Nach dem II. Weltkrieg zeigte es sich wieder, wie die Macht der Rache, der Rausch des Sieges, die Gier nach Eroberungen, die Trieb zur Vergewaltigung, der Schock über die KZs des Nationalsozialismus erst einmal alle christlichen und völkerrechtlichen Grundsätze der abendländischen Zivilisation über den Haufen warfen. Doch der Phase der Willkür, des Übermuts und der Gleichgültigkeit folgte zur Ehrenrettung der Zivilisation bald die Phase der Rückbesinnung darauf, wenigstens in den West-Zonen, dass man ja ausgezogen war, um Hitler zu besiegen und eine verbrecherische Ideologie zu vernichten, nicht aber Menschen, die von ihr befallen waren. Kein Siegerstaat war angetreten, die Deutschen befreien zu wollen, wie das oft so halsbrecherisch gedeutet wird. Der fortgeführte Krieg im Frieden mit Millionen von Heimatvertriebenen und Toten war eine Katastrophe, der sich Wissenschaftler des linksliberalen Lagers erst in letzter Zeit zu nähern wagen. Doch wahrscheinlich ist der Abstand nötig, damit Generationen von Geisteswissenschaftlern und Philosophen, die selber nicht zu den Betroffenen gehören, diesem emotional aufgeladenen Thema mit kühlem Kopf, aber warmherzig der historischen Wahrheit ihre Würde zu geben vermögen. Vom Ende der DDR her lässt sich mit dem in Rostock lehrenden Prof. Werner Müller (geb.1948) sagen, dass sie weder eine längerfristige und in sich stabile "deutsche Möglichkeit" war, noch (…) "eine eigenständige und legitime Antwort auf die Katastrophe von 1933 bis 1945" darstellte. Sie war, genau besehen, die Fortführung dieser Katastrophe in eine der längsten Friedensperiode hinein, die es bisher in Europa gab. Vier Millionen Menschen flüchteten in diesem Frieden unter Einsatz des Lebens und unter Aufgabe allen Besitzes in den Westen. Über 1000 zumeist junge Menschen verloren ihr Leben bei einem der verschiedenen Fluchtversuche zu Land, zu Luft und zu Wasser. Viele Städte oder historische Stadtteile, die heil den Krieg überstanden hatten, zerfielen trotz großer Wohnungsnot dermaßen rasant, so dass der dort aufgekommene Spruch „Ruinen schaffen ohne Waffen“ die Situation mit nur geringer Zuspitzung beschrieb. Neben brutalem Raubbau und einhergehender Naturzerstörung wurden auch Kulturdenkmale wie die Dresdner Sophienkirche, die Leipziger Universitätskirche, die Potsdamer Garnisonskirche oder das Berliner Stadtschloss aus politischen Gründen gesprengt. Die marxistische Ideologie erwies sich als ein Sprengsatz im wahrsten Sinne des Wortes.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Rückblickende Vorsicht
- Von der Schwierigkeit, Wohlstandsbürgern eine Diktatur zu erklären
- Der Kaiser war nackt, doch wen interessierte das schon?
- Wie sah die Ausgangslage aus?
- Die so genannte Justizreform
- Die so genannte Bildungsreform
- Die unterschätzte Ideologie
- Es muss demokratisch aussehen
- Die Neugründung der Parteien
- Halb zog sie ihn, halb sank sie hin: die SPD zur KPD
- Ja, mach nur einen Plan
- „Volkspolizei“ und geheime Mitarbeiter
- VEB Kunstkombinat
- Hinein in die falschen Fünfziger
- Resümee?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entwicklung der SBZ im Westen zu einer „kommoden Diktatur“. Er analysiert die Ausgangslage nach dem Zweiten Weltkrieg, die verschiedenen Reformen und politischen Entwicklungen in der SBZ und untersucht die Rolle von Marxismus und Ideologie im politischen und gesellschaftlichen Wandel.
- Die Ausgangslage der SBZ nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Rolle von Marxismus und Ideologie im politischen Wandel
- Die Auswirkungen von Reformen auf die Gesellschaft
- Der Übergang zu einer „kommoden Diktatur“
- Die Wahrnehmung des Marxismus in der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkung: Diese Einleitung beleuchtet die chaotische Situation in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und die verschiedenen Besatzungszonen. Sie führt in die Thematik der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) ein und beschreibt die damaligen Lebensbedingungen.
- Rückblickende Vorsicht: Dieses Kapitel diskutiert die Rolle des Westens im Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg und dessen Beitrag zur Entstehung des Nationalsozialismus. Es thematisiert außerdem die brutalen Folgen des Zweiten Weltkriegs und den Einfluss des sowjetischen Einflusses auf die Entwicklung Deutschlands.
- Von der Schwierigkeit, Wohlstandsbürgern eine Diktatur zu erklären: Dieses Kapitel behandelt die Verbreitung marxistischer Ideen im Westen und die Weise, wie diese Gedanken das Weltbild von Menschen beeinflussten.
- Der Kaiser war nackt, doch wen interessierte das schon?: Dieses Kapitel beleuchtet die Widerstandsfähigkeit des Marxismus und seine Übernahme in die westdeutsche Gesellschaft.
- Wie sah die Ausgangslage aus?: Dieses Kapitel beschreibt die politische und gesellschaftliche Lage in der SBZ nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Die so genannte Justizreform: Dieses Kapitel analysiert die Justizreform in der SBZ und ihre Auswirkungen auf das Rechtssystem.
- Die so genannte Bildungsreform: Dieses Kapitel beleuchtet die Bildungsreform in der SBZ und ihre Auswirkungen auf das Bildungswesen.
- Die unterschätzte Ideologie: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Ideologie im politischen Wandel der SBZ.
- Es muss demokratisch aussehen: Dieses Kapitel analysiert die Fassade der Demokratie in der SBZ und die Methoden der Machtergreifung.
- Die Neugründung der Parteien: Dieses Kapitel beschreibt die Neugründung von Parteien in der SBZ und ihre Rolle im politischen System.
- Halb zog sie ihn, halb sank sie hin: die SPD zur KPD: Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung der SPD und ihre Nähe zur KPD.
- Ja, mach nur einen Plan: Dieses Kapitel bespricht die Planung und Kontrolle der Wirtschaft in der SBZ.
- „Volkspolizei“ und geheime Mitarbeiter: Dieses Kapitel analysiert das Sicherheitsapparat der SBZ und die Rolle der „Volkspolizei“ und geheimer Mitarbeiter.
- VEB Kunstkombinat: Dieses Kapitel beschreibt die Kontrolle und Nutzung von Kunst und Kultur in der SBZ.
- Hinein in die falschen Fünfziger: Dieses Kapitel beleuchtet den weiteren Verlauf der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in der SBZ.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe des Textes sind: SBZ, Sowjetische Besatzungszone, Marxismus, Ideologie, Diktatur, Kommode Diktatur, Justizreform, Bildungsreform, „Volkspolizei“, VEB, Kunstkombinat, politische Entwicklung, gesellschaftliche Entwicklung, Wohlstandsbürger, Propaganda.
- Citation du texte
- Siegmar Faust (Auteur), 2005, Wie die SBZ kommunistisch wurde und im Westen zur kommoden Diktatur geriet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47445