Das Gotische, die am besten belegte Sprache des ausgestorbenen ostgermanischen Sprachzweiges, soll im Zusammenhang mit seinen lexikalischen Einflüssen auf das Urslawische Gegenstand dieser Arbeit sein. Wenn an dieser Stelle vom Gotischen gesprochen wird, so ist damit die Sprache gemeint, die uns, abgesehen von wenigen, anderen Belegen, aus Wulfilas Übersetzung des Neuen Testaments aus dem vierten Jahrhundert nach Christus in Form einiger Handschriften teilweise überliefert ist.
Das Gotische, beziehungsweise die Sprecher der gotischen Sprache, waren, wie im weiteren Verlauf ausführlicher erläutert wird, wohl die ersten Germanen, die in einen intensiveren (Sprach)-Kontakt mit slawisch sprechenden Menschen traten. Ob davor Kontakte zwischen germanischen und slawischen Völkern bestanden, ist nicht bekannt.
Die germanischen Sprachen begannen sich bereits am Ende des ersten vorchristlichen Jahrtausends zu spalten, was das Nichtvorhandensein einer urgermanischen Lehnwortschicht im Urslawischen bestätigt, wenn man gleichzeitig in Betracht zieht, dass die Gebiete germanisch sprechender und slawisch sprechender Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt mindestens 1500 km trennten. Das Thema der Urheimat wird an späterer Stelle jedoch noch ausgiebiger untersucht werden.
Dies führt nun zur Beschreibung der inhaltlichen Gestaltung dieser Arbeit. Bevor also zur Präsentationen des Lehnwortgutes übergegangen wird, wird sich der Fragestellung gewidmet, wann und wo Goten und Slawen einander begegnet sein könnten, um so den Zeitpunkt und Raum, in welchem es zu Sprachkontakt gekommen sein muss, zu bestimmen. Nach der Beschreibung des lexikalischen Einflusses des Gotischen auf das Urslawische wird im Fazit auch auf den Einfluss des Urslawischen auf das Gotische eingegangen.
Das Ziel dieser Untersuchung wird also demnach sein, die Umstände und gegenseitigen Auswirkungen des (Sprach)-Kontaktes zwischen Goten und Slawen darzustellen und zu erläutern.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Urheimat und Wanderbewegungen
- 2.1 Urheimat der Goten
- 2.2 Urheimat der Slawen
- 2.3 Die Goten in der „Völkerwanderung“
- 3. Präsentation des Materials
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem lexikalischen Einfluss des Gotischen auf das Urslawische. Sie untersucht, wann und wo Goten und Slawen in Kontakt kamen, um den Zeitpunkt und den Raum des Sprachkontakts zu bestimmen. Außerdem wird der Grad der Verbreitung der gotischen Lehnwörter im slawischen Sprachzweig betrachtet.
- Die Urheimat der Goten und der Slawen
- Die Wanderbewegungen der Goten und deren Einfluss auf den Sprachkontakt
- Die gotischen Lehnwörter im Urslawischen und ihre Verbreitung
- Der Einfluss des Urslawischen auf das Gotische
- Die Rekonstruktion des Sprachkontakts zwischen Goten und Slawen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Arbeit stellt die wichtigsten Quellen für die Rekonstruktion des Gotischen vor, darunter die Übersetzung des Neuen Testaments von Wulfila und den Codex Argenteus. Sie skizziert den historischen Kontext des Sprachkontakts zwischen Goten und Slawen und stellt die Frage nach der Zeit und dem Raum des Sprachkontakts.
2. Urheimat und Wanderbewegungen
Dieses Kapitel untersucht die beiden Hypothesen zur Urheimat der Goten: die Hypothese des Südens Skandinaviens und die Hypothese der Ostseeküste. Es analysiert die historischen Quellen und die sprachlichen Indizien, die die jeweiligen Hypothesen stützen.
Schlüsselwörter
Gotisch, Urslawisch, Sprachkontakt, Lehnwörter, Urheimat, Völkerwanderung, Ostgermanisch, Skandinavien, Ostseeküste, Codex Argenteus, Wulfila.
- Citation du texte
- Patrick Noske (Auteur), 2018, Gotische Lehnwörter im Urslawischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470219