Nach dem Fall des „Eisernern Vorhangs“ im Jahr 1989 ist mit dem 1. Mai 2004 ein bisher beispielloser Integrationsprozess in Europa vorerst beendet worden. Mit dem Beitritt acht mittel- und osteuropäischer Länder: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechische Republik, Slowakische Republik, Ungarn, Slowenien sowie Malta und Zypern ist die Europäische Union auf 25 Staaten mit nunmehr 450 Millionen Einwohnern drastisch erweitert worden. Die Osterweiterung der EU stellt eine gewaltige politische, wirtschaftliche und soziale Herausforderung für ganz Europa dar. Diese wird nicht nur als die größte, chancenreichste und umfassendste Erweiterungsstufe, sondern auch als die schwierigste und risikoreichste, in die Geschichte der EU eingehen. Auch wenn nun seit fast einem Jahr in ganz Mittelosteuropa die europäische Flagge weht, die eine Einheit der großen europäischen Familie symbolisieren soll, ist für die Zukunft unklar, ob die EU-Osterweiterung nicht doch einen Import von Instabilität für die Europäische Union bedeutet und die europäische Einheit bedroht? Insbesondere diese Frage soll in dieser Arbeit vordergründig behandelt werden, in dem analytisch auf drei von mir ausgewählte relevante Politikfelder der Europäischen Union eingegangen wird. Dies geschieht anhand einer Analyse der EU-Politikbereiche Gemeinsame Außen-und
Sicherheitspolitik, Wirtschafts- und Strukturpolitik sowie der Betrachtung einer europäischen Identitäts- und Integrationsbildung, die besonders durch eine Herleitung der beiden ersten Politikfelder Schlüsse auf die generelle Fragestellung einer möglichen, drohenden Instabilität in der Union durch die Osterweiterung geben soll.
Abschließend ist hervorzuheben, dass diese Arbeit sich nicht als Kritik gegen die Osterweiterung der Europäischen Union richtet, sondern vielmehr die unzureichende Gestaltung dieses für die Zukunft der Union entscheidende Integrationsprojekt aufzeigen soll.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die EU: Zwischen Herausforderung und Handlungsfähigkeit?
- Motive und Hintergründe der EU-Erweiterungsstrategie
- Ist der Acquis communitaire durch die Erweiterung mitsamt der Union in Gefahr?
- Ungeahnte Herausforderungen für die Union?
- Ausgewählte Politikfelder und ihr Format in einer erweiterten Union
- Eine divergente GASP nach der Osterweiterung und die Rolle der USA
- Osteuropäische Ökonomien zwischen Integration und Peripherisierung
- Europäische Identitätsbildung und Integration ohne Konflikte?
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die möglichen Folgen der Osterweiterung der Europäischen Union auf die Stabilität der Union. Im Fokus stehen drei zentrale Politikfelder: die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), die Wirtschafts- und Strukturpolitik sowie die europäische Identitäts- und Integrationsbildung. Die Arbeit untersucht, ob die EU durch die Erweiterung neue Herausforderungen und Instabilitätsfaktoren erlebt.
- Die Motive und Hintergründe der EU-Erweiterungsstrategie
- Die Auswirkungen der Osterweiterung auf den Acquis communitaire
- Die Herausforderungen für die EU in ausgewählten Politikfeldern
- Die Frage der europäischen Identitätsbildung in einer erweiterten Union
- Die potentiellen Folgen der Erweiterung für die Stabilität der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die historische Entwicklung der EU-Erweiterung dar und beleuchtet die wichtigsten Motive und Hintergründe der EU-Erweiterungsstrategie. Es werden die Kernfunktionen des europäischen Integrationsprozesses skizziert. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Frage, ob der Acquis communitaire durch die Erweiterung mitsamt der Union in Gefahr ist. Dabei wird die Bedeutung des Acquis communitaire als einheitliches Regelwerk für alle Mitgliedstaaten hervorgehoben und die Frage nach dessen Gültigkeit in einer erweiterten Union diskutiert. Es wird die Bedeutung einer konzeptionellen und institutionellen Analyse der EU und ihrer zukünftigen Ausrichtung betont.
Schlüsselwörter
EU-Osterweiterung, Europäische Union, Stabilität, Acquis communitaire, GASP, Wirtschafts- und Strukturpolitik, Europäische Identität, Integration, Integrationsprozess, Herausforderungen, Instabilität, Politikfelder, Motive, Hintergründe, Erweiterung, EU-Erweiterungsstrategie.
- Quote paper
- Oliver Rolofs (Author), 2005, Die EU-Osterweiterung - Konturen einer Instabilität für die Europäische Union?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47206