Das Daodejing, die grundlegende Schrift des Daoismus entstand vor fast dreitausend Jahren. Vom Verfasser dieses Werkes weiß man nur, daß er gegen Ende des siebten vorchristlichen Jahrhunderts geboren wurde und eine Zeit lang das Amt eines Archivars am kaiserlichen Hofe innehatte. Der Sage nach verließ er den Hof des Kaisers um den damals herrschenden Unruhen zu entgehen. Als er den Grenzpaß Han Gu erreichte, wollte der Grenzbeamte Yin Hi ihn nur passieren lassen, wenn er ihm ein schriftliches Zeugnis seiner Weisheit hinterlassen würde. So schrieb er das zirka 5000 Schriftzeichen umfassende Daodejing und wurde seitdem nicht mehr gesehen.
Trotzdem dieses Buch im Vergleich zu anderen chinesischen Klassikern von ehr bescheidenem Umfang ist, stellt es neben dem I Ging und den Werken des Kungtse eine der bedeutendsten und einflußreichsten philosophischen Schriften des alten China dar.
Wenn man sich mit dem Daodejing beschäftigt, so wird sehr schnell die Frage nach der Bedeutung der Begriffe Dao und De auftauchen. De wurde in einigen Übersetzungen mit »Tugend« wiedergegeben, was jedoch nur einen sehr begrenzten Teilaspekt der vollen Bedeutung trifft und ist daher für sinnvolle Übertragung von Laotses Gedanken unzureichend.
Was aber heißt nun Dao? In der Übersetzung von Richard Wilhelm ist es wiedergegeben mit »SINN«. Da sich in der chinesischen Sprache die genaue Bedeutung eines Wortes erst durch den Kontext ergibt, in dem es verwendet wird, entstehen für eine Übersetzung des Daodejing gravierende Probleme. Die 81 Kapitel sind keine genauen philosophischen Abhandlungen, sondern vielmehr Aphorismen, vieldeutige Sinnsprüche. Dadurch wird es quasi unmöglich, die volle Bedeutung des Textes in einer westlichen Sprache wiederzugeben. Es ist vielmehr immer bloß die Interpretation des jeweiligen Übersetzers. Dies mag auch der Grund sein, daß derart viele unterschiedliche westliche Ausgaben existieren und auch immer wieder neue hinzukommen.
In dieser Arbeit soll nun, soweit es möglich ist, anhand zweier Bilder, mit denen Laotse das Dao umschreibt, dargelegt werden, welche Bedeutung hinter dem Begriff Dao steht oder vielmehr, warum hinter diesem Begriff keine Bedeutung stehen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Laotses Werk vom Dao und vom De...
- Das unnennbare Dao...
- Namen als Strukturierung von Einzeldingen.……………………….
- Das Verhältnis des Dao zu Sein und Nicht-Sein...
- Die Grenzen des menschlichen Denkens.......
- Die Bedeutung von Namen im alten China..
- Das allüberströmende Dao.......
- Das ewig strömende Wesen des Dao.......
- Das ewige Strömen als Wechselwirkung dynamischer Größen
- Die Weisheit aus dem Buch der Wandlungen ......
- Was also bedeutet nun Dao?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Bedeutung des Begriffs "Dao" im Daodejing, einer grundlegenden Schrift des Daoismus. Durch die Analyse zweier Bilder, die Laotse verwendet, um das Dao zu beschreiben, soll erörtert werden, welche Bedeutung hinter dem Begriff Dao steht, bzw. warum hinter diesem Begriff keine Bedeutung stehen kann.
- Das namenlose Dao
- Die Funktion von Namen
- Die Grenzen des menschlichen Denkens
- Das ewig strömende Dao
- Das Wesen der Veränderung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt Laotses Werk vom Dao und vom De und gibt einen kurzen Einblick in die Entstehung und den historischen Kontext des Daodejing. Kapitel 2 beleuchtet das Bild vom namenlosen Dao und untersucht die Funktion von Namen in der Strukturierung von Einzeldingen. Kapitel 3 erörtert das Bild vom ewig strömenden Dao, welches die dynamische und sich ständig verändernde Natur des Dao verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Dao, Daodejing, Laotse, Namen, Sein, Nicht-Sein, Strömen, Veränderung, Wechselwirkung, dynamisch, Weisheit, altes China
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- Martin Kutschke (Author), 1999, Der SINN des Daodejing - Erläuterung des Begriffs »Dao« anhand zweier von Laotse verwendeten Bilder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47189