Entwicklungspsychologische Betrachtung ausgewählter Ratgeberliteratur in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Jugendlichen


Bachelorarbeit, 2019

32 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Persönlichkeitsentwicklung
2.1 Was ist Persönlichkeitsentwicklung?
2.2 Persönlichkeitsbereiche
2.2.1 Morphologie
2.2.2 Dispositionen
2.2.2.1 Merkmale
2.2.2.2 Fähigkeiten
2.2.3 Adaptationen
2.2.4 Narrative
2.3 Entwicklungsaufgaben in unterschiedlichen Lebensabschnitten
2.3.1 Kindheit
2.3.2 Jugendalter
2.3.3 Erwachsenenalter
2.3.4 Seniorenalter

3. Adoleszenz
3.1 Definition des Begriffs
3.2 Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz
3.3 Persönlichkeitsentwicklung in der Adoleszenz

4. Analyse drei ausgewählter Ratgeber zur Persönlichkeitsentwicklung
4.1 The Big Five for Life
4.1.1 Inhalt
4.1.2 Kernpunkte des Ratgebers
4.1.3 Vergleich mit den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen
4.2 Miracle Morning
4.2.1 Inhalt
4.2.2 Kernpunkte des Ratgebers
4.2.3 Vergleich mit den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen
4.3 Rich Dad Poor Dad
4.3.1 Inhalt
4.3.2 Kernpunkte des Ratgebers
4.3.3 Vergleich mit den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen

5. Mögliche Auswirkungen der Ratgeber
5.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
5.2 Bedeutung für die weiterführende Bildung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„„Kein Limit“ wird dir Dinge sagen, die dir keine Schule und kein Lehrer jemals sagen könnte. Es wird dir helfen herauszufinden, WER du bist, WO du hin willst und WIE du dorthin kommst.“ -Alex Giesecke und Nico Schork

Dieses Zitat ist in dem Klappentext des Buches „Kein Limit“ von Alex Giesecke und Nico Schork enthalten. Es ist an Jugendliche gerichtet und soll ihnen Erkenntnisse ermöglichen, die sie sonst nirgendwo bekommen. Dieses Buch ist die Grundlage eines Podcast, in dem jede Woche unterschiedliche Themen, die die Persönlichkeitsentwicklung betreffen, besprochen werden. Die beiden Autoren gehen dabei auf mehrere Quellen ein und bringen viele lebhafte Beispiele ein, die das Verständnis sehr einfach machen. Dabei empfehlen sie auch einige Programme und Bücher, mit denen sie sich selbst befasst haben. Darunter waren auch die Ratgeber „The Big Five for Life“, „Miracle Morning” und “Rich Dad Poor Dad” zu finden. Die beiden „Kein Limit“-Autoren sind aber nicht die Einzigen, die sich momentan mit der Persönlichkeitsentwicklung bei Jugendlichen beschäftigen. Joe Trenk, der Gründer der Joe Trenk Academy, bietet Jugendlichen (Abiturienten) ein Programm an, das mitunter auch persönlichkeitsentwickelnde Inhalte impliziert. Des Weiteren bietet ein weiterer Repräsentant in diesem Bereich, Tobias Beck, einen „Masterclass of Parsonality Youngstars“ für Jugendliche von 12 bis 15 Jahren an. Dabei handelt es sich um einen Workshop, in dem Jugendlichen ein Rahmen geboten wird, in dem sie herausfinden können, was sie gut können und wie ihre Zukunft aussehen soll (vgl. Beck 2018). Da ich durch mein berufliches Umfeld mit diesem Persönlichkeitsentwicklungs-Phänomen konfrontiert wurde, machte dieses mich neugierig. Ich betrachtete die Programme, YouTube-Channels, Podcasts, Texte, die es zu diesen Themen gibt und mir stellen sich die Fragen: Ist diese Entwicklung wirklich gut für Jugendliche? Jugend ist ein sehr komplexer Lebensabschnitt. Die Pubertät beginnt immer früher, müssen Jugendliche deshalb schon früher erwachsen werden? Ist dieser Persönlichkeitsentwicklungs-Trend möglicherweise eher schädlich, als hilfreich? Ist das zu viel Druck für die Jugendlichen? Sie haben doch genug Entwicklungsaufgaben, die es zu bewältigen gilt, wäre die Persönlichkeitsentwicklung möglicherweise eher im frühen Erwachsenenalter anzusiedeln? Ist der Inhalt dieser Ratgeber überhaupt für Jugendliche nachvollziehbar?

Diese Bachelorarbeit ergab sich unter anderem aus diesen Fragen und befasst sich mit ihnen. Dazu wurden drei Ratgeber ausgewählt, die sich mit unterschiedlichen Themen in diesem Bereich beschäftigen. Diese werden im Folgenden analysiert. Dazu bedarf es jedoch erst einiger Grundlagen. Zunächst wird im Punkt 2 auf die Persönlichkeitsentwicklung eingegangen. Diese wird erläutert, in Verbindung mit den entwicklungspsychologischen Grundlagen gebracht und die Persönlichkeitsentwicklung in den verschiedenen Lebensabschnitten wird betrachtet. Der Punkt 3 thematisiert die Adoleszenz. Hierbei wird genau definiert, was diese Phase bedeutet, wie lange sie andauert und wodurch sie sich auszeichnet. Die Entwicklungsaufgaben von Jugendlichen werden genau benannt und daraus die wichtigen Aspekte für die Persönlichkeitsentwicklung erschlossen. Daran anschließend erfolgt die Analyse der drei Ratgeber. Dabei wird der Inhalt der Bücher betrachtet, ihre Kernpunkte und inwiefern die Inhalte der Bücher mit den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen korrelieren könnten. Zum Schluss werden die Ergebnisse in Bezug auf die Bedeutung der Auswirkungen der Ratgeber für die Jugendlichen diskutiert. Anschließend folgt ein Fazit, in dem die eben vorgestellten Fragen beantwortet werden.

2. Persönlichkeitsentwicklung

„Persönlichkeitsentwicklung“ ist ein Begriff, unter dem sich die meisten Menschen etwas vorstellen können. Die Persönlichkeit entwickelt sich oder wird entwickelt (vgl. Asendropf 2011, S.137). In den folgenden Kapiteln wird erläutert, was genau die Persönlichkeitsentwicklung ist, wodurch sie hervorgerufen wird, was einen Einfluss auf die Entwicklung haben und wie der Ablauf dieser aussehen kann. Außerdem wird auch auf die Persönlichkeitsentwicklung in den unterschiedlichen Altersstufen eingegangen, um einen Überblick über die Lebensabschnittsveränderungen der Persönlichkeit zu schaffen.

2.1 Was ist Persönlichkeitsentwicklung?

Die Persönlichkeitsentwicklung ist ein komplexes Konstrukt, das mehrere Bestandteile aufweist, die miteinander vernetzt sind. Diese Bestandteile werden größtenteils im Punkt 2.2 thematisiert, während in diesem Kapitel ein Überblick geschaffen wird, auf dessen Grundlage in den folgenden Kapiteln Vertiefungen stattfinden werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einfach erklärt ist Persönlichkeitsentwicklung eine langfristige Veränderung einer Persönlichkeit (vgl. Asendropf 2011, S.137). Diese Veränderung ist ein fortlaufender Prozess, der das gesamte Leben lang stattfindet (vgl. Friedrich et al. 2012, S.97).

Die Persönlichkeitsveränderungen können entweder alterstypisch oder differentiell sein. Alterstypische Veränderungen sind nicht individuell, sondern bei den meisten Menschen im ähnlichen Alter beobachtbar, sie können eher vorhersehbar sein (vgl. Asendropf 2011, S.137). Welche Veränderungen in welchem Alter stattfinden, wird im Punkt 2.3 genauer erläutert, um einen Überblick zu erhalten und differentielle Veränderungen besser herauskristallisieren zu können. Differentielle Veränderungen hingegen sind individuell und nicht unbedingt vorhersehbar, es tritt eine Differenz der Altersgruppe gegenüber auf (vgl. Asendropf 2011, S.137). Wie schon erwähnt, dauert die Persönlichkeitsentwicklung das ganze Leben lang an und kann unterschiedliche Gründe haben. Diese werden in drei Gruppen geordnet: biologische, persönliche und Umweltfaktoren (vgl. Rauthmann 2017, S.446; Friedrich et al. 2012, S.152f). Die biologischen Faktoren umfassen die genetischen Voraussetzungen und die Genexpressionen. Diese Aspekte können bestimmte Persönlichkeitseigenschaften bestimmen (vgl. Asendorpf 2009, S.146). Persönliche Faktoren haben mit der Person selbst zu tun und umfassen das soziale Investment, die sozialen Rollen, die Identität und die Selbstregulation des Menschen (vgl. Rauthmann 2017, S.446). Die Umweltfaktoren sind z.B. bestimmte Lebensereignisse, die soziale Umwelt (sozialer Druck, Erwartungen) und die Kultur und Gesellschaft, in der eine Person lebt, die die Person maßgeblich prägen können (vgl. Asendorpf 2009, S.146ff). Persönlichkeitsentwicklungen, die auf persönlichen Faktoren beruhen, werden bewusst hervorgerufen. Diese willentlichen Persönlichkeitsveränderungen sind noch nicht so gut erforscht, wie die biologischen oder durch die Umwelt hervorgerufenen Entwicklungen (vgl. Rauthmann 2017, S.452). Diese Art der Persönlichkeitsentwicklung scheint jedoch möglich zu sein, da die Persönlichkeit formbar ist. Dabei ist das Beispiel der Psychotherapie sehr hilfreich, da diese ermöglicht bestimmte Aspekte aufzuarbeiten und diese nachhaltig zu verändern. Somit ist eine aktive Einmischung in die Persönlichkeitsstruktur möglich (vgl. Rauthmann 2017, S.452). Wie schon erwähnt, hat die Forschung jedoch noch keine nennenswerten Ergebnisse in diesem Bereich erzielt. Jedoch führt Rauthmann ein Beispiel an, welches relevant sein könnte. Hennecke et al. entwickelten ein Modell der Voraussetzungen für die willentliche Persönlichkeitsveränderung, welches drei Bestandteile hat. Sie vermuten, dass Menschen, die ihre Persönlichkeit gezielt verändern wollen,

1. bestimmtes Verhalten ändern wollen,
2. diese Veränderung für umsetzbar und realistisch halten und
3. die gewünschten Veränderungen automatisieren müssen, um den gewünschten

Effekt zu erhalten und die Persönlichkeit nachhaltig zu verändern (vgl. Rauthmann 2017, S.453).

In diesem Bereich gibt es erste Forschungsergebnisse, die deutlich machen, dass Menschen die Motivation, um ihre Persönlichkeit in einigen Aspekten zu verändern, aufweisen können. Es gibt jedoch einige problematische Punkte, die dabei bedacht werden müssen, denn die Veränderung einer Persönlichkeit kann ein langwieriger Prozess werden, der aufrechterhalten werden muss, um positive Ergebnisse erzielen zu können. Es gilt also die Motivation aufrechtzuerhalten und Ressourcen einzubinden, die zur Durchführung notwendig sind. Ressourcen können dabei Zeit, Wissenserwerb u.Ä. sein. Wird das erfüllt, sollte es möglich sein bestimmte Persönlichkeitsaspekte zu verändern (vgl. Rauthmann 2017, S.453).

Im folgenden Abschnitt werden die Persönlichkeitsbereiche genauer thematisiert, die sowohl die Entwicklungsfaktoren, als auch die Big Five enthalten und diese in einem System miteinander in Verbindung setzen.

2.2 Persönlichkeitsbereiche

In diesem Abschnitt werden die bisher genannten allgemeinen Grundlagen aus Punkt 2.1 in einen Zusammenhang gebracht und genauer betrachtet. Die Persönlichkeitsbereiche umfassen die Vielzahl an Aspekten, die zu einer Persönlichkeit zugehörig sind bzw. sein können. Diese Aspekte werden in vier Bereiche unterteilt, die alle miteinander verbunden sind und manchmal fließende Übergänge bilden können. Die Bereiche sind Morphologie, Dispositionen, Adaptationen und Narrative (vgl. Rauthmann 2016, S.17ff). Im Folgenden werden alle Bereiche mit ihren Bestandteilen einzeln erläutert, um einen Überblick über das Gesamtsystem schaffen zu können.

2.2.1 Morphologie

Die Morphologie umfasst die genetischen Faktoren, die ein Mensch hat. Dazu zählen Gene und die Genexpression, die Zellstrukturen, Neurotransmitter und Hormone, die Anatomie, das biologische Geschlecht und das Aussehen. Diese Aspekte bilden die Basis für die restlichen drei Persönlichkeitsbereiche (vgl. Rauthmann 2016, S.17ff).

2.2.2 Dispositionen

Wie in Punkt 2.2.1 schon erwähnt, bilden die biologischen Aspekte die Grundlage für die Dispositionen. Die Umwelt spielt in diesem Bereich jedoch auch eine große Rolle und kann die Persönlichkeit stark beeinflussen. Zu den Dispositionen gehören feste Merkmale und Fähigkeiten einer Person.

2.2.2.1 Merkmale

Um einen besseren Einblick in die Merkmale zu bekommen, werden nun die Big Five vorstellt. Die Big Five wurden empirisch ermittelt, indem Fragebögen eingesetzt und Eigenschaften herausgefiltert, sowie anschließend in fünf Gruppen unterteilt wurden (vgl. Herzberg, Roth 2014, S.40f). Diese fünf Gruppen sind die Big Five. Sie beinhalten den größten und wichtigsten Teil der Persönlichkeitsmerkmale, es gibt jedoch auch weitere Merkmale (vgl. Asendorpf, Neyer 2012, S.108ff).

Zu den Big Five gehören Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, soziale Verträglichkeit und Neurotizismus (vgl. Herzberg, Roth 2014, S.41).

Offenheit für Erfahrungen ist gleichzusetzen mit Neugierde. Großes Interesse an neuen Erlebnissen und eine gewisse Wissbegierde kennzeichnen dieses Merkmal (vgl. Rauthmann 2016, S.21).

Gewissenhaftigkeit ist eng mit Zuverlässigkeit und Planung verbunden, dieses Merkmal setzt Struktur voraus (vgl. Asendorpf 2009, S.54).

Die Extraversion ist zwischenmenschlich angesiedelt und bezieht sich auf das Interesse an Erfahrungen und Erlebnissen mit anderen Menschen, Geselligkeit ist hierbei ein wichtiges Stichwort (vgl. Herzberg, Roth 2014, S.43).

Soziale Verträglichkeit meint die Haltung gegenüber anderen Menschen, Vertrauen, Freundlichkeit und Gutherzigkeit sind hierbei positive Beispiele (vgl. Asendorpf 2009, S.54).

Der letzte Punkt ist der Neurotizismus, dieser umfasst die Emotionalität einer Person, dazu zählen z.B. die Ängstlichkeit, Nervosität und Verletzbarkeit (vgl. Rauthmann 2016, S.21).

Die Big Five werden im Punkt 3.3 erneut aufgegriffen und an die Persönlichkeitsentwicklung in der Jugend angepasst. Dies soll dann der Analyse der Ratgeber dienen.

2.2.2.2 Fähigkeiten

Zu den erwähnten Fähigkeiten zählen die Intelligenz und non-kognitive Kompetenzen (vgl. Rauthmann 2016, S.21f). Die Intelligenz kann dabei mithilfe eines IQ-Tests ermittelt werden. Die einzelnen Inhalte der Intelligenz sind z.B. die Informationsverarbeitung, das Erkennen von Zusammenhängen und selbstständige Schlussfolgerungen aus Beobachtungen.

Zu den non-kognitiven Kompetenzen gehört beispielsweise die sogenannte „emotionale Intelligenz“, bei welcher es unsicher ist, ob sie zur Intelligenz gehört. Da dieser Punkt immer wieder diskutiert wird, wird hierbei statt von emotionaler Intelligenz von non-kognitiven Kompetenzen gesprochen (vgl. Rauthmann 2016, S.22).

2.2.3 Adaptationen

Adaptationen beziehen sich auf bestimmte Gegebenheiten, somit sind sie plastisch und nicht zwingend stabil. Zu den Adaptationen gehören Handlungsausrichtungen, Regulationssysteme, Haltungen und relationale Tendenzen (vgl. Rauthmann 2016, S.23).

Handlungsausrichtungen können dabei Motive, Bedürfnisse und Ziele sein (vgl. Asendorpf 2009, S.93ff). Diese Aspekte sind wandlungsfähig. Des Weiteren gehören auch Interessen dazu, diese können eine Abhängigkeit zur Umwelt aufweisen (vgl. Rauthmann 2016, S.23f). Überzeugungen und Erwartungen sind eigene Meinungen, die aus verschiedenen Einflüssen resultieren. Hier können theoretische Grundlagen und eigene Beobachtungen eine große Rolle spielen (vgl. Rauthmann 2016, S.24). Regulationssysteme hängen stark mit der Kontrolle zusammen. Dabei handelt es sich vor allem um die Selbstkontrolle (Selbstregulation) und die Bewältigungsstile. Zur Selbstregulation zählt beispielsweise die Kontrolle der eigenen Emotionen, zielgerichtete Handlungen und die Selbstführung. Die Bewältigungsstile beziehen sich größtenteils auf persönliche Strategien im Umgang mit Problemen und Schwierigkeiten (vgl. Rauthmann 2016, S.24f).

Haltungen nehmen eine große Rolle bei der Meinungsbildung ein. Hierzu gehören Einstellungen, Werthaltungen und Tugenden. Einstellungen weisen eine gewisse Stabilität auf und beziehen sich auf die Zu- bzw. die Abneigung etwas gegenüber. Werte sind bestimmte festgelegte Leitprinzipien, die das Handeln einer Person massiv beeinflussen. Tugenden haben größtenteils mit moralischen Werten zu tun und sind positiv verankert (vgl. Rauthmann 2016, S.25f).

Der letzte Bestandteil der Adaptationen sind die relationalen Tendenzen, diese beziehen sich auf die Umwelt einer Person. Hierzu gehören die persönliche Umwelt und die persönlichen Beziehungen (vgl. Rauthmann 2016, S.26f).

2.2.4 Narrative

Die Narrative unterteilt sich in zwei Bereiche, die Selbstbereiche und die Lebensführung. Die Selbstbereiche umfassen die Definition des Selbst für eine Person und ihre Lebensgeschichte. Die Lebensführung ist die Gestaltung und die Selbstbestimmung über das eigene Leben (vgl. Rauthmann 2016, S.27ff). Beide Bereiche greifen somit ineinander.

2.3 Entwicklungsaufgaben in unterschiedlichen Lebensabschnitten

Wie schon erwähnt, findet die Persönlichkeitsentwicklung das gesamte Leben lang statt. Da sich die Lebensdauer verlängert und die Lebensbedingungen verändert haben, hat sich der Lebenslauf ebenso gewandelt. Die Kindheit wird beispielsweise kürzer, die Jugend hingegen verlängert sich, da sie einerseits früher eintritt, andererseits aber erst später aufhört. Das Erwachsenenalter verschiebt sich und die Seniorenphase dehnt sich ebenso aus (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.124). Diese Entwicklungen beeinflussen dementsprechend auch die Persönlichkeitsentwicklung in diesen Lebensphasen. Die Möglichkeiten sich willentlich weiterzuentwickeln steigen, da Kinder beispielsweise die Chance haben viele unterschiedliche Medien zu nutzen, die ihnen einen Überblick über die verschiedensten Themen beschaffen können (vgl. Fleischer et al. 2014, S.31). So ist es auch mit den Jugendlichen, die ebenso viele Ressourcen zur Verfügung haben, um sich zu entwickeln. Da das Jugendalter viele, für den weiteren Lebensverlauf wichtige, Entwicklungsaufgaben beinhaltet, gilt es sich in dieser Zeit gut zu organisieren und zu strukturieren (vgl. Mienert 2008, S.17f). Jugendliche werden mit einer Vielzahl an Aufgaben und Problemen konfrontiert, wie z.B. dem Übergang von der Schule zum Beruf, der zukünftigen Lebensvorstellung, vielfältigen Zielsetzungen und auch zwischenmenschlichen Beziehungen, die ebenso dem Wandel unterliegen. Diese Aufgaben gilt es zu lösen und sich dabei auch als Persönlichkeit zu „finden“. Diese Persönlichkeitsbildung findet aber auch im Erwachsenen- und Seniorenalter statt, da, wie schon erwähnt, diese Phasen sich ausdehnen und die Persönlichkeitsentwicklung ein Prozess ist, der sich über das gesamte Leben streckt (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.124).

Im Folgenden werden die vier Lebensphasen mit ihren Entwicklungsaufgaben kurz beleuchtet, um einen Überblick über die Veränderung der Persönlichkeit zu schaffen.

2.3.1 Kindheit

Die Kindheit war bis zum 19. Jahrhundert keine abgegrenzte Lebensphase, Kinder wurden als „kleine Erwachsene“ gesehen und lebten wie Erwachsene, sie hatten ähnliche Aufgaben (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.129). Mittlerweile ist die Kindheit eine eigenständige Lebensphase, die vier Entwicklungsaufgabenbereiche aufweist (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.129ff). In diesen Bereichen handelt es sich um den Leistungsdruck, der schon in der Kindheit einen Platz findet, denn Kindern wird deutlich gemacht, dass sie auf die Schule vorbereitet sein und einen Teil der Wettbewerbsgesellschaft darstellen müssen (vgl. ebenda). Des Weiteren spielt auch die Bindung zu der Familie, vor allem zur Mutter und zum Vater, eine große Rolle. Hier fand eine Lockerung statt, denn Ehen sind mittlerweile nicht mehr so beständig, wie in der Vergangenheit und Kinder werden mit Scheidungen, neuen Partnern oder auch neuen Familienkonstellationen konfrontiert, ohne in diesen Prozessen mitwirkend zu sein (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.129ff). Der Konsum bildet ebenso einen wichtigen Aspekt, denn Kinder haben einen nahezu uneingeschränkten Zugang zu Medien, die eine Vielzahl an Informationen bereitstellen. Diese müssen die Kinder verarbeiten und auch verstehen. Reizüberflutungen sind hierbei nicht selten. Durch diese Einflüsse kann das Selbstbild des Kindes schwer zu gestalten sein (vgl. Fleischer et al. 2014, S.31ff). Der letzte Bereich, der bei der Persönlichkeitsentwicklung eine Rolle spielt, ist die Partizipation. Die Welt ist sehr vielfältig und Kinder kommen mit den verschiedensten Menschen in Berührung. Dabei gilt es auch viele Informationen, wie z.B. Religionen, Kulturen und Sozialschichten, zu verarbeiten und einzuordnen. All diese Aspekte wirken sich auf das Selbstbild und das Weltverständnis aus und prägen somit die Persönlichkeit des Kindes (vgl. Bauer, Hurrelmann 2015, S.129ff, Hobmair 2013, S.318ff).

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Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Entwicklungspsychologische Betrachtung ausgewählter Ratgeberliteratur in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Jugendlichen
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
3,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
32
Katalognummer
V469436
ISBN (eBook)
9783668973497
ISBN (Buch)
9783668973503
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Persönlichkeitsentwicklung, Jugendliche, Ratgeber, Analyse, Trend, Entwicklungsaufgaben, Big Five for Life, Rich Dad Poor Dad, Miracle Morning, Kein Limit, Alex Giesecke, Nico Schork, Joe Trenk, Tobias Beck, Adoleszenz, Lebensabschnitte
Arbeit zitieren
Margarita Hildebrandt (Autor:in), 2019, Entwicklungspsychologische Betrachtung ausgewählter Ratgeberliteratur in Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung bei Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/469436

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