Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Beschreibung des Forschungsaufbaus und der Vorgehensweise der Forscher
2.2. Analyse des Forschungsaufbaus und der Vorgehensweise der Forscher
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
5. Abbildungsverzeichnis
1 . Einleitung
„Zu vielen Themen halten sich beharrlich eine Reihe von festgefügten Meinungen im Bewusstsein der Öffentlichkeit. […] Nicht immer erfahren die dadurch oft oberflächlich Bewerteten eine gerechte Würdigung ihres Verhaltens. Dieses Schicksal hat zum Gutteil auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der Bewertung ihres Umgangs mit dem Internet ereilt. Denn bislang fehlte es an einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung, die das Verhalten der 9- bis 24-Jährigen in der digitalen Welt gezielt, präzise und neutral auslotet.“1 Dieses Zitat stammt von Matthias Zimmer, dem Direktor des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet, kurz DIVSI genannt. Durch seine Aussage zeigt sich, was das zentrale Ziel der U25-Studie war: Man wollte das Verhalten junger Menschen im Internet durch eine empirische Forschung aussagekräftig darstellen. Nun stellt sich die Frage, ob die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes tatsächlich wissenschaftlich fundiert sind, was nur der Fall ist, wenn die Forscher sich an anerkannte Methoden der empirischen Forschung gehalten haben. Das Ziel der vorliegenden Seminararbeit besteht darin, dies herauszufinden. Daher lautet das Thema wie folgt: Beschreibung des Forschungsaufbaus der DIVSI-U25- Studie und Darstellung der Vorgehensweise der Forscher während der Forschung sowie Bewertung ihrer Arbeitsweise.
Zunächst wird im Hauptteil dieser Arbeit erklärt werden, wie die DIVSI Forschung aufgebaut wurde und wie die Forscher vorgegangen sind, um Antworten auf ihre Leitfrage nach dem Verhalten von jungen Menschen im Internet zu erhalten. Dadurch wird dem Leser/der Leserin dieses Textes einen Überblick über die Forschung gegeben. Danach wird der Forschungsaufbau und die Arbeitsweise der Forscher im Hinblick auf die Methoden empirischer Forschung analysiert werden. Im letzten Schritt, welcher das Fazit dieser Seminararbeit bildet, wird bewertet werden, ob die U25-Studie nun aussagekräftig ist oder nicht und warum. Als Ausgangspunkt meiner Arbeit wurde der Forschungsbericht der DIVSI U25-Studie und Peter Atteslanders „Methoden der empirischen Sozialforschung“ von 1995 als literarische Quellen herangezogen.
2 . Hauptteil
2.1 . Beschreibung des Forschungsaufbaus und der Vorgehensweise der Forscher
Ziel der Studie war es, „die digitalen Lebenswelten von jungen Menschen in einer großen
Breite abzubilden“2. Aus diesem Grund wurden die Themen „Privatsphäre“3,
„Mediennutzung“4 und „Tauschen oder Teilen von Inhalten„5 abgefragt, wodurch auch der Themenbereich „Vertrauen und Sicherheit im Internet“6 abgedeckt wurde. Zu den einzelnen Themenblöcken wurden unterschiedlich viele Forschungsfragen entwickelt. Im Rahmen des Themengebietes „Mediennutzung im Alltag“7 wollte man ermitteln, welchen Stellenwert das Internet im Allgemeinen im täglichen Leben von jungen Menschen hat und welche Angebote sie nutzen und warum8. Auf dem Gebiet „Privatsphäre und Identität“9 wurde nach dem Stellenwert der Privatsphäre im Internet im Allgemeinen gefragt und der Umgang damit. Des Weiteren sollte beleuchtet werden, was es bedeutet, einen Freund im World Wide Web zu haben10. Die Kategorie „Tauschen und Teilen“11 umfasst die meisten Fragen. Hier wurde gefragt, inwieweit die Aktionen von jungen Internetnutzern legal oder illegal sind und ob sie Aktionen anderer User auf Legalität hin hinterfragen12. Im Rahmen dessen wurde auch ihre Haltung im Bezug auf den Schutz des Urheberrechts untersucht und hinterfragt, ob es nach Meinung der Kinder und Jugendlichen Unterschiede zwischen „Rechtsräumen“13 in der virtuellen und in der realen Welt gibt. Darüber hinaus wollte man herausfinden, warum junge Menschen bestimmte Inhalte ins Internet hochladen und andere nicht14. Im vierten und damit letzten Gebiet namens „Vertrauen und Sicherheit im Internet“ versuchten die Forscher herauszufinden, inwiefern Datenmissbrauch im Internet von Kindern und Jugendlichen thematisiert wird, ob Bedrohungen erkannt werden und welche Rolle Institutionen wie „Elternhaus, Schule [oder] Peergroups“15 spielen, um die Sensibilität für diesen Themenbereich zu wecken bzw. zu erhöhen. Darüber hinaus wurde thematisiert, welche Bedeutung „Vertrauen“16 für junge Internetuser hat und wem sie dieses entgegen bringen.
Um all diese Fragen zu beantworten, hat das Forschungsteam ein „zweistufiges Erhebungsverfahren“17 angewandt, welches „qualitative und quantitative Methoden“18 vereint. Eine Grafik des Forschungsdesigns ist im Abbildungsverzeichnis dieser Arbeit zu finden. Die qualitative Leitstudie war notwendig, um die „Reichweite und Struktur“19 des Themenfeldes zu ermitteln. Des Weiteren diente diese Vorstudie dazu, zu ermitteln, welche Wertvorstellungen und Empfindungen junge Menschen im Bezug auf das Internet haben20. Um diese individuellen, komplexen Denkweisen und Haltungen aufzudecken, wurden „zwölf non-direktive“21 Interviews mit Gruppen von bis zu acht Probanden im Mai und Juni 2013 durchgeführt. Diese Gruppen bestanden zu gleichen Teilen aus Mädchen und Jungen22. Darüber hinaus hat man die 9- bis 13-Jährigen „nach Alter und Medienaffinität“23 unterschieden und die 14- bis 17-Jährigen und 18- bis 24-Jährigen wurden nach „lebensweltlicher Grundorientierung bzw. Milieu-Hintergrund“24 unterteilt. Diese Unterteilung ist von Bedeutung für das Forscherteam, da es ihnen wichtig war, „sämtliche Lebenswelten und [damit auch] Bildungshintergründe“25 abzubilden. Im Abbildungsverzeichnis dieser Arbeit befindet sich eine Tabelle, in der alle zwölf Interviewgruppen aufgeführt sind. Um sicherzustellen, dass alle oben genannten Themenbereich in den einzelnen Interviews vorkommen, erstellte das Forschungsteam einen „Themenkatalog“26, der in jedem Gespräch abgearbeitet wurde. Mitarbeiter des SINUS- Instituts, die einer speziellen Schulung unterzogen wurden, führten die Interviews durch, welche aufgezeichnet, danach aufgeschrieben und schließlich analysiert und ausgewertet wurden27. Daraufhin wurde eine Internetseite konzipiert, auf der Probanden sich jeweils ein Profil erstellen konnten, um zwei Wochen lang täglich unterschiedliche Fragen zu beantworten28. In diesem Zeitraum fanden auch „vier moderierte Online-Chats“29 statt, welche ebenfalls – genauso wie die Interviews – über einen Themenleitfaden verfügten, um alle, für die Studie relevanten, Themenbereiche abzudecken. Darüber hinaus konnten bei dieser Gelegenheit noch einmal bestimmte Fragen verstärkt angesprochen werden, auf die die Forscher durch die Auswertung der Gruppengespräche „widersprüchliche“30 Antworten erhalten hatten. Im Abbildungsverzeichnis dieser Arbeit befindet sich eine genaue Nutzerstatistik der Online-Plattform.
Mithilfe der verschiedenen Methoden in der Vorstudie hat man auch versucht herauszufinden, ob und inwiefern es Unterschiede oder Gemeinsamkeiten bezüglich ihrer Meinungen und Einstellungen bei den jungen Internetnutzern gibt31. Dies diente in der Hauptstudie dann dazu, „Zielgruppentypologie[n] hinsichtlich Vertrauen und Sicherheit im Internet“32 zu entwickeln. Somit wurde der qualitative Teil der Studie verwendet, um herauszufinden, welche „Themen und Differenzierungen“ 33 für junge Internetuser von Bedeutung sind und warum. Der Hauptteil der Studie war eine quantitative „bevölkerungsrepräsentative[n] Befragung“34, die entworfen und durchgeführt wurde, indem man die Hypothesen, die sich aus der Vorstudie ergeben haben, „operationalisiert und quantifiziert“35 hat. Da man Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 9 bis 21 befragt hat, mussten einige Fragen altersspezifisch in ihrer Komplexität angepasst werden bzw. weggelassen oder hinzugefügt werden36. Die Ergebnisse beider Teilstudien sind am Ende der Forschung in einem Bericht aufgeschrieben und erläutert worden37.
„Von Anfang August bis Mitte September 2013“38 wurde der Hauptteil der Forschung umgesetzt. Dieser umfasst eine repräsentative Erhebung in ganz Deutschland. Dazu wurden 1512 9- bis 24-Jährige Deutsche stichprobenartig via Internet befragt39. Dabei wurde darauf geachtet, dass Vertreter aller, während der Vorstudie erstellten Typengruppen, auch DIVSI U25-Internet-Milieus genannt (siehe oben: medienaffin, hoher/niedriger Bildungsstand usw.), zu gleichen Teilen vertreten waren40. Eine Grafik mit einer genauen Darstellung aller Internet- Milieus befindet sich im Abbildungsverzeichnis dieser Seminararbeit.
Als Ergänzung zu den Online-Interviews wurden auch Fragebögen eingesetzt41.
Danach wurden die gesammelten Daten vom DIVSI-Institut gesichtet und geprüft42. Danach hat das SINUS-Institut, dessen Mitarbeiter bereits die Interviews in Gruppen geführt hatten, die Aufgabe der Datenauswertung übernommen43. Die erhobenen Daten wurden „mittels bivariater und multivariater [Analyse]verfahren“44 analysiert und ausgewertet. Bivariat bedeutet in diesem Fall, dass zunächst nach „soziodemografischen Merkmalen und den DIVSI U25-Internet-Milieus“45 unterschieden und gruppiert wurde. Danach wurde multivariat weiter ausgewertet. In diesem Schritt ging es darum, aus den einzelnen Aussagen der Befragten Einstellungen, Wertevorstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen herauszuarbeiten, die allgemeingültig für die jeweiligen Typengruppen sind46. Man hat auch Wert darauf gelegt, herauszufinden, warum es spezielle Einstellungen und Verhaltensweisen unter den Probanden gibt47. Alle individuellen Aussagen und Gefühle wurden so gefiltert, dass sich daraus drei Themengebiete ergaben, die näher untersucht werden konnten: Risiken im Internet, Maßnahmen zur individuellen Sicherheit im World Wide Web und der jeweilige Grad des Vertrauens bei Aktionen im Internet48. Eine solche Vorgehensweise nennt man „Faktorenanalyse“49.
Am Ende der Studie haben die Forscher ihre Ergebnisse in einem Forschungsbericht, welcher unter anderem als literarische Quelle für diese Arbeit dient, zusammengefasst und veröffentlicht.
2.2 . Analyse des Forschungsaufbaus und der Vorgehensweise der Forscher
Um eine Forschung überhaupt aufbauen zu können, muss man sich zunächst darüber im Klaren sein, was man erforschen möchte50. Im Falle der DIVSI Studie bestand das Ziel darin, „die digitalen Lebenswelten“51 junger Internetnutzer aufzuzeigen. Eine solche Leitidee für eine Forschung wird auch als „Hypothese“52, also als ein „Erklärungsversuch der unerklärten Umwelt“53, bezeichnet. In diesem Schritt wird also das Problem abgegrenzt54.
[...]
1 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 4
2 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 8
3 Vgl. Ebenda S. 8
4 Vgl. Ebenda S. 8
5 Vgl. Ebenda S. 8
6 Vgl. Ebenda S. 8
7 Vgl. Ebenda S. 8
8 Vgl. Ebenda S. 8
9 Vgl. Ebenda S. 8
10 Vgl. Ebenda S. 8
11 Vgl. Ebenda S. 8
12 Vgl. Ebenda S. 8
13 Vgl. Ebenda S. 8
14 Vgl. Ebenda S. 8
15 Vgl. Ebenda S. 9
16 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 9
17 Vgl. Ebenda S. 9
18 Vgl. Ebenda S. 9
19 Vgl. Ebenda S. 10
20 Vgl. Ebenda S. 9
21 Vgl. Ebenda S. 167
22 Vgl. Ebenda S. 167
23 Vgl. Ebenda S. 167
24 Vgl. Ebenda S. 167
25 Vgl. Ebenda S. 170
26 Vgl. Ebenda S. 167
27 Vgl. Ebenda S. 169
28 Vgl. Ebenda S. 169
29 Vgl. Ebenda S. 169
30 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 169
31 Vgl. Ebenda S. 168
32 Vgl. Ebenda S. 10
33 Vgl. Ebenda S. 10
34 Vgl. Ebenda S. 10
35 Vgl. Ebenda S. 10
36 Vgl. Ebenda S. 9
37 Vgl. Ebenda S. 10
38 Vgl. Ebenda S. 170
39 Vgl. Ebenda S. 170
40 Vgl. Ebenda S. 170
41 Vgl. Ebenda S. 171
42 Vgl. Ebenda S. 171
43 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 171
44 Vgl. Ebenda S. 171
45 Vgl. Ebenda S. 171
46 Vgl. Ebenda S. 171
47 Vgl. Ebenda S. 171
48 Vgl. Ebenda S. 171
49 Vgl. Ebenda S. 172
50 Atteslander, Peter (1995): Methoden der empirischen Sozialforschung. 8. Aufl. Berlin. Walter de Gruyter. S. 31
51 Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit (2014): DIVSI U25-Studie: Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in der digitalen Welt. Hamburg. S. 8
52 Atteslander, Peter (1995): Methoden der empirischen Sozialforschung. 8. Aufl. Berlin. Walter de Gruyter. S. 31
53 Vgl. Ebenda S. 31
54 Vgl. Ebenda S. 31