Mit der Einführung der privat-kommerziellen Rundfunkanstalten Mitte der 80er Jahre trat eine erhebliche Veränderung für das Dasein der öffentlich-rechtlichen Anbieter ein. Der durch das duale System neu entstandene Wettbewerb bewirkte eine Diskussion zur Qualität von Fernsehprogramme und der Legitimation des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, der durch Gebühren der Zuschauer finanziert wird. Zunehmend wird dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorgeworfen, sich dem Quotentrend der privaten Anbieter anzupassen, anstatt in Qualität zu investieren, wie es der Rundfunkstaatsvertrag und Programmauftrag vorsehen. Die Grenzen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehprogrammen verwischen und insbesondere die für Erstere zu erfüllende Qualität rückt teilweise in den Hintergrund. Es entwickelt sich ein Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Publizistik, Akzeptanz und Anspruch, Markt und Moral. Die wohl bekannteste Behauptung dieser Debatte stammt von Ruß-Mohl, der Anfang der 90’er Jahre als Vorreiter erste Näherungsversuche an das Thema wagte. Qualität im Journalismus definieren zu wollen - so der Publizistikwissenschaftler gleiche dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Wie aber soll das öffentlichrechtliche Fernsehen journalistische Qualität produzieren können, wenn sie nicht zu konkretisieren ist? An welche Maßstäbe kann angeknüpft werden, beziehungsweise wer bestimmt, was Qualität im Fernsehen eigentlich ist?
Im Rahmen dieser Arbeit wird grundsätzlich von der Existenz der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ausgegangen und ihre Legitimation, beziehungsweise die Gebührenfinanzierung, nicht in Frage gestellt. Davon ausgehend werden verschiedene Theorien und Auslegungen in Bezug auf journalistische Qualitätssicherung erläutert und diskutiert sowie versucht, greifbare Operationalisierungsmaßnahmen zu bestimmen, an denen sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen orientieren könnte. Zunächst wird ein grundlegender Überblick zum Thema Qualität verschafft (Kapitel 2), der zu einem konkreten Definitionsversuch von allgemeinen Qualitätsdimensionen und Methoden überleitet (Kapitel 3). Es erfolgt eine Einführung und Erläuterung zu redaktionellem Qualitätsmanagement, welches eine neuere Sichtweise darstellt und die ökonomischen Gesichtspunkte mit in die publizistische Qualitätsdiskussion einbezieht und sie verbindet (Kapitel 4).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung und Zielsetzung
- 2. Ansätze des Qualitätsverständnisses
- 2.1. Qualität als Variable
- 2.2. Gesetzliche Rahmenbedingungen und freiwillige Selbstkontrolle
- 3. Normative Qualitätsdimension
- 3.1. Vielfalt
- 3.2. Relevanz
- 3.3. Professionalität
- 3.4. Akzeptanz
- 3.5. Rechtmäßigkeit
- 3.6. Zwischenfazit und Diskussion
- 3.6.1. Das magische Vieleck
- 3.6.2. Dialogische Führung und flache Hierarchien
- 4. Funktionale Qualitätsdimension
- 4.1. Qualität als funktionale Leistung der Medien
- 4.1.1. Normative versus funktionale Qualitätsdimension
- 4.2. Total Quality Management (TQM)
- 4.2.1. Qualitätssicherung als Prozess
- 4.2.2. Qualitätszirkel
- 4.1. Qualität als funktionale Leistung der Medien
- 5. Praxisbeispiele
- 5.1. Schweizer Fernsehen DRS
- 5.2. WDR
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Qualitätssicherung und dem Qualitätsmanagement im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Sie untersucht die Herausforderungen, die sich durch den Wettbewerb mit privaten Fernsehsendern ergeben, und analysiert verschiedene Ansätze zur Definition und Sicherung der Qualität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
- Die Bedeutung der Qualität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
- Verschiedene Ansätze zum Verständnis von Qualität
- Normative Qualitätsdimensionen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
- Funktionale Qualitätsdimensionen und Qualitätsmanagement
- Praxisbeispiele für Qualitätsmanagement im öffentlich-rechtlichen Fernsehen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problematik des öffentlich-rechtlichen Fernsehens im Wettbewerb mit privaten Anbietern und die Frage nach der Definition und Sicherung von Qualität in diesem Kontext dar.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Ansätze zum Verständnis von Qualität und diskutiert die Problematik der multiperspektivischen Sicht auf Qualität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
- Kapitel 3: Hier werden verschiedene normative Qualitätsdimensionen wie Vielfalt, Relevanz, Professionalität, Akzeptanz und Rechtmäßigkeit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beleuchtet.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel befasst sich mit der funktionalen Qualitätsdimension und stellt das Konzept des Total Quality Managements (TQM) sowie die Bedeutung von Qualitätssicherung als Prozess vor.
- Kapitel 5: In diesem Kapitel werden das Schweizer Fernsehen DRS und der WDR als Praxisbeispiele für das Qualitätsmanagement im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement, öffentlich-rechtliches Fernsehen, Rundfunkstaatsvertrag, Programmqualität, normative Qualitätsdimensionen, funktionale Qualitätsdimensionen, Total Quality Management (TQM), Praxisbeispiele, Schweizer Fernsehen DRS, WDR.
- Citation du texte
- Christiane Seidel (Auteur), 2004, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46941