Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, den Nibelungenfilm aus ideologiekritischer Sicht zu analysieren. Die Frage, welche latenten ideologischen Elemente in dem Film stehen und wie sie grundlegend funktionieren, bestimmt die Hauptrichtung dieser Arbeit.
Denkt man an die Sage der Nibelungen, so fällt einem leicht der Begriff Nationalmythos ein. Diese Bezeichnung erinnert nicht nur an die spezielle Stellung dieses Mythos in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte, sondern auch an seine stetige, enge Verbindung mit den unterschiedlichen Nationalideologien in den jeweiligen deutschen historischen Phasen. Wenn man einen Blick auf die Rezeptionsgeschichte des Nibelungenmythos wirft, erkennt man sofort, dass es in allen Kunstformen immer zum deutschen Nationalepos stilisiert wird.
Das filmische Meisterwerk Die Nibelungen, das unter Fritz Langs Regie gedreht und im Jahr 1924 in Berlin uraufgeführt wurde, stand im Einklang mit dieser rezeptionsgeschichtlichen Tradition. Im nationalistischen Diskurs der Zeit verkündeten der Regisseur und seine Drehbuchautorin, dass ihr Film einen Beitrag leisten sollte, das nationale Trauma des verlorenen Kriegs zu überwinden und ein neues Selbstbewusstsein zu fördern, indem er die unerträgliche Niederlage des Kriegs mit dem tragischen Schicksal des Nibelungenhelden kombinierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretisch: Film und Ideologien
- Umstand der Entstehung
- Ideologische Elemente in Die Nibelungen
- Stoffwahl
- Charaktere im Dienst der Ideologie
- Siegfried
- Kriemhild
- Hagen
- Die Aufwertung des Films im Nationalsozialismus
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Fritz Langs Film „Die Nibelungen“ (1924) aus ideologischkritischer Sicht. Sie untersucht die latenten ideologischen Elemente im Film und deren Funktionsweise.
- Das Verhältnis von Film und Ideologien und die Rolle des Kinos in der Verbreitung nationaler Ideologien
- Die Rezeption des Nibelungenmythos als Mittel zur Vermittlung nationaler Ideologien in der deutschen Geschichte
- Die Analyse der Hauptcharaktere des Films und ihre Rolle in der Verknüpfung der Welt der Nibelungen mit der Gegenwart
- Die Ausnutzung des Films durch die Nazis zur Durchsetzung faschistischer Ideologien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt den Leser in die Thematik des Nibelungenmythos als Nationalmythos ein und beleuchtet die enge Verbindung des Mythos mit unterschiedlichen Nationalideologien in der deutschen Geschichte. Sie beleuchtet auch den filmischen Umgang mit dem Stoff und die ideologischen Ambitionen des Regisseurs Fritz Lang.
Das zweite Kapitel setzt sich mit dem theoretischen Rahmen der Arbeit auseinander und beleuchtet das Verhältnis von Film und Ideologien. Es wird darauf hingewiesen, dass Filmtexte nicht als eigenständige Einheiten existieren, sondern als Konstrukte aus verschiedenen Diskursen verstanden werden müssen.
Der dritte Abschnitt behandelt den historischen Entstehungskontext des Films und zeigt auf, dass Mittelalterfilme weniger ein Spiegelbild der dargestellten Epoche als vielmehr ein Spiegelbild der Epoche der Filmherstellung sind.
Der Kern der Untersuchung liegt im vierten Kapitel. Hier wird zunächst die politische und ideologische Funktion des Nibelungenlieds in seiner Rezeptionsgeschichte erläutert. Anschließend werden die Hauptcharaktere des Films analysiert. Die Analyse geht davon aus, dass Ideologien im Nibelungenfilm nicht in politischen Inhalten bestehen, sondern in den Charakteren wurzeln. Durch das Schicksal der Charaktere wird die Welt der Nibelungen mit der Gegenwart eng verwoben.
Schlüsselwörter
Der Nibelungenmythos, Nationalmythos, Film und Ideologien, Rezeptionsgeschichte, Nationalsozialismus, Faschismus, Charakteranalyse, Diskurstheorie, Filmsemiotik, Ideologiekritik, Kriegsverlust, Trauma, Selbstbewusstsein.
- Arbeit zitieren
- Zhi Li (Autor:in), 2010, Fritz Langs "Die Nibelungen" (1924) aus ideologiekritischer Sicht. Die politische und ideologische Funktion des Nibelungenliedes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471587