Otto Keck zufolge kann rationale Politik verschiedene Formen annehmen. In der Realität ist ihnen allen jedoch gemeinsam, dass bei den vermeintlich rational agierenden Akteuren keine idealtypischen Voraussetzungen wie etwa eine vollständig geordnete Präferenzordnung, vollständige Informationen sowie ein vollkommener innerer Rechner vorzufinden sind. Es kann also nicht darum gehen, reales politisches Handeln mit den selben Maßstäben zu messen, wie es die formale Wissenschaft tun kann. Vielmehr ist ein Fürstenspiegel, wie ihn Machiavelli mit dem Principe vorlegt, eine Arbeit die ihre Ansichten und Ratschläge nicht aus der Vogelperspektive gewinnt, sondern sie sieht die Welt aus den Augen derer, denen sie letztlich nützen soll.
Unter dieser Einschränkung soll Kecks Arbeit nun auf Machiavellis Principe angewendet werden, um zu untersuchen ob der Fürstenspiegel in gewissen Punkten die Ansicht Kecks bezüglich einer rationalen Politik wiedergibt. Dabei kann dieser Essay natürlich nicht den Anspruch erheben, eine abschließende Analyse über die Rationalität des Principe zu bieten. Es soll lediglich anhand von Beispielen belegt werden, ob und inwieweit rationale Politik im Principe zu finden ist.
Inhaltsverzeichnis
- Der Principe aus realwissenschaftlicher Sicht
- Sind Machiavellis Präferenzen konsistent?
- Die Mittel als Ergebnis kognitiver Präferenzen
- Sind die Mittel in ihrer Durchführung ebenfalls rational?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert den Fürstenspiegel „Il Principe“ von Niccolò Machiavelli im Kontext der rationalen Politik, wie sie von Otto Keck definiert wird. Er untersucht, ob Machiavellis Thesen über den idealen Fürsten den Kriterien für rationales Handeln entsprechen, die Keck für die politische Praxis aufstellt. Das Essay befasst sich insbesondere mit der Frage, ob Machiavellis Präferenzen konsistent sind, ob seine Mittel als Ergebnis rationaler kognitiver Prozesse betrachtet werden können und ob die Durchführung dieser Mittel ebenfalls rationalen Prinzipien folgt.
- Rationale Politik im Sinne von Otto Keck
- Machiavellis Menschenbild und seine Auswirkungen auf die Politik
- Die Rolle von Macht und Gewalt in Machiavellis Denken
- Das Sicherheitsdilemma und die Bedeutung von militärischer Stärke
- Kognition und Zweck-Mittel-Rationalität im Principe
Zusammenfassung der Kapitel
Der Principe aus realwissenschaftlicher Sicht
Das erste Kapitel des Essays führt in das Thema ein und erläutert den Ansatz von Otto Keck zur rationalen Politik. Es wird argumentiert, dass Machiavellis „Il Principe“ ein Fürstenspiegel ist, der aus der Perspektive des Herrschers geschrieben ist und dessen Ratschläge daher nicht aus einer rein theoretischen Perspektive zu verstehen sind.
Sind Machiavellis Präferenzen konsistent?
Der zweite Abschnitt des Essays analysiert, ob Machiavellis Präferenzen, die im „Principe“ zum Ausdruck kommen, konsistent sind. Es wird festgestellt, dass sowohl der Schriftsteller Machiavelli als auch der ideale Fürst in seinem Buch egoistische Präferenzen verfolgen und zumindest der Fürst zweckrational im Sinne Webers handelt. Die Präferenz des Machtgewinns und -erhalts bestimmt alle Handlungen des Fürsten.
Die Mittel als Ergebnis kognitiver Präferenzen
Kapitel 3 untersucht, ob die Mittel, die Machiavelli dem Fürsten empfiehlt, als Ergebnis rationaler kognitiver Präferenzen betrachtet werden können. Es wird argumentiert, dass Machiavelli aufgrund seines pessimistischen Menschenbilds die eigene Stärke und Vorsorge als oberste kognitive Präferenz des Fürsten betrachtet. Der Essay beleuchtet den Widerspruch zwischen Machiavellis Forderung nach eigener Stärke und seinem Konzept einer Republik, die dem Wohl der Menschen dient, und relativiert diesen Widerspruch mit Hilfe von Kecks Definition der rationalen Politik.
Sind die Mittel in ihrer Durchführung ebenfalls rational?
Der letzte Abschnitt des Essays befasst sich mit der Frage, ob die von Machiavelli vorgeschlagenen Mittel auch in ihrer Durchführung rational sind. Hier wird das Gefangenendilemma als Modell für die Außenpolitik des Fürsten herangezogen. Es wird argumentiert, dass es für den Fürsten im Sinne der rationalen Politik immer ratsam ist, sich zu bewaffnen, um sein Sicherheitsdilemma zu lösen. Die Bedeutung von militärischer Stärke wird in diesem Kontext betont.
Schlüsselwörter
Der Essay befasst sich mit den Themen rationaler Politik, Macht, Gewalt, Sicherheitsdilemma, kognitive Präferenzen, Zweck-Mittel-Rationalität, Fürstenspiegel, Machiavellis Menschenbild, „Il Principe“, Otto Keck, und Niccolò Machiavelli.
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- Andreas Herz (Author), 2005, Rationale Politik am Beispiel von Machiavellis "Il Principe", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47001