Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1 Endozentrische vs. Exozentrische Komposita
2.1.1 Endozentrische Komposita
2.1.2 Exozentrische Komposita
2.2 Substantivkomposita
2.2.1 Substantiv + Substantiv => Substantiv
2.2.2 Verb + Substantiv => Substantiv
2.2.3 Adjektiv + Substantiv => Substantiv
2.2.4 Adverb + Substantiv => Substantiv
2.2.5 Präposition + Substantiv => Substantiv
2.3 Adjektivkomposita
2.3.1 Substantiv + Adjektiv => Adjektiv
2.3.2 Adjektiv + Adjektiv => Adjektiv
2.3.3 Adjektiv + Substantiv => Adjektiv
2.3.4 Adverb + Adjektiv => Adjektiv
2.4 Verbalkomposita
2.4.1 Substantiv + Verb => Verb
2.4.2 Adverb + Verb => Verb
2.5 Gelehrte Komposita
3. Schlussfolgerung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ständige Veränderungen stellen eine Grundeigenschaft der menschlichen Sprache dar. Dies zeigt sich insbesondere im Wortschatz, dem Lexikon, aus dem einerseits einzelne Lexien im Laufe der Zeit verschwinden und der andererseits immer wieder durch neu entstehende Lexien erweitert wird. Für diesen Ausbau des Lexikons steht unter anderem das Verfahren der Komposition zur Verfügung, das sich als „proceso de formación de palabras en virtud del cual a partir de dos lexemas se crea un nuevo“1 definieren lässt. Doch so wie wissenschaftliche Arbeiten die Wortbildung unterschiedlichen Bereichen der Sprachwissenschaft (Morphologie? Syntax? Lexik? Autonomes Gebiet?) zuordnen, so ist auch bei den Ergebnissen der Wortbildung nicht immer eine einheitliche Zuordnung zu Wortbildungsverfahren vorhanden. Da die Komposition entscheidend zum Ausbau des Lexikons beiträgt, soll sich diese Hausarbeit mit den für das Spanische am bedeutendsten Kompositionsarten auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht dabei, welche Möglichkeiten der Zusammensetzung es gibt, wie produktiv sie sind und welche Probleme bei der Zuordnung zur Komposition bestehen. In der Schlussfolgerung steht der Versuch, zu klären, welcher Stellenwert die Komposition bei der spanischen Wortbildung zukommt.
2. Hauptteil
2.1 Endozentrische vs. Exozentrische Komposita
Traditionell wird zwischen exozentrischen und endozentrischen Komposita unterschieden, wobei sich beide Begriffe auf formale und semantische Eigenschaften beziehen.
2.1.1 Endozentrische Komposita
Formal betrachtet bestehen endozentrische Komposita aus einem Kopf und einem modifizierenden Element. Der Kopf legt dabei die formalen Eigenschaften wie Wortart, Genus (bei Substantiven) und Flexionsklasse des Gesamtwortes fest. So handelt es sich beispielsweise bei pez sierra (S ä gefisch) um ein maskulines Substantiv, da es el pez und nicht la pez heißt. Unter semantischem Blickwinkel sind sogenannte Determinativkomposita endozentrisch. Der Kopf, das Determinatum, wird durch das andere Kompositionsglied, das Determinans, näher bestimmt. Dabei liegt dem Spanischen das romanische Determinationsverhältnis zugrunde, d.h. auf das Determinatum folgt das Determinans (conferencia de prensa, coche cama), wohingegen im Deutschen das Determinans vorangeht (Pressekonferenz, Schlafwagen). Durch das Determinans wird somit eine Eigenschaft oder Funktion ausgedrückt, „die dem Determinatum im wirklichen oder im übertragenen Sinn zugesprochen wird“2. So ist ein vag ó n restaurante (Speisewagen) „’un vagón que es restaurante’“3. Außerdem kann die Relation durch Paraphrasen wie „ ’ sirve de ’ (dient als) “, „ ’ hace la funci ó n de ’ (hat die Funktion) “, „ ’ actua como ’ (handelt wie) “, „ ’ parece ’ (sieht aus wie)“ oder „ ’ es considerado como ’ (wird betrachtet als) “4. präzisiert werden.
2.1.2 Exozentrische Komposita
Semantisch exozentrische Komposita haben keinen Kopf, d.h. die formalen Eigenschaften werden von Außen bestimmt. Beispielsweise heißt es el abrelatas (Dosen ö ffner), auch wenn die Dose im Spanischen feminin ist (la lata) und das Verb abrir keinen Genus hat.
Allerdings gibt es auch Fälle, in denen der formale und der semantische Aspekt nicht übereinstimmen. Dies ist zum Beispiel bei el casco azul (Blauhelm) der Fall, das aus semantischer Sicht keinen Kopf hat, da nicht ein blauer Helm, sondern ein Soldat der UNO-Truppen bezeichnet wird, und bei dem, formal betrachtet, das Substantiv casco die Wortart des Gesamtwortes festlegt. Allerdings flektieren beide Kompositionsglieder, so dass die Pluralform los cascos azules lautet.
Des Weiteren gibt es sogenannte Kopulativkomposita, bei denen beide Glieder in einem Koordinationsverhältnis stehen, d.h. beide Glieder sind „gleichberechtigt“. Demnach ist es nicht möglich, eines der Elemente als Kopf zu bezeichnen. Wie die Beispiele droguer í a-perfumer í a und sordomudo (taubstumm) zeigen, lassen sich diese Bildungen mit ‚sowohl A als auch B’ paraphrasieren. Bei formaler Betrachtung könnte man annehmen, dass mudo der Kopf sei, da dieser flektiert, beispielsweise sordomudos, sordomuda, doch Flexionssuffixe werden immer hinten am Stamm angefügt.
2.2 Substantivkomposita
Im Hinblick auf die Wortart der erzeugten Komposita ist auffällig, dass im Spanischen, was Produktivität und Typenvielfalt angeht, die Substantivkomposita überwiegen.
2.2.1 Substantiv + Substantiv => Substantiv
Im Spanischen ist eine asyndetische Verbindung von Substantiven sehr häufig. Vor allem im schrift- und fachsprachlichen Bereich ist dieser Typ sehr produktiv. Im Spanischen ist in der Regel die linke Komponente der Kopf des Kompositums. Wie bei pez sierra legt sie die Wortart, das Genus und die Flexionsklasse des Gesamtwortes fest. Es heißt also el pez sierra und nicht la pez sierra und los peces sierra und nicht las peces sierra. Im Deutschen ist es genau umgekehrt, der Artikel richtet sich nach der rechten Komponente (der S ä gefisch statt die S ä gefisch). Doch auch im Spanischen gibt es rechtsköpfige Komposita, wie beispielsweise la madre patria ( Mutterland) oder die aus Entlehnungen aus dem Deutschen entstandene autopista (Autobahn), bei der das germanische Determinationsverhältnis übernommen wurde.
2.2.2 Verb + Substantiv => Substantiv
Viele der aus einem verbalen Element und einem Substantiv bestehenden Komposita dienen der Bezeichnung von Personen, wie beispielsweise el limpiabotas (Schuhputzer) oder el guardabosque(s) (F ö rster), Tieren, wie zum Beispiel el saltamontes (Heuschrecke) oder Pflanzen, wie rompesacos (Aegilops). Doch vor allem benennen sie Geräte und Werkzeuge wie beispielsweise el lavaplatos (Geschirrsp ü lmaschine), el abrecartas (Brief ö ffner) oder el sacacorchos (Korkenzieher). Sie gehören zu den produktivsten Kompositionstypen des Spanischen. Doch die Herkunft des verbalen Elementes ist strittig. „Nach einer weit verbreiteten Meinung“ 5 soll die Verbalform ursprünglich die Form des Imperativs sein. In der „Vergleichenden Grammatik Spanisch-Deutsch“ stellen Cartagena und Gauger die Behauptung auf, dass sie heute als 3. Person Singular Indikativ Präsens angesehen wird. Doch da der Imperativ und die 3. Person Singular Indikativ Präsens im Spanischen meist formgleich sind, sehen „manche Forscher in der ersten Konstituente einen Verbalstamm“6. Wieder andere gehen davon aus, dass es sich gar nicht um ein Verb handelt, sondern um ein Substantiv. Die erste Komponente wird dabei als Nomen agentis aufgefasst, „das in ein linksköpfiges N + N - Kompositum eingeht“7.
2.2.3 Adjektiv + Substantiv => Substantiv
Kompositionen, bei denen dem Substantiv ein Adjektiv vorangeht, sind in der spanischen Sprache nur wenig produktiv. Beispiele dafür sind el altavoz (Lautsprecher) oder la silla el é ctrica (elektrischer Stuhl). Dabei fällt auf, dass bei endozentrischen Bildungen wie silla el é ctrica das Genus des Kopfes beibehalten wird. Bei den exozentrischen Bildungen, wie altavoz, wird das Genus häufig vom Hyperonym (el aparato, (Apparat)) bestimmt.
2.2.4 Adverb + Substantiv => Substantiv
Kompositionen dieser Art sind sehr selten. Als Adverb gehen mal oder bien fast immer einem deverbalen Substantiv voran. Beispiele dafür sind el malhechor (Verbrecher, Krimineller) oder la bienvenida (Begr üß ung, Willkommen).
2.2.5 Präposition + Substantiv => Substantiv
Durch Lexikalisierung haben einige Präpositionalphrasen Wortstatus angenommen. Doch oft ist es problematisch zu unterscheiden, ob es sich um eine Präposition oder ein Präfix handelt.
[...]
1 Miranda 1994, S. 153
2 Cartagena 1989, S. 96
3 ebd.
4 ebd.
5 Cartagena/Gauger 1989, S. 97
6 Rainer 1993, S. 266
7 Rainer 1993, S. 267
- Arbeit zitieren
- Anonym, 2008, Das Verfahren der Komposition bei der spanischen Wortbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/468547
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