Der Nahe Osten. Geopolitischer Überblick

Klimawandel und Frieden


Seminararbeit, 2019

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eingrenzung des Nahen Ostens

3. Klimawandel

4. Fragilität - zwischen Resilienz und Staatsversagen

5. Konfliktursachen
5.1.Grenzen und Religionen
5.2.Erdöl und wirtschaftliche Entwicklung
5.3.Wasserressourcen und Demographie

6. Fallbeispiel Türkei, Syrien und Irak
6.1.Verfügbarkeit und Nutzung von Wasserressourcen
6.2.Fragilität durch Wassermangel
6.3.Friede oder Konflikte durch Wasser

7. Fazit und Ausblick auf die Zukunft

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Abgrenzung des Nahen Ostens - rot umrandete Länder, Kennzeichnung fragiler Staaten und gefährdeter Staaten (Quelle: eigene Darstellung, verändert nach Michael 2015, S. 281ff.)

Abbildung 2: Verteilung der Religionsgruppen im Nahen Osten (Quelle: eigene Darstellung, verändert nach Michael 2015, S. 281ff.)

Abbildung 3: Gegenüberstellung des Bruttoinlandsprodukts mit technischen Wassergewinnungs- methoden (Quelle: verändert nach Scott 2018)

Abbildung 4: Streit um Wasser entlang des Euphrat und Tigris (Quelle: eigene Darstellung, verändert nach Ministry of foreign affairs Turkey 2016; Michael 2015)

1. Einleitung

Der Nahe Osten ist seit langer Zeit als Spannungsfeld bekannt. Eine Vielzahl staatlicher, sowie nicht staatlicher Beteiligter sind in zahlreiche Konflikte verwickelt. Über die teils heftigen und blutigen Auseinandersetzungen wird auch in den europäischen Medien häufig berichtet. Die vorliegende Seminararbeit mit dem Titel „Geopolitischer Überblick: Naher Osten - Klimawandel und Frieden“ gibt zuerst einen Überblick über die Abgrenzung des Nahen Ostens zu benachbarten Regionen, bevor in kürze Klimawandel und fragile Staaten definiert werden. Denn einige der Staaten im Nahen Osten können bereits als äußerst fragil bezeichnet werden und werden durch den fortschreitenden Klimawandel vermutlich weiter unter Druck geraten. Im schlimmsten Falle brechen stattliche Strukturen sogar zusammen (Parker 2015, S. 5ff.).

Anschließend wird auf wichtige Grundursachen der immer wiederkehrenden Konflikte eingegangen. Verdeutlicht wird dies unter anderem an der Problematik der Grenzziehung und religiös geprägten Konflikten, am Zugang zu Erdöl und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Entwicklung sowie im Detail an der Wasserknappheit und dem demographischen Wandel.

Die zentrale Forschungsfrage lautet daher: „Welche Rolle spielt der Klimawandel bis zum Jahr 2030 in der Region des Nahen Ostens? Verdeutlicht an Konflikten um die Nutzung und Verteilung der Wasserressourcen.“ Um den Umfang der Arbeit nicht zu sehr auszudehnen wird dabei in einem Fallbeispiel nur auf die Konflikte um das Wasser zwischen der Türkei und den beiden südlichen Nachbarstaaten Syrien und Irak eingegangen. Andere geopolitische Faktoren und Wechselwirkungen der Konflikte werden allenfalls angerissen aber nicht ausführlich betrachtet.

Spricht man von Geopolitik, wird klassischerweise argumentiert, dass die Gesellschaft eines Staates unmittelbar von natürlichen Gegebenheiten, wie Relief, Vegetation, Klima und Gewässernetz abhängig ist. Diese Voraussetzungen prägen maßgeblich die Struktur und Politik einer Gesellschaft. (Martin et al. 2005, S. 129f.)

Von daher ist es essentiell die Auswirkungen des Klimawandels auf die natürlichen Gegebenheiten zu verstehen, um die Frage nach einer kohärenten Geopolitik und die damit verbundenen Auswirkungen auf Friedensprozesse in der Region des Nahen Ostens beantworten zu können.

2. Eingrenzung des Nahen Ostens

Für den geographischen Raum östlich des Mittelmeers gibt es viele Bezeichnungen, wie etwa Orient, Morgenland, arabische Welt oder Naher beziehungsweise Mittlerer Osten. Die Vielzahl der verwendeten Begriffe veranschaulicht schon die Schwierigkeit, dass der Nahe Osten nicht so einfach und einheitlich abzugrenzen ist. Im 19. Jahrhundert dehnten die europäischen Staaten ihren Einfluss immer weiter aus. Ihre Handels- und Marineflotten, die auf den Weltmeeren unterwegs waren, benötigten zur Navigation einen einheitlichen Bezugspunkt, weshalb der Nullmeridian nach Greenwich in Großbritannien verlegt worden ist, wo er auch heute noch ist. Daraus ergab sich folglich, dass alle Gebiete, die östlich des Bezugspunktes lagen in den Nahen Osten, Mittleren Osten und Fernen Osten eingeteilt worden sind. Es besteht aber Einigkeit darüber, dass die heutigen Länder Ägypten, Bahrain, Irak, Iran, Israel, Jordanien, Libanon, Palästina, Qatar, Saudi Arabien, Syrien, Türkei sowie die Vereinigten Arabischen Emirate aufgrund ihrer ähnlichen klimatischen Bedingungen und sprachlichen sowie kulturellen Ähnlichkeiten zum Nahen Osten zu zählen sind. (Fürtig 2013; Schödlbauer 2000, S. 3ff.) Aufgrund seiner Lage ist der Nahe Osten die Schnittstelle zwischen den Kontinenten Afrika, Asien und Europa (vgl. Abbildung 1: Abgrenzung des Nahen Ostens - rot umrandete Länder. Kennzeichnung fragiler Staaten und gefährdeter Staaten).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Abgrenzung des Nahen Ostens - rot umrandete Länder, Kennzeichnung fragiler Staaten und gefährdeter Staaten (Quelle: eigene Darstellung, verändert nach Michael 2015, S. 281ff.)

3. Klimawandel

Seit der industriellen Revolution steigt durch die zunehmende Emission von Treibhausgasen wegen der Verbrennung fossiler Rohstoffe die globale Mitteltemperatur an. Bereits im Brundtlandbericht aus dem Jahr 1987 wurde durch die Vereinten Nationen weltweit darauf aufmerksam gemacht. Inzwischen ist dieses Phänomen hinreichend bekannt und durch zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiter erforscht worden. (United Nations 1987)

Aufgrund der anthropogen verursachten Klimaänderungen haben sich Wetterereignisse, sowohl global als auch lokal verändert. Dies führt in den meisten Regionen der Erde zur Verschlechterung der Lebensbedingungen, wie etwa ausbleibende Niederschläge, Dürren oder extremer Hitze. Nur wenige Regionen der Erde profitieren von den Klimaveränderungen, beispielsweise der Norden Russlands oder Kanadas, durch längere frostfreie Perioden und die damit einhergehende Möglichkeit höhere Erntemengen zu erzielen. Gerade der Nahe Osten, der heute schon von akutem Wassermangel geprägt ist, wird zukünftig in einer Region liegen, die fast nicht mehr bewohnbar sein wird. Zum einen fehlt es an Wasser, zum anderen wird es an vielen Tagen so heiß werden, dass die Umgebung nahezu lebensfeindlich wird (Behrens 2017). Frank Walter Steinmeier äußerte sich anlässlich der Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 wie folgt zum Klimawandel.

„Climate change is a growing threat to peace and stability. This is why we need a new culture of cooperation. Affected states have to be engaged earlier and resilience must become a key note of foreign policy (vgl.Steinmeier 2015).”

Insgesamt sind zahlreiche neue Katastrophenrisiken entstanden, die ein einzelnes Land alleine nicht lösen kann. Die globale Zusammenarbeit ist daher von immenser Bedeutung, um weltweite Konflikte zu lösen und in Krisenregionen zu mehr Stabilität zu gelangen. Dies stellt für viele Länder des Nahen Ostens eine besondere Herausforderung dar.

4. Fragilität - zwischen Resilienz und Staatsversagen

Zwei gegensätzliche Begriffe haben in den letzten Jahren die politischen Diskussionen geprägt, wenn es um die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft eines Staates ging. In der Erkenntnis, dass es keine absolute Sicherheit geben kann, rückte die Resilienz in den Fokus. Das bedeutet, dass in einem Krisen- oder Katastrophenfall die Widerstands- und Regenerationsfähigkeit einer Gesellschaft möglichst hoch ist und dadurch schnell zum vorherigen Ausgangszustand zurückgekehrt werden kann. (Prior und Dunn Cavelty 2013, S. 1ff.) Dies gilt nicht nur für kurzfristige Schocks, sondern auch für langanhaltende Ereignisse, wie der globale Klimawandel. Der Resilienz gegenüber stehen fragile Staaten, also die schwachen Staaten, die versagenden Staaten und die Staaten, in denen das Staatsversagen bereits erfolgt ist (Hubel 2005, S. 106ff.).Ein fragiler Staat charakterisiert sich dadurch, dass politische Institutionen unwillig oder unfähig sind grundlegende Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung sicherzustellen. Sei es Bekämpfung extremer Armut, Bewahrung innerstaatliche Sicherheit, Verfügbarkeit grundlegender Ressourcen oder die Gewährleistung fundamentaler Menschenrechte. (Werther-Pietsch 2017, S. 44) Fragile Staaten im Nahen Osten sind Irak, Syrien und Palästina aber auch der Libanon wird von machen Autorinnen und Autoren als nahezu fragil angesehen. Gefährdete Staaten sind Ägypten und Jordanien (vgl. Abbildung 1: Abgrenzung des Nahen Ostens - rot umrandete Länder. Kennzeichnung fragiler Staaten und gefährdeter Staaten). Diese Staaten schaffen es zwar noch ihr nationales Territorium zu kontrollieren und die wichtigsten Regierungsfunktionen aufrecht zu erhalten aber sie sind nicht mehr in der Lage grundlegende staatliche Dienstleistungen, wie Bildung oder ausreichend Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln, flächendeckend aufrecht zu erhalten.

Relativ neu ist de Erkenntnis, dass nicht mehr nur eine korrupte und unzureichende Politik oder die fehlende Ökonomie, zur Schaffung eines minimalen Wohlstandes, Staaten und deren Bevölkerung unter Druck setzen, sondern auch die Veränderung des Klimas (Brock et al. 2012, S. 18ff.).

5. Konfliktursachen

Die Region des Nahen Ostens ist bekannt für die zahlreichen Konflikte. In den letzten 100 Jahren gab es mindestens 80 Kriege und Krisen mit schätzungsweise mehr al 6,5 Millionen toten Menschen (Berbner 2017). In folgendem wird anhand von drei wichtigen zusammenhängenden Faktoren aufgezeigt, warum so viele Konflikte überhaupt erst entstehen konnten und auch immer wieder aufflammen.

5.1. Grenzen und Religionen

Zum Ende des Osmanischen Reiches im Jahr 1916 wurde durch Frankreich und Großbritannien, vertreten durch die beiden Diplomaten Francais Georges- Picot sowie Mark Sykes ein von außen definiertes Staatensystem geschaffen. Nordwestlich gelegene Gebiete gelangten dabei unter französische Kontrolle, südöstlich Gelegene unter britische Herrschaft. Diese recht willkürlich gezogenen Grenzen, vor allem durch die heutigen Länder Irak, Iran, Jordanien, Libanon und Syrien, führten dazu, dass großen Religionsgruppen plötzlich ein eigener Staat fehlte (vgl. Abbildung 2: Verteilung der Religionsgruppen im Nahen Osten). Diverse Religionsgruppen und ethnische Minderheiten waren nun in einem Staat zusammengewürfelt. Das erschwerte eine Konsensfindung extrem und auch die Regierungsfähigkeit war somit nicht wirklich gegeben. (Perthes 2015; Hottinger 2016) Die Grundlage für einige der vielen Konflikte war somit geschaffen, denn die Glaubensanhängerinnen und Glaubensanhänger des Islam teilen sich weitestgehend in zwei große konkurrierende Gruppen ein, die Sunniten und die Schiiten. Sie haben unterschiedliche Auffassungen über die Auslebung und Auslegung der Religionsgrundsätze im Koran, weshalb es oft zu Schwierigkeiten sowie Konflikten kommt. Vor allem in denjenigen Staaten, in welchen Glaubensanhänger beider Richtungen vertreten sind. Also vor allem im Irak und Syrien. Die Wahhabiten sind Teil der Schiiten leben die Religion aber extremer aus und lassen sich daher vor allem in Saudi Arabien finden. Hinzu kommen noch die Kurden, die durch die Neueinteilung heute in vier Ländern leben. Die Juden im Staat Israel komplettieren die vielen Religionen in der Region des Nahen Ostens. Eine strukturierte und erfolgreiche Regierung ist oft unmöglich. Die Aufsplitterung in unterschiedlichste Parteien und die Durchsetzung verschiedenster Interessen fördert Fragilität sehr stark.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Verteilung der Religionsgruppen im Nahen Osten (Quelle: eigene Darstellung, verändert nach Michael 2015, S. 281ff.)

5.2. Erdöl und wirtschaftliche Entwicklung

Im Jahr 1908 wurde im südlichen Iran das erste Mal Erdöl in der Region des Nahen Ostens entdeckt. Inzwischen ist dies der wichtigste Einzelrohstoff für die globale Wirtschaft geworden. Da etwa 2/3 der bekannten Erdölreserven im Nahen Osten lagern, kommt ihm eine bedeutende Rolle bei der Versorgung der restlichen Welt mit diesem Rohstoff zu. Mit den gefundenen Erdöl- und Erdgasreserven geht die wirtschaftliche Entwicklung der Länder eng einher.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Nahe Osten. Geopolitischer Überblick
Untertitel
Klimawandel und Frieden
Hochschule
Karl-Franzens-Universität Graz  (Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen)
Note
1,0
Autor
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V471058
ISBN (eBook)
9783668942806
ISBN (Buch)
9783668942813
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nahe, osten, geopolitischer, überblick, klimawandel, frieden
Arbeit zitieren
Maximilian Moll (Autor:in), 2019, Der Nahe Osten. Geopolitischer Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471058

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