Die vorliegende Arbeit widmet sich der Leitfrage "Was sagt Richter 19 den Frauen?". Daher soll die leidtragende Frau aus Ri 19 Bat Shever genannt werden, um die Leserinnen und Leser an das Schicksal vieler Frauen zu erinnern, welche ebenfalls wie sie an der zugefügten Gewalt zerbrochen sind. Die Erzählung von Bat Shever enthüllt Informationen über die Stellung der Frauen innerhalb der in Richter 19 präsentierten Gesellschaft. Da ein Anteil der Leserschaft Frauen sind, ist es umso interessanter ihre Perspektive einzunehmen und die indirekten Botschaften an Frauen herauszufinden.
Die Beantwortung der Leitfrage soll durch mehrere Schritte erreicht werden. Zunächst werden in Kapitel zwei folgende Unterpunkte aus der theologische Perspektive betrachtet und erläutert: Da Bat Shever zum Opfer von sexueller Gewalt wurde, soll in Kapitel 2.1 eine theologische Auseinandersetzung mit dem Thema: "sexuelle Gewalt gegen Frauen" erfolgen. So soll zunächst die Relevanz dieses Themas verdeutlicht werden. Daraufhin wird definiert, was ein sexueller Missbrauch ist und welche Folgen eine Vergewaltigung für das Opfer hat. Dadurch soll den Leserinnen und Lesern eine bessere Empathie in Bat Shevers Lage ermöglicht werden. Zudem sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie das Leid der Opfer gelindert werden kann. Dabei wird auch auf das Potential der biblischen Texte eingegangen. So soll die Frage beantwortet werden, wie kirchliche Institutionen aktiv einen Beitrag dazu leisten können, um auf das Thema "sexuelle Gewalt gegen Frauen" aufmerksam zu machen und Widerstand zu leisten.
In Kapitel 2.2 soll die Notwendigkeit einer feministischen Exegese aufgezeigt werden. Dabei soll geklärt werden, was ein Patriarchat ist und welche Stellung Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft einnehmen. Zudem soll erklärt werden, warum es notwendig ist, dass speziell Frauen sich mit dem biblischen Texten auseinandersetzten sollten. Abschließend soll in diesem Kapitel die Frage beantwortet werden, welche Methoden die feministischen Exegetinnen verwenden. Im Folgenden Kapitel Kapitel 2.3 wird erörtert, ob JHWH den Patriarchat befürwortet oder ablehnt. Daraufhin erfolgt in Kapitel 3 eine Textanalyse. Abschließend soll in Kapitel 4 ein Fazit erfolgen, in der die Leitfrage beantwortet und theologische Perspektiven eines konstruktiven Umgangs mit solchen Gewalttexten aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theologische Überlegungen
2.1 Eine theologische Auseinandersetzung mit dem Thema „sexuelle Gewalt gegenüber Frauen“
2.2 Warum ist eine feministische Exegese notwendig?
2.3 Wie steht JHWH zum Patriarchat?.
3. Textanalyse
3.1 Der Übersetzungsvergleich von Ri
3.2 Die traditionelle Auslegung von Ri 19
3.3 Feministische Deutungen zu Ri 19
3.4 Zusammenführung der Ergebnisse
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Unendlich die Zahl der Bilder und Geschichten […]. Kein Erzählwerk der Welt enthält solch eine Fülle von Motiven, Situationen, Charakteren […] und existentiellen Entscheidungen. […] Das menschlichste, das vielfältigste, das wichtigste, das tiefste und höchste Erzählwerk der Welt ist die alt-neue Bibel noch immer […]1, erklärt Rudolf Augstein.
Das Buch der Richter (Ri) stellt die Geschichte Israels in einer vorstaatlichen Zeit dar, in der noch kein König herrschte. Dennoch wird dieses Buch in der modernen Forschung nicht als Produkt dieser Zeit, sondern als Geschichtsfiktion einer späteren Zeit erachtet.2 Das Buch zeigt sozial und politisch angespannte Zustände auf. So muss sich das Volk Israel mit der militärischen Bedrohung durch andere kriegerische Stämme auseinandersetzen. Doch innerhalb dieser schwierigen Lebensverhältnisse wirken mutige Männer und Frauen3, „die von Gott zur Errettung seines Volkes [‚]erweckten[’] Werkzeuge.“4 Jedoch zeigt sich, dass auch diese Helden Israel nicht langfristig retten können.5
Fischer betont, dass die Leserinnen und Leser in Ri 19 der brutalsten und grausamsten Erzählung des Ersten Testamentes begegnen.6 Phyllis Trible bezeichnet dieses Kapitel als „Text of Terror“, als Erzählung des Schreckens.7 Obwohl das Buch der Richter eine Rettersammlung als Erzählkern aufweist8, scheinen die letzten drei Kapitel 19-21 (Tora-Propheten Redaktion)9 sich dadurch auszuzeichnen, dass das Ausmaß der Gewalt sich fortlaufend steigert.10 Ilse Müller betont: „Diese Erzählung kennt keine Helden.“11
So wird in Ri 19 von dem Schicksal einer namenslosen Frau berichtet, die von ihrem eigenen Ehemann an brutale Männer der Stadt Gibea ausgeliefert wird (vgl. V.25). Ihr Mann gibt sie preis, um sich selbst vor sexuellen Missbrauch zu schützen. Obwohl die Gibeatiter nach ihm verlangen (vgl. V.22), geben sie sich mit ihrem Körper zufrieden. Nachdem die Frau die ganze Nacht sexuell missbraucht wird, lassen die Männer sie erst am folgenden Morgen gehen. Ihr Körper wird durch die stundenlange Gewalt so sehr geschwächt, dass ihre Kraft nicht mehr ausreicht, um einen schützenden Zufluchtsort zu erreichen. Vor dem Eingang des Hauses, in dem sich ihr Mann befindet, bricht sie schließlich zusammen. Weder hilft er ihr noch bringt er ihr einen Ausdruck der Sorge, des Mitleides oder ein Schuldbekenntnis entgegen. Ihre physische und psychische Verfassung scheint ihm gleichgültig zu sein. Er möchte vielmehr seine Heimreise fortsetzen und packt ihren reglosen Körper auf einen Esel (vgl. V.25-28). Darüber hinaus ist ihre Todesursache unklar. Sie stirbt entweder an den Folgen der Massenvergewaltigung oder erst durch die anschließende Zerteilung ihres Körpers in zwölf Stücke durch ihren eigenen Ehemann (vgl. V.29).
Selbst Menschen, „die einen Sinn [für sadistische Handlungen] haben, [bleibt bei dieser Erzählung] das Lachen im Halse stecken“12, versichert Knauf.
Auch solche biblischen Erzählungen, welche von Gewalt und Machtmissbrauch handeln, dürfen nicht ignoriert werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Bibelstelle erscheint notwendig, da sie zudem auch kontroverse Aussagen über das Verhältnis der Geschlechter vermittelt. Ri 19 erweckt den Eindruck, dass das Leben einer Frau zweitrangig sei. Demnach wäre die Vergewaltigung einer Frau hinzunehmen, wenn dadurch das Leben eines Mannes gerettet wird. Des Weiteren erscheint die Frau als verfügbarer Besitz eines Mannes, der sie hemmungslos für seine Zwecke benutzen kann und ihr damit ihre Freiheit als selbstbestimmtes Subjekt abspricht. Solche Botschaften können die Sicherheit der Frauen gefährden. Daher kritisiert Alice Schwarzer:
Frauen würden durch reale Gewalt und durch abwertende und unterwürfige Frauenbilder untergeordnet und entmutigt[,] sich zu wehren.13
Umso besorgniserregender ist die Vorstellung, dass Menschen, auf der Grundlage von solchen biblischen Texten, ihr negatives Verhalten gegen Frauen legitimieren wollen. Solches Verhalten fordert Protest: Stimmen der Gerechtigkeit. Exum beklagt, dass die Anonymität der Frau in Ri 19 sie daran hindert als Subjekt mit Würde und eigenständiger Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Indem ihr ein Name gegeben wird, soll ihre Anonymität aufgehoben, ihre Würde zurückgegeben und ihr Aufmerksamkeit innerhalb der Erzählung verliehen werden.14 Cheryl Exum gibt der namenlosen Frau in ihrem Werk „Was sagt das Richterbuch den Frauen?“ den hebräischen Namen „Bat Shever“, was „zerbrechliche Tochter“ bedeutet.15 Daher soll auch in dieser Hausarbeit die leitragende Frau aus Ri 19 Bat Shever genannt werden, um die Leserinnen und Leser an das Schicksal vieler Frauen zu erinnern, welche ebenfalls wie sie an der zugefügten Gewalt zerbrochen sind.
Die Erzählung von Bat Shever enthüllt Informationen über die Stellung der Frauen innerhalb der in Ri 19 präsentierten Gesellschaft. Da ein Anteil der Leserschaft Frauen sind, ist es umso interessanter ihre Perspektive einzunehmen und die indirekten Botschaften an Frauen herauszufinden. So ist die Leitfrage angelehnt an Cheryl Exums Werk: „Was sagt Richter 19 den Frauen?“
Die Beantwortung dieser Frage soll durch mehrere Schritte erreicht werden. Zunächst werden in Kapitel zwei folgende Unterpunkte aus der theologische Perspektive betrachtet und erläutert:
Da Bat Shever zum Opfer von sexueller Gewalt wurde, soll in Kapitel 2.1 eine theologische Auseinandersetzung mit dem Thema: „sexuelle Gewalt gegen Frauen“ erfolgen. So soll zunächst die Relevanz dieses Themas verdeutlicht werden. Daraufhin wird definiert, was ein sexueller Missbrauch ist und welche Folgen eine Vergewaltigung für das Opfer hat. Dadurch soll den Leserinnen und Lesern eine bessere Empathie in Bat Shevers Lage ermöglicht werden. Zudem sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie das Leid der Opfer gelindert werden kann. Dabei wird auch auf das Potential der biblischen Texte eingegangen. So soll die Frage beantwortet werden, wie kirchliche Institutionen aktiv einen Beitrag dazu leisten können, um auf das Thema „sexuelle Gewalt gegen Frauen“ aufmerksam zu machen und Widerstand zu leisten. In Kapitel 2.2 soll die Notwendigkeit einer feministischen Exegese aufgezeigt werden. Dabei soll geklärt werden, was ein Patriarchat ist und welche Stellung Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft einnehmen. Zudem soll erklärt werden, warum es notwendig ist, dass speziell Frauen sich mit dem biblischen Texten auseinandersetzten sollten. Abschließend soll in diesem Kapitel die Frage beantwortet werden, welche Methoden die feministischen Exegetinnen verwenden. Im Folgenden Kapitel Kapitel 2.3 wird erörtert, ob JHWH den Patriarchat befürwortet oder ablehnt. Dabei wird aufgezeigt, welche biblischen Verse zur Beantwortung dieser Frage herangezogen werden können. Daraufhin erfolgt in Kapitel 3 eine Textanalyse. So wird mit Hilfe eines Übersetzungsvergleiches in Kapitel 3.1, die vielfältigen Deutungen und wörtlichen Abweichungen von Ri 19 der verwendeten Übersetzungen (Luther 2017, Hfa, BigS) aufgezeigt. Im Folgenden soll in Kapitel 3.2 eine traditionelle Auslegung von Ri 19 dargelegt und in Kapitel 3.3 weitere feministische Interpretationen genutzt werden, um die literarischen Botschaften an die Frauen zu entlarven. Indem sowohl eine traditionelle wie auch eine feministische Betrachtung der Bibelstelle erfolgt, wird einem eindimensionalen Textverständnis entgegenwirkt und eine multiperspektivische Wahrnehmung durch eine Fülle an Interpretationsangeboten ermöglicht. Daraufhin werden die Ergebnisse der Textanalyse in Kapitel 3.4 zusammengeführt und kritisch bewertet. Dabei soll vor allem verdeutlicht werden, welche Stellung Frauen innerhalb der Gesellschaft in Ri 19 einnahmen. Abschließend soll in Kapitel 4 ein Fazit erfolgen, in der die Leitfrage beantwortet und theologische Perspektiven eines konstruktiven Umgangs mit solchen Gewalttexten aufgezeigt werden.
2. Theologische Überlegungen
2.1 Eine theologische Auseinandersetzung mit dem Thema „sexuelle Gewalt gegenüber Frauen“
Da Ri 19 die Vergewaltigung einer Frau darstellt, soll im Folgenden die theologische Auseinandersetzung mit dem Thema „sexuelle Gewalt gegen Frauen“ erfolgen. Zunächst soll erläutert werden, warum eine theologische Auseinandersetzung mit dieser Thematik erforderlich ist. Daraufhin soll erläutert werden, was ein sexueller Missbrauch ist und welche psychischen Folgen dieser für das Opfer hat. Erst, wenn die Leserinnen und Leser die oben genannten Zusammenhänge nachvollziehen können, kann eine tiefgründige Empathie für Bat Shevers Lage, als Opfer einer Gruppenvergewaltigung, ermöglicht werden. Des Weiteren sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, um das Leid der Opfer von sexueller Gewalt zu lindern. Dabei soll auf das Potential der biblischen Texte aufmerksam gemacht werden, die ebenfalls zur Verarbeitung von Leiderfahrungen dienen können. Im Anschluss sollen Möglichkeiten erörtert werden, wie die Kirche durch ihren Einfluss einen Beitrag zur Vorbeugung von sexuellen Verbrechen leisten kann.
„Die Kirche war und ist kein gewaltfreier Ort“16, erklärt Annegret Reese. Sexuelle Gewalt ist nicht nur ein säkulares Thema, denn nachdem 2010 in der Öffentlichkeit bekannt wurde, dass viele Kinder und Jugendliche sexuelle Gewalt durch katholische Priester erfahren haben, scheint die katholische Kirche als Institution ihre Vertrauenswürdigkeit verloren zu haben. Den Vertretern der Kirche wird zudem das Dulden der sexuellen Übergriffe der Täter vorgeworfen.17 Gewalterfahrungen muss die Kirche als Aufforderung wahrnehmen, um ihr Eigenkonzept zu überarbeiten. Selbstkritisch muss hinterfragt werden, welche religiösen Rituale, welche Glaubenssätze und biblischen Texte Gewalthandlungen gegenüber Frauen unterstützen.18
Reese klagt, dass die Kirchen mit dem biblischen Motiv der Vergebung Frauen dazu ermutigen, Gewalt zu dulden. Dadurch stabilisiert die Kirche indirekt die Gewaltherrschaft des Täters.19 So kritisiert auch Irmtraud Fischer, dass vor allem im religiösen Milieu Bibeltexte verschwiegen werden, in denen sexuelle Gewalt vorkommt. Dadurch werden ein angemessener Austausch und eine reflektierte Verarbeitung dieser Eindrücke verhindert. Dieser Umgang drückt einerseits eine gleichgültige Haltung bezüglich der Leiderfahrungen der Opfer aus. Andererseits werden die Betroffenen erneut zu Opfern der Ungerechtigkeit gemacht, indem ihre Anklagen gegenüber den Tätern und auch die Gewaltverbrechen selbst verschwiegen werden.20
Doch das Erste Testament verschweigt Gewalt nicht, sondern stellt sie bloß.21 So wird im biblischen Kontext auch die sexuelle Gewalt gegen Frauen thematisiert und dargestellt (vgl. Ri 19; 2Sam 13; Gen 34).22 Die Bibel inszeniert keine „heile Welt“, sondern zeigt realistisch auf, dass Gewalt eine Option des Menschen ist.23
[Die] Bibel ist wie jedes andere Dokument der Vergangenheit in einer bestimmten Kultur geprägt und spiegelt darum die Werte und Maßstäbe ihrer Entstehungszeit wider.24
Frauen werden im Alten Testament wiederholt als Opfer männlicher Verfügungsgewalt dargestellt.25 Zunächst stehen sie unter der Gewalt ihrer Väter und ab der Eheschließung unter der Verfügungsgewalt ihrer Ehemänner.26 So beklagt Haslbeck, dass genau solch ein hierarchisches Verhältnis zwischen Männern und Frauen einen sexuellen Missbrauch begünstige.27 Dies wird auch durch die Darstellungen in Ri 19 bestätigt. Die Verfügungsgewalt des Gastgebers über seine Tochter und die Frau seines Gastes wird verdeutlicht, indem er sie den Männern der Stadt zur Vergewaltigung anbietet (vgl. 19,24). Zudem wird Bat Shever gegen ihren Willen durch ihren Ehemann an ihre Peiniger ausgehändigt (vgl. 19,24). Darüber hinaus erklärt Fischer, dass die Bibel zur Legitimation von Frauenunterdrückung herangezogen werde.28 So wird in Ri 19,24 durch das Handeln des Gastgebers der Eindruck erweckt, dass die Vergewaltigung von Frauen akzeptabel sei. Des Weiteren sind sowohl der efraimitische Gastgeber wie auch der Ehemann in Ri 19, durch das Angebot bzw. durch die Auslieferung der Frau an ihrer Vergewaltigung und ihrem Tod mitverantwortlich und müssen trotz dessen keine Konsequenzen für ihre Taten fürchten.29 Da die „Literatur [...] ein bedeutender Bestandteil des Sozialisationsprozesses [...]“30 ist, müssen solche dargestellten Geschlechterverhältnisse kritisch hinterfragt werden.
Die sexuelle Gewalt gegen Frauen ist kein Phänomen der Vergangenheit, sondern ein Bestandteil und eine Herausforderung der Gegenwart.31 Als Vergewaltigung können daher alle sexuellen Handlungen bezeichnet werden, welche gegen den Willen einer beteiligten Person erfolgen.32 Bail ist entsetzt darüber, dass der Körper der Frau nicht wertgeschätzt, sondern wie eine eroberte Stadt zerstört werde.33 „Das gewaltvolle Eindringen in den Körper der Frau hat Wirkungen, die der Folter vergleichbar sind“34, erklärt Sigrid Eder. Auch der körperliche Zusammenbruch von Bat Shever nach der Vergewaltigungsszene zeigt das Ausmaß der sexuellen Gewalt (vgl. 19,26). Im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch wird oft von sexualisierter Gewalt gesprochen. Dies soll darauf hinweisen, dass es sich nicht primär um Sex, sondern um eine Form der Gewalt handelt.35
Die Sexualität des Täters ist nicht Selbstzweck, sondern sie wird instrumentell in den Dienst von Gewalt- und Machtausübung gestellt [als] sexuelle Aggression.36
Das primäre Ziel der Täter ist daher nicht ihre eigene sexuelle Befriedigung, sondern das Opfer zu unterwerfen und zu demütigen.
Doch die Folgen für das Opfer sind verheerend. Durch eine Vergewaltigung fühlen sich die Frauen ihrer Identität beraubt. Ihnen wird durch das gewaltvolle Absprechen der Selbstbestimmung, zudem auch die Selbstachtung genommen, da sie durch den Täter zu Objekten gemacht wurden.37 „Es ist die Gewalt, die eine Persönlichkeit buchstäblich in Stücke sprengen kann“38, erklärt Eder. Die Frauen leiden unter Angst, Scham- und Schuldgefühlen.39 Diese Gefühle werden nach Haslbeck durch eine patriarchale Erziehung und durch vermittelte sexuelle Moralvorstellungen der kirchlichen Institution verstärkt,40 welche Galtung als strukturelle Gewalt entlarvt.41 Zudem wird den betroffenen Frauen oftmals eine Mitschuld an der Tat vorgeworfen und ihnen ihr Opferstatus abgesprochen.42 Die Opfer verlieren das Gefühl der Geborgenheit,43 da sie der Gewalt machtlos ausgeliefert waren und möglicherweise traumatisiert sind.44 Viele Opfer der sexuellen Gewalt ziehen sich daher aus ihrem sozialen Umfeld zurück.45 Einige fühlen sich von Gott verlassen, da Gott ihnen in dieser heiklen Situation nicht geholfen hat. Diese Erfahrung kann sowohl das Gottesbild sowie auch den Glauben nachhaltig beeinflussen, da die betroffenen Frauen einen Vertrauensbruch erleiden mussten.46 Das Schweigen Gottes führt zur Verzweiflung und zur Irritation der Betroffenen.47 Doch Wetz ist davon überzeugt, dass wenn JHWH nicht eingreift,
[...] [Gott] zusammen mit dem Rezipienten die [Rolle] des entsetzten, aber auch ohnmächtigen Zuschauers [einnimmt], dessen Abscheu vor dem Gewaltexzess und dessen Mitgefühl für das Gewaltopfer evoziert wird.48
Die Leiderfahrung führt dazu, dass die Allmacht, Güte und die Gerechtigkeit Gottes angezweifelt wird.49 So setzten sich die Betroffenen oftmals mit der Theodizee-Frage auseinander, um zu ergründen, wie der Glaube trotz des bestehenden Leides zu rechtfertigen ist.50 Im biblischen Kanon werden einige wenige Konzepte aufgeführt, um Leiderfahrungen zu erklären. So kann Leid nach verursachter Schuld und Ungerechtigkeit folgen, daher wird dieser Zusammenhang als „Tun-Ergehen-Zusammenhang“ bezeichnet (vgl. Ps 32,10; Spr 10,30; Spr 26,27).51 Des Weiteren kann JHWH durch Leid Menschen erziehen und ihre Persönlichkeit formen (vgl. Ps 119,71; Hi 33,14-19; Klgl 3,27). Darüber hinaus können Leiderfahrungen als Prüfung des Glaubens verstanden werden (vgl. Hi 1,9-11). Die Bibel zeigt zudem, dass auch Gerechte Widersacher haben und unter ihren Anfeindungen leiden (vgl. Ps 34,20).52
In Ri 19 greift JHWH, der Gott Israels, nicht in das Geschehen ein, um Bat Shever zu retten. Er scheint innerhalb der Erzählung abwesend zu sein. Die Erzeltern-Erzählungen weisen wie Ri 19 auf ein Defizit der Gesellschaft hin. Frauen werden im sozialen Rahmen ungenügend geschützt und sind der Willkür ihrer eigenen Männer ausgesetzt. Jedoch wird in den Preisgabe-Erzählungen (vgl. Gen 12; 10; 20; 26,1-11) Gottes Standpunkt deutlich. Er ergreift Partei für die Frauen und rettet sie.53
Dem Leid der Frauen kann nur begegnet werden, wenn andere Menschen ihr Leid wahrnehmen.54 Indem sie ihnen zuhören, können die Betroffenen die Solidarität anderer erfahren.55 Das „Gefühl des Angenommenseins in der gegenseitigen Unterstützung interpretieren viele als etwas Religiöses.“56 Es ist wichtig auf das Potential der biblischen Texte aufmerksam zu machen, welche die Gewalt verurteilen.57 So wird in Dtn 22,26 die Vergewaltigung mit einem Mordverbrechen verglichen, um das Ausmaß der sexuellen Gewalt zu verdeutlichen.58 Durch die Klagepsalmen verarbeiten die Menschen literarisch ihre Gewalterfahrungen und bitten JHWH um Vergeltung. Mit Hilfe dieser Hinwendung zu Gott soll die Gerechtigkeit durch göttliche Mittel wiederhergestellt werden (vgl. Ps 35,4-8; 58,7-10; 69,23-29; 109). Die Verfasser dieser Psalmen zeigen den Leserinnen und Lesern, dass sie ihre erfahrene Gewalt und den widerfahrenen Machtmissbrauch nicht akzeptiert haben. Sie setzen ihre Hoffnung auf den „Gott der Rache“ (vgl. Ps 94,1).59 Einerseits können solche gewalttätigen Gottesbilder verwirren und befremdlich sein60 andererseits können Die biblischen Texte können Menschen ermutigen ebenfalls gegen jegliche Ungerechtigkeit und Gewalt zu protestieren.62 Das Verfassen, Lesen, Hören und Deuten der Gewalttexte sei nach Siegrid Eder schon Widerstand.63 Statt der Gewalt wird den Menschen eine biblische Alternative angeboten: „Es ströme [...] das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (vgl. Am 5,24).64 Des Weiteren wird in Jes 11,6-9 das Ende der Gewalt und in Jes 2,1-4 der Frieden zwischen den Völkern prophezeit.65
gewalttätige Züge im Gottesbild [als] Zeugnis[e] von der Hoffnung der Unterdrückten auf das starke Eingreifen ihres allmächtigen Gottes [...] und als Schrei nach Gerechtigkeit [...] [gelesen werden].61
Lehner-Hartmann fordert, dass auch Kirchen alle Formen der Gewalt gegen Frauen öffentlich verurteilen müssen. Darüber hinaus können durch persönliche Gespräche, durch Andachten und in der Seelsorge das Thema sexuelle Gewalt gegen Frauen thematisiert werden.66 Dadurch wird verhindert, dass die sexuellen Gewalt im gesellschaftlichen Bewusstsein verdrängt wird.67 Die Kirche kann aufklären, welche strukturellen Faktoren Gewaltbeziehungen von Frauen stabilisieren. So erklärt Reese, dass eine allgemeine Abhängigkeit der Frauen sowohl im sozialen wie auch finanziellen Bereich sie daran hindere, sich aus den Gewaltbeziehungen zu lösen. Auch wissende, jedoch schweigende Familienangehörige und Nachbarn unterstützen indirekt häusliche Gewalt.68 Darüber hinaus kann die Kirche, zur Vorbeugung eines möglichen Machtmissbrauches innerhalb der kirchlichen Institution, beispielsweise autoritäre Positionen vermeiden.69 In einer dauerhaften Selbstkritik kann die Kirche ihren christlichen Glauben weiterentwickeln und weiterhin aufrichtig bezeugen, dass Gott die Menschen liebt70 (vgl. Röm 8,38-39, 1. Joh 4,16).
2.2 Warum ist eine feministische Exegese notwendig?
Kein anderes Dokument hat die Entwicklung der westlichen Kultur und die Ansichten über die Stellung der Frau und das Verhältnis der Geschlechter zueinander so nachhaltig geprägt wie die Bibel,71 erklärt Cheryl Exum.
Aus dem vorangegangen Kapitel wird deutlich, dass in den biblischen Texten oftmals ein hierarchisches Geschlechterverhältnis dargestellt wird. Daher beklagt Kassel, dass die Autoren der Bibel sexistische Erzählungen nicht ausreichend kritisch kommentieren und dagegen die Behauptung der Zweitrangigkeit sowie die untergeordnete Stellung von Frauen hervorgehoben haben.72 Indem der Gastgeber in Ri 19 zwei Frauen für das Leben eines Mannes anbietet, wird deutlich, dass möglicherweise auch der Gastgeber diese hierarchische Darstellung der Geschlechter und die Zweitrangigkeit der Frauen für richtig erachtetet hat (vgl. 19,24). Indem der Ehemann wiederholt als der „Herr“ seiner Frau bezeichnet wird (vgl. 19,26-27), verdeutlicht dies seine übergeordnete Stellung.73 Um sich mit biblischen Texten auseinanderzusetzen, ist es notwendig zu begreifen, dass sie in patriarchalen Gesellschaftsstrukturen verfasst und ausgelegt wurden.74
[D]ie gesellschaftliche Verfa[ss]theit des Patriarchats diskriminiert nicht nur nach den Kriterien des Geschlechts, sondern ebenso nach jenen der ethnischen Zugehörigkeit, des ökonomischen und sozialen Status, [...] nach jenen der Religion und [...] des Alters.75
Nach Kahlert erweist sich der Patriarchat weiterhin als Bestandteil der modernen Gesellschaft.76 Vielmehr wird deutlich, dass der Patriarchat sich dem gesellschaftlichen Wandel anpasst.77
Quellen belegen, dass historische Ereignisse hauptsächlich aus der Perspektive der Männer dokumentiert wurden.78 Auch die biblischen Texte wurden von Männern verfasst und von männlichen Redakteuren überarbeitet.79 Daraus lässt sich schließen, dass die biblischen Frauengestalten Konstrukte von Männern80 und Ausdrücke männlicher Sichtweisen sind.81 In diesen Darstellungen definieren Männer das Wesen der Frau, ihre Funktion innerhalb der Gesellschaft und ihren Standpunkt vor Gott.82 Zudem wurden Frauen grundsätzlich von der Auslegung der biblischen Quellen ausgeschlossen,83 da nur die Perspektive des Mannes als Maßstab anerkannt wurde.84 Daran hinderte auch nicht die Tatsache, dass Frauen ebenso wie die Männer ihren gesellschaftlichen Beitrag dazu leisteten, dass sich eine Fülle an Hochkulturen entwickeln konnte.85 Selbst nach der europäischen rechtlichen Festlegung der Gleichheit von Mann und Frau,86 herrschen immer noch patriarchale Zustände.87 Frauen werden weiterhin aufgrund ihres Geschlechtes in vielen Lebensbereichen benachteiligt.88 So erhalten Frauen im Vergleich zu Männern für die selbe Arbeit einen geringeren Lohn.89
Doch was sind die Ziele dieser feministischen Forschungsweise? Feministinnen setzten sich dafür ein, dass Frauen nicht mehr wie in der traditionellen Theologie als Objekte wahrgenommen werden. Sie fordern zudem, dass Frauen als Subjekte ernstgenommen werden. Demonstrativ sollen Frauen als Subjekte agieren, indem sie ihre eigenen Lebenserfahrungen und Entscheidungen teilen und sich in Diskussionen einbringen.90 Daher kann die feministische Theologie als „Kritik der herkömmlichen Theologie aus der Sicht der Frauen definiert werden.“91 Die feministischen Exegetinnen wollen die Intension, welche den biblischen Texten zugrunde liegt, herausfinden92 und zudem die „verschüttete weibliche Dimension wieder ans Licht bringen“93, erläutert Schüngel-Straumann. Dabei beziehen die Exegetinnen bewusst ihren eigenen Standort und ihre Erfahrungen in ihre Untersuchungen mit ein.94
Eine feministisch-kritische Befreiungshermeneutik mu[ss] in kritischer Dauerreflexion alle biblischen Texte ohne Ausnahme daraufhin überprüfen, ob und inwieweit sie in patriarchale Interessen formuliert sind und gebraucht werden, um patriarchale Unterdrückung zu legitimieren und theologisch festzuschreiben.95
Mit Hilfe dieser kritischen Theologie wird die androzentrische Sprache entlarvt,96 die als Herrschaftsinstrument missbraucht wird, um den Frauen das Sprechen zu verweigern und dadurch die Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu verhindern.97 Doch „[n]achdem die Frau bisher das war, was man aus ihr gemacht hat, soll sie in Zukunft das sein, die sie selber entwirft“98, erklärt Lüthi. Des Weiteren setzen sich die feministischen Exegetinnen für eine interdisziplinäre Forschung ein99 und nutzen daher eine große Bandbreite an Methoden, um den Bibeltext aus unterschiedliche Perspektiven zu beleuchten.100 So werden die historisch-kritischen Methoden in einer modifizierten Form übernommen. Auch Konzepte der Psychologie, methodische Herangehens- weisen der Literaturwissenschaft und Sozialwissenschaft sowie Erkenntnisse der Religionsgeschichte werden für die Analysen herangezogen.101 Darüber hinaus machen die feministischen Exegetinnen auf frauenfeindliche und rassistische Strukturen innerhalb der Kirchen aufmerksam, indem sie diese kritisieren.102 Generell sollen Frauen dazu ermutigt werden, bei männlichen Vorurteilen und demonstrierter Überlegenheit nicht mehr zu schweigen, sondern das Wort zu ergreifen.103 „[D]ie [...] Frau in Ri 19 [hat] keine Stimme [mehr], mit der sie sich wehren oder ihr Leid beklagen könnte.“104 Daher müssen andere Frauen stellvertretend für sie auf ihr Schicksal aufmerksam machen, zudem entwürdigende Schuldzuweisungen kritisch hinterfragen und Bat Shever verteidigen. So dürfen Verurteilungen wie von Ger de Koning, der behauptet, dass die Tat der Nebenfrau „des Ehebruchs und ihr gräuliches Ende [...] davon [zeugen], wie ihr Leben gewesen ist“105, nicht unkommentiert bleiben.
Wenn Gerechtigkeit das göttliche Maß für die Menschen ist, so gilt dies auch für Frauen - nicht nur im individuellen Bereich, sondern auch in der gesellschaftspolitischen, religiösen und kulturellen Ordnung des Zusammenlebens.106
2.3 Wie steht JHWH zum Patriarchat?
Doch wie steht JHWH zu dieser patriarchalen Struktur, wodurch Frauen wie Bat Shever deutlich unterdrückt werden?
Aus dem Schöpfungsbericht in Gen 1,27 geht hervor, dass beide Geschlechter als „Ebenbilder“ Gottes bezeichnet werden.107 Dies betont nach Sals die Gleichwertigkeit der Geschlechter.108 Da für Adam, dem ersten geschaffenen Menschen, eine Frau als Gehilfin geschaffen wird (vgl. Gen 2,18), lässt sich auch aus dem Schöpfungsbericht ein Hierarchieverhältnis zwischen Mann und Frau herauslesen, erklärt Meyer-Wilmes-Müller. Daher widerspricht sie Sals, indem sie behauptet, dass nach dieser Hierarchie Mann und Frau nicht als gleichwertige Abbilder Gottes gewertet werden können.109 Auch in Eph 5,22 werden die Frauen aufgefordert, sich ihren Männern unterzuordnen. Diese Aufforderung kann jedoch wie in Ri 19 missbraucht werden kann. Der Ehemann von Bat Shever hat ihr Leben für seinen Schutz missbraucht und sie rücksichtlos den gibeatitischen Männern ausgeliefert (vgl. V.25).
Anderen Bibelversen machen jedoch deutlich, dass Männer und Frauen sich gegenseitig unterstützen können und im Idealfall keine einseitigen Hilfeleistungen erfolgen.
Es ist besser, dass man zu zweit ist als allein, [...] [d]enn wenn sie fallen, so hilft der eine dem anderen auf [...]. Auch wenn zwei beieinanderliegen, so wärmen sie sich gegenseitig. [...] Und wenn man den einen angreift, so können die beiden Widerstand leisten [...] (vgl. Pred 4,9-12).
Drei Verse weiter steht in Eph 5,25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben.“ Dieser Vers fordert die Männer dazu auf, ihre Frauen zu lieben und im schlimmsten Fall auch ihr eigenes Leben für den Schutz ihrer Frauen aufzuopfern. Das Verhalten von Bat Shevers Ehemann erscheint als negatives Exempel dafür, wie Männer ihre Frauen nicht behandeln sollten. So kann De Koning zugestimmt werden, dass der Ehemann von Bat Shever wahrscheinlich sie nicht geliebt und sie nur aus selbstsüchtigen Gründen geheiratet hat.110 Vor allem die Verse 25-28 zeigen, dass er ihr nach der Vergewaltigung nicht hilft und sich nicht um sie sorgt, was erneut bestätigt, dass er sie offenbar nicht geliebt hat.
In 1. Petr 3,7 der LUT17 werden erneut die Männer aufgefordert verantwortungsvoll mit ihren Frauen umzugehen:
[I]hr Männer, lebt vernünftig mit ihnen zusammen und gebt dem weiblichen Geschlecht als dem schwächeren Ehre, [...] auf das euer gemeinsames Gebet nicht verhindert werde.
Das interessante an dieser Bibelstelle ist, dass dem Mann indirekt gedroht wird, dass wenn er verantwortungslos mit seiner Frau umgeht, JHWH seine Gebete nicht mehr erhören und sich von ihm abwenden wird. Hier wird deutlich, dass JHWH Partei für die Frauen ergreift. In der BigS wird erklärt, dass Frauen eine „schwächere[] Gestalt“ haben, womit deutlich wird, dass eine körperliche Unterlegenheit gemeint ist. Jedoch wird in dieser Bibelübersetzung angemerkt, dass die Rücksichtnahme aufgrund der körperlichen Unterlegenheit eingefordert wird, wobei dadurch nicht ausgesagt werde, dass Frauen keine Führungspositionen übernehmen können. Ganz im Gegenteil belegen Röm 16, 1-7 und 1Kor 16, 19, dass sie auch solchen Aufgaben gewachsen sind.111 Auch in Spr 31 werden Frauen als fleißige, kompetente Händlerinnen gelobt, die selbstständig ihr Einkommen verdienen.112 Doch durch die patriarchale Ordnung wird den Frauen Machtpositionen vorenthalten und verwehrt. Zudem klagt Riegel, dass androzentrische Gottesbilder die Männerherrschaft und damit den Patriarchat unterstützen.113 Wobei zu betonen ist, dass adrozentrische Gottesbilder auf die einseitige männliche Gottesvorstellung zurückzuführen sind.114 Jedoch seien nach Hardmeier die Bibelstellen bedenklich, welche JHWH metaphorisch als eifersüchtigen Ehemann und das Volk Israel als „Ehebrecherin“ und als eine „Hure“ darstellen, welche sich den anderen Göttern zugewendet habe (vgl. Hos, Jer, Ez). In diesen Büchern wird die Gewalt und Strafhandlungen Gottes gezeigt, mit der JHWH die Verfügungsgewalt über das gesamte Volk zurückerobern möchte.115 Solche Darstellung können den Dualismus zwischen den beiden Geschlechtern fördern116 und außerdem verwehren solche Gottesbilder, dass Frauen sich mit dem Schöpfergott identifizieren können.117
Es wird deutlich, dass JHWH eine patriarchale Ordnung grundsätzlich nicht ablehnt, sondern vielmehr jegliche Ungerechtigkeit und verantwortungsloses Verhalten. Doch erscheint dies als ein Widerspruch, da der Patriarchat die Ungerechtigkeit zwischen den beiden Geschlechtern fördert, vor allem, wenn Männer ihre Macht missbrauchen und ihre Frauen unterdrücken. Durch Ri 19 wird deutlich, dass ohne das Eingreifen JHWHs, sich die Gewalt des Menschen in ihrer schlimmsten Art Weise zeigen kann.118
[...]
1 Augstein: Die Bibel, 18.
2 Vgl. Gillmayr-Bucher: Erzählte Welten, 2.
3 Vgl. Ebd., 1.
4 Scherer: Richter, 1.
5 Vgl. Gillmayr-Bucher: Erzählte Welten, 2.
6 Vgl. Fischer: Gender-faire-Exegese, 26.
7 Vgl. Bail: Gegen das Schweigen, 20.
8 Vgl. Knauf: Richter, 16.
9 Vgl. Ebd., 17.
10 Vgl. Ebd., 25.
11 Müllner: Tödliche Differenzen, 94.
12 Knauf: Richter, 14.
13 Lenz: Die Neue Frauenbewegung, 285.
14 Vgl. Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 57.
15 Jost, Renate: Gender, Sexualität und Macht, S. 293.
16 Reese: Gewalt, 26.
17 Vgl. Goertz / Ulonska: Vorwort, 7.
18 Vgl. Reese: Gewalt, 26.
19 Vgl. Ebd., 27.
20 Vgl. Fischer: Gender-faire Exegese, 28.
21 Vgl. Lohfink: Altes Testament, 53.
22 Vgl. Eder: Gewalt, 12.
23 Vgl. Ebd., 5.
24 Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 10.
25 Vgl. Bail: Gegen das Schweigen, 20.
26 Vgl. Ebd., 21.
27 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 22.
28 Vgl. Fischer: Gender-faire Exegese, 28.
29 Vgl. Grohmann / Siquans: Literarische Transformation, 165.
30 Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 11.
31 Vgl. Bail: Gegen das Schweigen, 16.
32 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 22.
33 Vgl. Bail: Gegen das Schweigen, 201.
34 Eder: Gewalt, 13.
35 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 14.
36 Bail: Gegen das Schweigen, 16.
37 Vgl. Ebd.
38 Vgl. Eder: Gewalt, 13.
39 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 39.
40 Vgl. Ebd., 387.
41 Vgl. Eder: Gewalt, 3.
42 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 24.
43 Vgl. Ebd., 7.
44 Vgl. Eder: Gewalt, 13.
45 Vgl. Lehner-Hartmann: Einmischen oder wegschauen? 63.
46 Vgl. Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 7.
47 Vgl. Dietrich: Vom Schweigen, 997.
48 Wetz: Eros, 161.
49 Vgl. Link: Theodizee, 15.
50 Vgl. Ebd., 17.
51 Vgl. Egger-Wenzel: Leid, 1.
52 Vgl. Ebd., 3.
53 Vgl. Fischer: Gender-faire-Exegese, 27.
54 Vgl. Lehner-Hartmann: Einmischen oder wegschauen? 67.
55 Vgl. Ebd., 68.
56 Haslbeck: Sexueller Missbrauch, 387.
57 Vgl. Reese: Gewalt, 26.
58 Vgl. Hardmeier: Gewalt, 56.
59 Vgl. Eder: Gewalt, 7.
60 Vgl. Ebd., 19.
61 Ebd., 20.
62 Vgl. Ebd., 14f.
63 Vgl. Ebd., 13.
64 Lohfink: Altes Testament, 54.
65 Vgl. Eder: Gewalt, 19.
66 Vgl. Lehner-Hartmann: Einmischen oder wegschauen? 71f.
67 Vgl. Grohmann / Siquans: Literarische Transformation, 180.
68 Vgl. Reese: Gewalt, 24.
69 Vgl. Haslbeck: Der Stachel, 86.
70 Vgl. Goertz / Ulonska: Vorwort, 8f.
71 Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 14.
72 Vgl. Schüssler-Florenza: Biblische Grundlagen, 22.
73 Vgl. De Koning: Das Buch, 452.
74 Vgl. Fischer: Gender-faire Exegese, 32.
75 Fischer: Gender-faire Exegese, 32.
76 Vgl. Kahlert: Das Verschwinden, S. 45.
77 Vgl. Ebd., 48.
78 Vgl. Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 13.
79 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 86.
80 Vgl. Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 19.
81 Vgl. Fischer: Gender-faire Exegese, 32.
82 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 80.
83 Vgl. Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 13.
84 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 80.
85 Vgl. Exum: Was sagt das Richterbuch den Frauen? 13.
86 Vgl. Fischer: Gender-faire Exegese, 31.
87 Vgl. Ebd., 32.
88 Vgl. Lüthi: Gottes neue Eva, 15.
89 Vgl. Eder: Gewalt, 4.
90 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 80.
91 Ebd., 84.
92 Vgl. Ebd., 86.
93 Ebd.
94 Vgl. Bail: Gegen das Schweigen, 114.
95 Schüssler-Florenza: Biblische Grundlagen, 23.
96 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 83.
97 Vgl. Lüthi: Gottes neue Eva, 21.
98 Ebd., 20.
99 Vgl. Bal: Death and Dissymmetry, 239.
100 Vgl. Dohmen: Die Bibel, 69.
101 Vgl. Natar: Möglichkeiten, 131.
102 Vgl. Schüngel-Straumann: Anfänge, 87.
103 Vgl. Lüthi: Gottes neue Eva, 23.
104 Bail: Gegen das Schweigen, 201.
105 De Koning: Das Buch, 443.
106 Fischer: Gender-faire Exegese, 30.
107 Vgl. Meyer-Wilmes-Müller: Menschenbild, 110.
108 Vgl. Sals: Frau, 2.
109 Vgl. Meyer-Wilmes-Müller: Menschenbild, 112.
110 Vgl. De Koning: Das Buch, 441.
111 Vgl. https://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/die-bibel/bigs-online/?1-Petr/3/7-/, Zugriff: 9.09.18.
112 Vgl. Sals: Frau, 7.
113 Vgl. Riegel: Gott, 47.
114 Vgl. Ebd., 44.
115 Vgl. Harmeier: Gewalt, 57.
116 Vgl. Riegel, 47.
117 Vgl. Ebd., 48.
118 Vgl. Wetz: Eros, 161.
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