Die ungarische Gemeinschaft in Berlin. Hemmt die Berliner Multikulturalität die Förderung des Erwerbs der deutschen Sprache?


Hausarbeit, 2019

38 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Einleitung

1 Einleitung

2 Zielsetzung, Beschreibung der Gewährspersonen

3 Methodenbeschreibung, Analyseschritte

4 Die ungarische Gemeinschaft in Berlin

5 Auswertung der empirischen Befunde
5.1 Vorstellung der Ergebnisse des persönlichen Interviews
5.2 Vorstellung der Ergebnisse der Online-Fragebogenerhebung

6 Fazit

7 Literaturverzeichnis

8 Quellenverzeichnis

9 Anhang

1 Einleitung

In den letzten Jahren haben Tausende Ungarn ihren Wohnsitz in dem Heimatland aufgegeben und sind nach westeuropäische Städte gezogen. Berlin ist als beliebte Zielstadt stark von der Migration betroffen, vor allem für ungarische Akademiker und junge Erwachsene, die die Möglichkeiten der europäischen Mobilität ausnutzen.

Was wissen wir aber von ihrer Situation?

Welche Sprache spricht man überhaupt in dem weltoffenen Berlin und welche Sprache benutzen die Ungarn dort am meisten?

Ist die deutsche Sprache die Meistgenutzte unter Ihnen?

Wurden sie vom ungarischen Bildungssystem auf die Benutzung der Fremdsprache vorbereitet?

In der vorliegenden Untersuchung werden die oben genannten Problemkomplexe behandelt. Insbesondere die sprachliche Situation der ständig wachsenden ungarischen Gemeinschaft in Berlin untersucht.

Die Englisch-Problematik in Berlin kurz dazu dargestellt1 und es wird ein Einblick in die Sprachsituation der ungarischen Sprachgemeinschaft gewährt.

Der Ausgangspunkt meiner Arbeit war meine Hypothese, dass das Berliner Milieu mit seiner speziellen multikulturellen Lage, den Erwerb der deutschen Sprache für die ungarische Auswanderer nicht fördert.

Das Thema ist hochaktuell und bis jetzt besonders wenig erforscht. Die ungarische Soziologie beschäftigt sich wenig mit der Situation der ungarischen Auswanderer und die Deutschen haben wenig Kapazität dafür.

1 ̵Unter Englisch-Problematik wird hier die Benutzung der englischen Sprache als Verkehrssprache statt der deutschen Sprache. In den weltoffenen Berlin wird es oft kritisiert, dass wegen der kunterbunten internationale Einwohnern der Stadt, man die englische Sprache öfter hört, als die deutsche Sprache. Es hat eine Wirkung auch auf die Motivation der neu zugezogenen, die den Deutscherwerb vorhaben.

Die Migrationslinguistik und Sprachkontaktforschung beschäftigt sich mit solcher Problematiken des Zweitspracherwerbs, aber speziell über die Sprachbenutzung, der in Berlin lebenden ungarischen Sprachgemeinschaft sind sehr wenige Angaben zu finden. Auch die genaue Zahl der betroffenen Forschungsgruppe ist schwer einzuschätzen. Die ersten öffentlichen Daten2 über die Zahl der in Berlin-Brandenburg lebenden Ungarn stammen aus dem Jahr 2017.

2 Zielsetzung und Beschreibung der Gewährpersonen

Die Anregung zum Thema erhielt ich während meines Aufenthalts in Berlin. Insgesamt 2,5 Jahre lang habe ich offiziell in Berlin gewohnt und viel Zeit in der ausgedehnten ungarischen Gemeinschaft verbracht. Ich pflegte Kontakte zu verschiedenen Altersgruppen aus verschiedenen Bildungs- und sozialen Hintergründen. Nach mehreren spontan empirischen, soziolinguistischen Beobachtungen habe ich es enorm wichtig und aktuell gefunden, mich mit dem Thema aus wissenschaftlichen Aspekten zu beschäftigen.

Bei der Auswertung der Fragebogenerhebung habe ich mit der Begrifflichkeit der Sprachkontaktforschung und der Migrationslinguistik gearbeitet. (Vgl. Krefeld 2004 und vgl. Riehl 2009)

Die Ziel- und Aufgabenstellung dieser Arbeit ist, die allgemeine sprachliche Situation der ungarischen Gemeinschaft in Berlin kennenzulernen. Die Arbeit wird zu dem bisher wenig erforschten Thema, der ungarischen städtischen Migration, (Riehl: 2009) soziolinguistische Informationen liefern. Das selbst gesammelte Korpora wird authentisches Material zur Sprachfähigkeit der untersuchten Gruppe bieten. Die Zusammenhänge der Sprachbiografien und der Sprachkenntnisse werden durch die Daten der Fragebogenerhebung beleuchtet. Die Prozesse des Fremdsprachenerwerbs mit besonderem Schwerpunkt auf gesteuerten und ungesteuerten Spracherwerb werden anhand von Beispielen in der untersuchten Gemeinschaft veranschaulicht.

Weiterhin werden die eigenartigen Erscheinungen im Sprachkontakt der ungarischen und deutschen Sprache analysiert.

Die Zielsetzungen werden durch eine empirische Untersuchung unter 75 Informationslieferanten aus der ungarischen Sprachgemeinschaft in Berlin aus einer soziolinguistischen Perspektive anhand der Besonderheiten präsentiert.

Nach einer langen Beobachtungsphase im Untersuchungsgebiet konnte ich feststellen, dass es in Berlin auch solche Nationen3 mit den Deutschen zusammenleben, welche keine Motivation für das Deutschlernen haben und auch keinerlei Sprachkenntnisse aufweisen.

Es stellt sich die Frage, welche Attitüden die ungarischsprachigen Zuwanderer bezüglich des Erwerbs der deutschen Sprache entwickelt haben. Die Arbeit versucht auch auf die Frage eine Antwort zu geben, ob die Ungarn in Berlin, ähnlich zu der türkischen Gemeinschaft eine eigene Sprachinsel bilden, oder nach der erfolgreichen sprachlichen Integration streben.

Die Immigrantengruppen, die freiwillig in ein fremdsprachiges Land gezogen sind, nennt Riehl “Städtische Immigranten”. (Riehl: 2009/68) Die in Berlin lebende ungarische Gemeinschaft kann auch als mehrsprachige Gesellschaft betrachtet werden, da sie täglich mit zwei Sprachen, mit der Deutschen und mit der Ungarischen in Kontakt tritt. Sie ist aber nicht als offizielle Minderheit registriert und Berlin ist nicht eine offiziell mehrsprachige Stadt. Riehl grenzt solche Gruppen, als “allochtone Minderheiten”(Riehl: 2009/68) von den “autochtonen Gruppen” ab, “die schon sehr lange in einem bestimmten Gebiet siedeln”. Dadurch ist hier der Untersuchungsgegenstand die allochtone Minderheit der ungarischen städtischen Migranten in Berlin.

Um die untersuchte Zielgruppe weiterhin definieren zu können, sollte erstmal die ganze untersuchte Gruppe aus sprachlicher Hinsicht analysiert werden.

Die Forschungsgegenstände waren in Berlin lebenden ungarischen Muttersprachler, die sich nach dem Erreichen der Sprachbarriere im Alter von 18 bis 45+ Jahren ins Zielland gezogen sind. Betreffend der Vorkenntnisse sind bedeutende Unterschiede zu beobachten. In der Zielgruppe sind zahlreiche Beispiele für Sprecher auffindbar, die ihre Deutschkenntnisse gesteuert erworben haben und Beispiele für Sprecher, die die Sprachkenntnisse ungesteuert erworben haben. Mithilfe der Ergebnisse der Fragebogenerhebung werden in dieser Arbeit die einzelnen Unterschiede in Sprachvermögen, Sprechfähigkeit und Motivation erörtert.

Aus wissenschaftlicher Hinsicht kann die untersuchte Gruppe aus weiteren Aspekten beschrieben werden.

Riehl (Vgl. Riehl: 2009) appelliert auf die Bestimmung von Uriel Weinreich (Vgl. Weinreich: 1953) von Sprachkontakt. Nach Weinreich “zwei oder mehrere Sprachen stehen im Kontakt, wenn sie von ein und demselben Individuum abwechselnd gebraucht werden. Das ist die sogenannte psycholinguistische Begriffsbestimmung.” Bei den in Berlin lebenden Ungarn besteht in diesem psycholinguistischen Sinne der Kontakt zwischen mindestens zwei, aber in manchen Fällen auch von mehreren Sprachen. Die untersuchten Informationslieferanten beherrschen Ungarisch als Hauptsprache/Muttersprache und Deutsch als Zweit- oder Drittsprache.

3 Methodenbeschreibung, Analyseschritte

Um die möglichst detaillierten Ergebnisse der Forschung zu resultieren, wurde die Untersuchung gleichzeitig mit qualitativen und quantitativen Methoden durchgeführt. Die Datensammlung erfolgte durch Fragebogenerhebung, sowohl in deutscher, als auch in ungarischer Sprache. Durch die gezielte Fragebogenerhebung wurden 75 Personen der betroffenen Sprachgemeinschaft in Berlin erreicht, die freiwillig Daten bezüglich ihrer Sprachbiografien lieferten. Die Fragen bezogen sich auf allgemeine biografische Angaben, wie Alter und Geschlecht und auf ihrer Sprachbiografie4, wie Dauer des Deutschlernens in institutionellem Rahmen, falls vorhanden, und die in Deutschland verbrachte Zeit. Weitere Fragen bezogen sich auf Selbstbeurteilung des Sprachniveaus.

Von quantitativen Methoden wurde die Speicherung der freien zusammenhängenden Rede von 3 Personen mit verschiedenen sozialen und sprachlichen Hintergründen und Motivation gewählt. Die Auswahl erfolgte bewusst in meinem Freundeskreis. Die Probanden leben seit unterschiedlich langer Zeit in der Zielstadt.

Die Probandin 1. arbeitet als Hausfrau. Sie ist im Alter 52 und hatte fast keine Vorkenntnisse, hat die Sprache bis jetzt ungesteuert erworben, wohnt aber auch seit 4 Jahren in einem mehrsprachigen Haushalt mit Deutschen zusammen.

Die Probandin 2. ist Ansprechpartnerin für eine ungarische Firma. Sie ist im Alter 29 und lebt in einer Beziehung mit einem Deutschen seit 5 Jahren in Berlin zusammen. Sie hatte auch keine Vorkenntnisse.

Die Probandin 3. arbeitet in einem Kaffeeladen. Sie ist im Alter von 32 und wohnt in einem mehrsprachigen Haushalt auch mit Deutschen zusammen. Sie hat in dem ungarischen Bildungssystem 5 Jahren Deutsch gelernt.

Das Ziel mit der Aufnahmen war durch die mündliche Realisierung der Sprache, die einzelnen Charakteristiken des Fremdsprachenerwerbs der untersuchten Gemeinschaft zu rekonstruieren. Das freie Gespräch der Probanden wurde mit allgemeinen Fragen eingeleitet, die auf ihren Aufenthalt in Berlin und auf ihren Sprachkenntnissen bezogen. Die Analyse der sprachlichen Äußerungen der Probandinnen wird anhand der Fragmente der Aufnahmen durchgeführt.

Löffler erwähnt die Theorie des Beobachterparadoxons von dem US-Amerikanischen Linguisten Labov, der aussagt, dass in einer empirischen Forschung die Anwesenheit des Beobachters in der beobachtenden Situation die Forschungsergebnisse beeinflusst.

“Grundlegende Annahme des Beobachterparadoxons ist, dass der Versuch, einen neutralen Beobachter in eine natürliche Gesprächssituation zu integrieren, um herauszufinden, wie Menschen sprechen oder sich verhalten, wenn sie nicht beobachtet werden, die Forschungsergebnisse verzerrt. Es entsteht ein Widerspruch zwischen dem Forschungsziel, authentische Daten zu gewinnen und der Tatsache, dass genau dies durch die Forschungsmethode der teilnehmenden Beobachtung verhindert wird, da es kaum möglich ist, den Forscher so weit in die untersuchte Gruppe zu integrieren, dass sich die untersuchten Personen seiner Anwesenheit überhaupt nicht mehr bewusst sind. In Anwesenheit eines Beobachters versuchen die Gruppenmitglieder, ihr Verhalten zu kontrollieren. Dieses veränderte Verhalten führt dazu, dass die Beobachtungsergebnisse verfälscht werden.“(Löffler 2010)

Von der Beobachterparadoxon-Theorie von Labov ausgehend, habe ich erkannt, dass das Fragebogenerheben und die Tonaufnahme, bei welchen die Teilnehmerinnen und Informationslieferanten im Bewusstsein einer Beobachtung waren, die erlebte Situationen interessant gestaltete und Erscheinungen zu beobachten waren, wie zum Beispiel Überdetermination, Streben nach grammatischer Korrektheit und natürlich Lampenfieber.

Die sprachliche Situation der ungarischen Sprachgemeinschaft in Berlin wird durch diese drei verschiedenartig gesammelten Materialien beleuchtet.

4 Die ungarische Gemeinschaft in Berlin

Unter den Berliner Ungarn gibt es eine spezielle Redewendung dafür, die Größe der Berliner ungarischen Gesellschaft zu erfassen. “ Berlin ist ein weiterer Bezirk von Budapest”. Die Bezeichnung von Berlin, als ein “Budapester Bezirk” ist besonders treffend, weil in der letzten Zeit man in Berlin nicht spazieren gehen kann, ohne ungarischen Wörter zu hören. Auf der Wochenmärkte findet man ungarischen Handwerkern, ungarischen Gerichten Spezialitäten und sogar Bars, die Tochter Abteilungen von kultischen Szenebars in Ungarn sind. Davon erweitert in den nächsten Absatz.

Die Stadt ist stark an Migration betroffen. Das zeigt auch der statistische Bericht 5 des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, nach derer Angabe vom 31.12. 2017 aus 371.193 Einwohnern haben 711.282 Migrationshintergrund. Diese Angaben berichten von Bewohnern, die melderechtlich mit Hauptwohnsitz in Berlin registrierten. In der Bundeshauptstadt gilt eine Regelung, nach der, alle in die Deutsche Hauptstadt ziehenden

Bürger, müssen sich bei der Meldebehörde innerhalb von 14 Tagen offiziell anmelden.6 Dazu braucht man erstmal eine offizielle Wohnung, was wegen Wohnungsmangel sehr kompliziert und lang andauernd ist. Außerdem müssen die neu Angekommenen über die Genehmigung des Hauptmieters verfügen. Wenige können in der Tat, die Wohnverhältnisse innerhalb von 14 Tage arrangieren. Außerdem ist ein wichtiger Faktor, dass die Ausländer oft ein Wohnsitz aus ihrer Heimat als permanent angeben. Daraus lässt es sich folgern, dass über die tatsächlichen Zahlen der ungarischen Einwohner nur grobe Schätzungen und Teildaten zur Verfügung stehen. In dem vorher genannten Bericht des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg steht eine Zahl von 5 9447 in Berlin offiziell angemeldeten Ungarn. Das wird nuanciert von der Angaben eines Experten der erforschten Gemeinschaft, der in dem Zeitungsartikel von der Tagesspiegel eine Zahl von 7909 ungarischen Bürger erwähnt am 08.01.2018.8

Durch die Steigerung der ungarischen Einwohnerschaft, wächst die Zahl der verschiedenen Kulturkreisen und Institutionen, mithilfe deren man mit anderen ungarischstämmigen Kultur und Kontakt pflegen kann. Eine der größten solcher Institutionen ist das Collegium Hungaricum Berlin, der staatlich gefördert ist.

“Das Institutionen-Netzwerk namens Collegium Hungaricum wurde in den 1920-er Jahre auf Initiative des ungarischen Ministers für Religion und Bildung Kuno Graf Klebelsberg mit dem Ziel ins Leben gerufen, der ungarischen Wissenschaft europäische Präsenz und Anknüpfungsmöglichkeiten zu bieten.”9

Die Mehrheit der untersuchten Sprachgemeinschaft besteht aus Migranten von der Erstgeneration. Bei denen ist der Anspruch für die Bewahrung der Muttersprache und der ungarischen Kultur sehr groß. Es befindet sich in der Institution, eine ungarische Bibliothek. Sowohl ungarische Klassiker, als auch zeitgenössische Literatur, Musik CD-s und ausgewählte Zeitschriften stehen zur Verfügung. Der Nachfolger von ehemaligen Auswanderer bietet die Institution die Möglichkeit, in verschiedenen Stufen ungarische Sprache zu lernen. Die aktuelle Zielsetzung hängt immer von der Institutsleitung und von der administrativen Leitung ab.

“Das Collegium Hungaricum Berlin funktioniert seit 2016 unter der fachlichen Leitung des Budapester Balassi Institutes, die administrative Leitung hat das Ministerium für Außenwirtschaft und Auswärtiges von Ungarn inne.”10

In dem neuen Programm wurde die Wichtigkeit der Einbeziehung der Generation Y betont:

“Das Collegium Hungaricum Berlin, eine der traditionsreichsten kulturellen Institutionen Ungarns, ist mit einer erneuerten Funktionsweise und einer qualitätsbasierten, integrativen Programmstruktur in das Jahr 2016 gestartet. Das CHB fokussiert auf kreative Prozesse und ist überzeugt, dass die Institution für Deutschland nur durch Ergebnisse relevant werden kann, die ausdrücklich hier vor Ort oder speziell für das CHB konzipiert sowie für das deutschsprachige Publikum vermittelbar und interessant sind. Seine strategische Zielgruppe ist die Generation Y, die mit situations- und personenentsprechenden Mitteln angesprochen werden soll. Das CHB ist bestrebt, in der deutschen Hauptstadt zu einem aktiven Zentrum der zeitgenössischen Kultur und Kreativität zu werden, das leicht identifizierbar ist und mit seinen originellen Initiativen und Programmen nicht nur einen konstanten Anziehungspunkt, sondern auch einen Orientierungspunkt bietet.“ 11

Neben dem staatlich geförderten Collegium Hungaricum findet man selbstorganisierende Gruppierungen. In Berlin funktioniert sogar eine ungarische Kita und eine Schule gegründet auf die Initiative von ausgezogenen Müttern, die in ungarischen, beziehungsweise deutsch-ungarischen Familien leben. In der Kita kümmert sich eine ungarische Muttersprachler um die Kleinen und bietet ihnen ein breitgefächertes Programm an.12 In der ungarischen Schule organisiert von der Botschaft von Ungarn in Berlin lernen die, schreiben und lesen einmal pro Woche. Für den Betrieb der ungarischen Bildungsinstitutionen wurde der gemeinnützige Verein Brunszvik gegründet, deren Angebot mit ungarischen Volkstanzschulen und Tanzhausprogramme ergänzt wurde. Regelmäßig sind auch Volksmusik Ensembles aus Ungarn eingeladen. Die Pflege der Traditionen und der Kontakt mit der ungarischen Sprache ist damit besonders erleichtert für den Berliner ungarischen Gemeinschaft.

Eine Brücke zwischen deutsche und ungarische Kultur stellt Judit Pompery in Berlin durch ihrer Berlini Szalon. Ungarische Autoren, Musikanten, Winzers sind Monat für Monat eingeladen, mit Zweck, die ungarische Kultur durch persönliche Erlebnisse den Deutschen näher zu bringen. Gesellschaftliche Diskussionen stehen auf der Palette mit ungarischen und ebenso deutschen Experten.

Das ungarische kulturelle Angebot bereichern unter anderen die Szimpla Badehaus, das Szimpla-Kaffeehaus13 und das Kék Ló Berlin, ein Kaffeehaus auf dem Muster der Budapester Kék Ló14, in dem man vegane Gerichte und Bio-Kaffees findet während Konzerte von ungarischen Jazzmusikanten oder die Vorlesung von ungarischen Autoren hört.

Wichtige Beispiele für selbstorganisierenden Plattformen der in Berlin lebenden Betroffenen sind die Foren auf den sozialen Netzwerken. Auf dem meist bekannten Gemeinschaftsportal findet man 3 verschiedene Gruppierungen gezielt für die in Berlin lebenden Ungarn zustande gebracht.

Die größte Online Versammlungsort heißt “Ungarn / Halbungarn in Berlin / Magyarok Berlinben / Berlini Magyarok”15 mit einer Mitgliederzahl von 4960 Benutzer. Das geschlossene Forum richtet sich an Wohnung- und Arbeitsuchenden und an ungarischen Dienstleistern. Von den Administratoren wird ein ungarischer Stammtisch regelmäßig organisiert.

Bezüglich der Größe der Teilnehmerzahl folgt “Berlin Calling”16 die ersterwähnte Gruppe. Das im Jahre 2012 gegründeten Forum verfügt heute von einer Teilnehmeranzahl von 4364

Personen. Die wichtigste Mission der Administratoren war und ist die Möglichkeit dafür zu bieten, um sich mithilfe von anderen über Wohnungssuche, Arbeitssuche, Möbeltransport und Personentransport zwischen Ungarn-Deutschland, über ungarische Programmangebot

[...]


1 Unter Englisch-Problematik wird hier die Benutzung der englischen Sprache als Verkehrssprache statt der deutschen Sprache. In den weltoffenen Berlin wird es oft kritisiert, dass wegen der kunterbunten internationale Einwohnern der Stadt, man die englische Sprache öfter hört, als die deutsche Sprache. Es hat eine Wirkung auch auf die Motivation der neu zugezogenen, die den Deutscherwerb vorhaben.

2 https://web.archive.org/web/20180304174256/https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/Stat_ Berichte/2018/SB_A01-05-00_2017h02_BE.pdf

3 ̵Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass im Dienstleistungsektor in Berlin solche türkenstämmige Frauen arbeiten, die überhaupt nicht Deutsch sprechen. Ihre primäre Kundenkreis kommt aus der eigenen Nation. Mit anderen Kunden setzen sie sich mit Hilfe von ihren deutschsprechenden Kinder oder anderen Angehörige durch.

4 “Das Kompositum Sprachbiografie ist kein (sprach-)wissenschaftlicher Terminus. In den Lexika und Handbüchern zur Sprachwissenschaft findet man es nicht. Sprachbiografie dient in einem vorwissenschaftlichen Sinne dazu, den Sachverhalt zu bezeichnen, dass Menschen sich in ihrem Verhältnis zur Sprache bzw. zu Sprachen und Sprachvarietäten in einem Entwicklungsprozess befinden, der von sprachrelevanten lebensgeschichtlichen Ereignissen beeinflusst ist.” Publiziert in Bulletin VALS-ASLA (Vereinigung für angewandte Linguistik in der Schweiz) 76, 1-14, 2002 (https://core.ac.uk/download/pdf/20650502.pdf letztens abgerufen am 16.03.2019)

5 https://web.archive.org/web/20180304174256/https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/Stat_B erichte/2018/SB_A01-05-00_2017h02_BE.pdf (Letztens abgerufen am 12.10.2018, um 20:51)

6 Anmeldung einer Wohnung: https://service.berlin.de/dienstleistung/120686/ (letztens abgerufen am 13.10.2018, um 13:13)

7 https://web.archive.org/web/20180304174256/https://www.statistik-berlin-brandenburg.de/publikationen/Stat_B erichte/2018/SB_A01-05-00_2017h02_BE.pdf S.18. (letztens abgerufen am 27.10.2018)

8 ̵https://www.tagesspiegel.de/berlin/acht-tage-acht-laender-eine-weltreise-durch-berlin/20818014.html (letztens abgerufen am 27.10.2018 um 10:53)

9 http://www.berlin.balassiintezet.hu/de/unser-haus/geschichte/ (letztens abgerufen am 13.10.2018, um 13:56)

10 ̵http://www.berlin.balassiintezet.hu/de/unser-haus/geschichte/ (letztens abgerufen am 13.10.2018)

11 http://www.berlin.balassiintezet.hu/de/unser-haus/vorstellung/ (letztens abgerufen am 13.10. 2018)

12 http://www.brunszvik.de/?page_id=2

13 Szimpla ist eine einzigartiges Projekt in den Szeneviertel von Budapest. Es ist eine Ruinenkneipe eingerichtet einzigartig nur mit Trödelmöbeln. Im Jahre 2008 wurde die Idee von Szimpla nach Berlin exportierte und wurde der berliner Kaffeehausgeöffnet. Nach dem Angabe ihrer Online-Seite ist Szimpla-Kaffeehaus-Budapest in Berlin “Ein Stück Budapest am Boxi. Frühstück & Kaffee, Gulasch, Lecsó & ungarische Weine, Craftbeer vom Hahn, Fröccs, & W-LAN”

14 https://www.szimpla.de/?fbclid=IwAR1im7I1ozPjlluROz-hR_B3fY7ksKq8lnUpGVPE7UHKoUeAqyDvNiHgk zc (zuletzt abgerufen am 21.20.2018 um 20:06)

15 https://www.facebook.com/groups/387322257988577/

16 https://www.facebook.com/groups/441262202590481/

Ende der Leseprobe aus 38 Seiten

Details

Titel
Die ungarische Gemeinschaft in Berlin. Hemmt die Berliner Multikulturalität die Förderung des Erwerbs der deutschen Sprache?
Hochschule
Eötvös Loránd Universität  (Germanistisches Institut)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
38
Katalognummer
V470605
ISBN (eBook)
9783668962514
ISBN (Buch)
9783668962521
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spracherwerb, Mixt-Language Gebrauch, Migrationslinguistik, Soziolinguistik, Zweitspracherwerb, Fremdsprachenerwerb, Linguistik, Fragebogenerheben, Transfererscheinungen, Ungarn in Berlin
Arbeit zitieren
Indira Anna Hajnacs (Autor:in), 2019, Die ungarische Gemeinschaft in Berlin. Hemmt die Berliner Multikulturalität die Förderung des Erwerbs der deutschen Sprache?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/470605

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