„Quoten gegen Geschmacksdiktatur“, „Selbstverpflichtung statt Zwangsbeglückung“, „Vorwärts für den Nachwuchs“ – die Aussagen von Koop (2004, S. 1), Griefahn (2004, S. 1) und Kampeter (2004, S. 1) zeigen die unterschiedlichen Ansätze, wenn es um das Thema „Musik-Quote“ geht. Ein fester Prozentsatz deutscher Musik im Radio: Darüber erhitzen sich die Gemüter quer durch die Parteien und Künstlerkreise. Radiosender und Plattenfirmen bezichtigen sich gegenseitig, die Misere deutscher Popmusik herbeigeführt zu haben. Zahlen von Nielsen Music Control bestätigen die klare Missachtung deutscher Titel im bundesweiten Hörfunkangebot. Lediglich 4,9 Prozent betrug 2004 der Anteil nationaler Produktionen im Radio.
Die vorliegende Arbeit versucht, der hektischen und emotional geprägten Diskussion eine inhaltliche Ordnung zu verleihen. Über drei Phasen von Beschreibung, Analyse und Auswertung soll vor allem eines vermittelt werden: eine kritische Betrachtung der bestehenden Interessenskonflikte, die sich hinter der Forderung nach einer Besserstellung deutscher Produktionen verbergen. Vor allem an der Diskussion beteiligt ist das Konflikt-Triumvirat aus Musikwirtschaft, Hörfunkanbieter und Politik. Der gegenwärtige Austausch von Argumenten, Meinungen, und Vorschlägen mutet eher verwirrend als informativ oder gar aufklärend an. Deshalb muss hier Ziel sein, die angeführten Pro- und Contra-Positionen zu verifizieren oder gegebenenfalls zu widerlegen. Hierzu dient als Methode, das bestehende Konglomerat zwischen Phonoindustrie, Radiomachern und politischen Akteuren inhaltlich, organisatorisch und strukturell aufzubrechen.
Durch eine chronologische Auflistung der zeitlichen Eckpfeiler und die Darstellung der aktuellen Situation wird in Kapitel 2 zunächst der Status Quo im Diskurs um eine gesetzliche Regelung zugunsten deutscher Titel im Hörfunk beschrieben. Das gerne als verwendete Referenz französische Modell einer Quotenregelung im Hörfunk wird in Kapitel 3 ebenso analysiert, wie die Situation des deutschen Hörfunkmarktes in Abschnitt 4. Im Fokus steht hierbei die Überlegung, ob bereits bestehende gesetzliche Regelungen im europäischen Ausland modellhaften Charakter besitzen und demnach auf deutsches Terrain transferierbar sein können.
Kapitel 5 ergänzt die theoretischen Ansätze und Wissensstände durch konkrete Zahlen und Daten, welche Aufschluss darüber geben, ob und inwieweit neue bzw. deutschsprachige Titel faktisch diskriminiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE CHRONOLOGIE DER QUOTENDISKUSSION
- CHRONOLOGIE UND AKTUELLE ENTWICKLUNG
- AUSGEWÄHLTE POSITIONEN UND ARGUMENTE - PRO UND CONTRA QUOTE
- DIE AKTUELLE SITUATION IN DER QUOTENDISKUSSION
- DAS FRANZÖSISCHE MODELL ALS VORBILD EINER DEUTSCHEN QUOTENREGELUNG?
- DIE QUOTIERUNGEN FRANZÖSISCHER MUSIKPROGRAMME
- DIE UMSATZENTWICKLUNG DER FRANZÖSISCHEN MUSIKBRANCHE
- DIE KULTURELLEN UND POLITISCHEN STRUKTUREN IN FRANKREICH
- DER HÖRFUNK IN DEUTSCHLAND
- DIE..(MUSIKALISCHE) GRUNDVERSORGUNG
- HÖRERERWARTUNG UND HÖRERNUTZUNG IM RUNDFUNK
- UNBEWUSSTES HÖREN ALS REZEPTIONSERLEBNIS DES HÖRFUNKKONSUMENTEN
- DER BEGRIFF DER,,MUSIKALISCHEN PRÄFERENZ❝
- FUNKTIONEN DES MUSIKHÖRENS IM RADIO
- DIE MUSIK-PROGRAMMGESTALTUNG DER HÖRFUNKANBIETER
- DIE MUSIKTESTVERFAHREN ALS ENTSCHEIDUNGSBASIS ZUR PROGRAMMGESTALTUNG
- DER BEGRIFF,,RADIOFORMAT"
- DEFINITION (RADIO-) FORMAT
- KLASSIFIKATIONEN RADIOFORMATE - TOP FORMATE
- KLASSIFIKATIONEN RADIOFORMATE - FORMATE UND SUBFORMATE
- RADIOFORMATE, MARKT-/KONTAKTORIENTIERUNG, QUOTENAUSWIRKUNG AM BEISPIEL SAARLAND
- AKTUELLE ZAHLEN ZUR MEDIENNUTZUNG
- MEDIENNUTZUNG, MUSIK- UND SPRACHANTEILE IN DEN PROGRAMMEN
- DIE MEDIENNUTZUNGSDAUER IN DEUTSCHLAND
- ANTEILE DEUTSCHSPRACHIGER MUSIK IM HÖRFUNK 2003
- MUSIKSPRACHE IM HÖRFUNK AM BEISPIEL SAARLAND
- VERÄNDERTE ANTEILE DEUTSCHSPRACHIGER MUSIK SEIT BEGINN DER QUOTEN-DISKUSSION
- HÖRERBEFRAGUNG - ZAHLEN, ANALYSE, AUSWERTUNG
- DER NATIONALE MUSIKMARKT IN DEUTSCHLAND
- MEDIENNUTZUNG, MUSIK- UND SPRACHANTEILE IN DEN PROGRAMMEN
- MUSIK- UND KÜNSTLERFÖRDERUNG ALS SUPPLEMENT EINER QUOTENREGELUNG
- ÖFFENTLICHE MUSIKFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND
- ÖFFENTLICHE MUSIKFÖRDERUNG AUF BUNDESEBENE
- PRIVATE MUSIKFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND
- STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE DER MUSIKWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
- SCHWÄCHEN UND RISIKEN DER MUSIKWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
- STÄRKEN UND CHANCEN DER MUSIKWIRTSCHAFTSFÖRDERUNG
- DAS KONZEPT,, MUSIKEXPORTBÜRO"
- ÖFFENTLICHE MUSIKFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND
- RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN AUF NATIONALER UND EUROPÄISCHER EBENE
- DIE LANDESMEDIENGESETZE IN DEUTSCHLAND
- DIE RUNDFUNKSTAATSVERTRÄGE IN DEUTSCHLAND
- DIE RUNDFUNKURTEILE DES BUNDESVERFASSUNGSGERICHTS
- DIE RAHMENGESETZE DER EUROPÄISCHEN UNION
- ERGEBNIS DER RECHTLICHEN BETRACHTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, die Debatte um eine Quote für deutschsprachige Musik im Hörfunk zu analysieren und die verschiedenen Perspektiven der beteiligten Akteure zu beleuchten. Ziel ist es, die Diskussion um die Quote zu strukturieren und die verschiedenen Argumente für und gegen eine solche Regelung zu bewerten.
- Die Chronologie der Quotendiskussion und die aktuelle Situation
- Das französische Modell als Vorbild für eine deutsche Quotenregelung
- Die Situation des deutschen Hörfunkmarktes und die Bedeutung von Musik im Hörfunk
- Aktuelle Zahlen zur Medienenutzung und die Rolle deutschsprachiger Musik im Hörfunk
- Die Rolle von Musik- und Künstlerförderung im Kontext der Quotendiskussion
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2 beleuchtet die Chronologie der Quotendiskussion und stellt die unterschiedlichen Positionen und Argumente von Protagonisten und Gegnern einer Quote vor. Des Weiteren wird die aktuelle Situation in der Quotendiskussion analysiert.
- Kapitel 3 untersucht das französische Modell einer Quotenregelung und beleuchtet die Entwicklung der französischen Musikbranche sowie die kulturellen und politischen Rahmenbedingungen in Frankreich.
- Kapitel 4 befasst sich mit der Situation des deutschen Hörfunks, der Bedeutung von Musik im Hörfunk und der Programmgestaltung der Hörfunkanbieter.
- Kapitel 5 analysiert aktuelle Zahlen zur Medienenutzung und beleuchtet den Stellenwert deutschsprachiger Musik im Hörfunk anhand von Daten und Statistiken.
- Kapitel 6 befasst sich mit dem Konzept der Musikförderung und untersucht, wie Musikförderung in Deutschland aktuell funktioniert und welche alternativen Fördermöglichkeiten bestehen.
- Kapitel 7 analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen für eine Quote auf nationaler und europäischer Ebene.
Schlüsselwörter
Deutschsprachige Musik, Hörfunk, Quote, Musikförderung, Rechtsrahmen, Medienenutzung, Hörerpräferenzen, Programmgestaltung, Musikwirtschaft, Politik, Kultur, Frankreich, Deutschland
- Arbeit zitieren
- Clemens Schnur (Autor:in), 2005, Quote für deutschsprachige Musik im Hörfunk - Pro und Contra, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46906