Diese Untersuchung beschäftigt sich mit dem Auftreten kommerzieller Aktivitäten an deutschen Schulen, welche sich durch Kooperationen zwischen schulischen und wirtschaftlichen Akteuren definieren und aus politischer und ökonomischer Hinsicht mit dem Prinzip der Notwendigkeit einer Öffnung der Schule gegenüber der Wirtschaft begründet werden. Basis der Studie sind zehn leitfadengestützte Interviews mit Schulleitern. Folgende Forschungsfrage wurde während der Vorarbeit für die Untersuchung generiert: In welchen Dimensionen finden kommerzielle Aktivitäten an Schulen in Baden-Württemberg statt und welche Mechanismen führen dazu, dass Schulen Kooperationen mit Unternehmen eingehen? Die Transkripte wurden mit der Forschungsmethode der Grounded Theory ausgewertet. Das zentrale Forschungsergebnis der Untersuchung zeigt, dass Schulen themenspezifisch Kooperationen mit externen Partnern eingehen, um personelle, materielle und finanzielle Defizite zu kompensieren.
Kommerzielle Aktivitäten an Schulen sind seit geraumer Zeit keine Seltenheit mehr. Unternehmen, private Stiftungen und Verbände haben sich einen Zugang zu Schulen geschaffen, der in verschiedenen Ausprägungen Gestalt annimmt. Ob in Form einer Exkursion in das Werk eines großen Automobilherstellers oder anhand eines Vortrags der Sparkasse über das Thema „Umgang mit Geld“ im Wirtschaftsunterricht, Kinder kommen im Schulalltag mit kommerziellen Interessenvertretern und deren subtilen Vorhaben in Berührung. Daneben besteht für Schulen anhand des gesetzlichen Rahmens in Baden-Württemberg die Möglichkeit, von Unternehmen oder privaten Stiftungen finanzielle Mittel für zweckgebundene Projekte zu akquirieren. Die Berührungspunkte zwischen Unternehmen und Schule sind häufig undurchsichtig, sodass nur bei genauem Hinsehen erkannt werden kann, welche unternehmerischen Interessen hinter einer Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft stecken.
Kommerzielle Aktivitäten an Schulen sind dennoch keine Neuheit. Schon im späten 19. Jahrhundert stellten Farbhersteller Ressourcen für den Kunstunterricht in Schulen bereit und Jahrbücher finanzieren sich bis heute durch Werbeanzeigen. Die amerikanische Forschungsliteratur beschäftigt sich seit den späten 1990er Jahren mit der Kommerzialisierung von Schulen. Einige Untersuchungen belegen, dass Schulleiter1 gegenüber dem Begriff Schulsponsoring positiv gestimmt sind. Im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft besteht jedoch ein Spannungsfeld.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Relevanz des Themas und Stand der Forschung
- 1.1 Zusammenfassung bisheriger Untersuchungen
- 1.2 Begriffsklärungen
- 2. Verfassungsrechtliche Aspekte
- 2.1 Finanzierung des deutschen Schulwesens
- 2.2 Rechtliche Vorgaben der Bundesländer für Schulsponsoring
- 2.3 Neue Bildungspläne für allgemeinbildende Schulen in Baden-Württemberg
- 2.4 Konkretisierung des Forschungsinteresses und Forschungsfragen
- 3. Methodischer Ansatz der Untersuchung
- 3.1 Die Grounded Theory als Forschungsmethode
- 3.2 Zielsetzung der Grounded Theory
- 3.3 Das Theoretische Sampling als Auswahlverfahren
- 3.4 Schulleiter als Zielgruppe
- 3.5 Datenerhebung: Qualitative Leitfadeninterviews
- 3.6 Kodieren als analytischer Prozess
- 3.7 Kategorienbildung nach dem Paradigmatischen Modell
- 3.8 Prozessaspekte
- 4. Forschungsergebnisse
- 4.1 Integration von Unternehmen an Schulen erfolgt themenspezifisch
- 4.2 Unternehmen besitzen Erklärungskompetenz zu bestimmten Themenstellungen
- 4.3 Unternehmen präsentieren sich den Schülern als Arbeitgeber der Zukunft
- 4.4 Schulen akquirieren durch Kooperationen zusätzliche Ressourcen
- 4.5 Konsequenzen kommerzieller Aktivitäten an Schulen
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, wie kommerzielle Aktivitäten an Schulen in Baden-Württemberg stattfinden und welche Mechanismen dazu führen, dass Schulen Kooperationen mit Unternehmen eingehen. Die Studie stützt sich auf qualitative Leitfadeninterviews mit Schulleitern.
- Die Integration von Unternehmen in den schulischen Kontext.
- Die Rolle von Unternehmen als Experten für bestimmte Themen.
- Die Darstellung von Unternehmen als attraktive Arbeitgeber für zukünftige Generationen.
- Die Ressourcenakquise durch Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen.
- Die Auswirkungen kommerzieller Aktivitäten auf Schulen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema kommerzielle Aktivitäten an Schulen ein und beleuchtet die Relevanz der Forschungsfrage.
- Kapitel 1 beleuchtet den Stand der Forschung zu kommerziellen Aktivitäten an Schulen und stellt wichtige Begrifflichkeiten dar.
- Kapitel 2 beleuchtet die verfassungsrechtlichen Aspekte der Finanzierung des deutschen Schulwesens und der rechtlichen Vorgaben für Schulsponsoring.
- Kapitel 3 beschreibt den methodischen Ansatz der Untersuchung, die Grounded Theory, und erläutert die Durchführung der qualitativen Leitfadeninterviews mit Schulleitern.
- Kapitel 4 präsentiert die zentralen Forschungsergebnisse der Untersuchung.
Schlüsselwörter
Kommerzielle Aktivitäten, Schulen, Baden-Württemberg, Schulsponsoring, Unternehmenskooperationen, Grounded Theory, qualitative Forschung, Leitfadeninterviews, Schulleiter, Ressourcenakquise.
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- Karoline Hirn (Autor), 2016, In welchen Dimensionen finden kommerzielle Aktivitäten an Schulen statt?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471502