Wie wirkt sich die soziale Ungleichheit auf die Lebenserwartung von Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status aus?

Untersuchung anhand der GEDA Studie 2012


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theorien zu dem Verhaltnis gesunder Lebenserwartung und reeller Lebenserwartung

3. Forschungshintergrund
3.1 Definition soziale Ungleichheit
3.2 Forschungshintergrund Soziale Ungleichheit und gesunde Lebenserwartung in Deutschland
3.3 Forschungshintergrund Frauen und gesunde Lebenserwartung in Deutschland

4. Methode
4.1 Gesundheit in Deutschland aktuell 2012 (GEDA 2012)
4.2 GEDA Studie- Chronische Erkrankung
4.3 GEDA Studie- Gesundheitliche Einschrankung
4.4 GEDA Studie- Risikofaktoren

5. Diskussion

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dem Seminar ,,Gleichheit und Ungleichheit in der Politik“ ging es um verschiedene Ebenen der Ungleichheit. Wir haben festgestellt, dass einige Gruppen, wie z.B. Menschen mit geringem soziookonomischen Status, Benachteiligungen gegenuber anderen Gruppen ausgesetzt sind. Wie sich diese ungleiche Behandlung auf die Gesundheit von Menschen auswirkt, haben wir jedoch nicht untersucht. In der vorliegenden Arbeit mochte ich deshalb erforschen, inwiefern sich soziale Ungleichheit auf die gesunde Lebenserwartung von Frauen1 mit einem soziookonomisch niedrigen Status in Deutschland seit dem Jahr 2012 auswirkt.

Das Oberthema Gesundheit scheint fur mich in Bezug auf soziale Ungleichheit relevant, da viele Menschen Gesundheit als das wichtigste Gut in ihrem Leben wahrnehmen (vgl., Berth et. al. 2010: 899). Ich habe die Indikatoren Geschlecht und sozialer Status ausgewahlt, da diese oftmals die Standard Indikatoren zur Messung vertikaler und horizontaler Ungleichheit2 darstellen. Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass die meisten Arbeiten entweder vertikale oder horizontale Ungleichheit im Gesundheitssystem in Deutschland untersuchen. In der vorliegenden Arbeit, mochte ich diese beiden Ebenen verbinden um eine spezifische Aussage uber Frauen mit einem soziookonomisch niedrigen Status zu treffen.

Ich werde mich in meiner Arbeit auf Frauen konzentrieren, da ich erforschen mochte, welche Unterschiede es gegenuber anderen Geschlechtern gibt3. Mir ist bei meiner Untersuchung bewusst, dass man Frauen nicht als homogene Gruppe mit einheitlichen Lebenslaufen betrachten kann (vgl., Backes 2010: 465). Trotzdem ist es wichtig die Gesundheit von Frauen in der Forschung sichtbar zu machen, da sie in den existierenden Studien oft unterreprasentiert wird, bzw. nicht ausreichend auf Geschlechtsunterschiede eingegangen wird (vgl., Hartel 2010: 166). Der Fokus meiner Arbeit liegt auf der gesunden Lebenserwartung, da diese misst wie lange Menschen ohne chronische Einschrankung leben. AuBerdem begrenzt die Arbeit sich inhaltlich auf die Bevolkerung von Deutschland. Deutschland zeichnet sich im Gesundheitswesen durch das vorhanden sein einer gesetzlichen Krankenversicherung aus (Fratzscher 2016: 107 f.). Diese sollte sozialer Ungleichheit, in Bezug auf Gesundheit, im besten Fall vorbeugen. Ob dies der Fall ist, werden die Forschungsergebnisse im folgenden zeigen.

Zunachst werde ich einige Theorien zu dem Verhaltnis von gesunder Lebenserwartung und der tatsachlichen Lebenserwartung vorstellen. Danach werde ich mich spezifischer auf den Forschungsstand zu dem Einfluss von sozialem Status und Geschlecht auf die gesunde Lebenserwartung von Frauen beziehen. Methodisch werde ich mich auf die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“4 beziehen um Erkenntnisse daruber zu gewinnen, inwiefem sich der Forschungsstand durch aktuelle Zahlen belegen lasst. Ich habe diese Studie ausgewahlt, da sie als representative Datengrundlage fur die Gesundheit der Bevolkerung in Deutschland gilt. Zudem dient sie mir dazu die beiden Indikatoren Status und Geschlecht miteinander in Beziehung zu setzen. In der Diskussion werde ich die Untersuchungsergebnisse sammeln und meine Ergebnisse festhalten. Das Fazit dient dazu, meine Forschungsfrage zu beantworten und einen Forschungsausblickzu skizzieren.

2. Theorien zu dem Verhaltnis gesunder Lebenserwartung und reeller Lebenserwartung

Studien der letzten Jahre zeigen, dass die Lebenserwartung in den Industrienationen steigt (vgl., Hedinger 2016: 36). Grund hierfur sind besonders die Bekampfung von Infektionskrankheiten und der medizinische Fortschritt, welcher es ermoglicht, Krankheiten zu therapieren, welche in der Vergangenheit nicht behandelbar waren (vgl., ebd.). Die gesunde Lebenserwartung eines Menschen endet, wenn dieser eine chronische Erkrankung entwickelt (Eurostat 2017). Bedeutet die gestiegene Lebenserwartung also auch mehr gesunde Jahre oder verlangert sich lediglich die Zeitspanne der Erkrankung vor dem Tod? Zu dieser Frage gibt es verschiedene Theorien, welche ich im folgenden kurz wiedergeben werde.

Ernst Gruenberg beantwortet die Frage, indem er behauptet, man konne den Tod durch den medizinischen Fortschritt zwar immer weiter hinauszogern, dadurch wurde sich allerdings nicht der Gesundheitszustand verbessern (vgl., Eggen/ Knotz 2009: 13). Folglich wurde eine langere Lebensspanne bedeuten, dass die Phase der gesunden Lebenserwartung gleich lang bleibt und der Mensch mehr Jahre in Krankheit verbringen wurde (vgl., ebd.).

Lois M. Verbrugge und Jay Olshansky widersprechen dieser Theorie nicht, jedoch weisen sie darauf hin, dass das Ende der gesunden Lebenserwartung meist durch chronische Krankheiten eingelautet wurde, welche keine verheerenden Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen hatten5 (vgl., ebd.). Allerdings traten viele psychische Erkrankungen im Alter auf, was laut Verbrugge und Olshansky eher das Leben von Menschen einschranken konne (vgl., ebd.). Kenneth Manton's Standpunkt schlieBt an diese Theorie an. Nach ihm beginnt die Phase der nicht gesunden Lebenserwartung meistens mit einer leichten Erkrankung6 (vgl., ebd.). Der Zustand des sehr eingeschrankten Gesundheitszustands wurde eher unmittelbar vor dem Tod eintreten und sich nicht uber Monate oder Jahre erstrecken (vgl., ebd.).

James F. Fries geht davon aus, dass Emahrung die gesunde Lebenserwartung positiv beeinflussen kann (vgl., ebd.). Er unterscheidet bei seiner Theorie zwischen „relativer Kompression“ und „absoluter Kompression“ (ebd.). Bei der „relativen Kompression“ steigt die gesunde Lebenserwartung schneller als die Lebenszeit mit chronischer Erkrankung (ebd.). Im Falle der „absoluten Kompression“ steigt die gesunde Lebenserwartung schneller als die absolute Lebenserwartung (ebd.).

Allen vier Theorien ist gemein, dass sie Indikatoren wie Geschlecht und sozialen Status nicht miteinbeziehen, sondern sich lediglich auf das Verhaltnis von Krankheit und Gesundheit im Leben eines Menschen konzentrieren. Sie verschaffen eher einen allgemeinen Uberblick und beziehen sich kaum auf Umwelteinflusse7. Um mein Forschungsziel zu erreichen, werde ich im nachsten Schritt die bisherigen Forschungsergebnisse zu dem Zusammenhang von sozialer Ungleichheit, Geschlecht und gesunder Lebenserwartung sammeln und auswerten.

3. Forschungshintergrund

3.1 Definition soziale Ungleichheit

Um den Zusammenhang von sozialer Ungleichheit und gesunder Lebenserwartung zu untersuchen, muss man zunachst klaren, wie soziale Ungleichheit defmiert werden kann und an welchen Indikatoren sie gemessen wird. Jens Hoebel schreibt hierzu:

„Soziale Ungleichheit besteht [...] immer dann, wenn sich durch die unterschiedliche Verfugung uber als wertvoll erachtete Ressourcen regelmabig Vor- und Nachteile im Hinblick auf zentrale Aspekte gesellschaftlicher Teilhabe ergeben“ (Hoebel 2017: 4).

Die wichtigsten Ressourcen seien vor allem Einkommen, Bildung und Berufsstatus (vgl., Schulze/ Unger 2013: 547). Die einzelnen Indikatoren wurden sich gegenseitig beeinflussen. Ein hoher Bildungsstatus verhelfe oftmals zu einem hohen okonomischen Kapital, welches wiederum weitere Indikatoren positiv beeinflussen konne wie beispielsweise die soziale Teilhabe (vgl. Lichtenberger 2013: 21). Die Indikatoren zur Messung sozialer Ungleichheit konnen je nach Studie variieren. In der von mir ausgewahlten Studie wurde der Bildungsabschluss als Indikator ausgewahlt (vgl., GEDA 2014: 7).

3.2 Forschungshintergrund Soziale Ungleichheit und gesunde Lebenserwartung in Deutschland

1980 vertiefte sich die deutsche Forschung bezuglich des Zusammenhangs von sozialer Ungleichheit und Gesundheit (vgl., Dragano et. al. 2015: 154). Die durchgefuhrten Studien MONICA8 und DHP9 konzentrierten sich hierbei besonders auf das Auftreten von Herz- Kreislauferkrankungen (vgl., ebd.). Im Anschluss daran startete das Robert- Koch Institut eine deutschlandweite Befragung, welche sich zusatzlich auf die Faktoren Gesundheit, Lebensqualitat, Gesundheitsverhalten und -versorgung bezog10 (vgl., ebd.). Im internationalen Vergleich ist die Forschung in Deutschland dennoch eher unterentwickelt (vgl., Hoebel 2017: 2). Den bestehenden Forschungsstand werde ich im Folgenden zusammenfassen.

Deutliche Unterschiede zwischen Statusgruppen habe man in der aktuellen Forschung bei chronischen Krankheiten wie Herzerkrankungen oder Lungenerkrankungen festgestellt. So bestunde bei Personen, welche einem niedrigen soziookonomischen Status angehoren, ein dreimal hoheres Risiko, an diesen zu erkranken als in anderen Statusgruppen (vgl., Perira Guedes/Wollesen 2013: 155). Auch einige Krebserkrankungen wie beispielsweise Magenkrebs kamen bei Personengruppen mit niedrigem soziookonomischen Kapital haufiger vor (vgl., ebd.: 155). Psychische Erkrankungen wie z.B. Depressionen traten ebenfalls haufiger in sozial schwachen Gruppen auf (vgl., Dragano et. al. 2015: 155). Die einzigen chronischen Erkrankungen, welche eher in hoheren Statusgruppen auftreten, seien Allergien (vgl., Perira Guedes/Wollesen2013: 155).

Die bisherigen Forschungsergebnisse weisen zudem darauf hin, dass es zwischen den einzelnen Statusgruppen Abstufungen gibt. Das heiBt, es sind nicht nur Unterschiede in Hinblick auf die gesunde Lebenserwartung zwischen den Ressourcen reichsten und armsten Burger*innen zu erkennen, sondern auch zwischen dem Mittelstand und der Oberschicht (vgl., Dragano et. al. 2015: 157). Daraus wurde folgen, dass ein hoherer Status statistisch in einigen Bereichen auch eine bessere Gesundheit bedingen konne (vgl., ebd.).

Grunde fur die deutliche Mehrerkrankung von niedrigen Statusgruppen seien vor allem ein hoher Genussmittelkonsum11, ein gesundheitsschadigender Aktivitatsgrad im Beruf und eine ungesunde Emahrung (vgl., Perira Guedes/Wollesen 2013: 156; vgl., Fratzscher2016: 108).

Hinsichtlich des schadigenden Konsums von Genussmitteln gibt es jedoch gespaltene Forschungsergebnisse. So schreibt Lichtenberger in ihrer Forschung, dass Tabak- und Alkoholkonsum in erster Linie durch Stress begunstigt wurden und dieser statusunabhangig zu gesundheitsschadigendem Konsumverhalten fuhren konne (vgl., Lichtenberger 2013: 21). Einen starkeren Indikator sieht sie in ungesunden Arbeitsverhaltnissen12, welche besonders im Niedriglohnsektor vorkommen (vgl., ebd.). Zudem nahmen Personen der unteren Einkommensschicht gesundheitsfordernde MaBnahmen eher weniger wahr (vgl., Perira Guedes/Wollesen 2013: 156).

[...]


1 Die vorliegende Studie erfasst Geschlecht nach dem binaren Standard. Dies ist nicht unkritisch zu betrachten, da sie dadurch einen Teil der Bevolkerung unsichtbar macht.

2 Vertikale Ungleichheit bezeichnet die Ungleichheit zwischen Statusgruppen (vgl., Hoebel 2017:6). Horizontale Ungleichheit bezeichnet Benachteiligungen durch Merkmale wie z.B. Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht. (vgl., ebd.: 5).

3 Durch die begrenzte Erfassung von Geschlecht durch Studien werde ich die Gruppe der Frauen nur mit der Vergleichsgruppe Manner untersuchen konnen.

4 Im folgenden abgekurzt als GEDA 2012.

5 Als Beispiel wird im Text Schwerhorigkeit genannt (vgl. Eggen/Knotz 2015: 13).

6 Siehe Fubnote 5 (vgl. Eggen/Knotz 2015: 13).

7 Abgesehen von James F. Fries, welcher sich auf die Emahrungsweise von Menschen bezieht (vgl. Eggen/ Knotz 2015: 13). Vertikale und horizontale Ungleichheiten, werdenjedoch ausgeblendet.

8 ^Monitoring Trends and Determinants in Cardiovascular Disease^ (Dragano et. al. 2015: 154).

9 ^Deutsche Herz- Kreislauf- Praventionstudie“ (Dragano et. al. 2015: 154).

10 Unter anderem die GEDA Studie, auf welche ich mich in meiner Arbeit beziehe.

11 Nikotin-undAlkoholkonsum(vgl.,Fratzscher2016: 108).

12 „[...] korperliche Schwerarbeit, monotone Arbeitsablaufe, Nacht- und Schichtarbeit, Arbeitsplatzunsicherheit undUmgang mit krankheitserregenden Stoffen [...]“ (Lichtenberger 2013: 21).

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Wie wirkt sich die soziale Ungleichheit auf die Lebenserwartung von Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status aus?
Untertitel
Untersuchung anhand der GEDA Studie 2012
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V470482
ISBN (eBook)
9783668950658
ISBN (Buch)
9783668950665
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ungleichheit, lebenserwartung, frauen, status, untersuchung, geda, studie
Arbeit zitieren
Sophia Jendrzejewski (Autor:in), 2018, Wie wirkt sich die soziale Ungleichheit auf die Lebenserwartung von Frauen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status aus?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470482

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