Die Problematik der Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien am Beispiel der Frauenorganisation OFP (Organización Femenina Popular)


Trabajo Escrito, 2004

22 Páginas, Calificación: 2


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entstehung des „Krieges“ in Kolumbien

3. Die Akteure der Gewalt heute
3.1. Die FARC
3.2. Die ELN und andere Guerillagruppen
3.3. Die paramilitärischen Gruppen

4. Friedensverhandlungen

5. Menschenrechte in Kolumbien
5.1. Menschenrechtsverletzungen
5.2. Bemühungen der Zivilbevölkerung
5.3. Auswirkungen des Krieges auf die Frauen

6. Die Friedensinitiative OFP – Aufgaben und Problematik
6.1. Die Frauenorganisation OFP
6.2. Problematik der OFP

7. Schlussbemerkung

8. Anhang

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Am 24. Oktober 1999 brachten bei einer Demonstration unter dem Motto „¡No más!“ (dt. „Es reicht“) weit über 10 Mio. Kolumbianer ihre Kriegsmüdigkeit öffentlich zum Ausdruck "Keinen Mann, keine Frau, keinen Peso für den Krieg!'', war die Forderung von mehreren tausend Frauen, die im Juli 2001 in Bogotá gegen den bewaffneten Konflikt in Kolumbien demonstrierten. Gerade Frauen leiden in diesem Krieg unter den oft unsichtbaren Folgen. Was können Frauen zum Frieden beitragen, wie können sie sich -neben der Einforderung nach ihren Rechten als Frauen- für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land einsetzen? Es mangelt, wie man sieht, nicht an zivilem Engagement noch an Initiativen, die dieses Engagement organisieren. Dennoch können diese Organisationen und die Bevölkerung scheinbar nichts ausrichten gegen den Terror im eigenen Land. Welche Hindernisse es zu überwinden gilt, wenn man sich für die Menschen- bzw. Frauenrechte in diesem vom Bürgerkrieg zerfressenen Land einsetzen will, diese Problematik soll Gegenstand der vorliegenden Seminararbeit sein.

Es soll die Entstehung und die aktuelle Lage des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien dargestellt und nach Möglichkeiten einer erfolgreichen Partizipation der Zivilbevölkerung für den Frieden gesucht werden. Der Schwerpunkt wird hier auf die Bemühungen der Fraueninitiativen in Kolumbien gelegt, was anhand eines Beispiels verdeutlicht werden soll.

Zunächst soll ein Überblick über den Hintergrund des Krieges geschaffen und seine Entstehungsgründe beleuchtet werden. Anschließend werden die verschiedenen Kriegsakteure vorgestellt, sowie die bislang gescheiterten Bemühungen um Friedensverhandlungen skizziert werden

Daran anknüpfend soll die aktuelle Lage der Menschenrechte und die Auswirkungen des Krieges auf die Frauen herausgearbeitet sowie die Bemühungen der Zivilbevölkerung dargestellt werden. Anschließend soll beispielhaft eine Fraueninitiative in Kolumbien vorgestellt werden, anhand derer die Problematik des Engagements für den Frieden und die Menschen- und Frauenrechte verdeutlicht werden soll.

Schließlich soll zusammenfassend die Problematik der Menschen- und Frauenrechtsorganisationen und die dringende Notwendigkeit ihrer Einbeziehung in die -z.Zt. leider unwahrscheinlichen- Friedensverhandlungen dargestellt und der Frage nachgegangen werden, wie eine erfolgreiche Partizipation erreicht werden kann.

2. Die Entstehung des „Krieges“ in Kolumbien

Um die Situation in Kolumbien und den bewaffneten Konflikt in diesem Land ansatzweise verstehen zu können, muss man weit in das 19. Jahrhundert zurückgreifen.

Als Großkolumbien[1] 1830 zersplitterte, wurde die Politik Kolumbiens von zwei Parteien dominiert. Auf der einen Seite stand die neugegründete Konservative Partei, die an der spanischen Tradition festhielt und Sklavenhaltung sowie die Machterhaltung der Kirche befürwortete. Auf der anderen Seite die Liberale Partei, die sich an den Ideen der französischen Aufklärung orientierte und die Rechte der armen Landbevölkerung verteidigte (Dilger, 1996, 40).

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden politischen Zweigen. Liberale und Konservative teilten die Macht untereinander auf, die Regierungen und Verfassungen wechselten sich schnell ab[2].

1886 errangen die Konservativen wiederum die Macht und führten eine neue Verfassung ein, die bis 1991 bestehen blieb. Die liberale Partei wurde durch Manipulation aus dem Parlament verdrängt. Doch auch unter den Konservativen selbst gab es Differenzen, was die Liberalen dazu veranlasste, einen blutigen Krieg, den „Krieg der 1000 Tage“ (1899-1902), einzuleiten (Waldmann, 1999, 260). In diesem Krieg standen sich das Heer des Zentralstaates und eine Vielzahl aufständischer Gruppierungen gegenüber, er forderte über 100 000 Tote.

Die Industrialisierung wurde vehement vorangetrieben. Durch die Weltwirtschaftskrise 1929 und weitere internationale Ereignisse wie z.B. die Oktoberrevolution in Russland entstanden weitere sozialistische Parteien und eine Gewerkschaftsbewegung.

Von 1930 bis 1942 gelang es den Liberalen, die jahrzehntelange Hegemonie der Konservativen zu brechen. In dieser Zeit konnten sie erstmals wieder die Präsidentschaftswahlen für sich gewinnen. Sie versuchten sozialreformerische Ansätze einzuleiten, die aber auf heftige Ablehnung der Konservativen, der Landbesitzer und auch der Armee stießen, es entstand eine starke Gegenbewegung. 1946 stellten die Konservativen erneut den Präsidenten.

Als Ende der 40er Jahre der linksliberale Präsidentschaftskandidat Jorge Eliécer Gaitán die breite Masse der Bevölkerung für seine Reformpläne gegen die Oligarchie im Land gewinnen konnte, kam es erneut zu massiven Spannungen zwischen Liberalen und Konservativen. Letztere fühlte ihre Macht schwinden. Am 9. April 1948 wurde Gaitán ermordet (Pohl, 2002, 1).

Der aufgestaute Volkszorn gegen die Oligarchie entlud sich daraufhin in massenhaften Plünderungen und einem Blutbad, bei dem an einem einzigen Tag allein in Bogotá mehr als 1000 Menschen starben.

Auf diesen „Gaitanismo“ folgte mit der Violencia[3] die grausamste Epoche der kolumbianischen Geschichte. Diese Periode forderte bis 1953 über 200 000 Todesopfer, schätzungsweise über 1 Mio. Bauern wurden von ihren Höfen vertrieben. Die Hauptkonfliktlinie verlief wiederum zwischen Liberalen und Konservativen.

Es entstanden die ersten Hochburgen der kommunistisch dominierten Guerilla, die zunächst mit den Liberalen an einem Strang zogen, sich dann aber von der liberalen Partei lösten und sich dem Einfluss der Kommunistischen Partei Kolumbiens PCC öffneten. Es handelte sich dabei um bäuerliche Selbstverteidigungsgruppen, die sich gegen die Großgrundbesitzer gewaltsam zur Wehr setzten und im Verlaufe ihres Widerstandes auch politische Forderungen nach einer Agrarreform zu stellen begannen.

Nach der gewaltsamen Machtübernahme von General Gustavo Rojas Pinilla 1953, dessen Regierungszeit bis 1958 andauerte, schlossen sich Konservative und Liberale zusammen, um die Wiederwahl des nahezu diktatorisch regierenden Präsidenten Roja zu verhindern. Sie einigten sich auf die paritätische Aufteilung der Regierungsämter und die Bildung einer Frente Nacional (Nationale Front).

Das Übereinkommen des Frente Nacional sah vor, dass sich 16 Jahre lang alle vier Jahre liberale und konservative Präsidenten in ihrem Amt ablösen sollten. Dieses Abkommen des Frente Nacional ging formell 1974 zu Ende, wirkt aber bis heute stark nach. Noch immer wird die kolumbianische Politik von diesem ausschließenden liberal-konservativen Zweiparteiensystem fast völlig beherrscht. Mit dem Ausbau der linksgerichteten Guerilla entstanden auch rechtsgerichtete paramilitärische Verbände. Zahlreiche Gruppierungen keimten auf beiden Seiten auf, deren Ausbreitung und Aktivitäten den Konflikt in Kolumbien entstehen liessen und weiterhin schüren. Die wichtigsten Akteure sollen nachfolgend zum Verständnis der Situation im Land vorgestellt werden.

3. Die Akteure der Gewalt heute

3.1. Die FARC

1964 ging die Armee, mit Hilfe und unter Anleitung von US-Beratern, mit 16 000 Mann gegen eine 1000-köpfige Bauerngemeinschaft, unter ihnen nur 48 Bewaffnete, in der „unabhängigen Republik“ Marquetalia vor (Dilger, 1996, 46). Diese von der Regierung als unabhängige Republik bezeichnete und bekämpfte Gemeinschaft einiger Bauernfamilien, und die absolute politische Intoleranz des liberal-konservativen Machtgefüges, das keinen Versuch der politischen Organisierung neben sich duldete und mit Gewalt bekämpfte, waren die Hauptgründe, die Mitte der 60er Jahre zur Gründung verschiedener Guerillabewegungen führten. Das Massaker legte den Grundstein für die heutige FARC[4] (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia), die von den Überlebenden des Angriffs gegründet wurde und die sich 1982 mit der wachsenden militärischen Stärke den Namenszusatz "EP"[5] (Ejército del Pueblo) gaben. Die FARC stellt heute die bedeutendste Guerillagruppe in Lateinamerika dar.

Diese Guerilla Organisation verfügt über rund 18,000 Mitglieder, die mittlerweile 40 bis 60 % des Landes kontrollieren, hauptsächlich Landstriche im Südosten (Podur, 2003, 1).

Mittlerweile haben die Anhänger der FARC (aber auch andere Guerillagruppierungen) ihr revolutionäres Streben nach sozialer Gerechtigkeit einem Krieg für Geld und Macht geopfert. Die Ideale einer gerechteren Güterverteilung in Kolumbien sind einer gewalttätigen, skrupellosen Herrschaftsgier gewichen.

Die Guerilla finanziert sich heute hauptsächlich durch Entführungen und ihrer Beteiligung am Drogenhandel. Zusammen mit der ELN ist die FARC für die meisten Entführungen in Kolumbien verantwortlich (Malcher, 2002, 1).

[...]


[1] Großkolumbien bestand aus Teilen der heutigen Länder Venezuela, Kolumbien und Panama.

[2] Diese Aufteilung zwischen den zwei politischen Haupttendenzen hält sich auch noch hartnäckig bis heute. Erst mit der Wahl von Álvaro Uribe Velez kam ein parteiloser Politiker an die Macht.

[3] dt. „Gewalt“, die Zeit der Violencia dauerte von 1948 bis 1953 an.

[4] dt. „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbien“.

[5] dt. „Volksheer“ .

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Die Problematik der Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien am Beispiel der Frauenorganisation OFP (Organización Femenina Popular)
Universidad
Bielefeld University
Curso
Einführung in die Entwicklungssoziologie
Calificación
2
Autor
Año
2004
Páginas
22
No. de catálogo
V47465
ISBN (Ebook)
9783638444101
ISBN (Libro)
9783638657389
Tamaño de fichero
677 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Problematik, Menschenrechtsorganisationen, Kolumbien, Beispiel, Frauenorganisation, Femenina, Popular), Einführung, Entwicklungssoziologie
Citar trabajo
Anna-Lisa Esser (Autor), 2004, Die Problematik der Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien am Beispiel der Frauenorganisation OFP (Organización Femenina Popular), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47465

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