutung des Epos zu ideologischen Zwecken nur dadurch möglich war, dass eben kein Bezug zwischen den propagierten Behauptungen und der literarischen Vorlage vorhanden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die erste Rezeptionsphase von der Wiederentdeckung des Epos bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs
- Das Nibelungenlied im Deutschen Kaiserreich und während des Ersten Weltkrieges
- Die Nibelungentreue als Symbol für das Verhältnis Deutschlands zu Österreich-Ungarn
- Die Schwertsymbolik im Ersten Weltkrieg
- Der deutsche Soldat als Nibelungenheld
- Das Nibelungenlied zur Zeit der Weimarer Republik
- Das Nibelungenlied im Dritten Reich
- Görings Stalingrad-Rede
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht den Umgang mit dem Nibelungenstoff in Politik und Alltag unter Berücksichtigung der jeweiligen Zeit. Dabei wird die Entwicklung seit der Wiederentdeckung des Werkes im Jahr 1755 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 chronologisch verfolgt, um aufzuzeigen, wie der Missbrauch des Epos als Propagandainstrument zunehmend verstärkt wurde. Die Arbeit analysiert, wie das Nibelungenlied aufgrund der selektiven Auswahl bestimmter Handlungen und Momente in verschiedenen Epochen als Werk der Tugenden und Helden dargestellt wurde.
- Die Rezeption des Nibelungenliedes als deutsches Nationalepos
- Die Nutzung des Nibelungenliedes als ideologisches Instrument in verschiedenen Epochen
- Die Rolle des Nibelungenliedes im Kontext nationaler Identität und politischer Propaganda
- Die Verbindung der Figuren des Nibelungenliedes mit politischen Ereignissen und Personen
- Die kritische Analyse der in der Rezeption behaupteten Aussagen im Vergleich zum mittelhochdeutschen Text
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Nibelungenlied als häufig rezipiertes Werk vor, das in den vergangenen 250 Jahren als ideologisches Mittel zur Stärkung des deutschen Nationalgefühls benutzt wurde. Ziel der Arbeit ist es, den Umgang mit dem Nibelungenstoff in Politik und Alltag unter Berücksichtigung der jeweiligen Zeit zu untersuchen.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der ersten Rezeptionsphase des Nibelungenliedes von der Wiederentdeckung des Epos bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs. In dieser Zeit wurde das Werk als mögliches deutsches Nationalepos betrachtet, das der deutschen Literatur ein fehlendes Heldenwerk verschaffte. Die Figuren des Nibelungenliedes wurden zunehmend mit politischen Ereignissen und Personen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel mit Napoleon und der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstädt.
- Das dritte Kapitel analysiert die Rezeption des Nibelungenliedes im Deutschen Kaiserreich und während des Ersten Weltkriegs. Die Nibelungentreue wurde als Symbol für das Verhältnis Deutschlands zu Österreich-Ungarn interpretiert, die Schwertsymbolik wurde mit dem Krieg verbunden und der deutsche Soldat wurde als Nibelungenheld dargestellt.
Schlüsselwörter
Nibelungenlied, Nationalepos, deutsche Identität, politische Propaganda, Rezeption, Ideologie, Nationalismus, Krieg, Helden, Tugenden, mittelalterliche Literatur, Mittelhochdeutsch, Deutschland, Österreich-Ungarn, Erster Weltkrieg.
- Citar trabajo
- Antje Minde (Autor), 2005, Das Nibelungenlied als ideologisches Instrument seit seiner Wiederentdeckung bis zum Ende des Dritten Reichs, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46780